- Wegführung: Unterach/Ortsmitte (9.00) - Großer Hollerberg (1090m, 10.43) - Hochplettspitze (1134m, 11.09) - Koppenstein (1123m, 12.00) - unbenannter Gipfel (1083m, 12.26) - Höblingkogel (994m, 13.10) - Bergen (13.45) - Innerschwand Graubitzer (14.20)
- Länge: 12 km
- Höhenmeter (Aufstieg): 780 hm
- Gehzeit Gesamt (inkl. Fotografierpausen): ca. 4 Std. 50min
Track nachgezeichnet auf der Alpenvereinsaktivkarte (externer Link). War etwas angesäuert, als die App in Höhe Höblingkogel abstürzte und der Track natürlich nicht gespeichert wurde. Ist mir mit der APEMAP nie passiert (dafür musste ich dort plötzlich die Lizenznummer eingeben, die ich nicht auswendig wusste. Konnte zwar noch das letzte Stück mittracken, aber sah die Karte dazu nicht. Zwei Kartenapps gleichzeitig mitlaufen lassen saugt zuviel Energie. Das sind die Momente, wo ich an normales Navigerät denke, da hab ich diesen Mist nicht, dafür halt ein viel kleineres Display). Eine Karten-App ohne Zwischenspeicherung ist jedenfalls auch in der Pro-Version ihr Geld nicht wert ....
Genug gesudert. Diese Tour war wieder einmal der Beweis dafür, dass man nicht unbedingt hohe und anspruchsvolle Gipfel suchen muss, um eine grandiose Aussicht zu haben. Ich mag diese (oft seltener begangenen) Voralpengipfel einfach, denn selten sind sie so dicht bewaldet, wie die Karte suggeriert. Diverse Winterstürme und jetzt der Schneebruch haben immer wieder Lichtungen und Schläge hinterlassen, sodass sich schöne Aussichten ergeben. Ich bin von Beginn bis Ende keinen anderen Wanderern begegne, auch wenn es anfangs Schneeschuhspuren gab und später gelegentlich Skispuren.
Wetterlage: Ein ungewöhnlich kräftiges Hochdruckgebiet hat sich über Mitteleuropa breit gemacht. Das kräftige Absinken sorgt für eine markante Erwärmung in allen Höhen, zuerst aber für deutliche Plusgrade in mittleren Lagen. Außerdem bildet sich so in der Nacht eine ausgeprägte Bodeninversion aus:
Das Bild wurde auf der Hinfahrt Höhe Thalgau (550m, 08.10 MEZ) aufgenommen. Der Rauch steigt eher schräg auf und breitet sich nach wenigen Metern waagrecht aus. In Mondsee wurden um 8.00 noch -5°C gemessen, am Kolomansberg bereits +5 Grad. Höchstwert +11 Grad. Sechs bis acht Wochen früher hätte sich die Warmluft nicht bis zum Boden durchgesetzt und sich über Tage hinweg Rußpartikel, Abgase und sonstiger Feinstaub in der seichten Kaltluft angesammelt. So erwärmte sich die Luft am Nachmittag auf rund 7 Grad, die Sonneneinstrahlung hat die Bodeninversion weggeheizt.
Umsteigen im Busterminal Mondsee. Mit dem dünnen langärmeligen Merinoleiberl und der Primaloftweste eher noch eine kalte Angelegenheit.
Bild 1: Unterach am Attersee, dahinter die schroffe Ackerschneid.
Der See war im Schatten teilweise noch mit einer dünnen Eisschicht bedeckt. Im Einschnitt links verläuft die noch gesperrte Burggrabenklamm (Wiedereröffnung ist im Sommer 2019 geplant). Der Ortsname Unterach kommt von Untraha (Zwischenwasser) wegen der Lage zwischen Mond- und Attersee. Außerdem besaß Unterach von 1907 bis 1949 eine 3,2km lange Straßenbahn, die Unterach mit See am Mondsee verband. Wissenswert sind sonst der Edelkastanienwald nördlich vom Ort, nördlich der Alpen einzigartig, weil sie nirgendwo sonst ihre volle Reife erlangen, sowie Pfahlbau-Funde, die bis zu 4000 Jahre alt sind.
Ich ging von der Bushaltestelle der Linie 596 links der Kirche hinauf, der Fußweg zur Straße war nicht geräumt und endete bei einem großen Schneehaufen vor einer Garageneinfahrt. Über die Straße und schon konnte ich das kurze Leiberl anziehen, die Inversion war auch hier nur wenige Dekameter dick.
Bild 2: Schafberg (1782m) von der schroffen Nordseite.
Von Beginn an erleichterten mir Schneeschuhspuren das Vorankommen und die Wegfindung, da sich einige Markierungen weiter oben rasch unter den Schneemassen befanden.
Bild 3: Hier hatte ich die 800m-Höhenlinie bereits überschritten.
Die Wegweiser schauen nur noch knapp über die Schneedecke. Im Hintergrund rechts Schafberg, links schauen Rettenkogel (1780m), Rinnkogel (1823m) und Gamsfeld (2027m) durch.
Bild 4: Attersee mit Durchgucker zur Hohen Schrott.
Rechts Zimnitz (1745m) und Breitenberg (1412m). In der Sonne wurde es allmählich ordentlich warm und der Schnee spürbar anstrengender zu spuren.
Bild 5: Geräumter Forstweg mit eingeschneiter Hütte.
Ich folgte dem Forstweg eine Kehre lang, nachdem die Wände ohnehin zu steil waren, um im Wald fortzusetzen. Außerdem befand ich mich direkt unter dem steilen Südhang des Hochgupf (1071m), den ich eigentlich als ersten Gipfel geplant hatte.
Beim Wegweiser fand sich dann eine Schwachstelle in der Schneewand und ich konnte ein paar Tritte hineinmachen, um sie zu überwinden. Ab da begann eine fast durchgehende Spurarbeit bis zum Ablegen der Schneeschuhe.
Bild 6: Riese Schneehügel im Windwurfgelände.
Der Hochgupf blieb unerreichbar, zu viel Windwurf und tückische Hohlräume zum Einbrechen, speziell in dem weichen Schnee.
Ich ging also gleich den Großen Hollerberg (1090m) an. Mit flachen Serpentinen in den mäßig steilen Südhang, das ging ohne abzurutschen. Dann noch hinauf auf die Gipfelwechte und sofort wusste ich, dass sich alle Mühe gelohnt hatte, samt dem inneren Schweinehund in der Früh, nach zwei Frühdiensten in Folge ein drittes Mal zeitig aufzustehen.
Bild 7: Erste Reaktion: "WOW!"
Attersee tiefblau und Sicht bis zum Anschlag, Bayerwald und Mühlviertel deutlich erkennbar. Heroben war der Schnee vom Wind hartgepresst, ein gutmütiger breiter Wechtenkamm. Gegenüber der Kleine Hollerberg (993m).
Bild 8: Seewalchen, dahinter Lenzing mit den Holzfaserwerken.
Direkt hinter dem Kaminrauch erheben sich Hirschenstein (1026m) und Sternstein (1122m), je 100km entfernt. Weiter rechts schließt der Breitenstein an. Links der Kamine bereits Erhebungen auf der tschechischen Seite.
Bild 9: Nahaufnahme der Lenzing-Werke, dahinter die Dunstschicht im Donauraum und das schneebedeckte Mühlviertel.
Gut zu erkennen außerdem das Wasserschloss Kammer, erstmals erwähnt im Jahr 1165.
Bild 10: Über das Rossmoos (1015m) hinweg sind weite Teile des Bayerwalds zu sehen.
Ganz rechts schneebedeckt das Massiv aus Dreisesselberg (1333m), Hochkamm (1341m) und Plöckenstein (1378m) in knapp 110km Entfernung. Mit bloßem Auge sah man aber auch den schneebedeckten Rachel und die beiden Kuppen von Kleinem und Großen Arber.
Bild 11: Nahaufnahme von Kleinem (1399m) und Großem Rachel (1453m), ganz rechts Plattenhausenriegel (1376m, 127km).
Bild 12: Blick auf Weyregg am Attersee, dahinter Gahberg (854m), auf dem ich schon stand.
Deutlich zu erkennen die spätgotische Hallenkirche, um 1931/32 neugebaut. Sehenswert außerdem die römische Unterwasseranlage aus dem 2. oder 3. Jahrhundert, die heute noch sichtbar ist. Außerdem wurde ein Mosaikboden einer römischen Villa sichergestellt.
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