Spielt die Fantasie ein wenig mit, braucht man manchmal nicht weit zu reisen, um sich unversehens in einem Gelände wieder zu finden, von dem nicht mit Sicherheit feststeht, ob es schon je ein Mensch betreten hat…
Der Spitzlstein ist eigentlich ein völlig unbedeutender Gratzacken im Traunsteingebiet, genauer gesagt im Bereich des Erlakogel. Unzählige Male bin ich daran vorbeigefahren, hab von den Sonnsteinen herübergeschaut und immer wieder diese Linie gesehen: Den Anstieg über seinen SW-Grat.
Den Gipfel selbst hatte ich schon lange zuvor einmal bestiegen und dabei nicht nur festgestellt, dass das überhaupt nicht leicht ist und dass der richtige Aufstieg schwer zu finden ist, sondern auch, dass sich die Besteigung dieses exponierten Gratgipfelchens sehr wohl lohnt. Auf seiner schmalen Gipfelschneide meint man fast über dem Traunsee zu schweben…
Über den SW-Grat schweigt sogar der Traunsteinführer obwohl darin auch sehr selten begangene Routen dieses Gebietes zu finden sind.
Das stachelte meinen Entdeckergeist natürlich umso mehr an, aber bei meiner ersten Erkundung blitzte ich bereits am überaus glatten Wandsockel ab, der diesen Berg nahezu vollständig umgürtet.
Am 30.12.09 tat sich plötzlich ein Schönwetterfenster auf und ich beschloss, wieder einmal eine kleine Kundfahrt ins Traunsteingebiet zu machen.
Bei neuerlichem Studium des Spitzlsteins vom Traunsee aus entdeckte ich dann auch eine neue Möglichkeit, den Grat zu „knacken“.
Zunächst eine Übersicht (von Ebensee, Sonnstein) mit der von mir gewählten Route:
sized_DSC04694.JPG
Ein Blick über den Trausee zum Traunstein,
sized_DSC04698.JPG
dann gehe ich´s an. Zunächst verfolge ich noch den markierten Weg Richtung Erlakogel bis er unter der ersten Felsbank aufwärts strebt. Gleich danach, wo dieser Felsriegel ein wenig „schwächelt“, verlasse ich dann den Steig nach links und erreiche noch einfach einen gut begehbaren Waldriegel, der mich nun aufwärts leitet zu den wehrhaften Grundmauern, die den Zugang zum SW-Grat recht brutal sperren:
sized_DSC04701.JPG
Doch hier leitet tatsächlich ein einfach begehbares Waldband in die nördliche Flanke hinaus. Neugierig verfolge ich es und finde mich alsbald auf einem sehr markanten Gamssteig wieder, der nun unter den teils überhängenden Felsen hinaufführt. Die Spannung steigt, als ich dann noch ein schmales Felsband entdecke, das fast waagrecht rechts auf den Grat hinausleitet.
Deutlich sind auch hier die Spuren der Gemsen zu sehen, jedoch der Anfang ist doch etwas schmierig und die Querung einigermaßen ausgesetzt. Bei einer abdrängenden IIer Stelle zögere ich kurz, das Wetter hat sich bereits wieder verschlechtert und ich überlege, ob ich noch weiter soll. Immerhin kann mich der Grat auch noch ganz oben abweisen und das alles dann bei Nässe zurückklettern wäre bestimmt nicht lustig.
Doch dann gebe ich mir einen Ruck. Das Gelände wird auch gleich wieder gemütlicher und die luftige Gamsfährte bringt mich hinaus an den Grat. Noch ein kleiner Aufschwung, wieder kurze Querung (I-II), dann strebe ich über steilen Wald ungehindert dem Gratansatz zu.
Schaut gar nicht so übel aus, aber doch einigermaßen steil und so ziehe ich doch sicherheitshalber meine Kletterschuhe an, die ich daheim noch rasch in den Rucksack gesteckt habe. So getraue ich mich auch den Grat direkt hochzusteigen, hier ist der Fels ist gar nicht so übel, zwar grasduchsetzt, aber nie mehr als III, auf jeden Fall besser als eventuell leichtere Umgehungen in unsicheren Schrofen.
Hier ein kleiner Tiefblick:
sized_DSC04702.JPG
Und hier schon etwas weiter oben:
sized_DSC04704.JPG
Mit einiger Spannung erreiche ich einen Vorgipfel, denn dahinter verbirgt sich noch ein gezackter Verbindungsgrat, der ohne weiteres noch eine Überraschung bereithalten kann.
Doch zunächst besteht kein Grund zur Sorge und ich kann mich voll dem Blick über den Traunsee widmen:
sized_DSC04706.JPG
sized_DSC04708.JPG
Auf dieser schmalen Schneide meint man wirklich über dem See zu schweben und immer entspannter genieße ich diese Aussicht nachdem ich nun schon abschätzen kann, dass sich mir wahrscheinlich keine nennenswerten Hindernisse mehr in den Weg stellen werden.
Hier der letzte Gratabschnitt:
sized_DSC04709.JPG
Dann sehe ich auch die alten verbogenen Eisenstifte des „Normalweges“ und atme ein wenig erleichtert auf. Gleichzeitig empfinde ich eine diebische Freude darüber, wieder einmal ein Geheimnis direkt vor meiner Haustür gelüftet zu haben...
Am Gipfel ein Vermessungsstein, kein Buch, keinerlei Spuren, wer mag hier zuletzt gewesen sein?
sized_DSC04713.JPG
Traumhaft der Blick über den See…
sized_DSC04714.JPG
und der Tiefblick zum „Traundelta“:
sized_DSC04718.JPG
Der Abstieg ist mir Gott sei Dank bekannt, denn er ist schwer zu finden und alles andere als leicht. Ziemlich steile Schrofen (II), durchsetzt mit Querungen, die zu finden einigen Spürsinn erfordert. Einziger Hinweis sind ein paar uralte Eisenstifte – Relikte aus einer Zeit in der nahe Ziele oft die einzig erreichbaren waren.
Konzentriert kletternd erreiche ich schließlich den sicheren Wandfuß und steile Waldhänge querend die Spitzlsteinalm.
Weiter unten öffnet der Wald mir dann noch einen Blick auf meinen Grat und die eroberte Spitze:
sized_DSC04720.JPG
Mit dieser netten kleinen Entdeckungsfahrt wurde mir völlig unerwartet ein schöner Abschluss meines Bergjahres beschert.
P.S.: Nähere Infos über den Spitzlstein erteile ich per PN gerne, möchte das aber im Forum selbst nicht so breittreten um nicht ev. Kletterneulinge in dieses relativ leicht erreichbare (aber teils heikel zu begehende!) Gelände zu locken.
Der Spitzlstein ist eigentlich ein völlig unbedeutender Gratzacken im Traunsteingebiet, genauer gesagt im Bereich des Erlakogel. Unzählige Male bin ich daran vorbeigefahren, hab von den Sonnsteinen herübergeschaut und immer wieder diese Linie gesehen: Den Anstieg über seinen SW-Grat.
Den Gipfel selbst hatte ich schon lange zuvor einmal bestiegen und dabei nicht nur festgestellt, dass das überhaupt nicht leicht ist und dass der richtige Aufstieg schwer zu finden ist, sondern auch, dass sich die Besteigung dieses exponierten Gratgipfelchens sehr wohl lohnt. Auf seiner schmalen Gipfelschneide meint man fast über dem Traunsee zu schweben…
Über den SW-Grat schweigt sogar der Traunsteinführer obwohl darin auch sehr selten begangene Routen dieses Gebietes zu finden sind.
Das stachelte meinen Entdeckergeist natürlich umso mehr an, aber bei meiner ersten Erkundung blitzte ich bereits am überaus glatten Wandsockel ab, der diesen Berg nahezu vollständig umgürtet.
Am 30.12.09 tat sich plötzlich ein Schönwetterfenster auf und ich beschloss, wieder einmal eine kleine Kundfahrt ins Traunsteingebiet zu machen.
Bei neuerlichem Studium des Spitzlsteins vom Traunsee aus entdeckte ich dann auch eine neue Möglichkeit, den Grat zu „knacken“.
Zunächst eine Übersicht (von Ebensee, Sonnstein) mit der von mir gewählten Route:
sized_DSC04694.JPG
Ein Blick über den Trausee zum Traunstein,
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dann gehe ich´s an. Zunächst verfolge ich noch den markierten Weg Richtung Erlakogel bis er unter der ersten Felsbank aufwärts strebt. Gleich danach, wo dieser Felsriegel ein wenig „schwächelt“, verlasse ich dann den Steig nach links und erreiche noch einfach einen gut begehbaren Waldriegel, der mich nun aufwärts leitet zu den wehrhaften Grundmauern, die den Zugang zum SW-Grat recht brutal sperren:
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Doch hier leitet tatsächlich ein einfach begehbares Waldband in die nördliche Flanke hinaus. Neugierig verfolge ich es und finde mich alsbald auf einem sehr markanten Gamssteig wieder, der nun unter den teils überhängenden Felsen hinaufführt. Die Spannung steigt, als ich dann noch ein schmales Felsband entdecke, das fast waagrecht rechts auf den Grat hinausleitet.
Deutlich sind auch hier die Spuren der Gemsen zu sehen, jedoch der Anfang ist doch etwas schmierig und die Querung einigermaßen ausgesetzt. Bei einer abdrängenden IIer Stelle zögere ich kurz, das Wetter hat sich bereits wieder verschlechtert und ich überlege, ob ich noch weiter soll. Immerhin kann mich der Grat auch noch ganz oben abweisen und das alles dann bei Nässe zurückklettern wäre bestimmt nicht lustig.
Doch dann gebe ich mir einen Ruck. Das Gelände wird auch gleich wieder gemütlicher und die luftige Gamsfährte bringt mich hinaus an den Grat. Noch ein kleiner Aufschwung, wieder kurze Querung (I-II), dann strebe ich über steilen Wald ungehindert dem Gratansatz zu.
Schaut gar nicht so übel aus, aber doch einigermaßen steil und so ziehe ich doch sicherheitshalber meine Kletterschuhe an, die ich daheim noch rasch in den Rucksack gesteckt habe. So getraue ich mich auch den Grat direkt hochzusteigen, hier ist der Fels ist gar nicht so übel, zwar grasduchsetzt, aber nie mehr als III, auf jeden Fall besser als eventuell leichtere Umgehungen in unsicheren Schrofen.
Hier ein kleiner Tiefblick:
sized_DSC04702.JPG
Und hier schon etwas weiter oben:
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Mit einiger Spannung erreiche ich einen Vorgipfel, denn dahinter verbirgt sich noch ein gezackter Verbindungsgrat, der ohne weiteres noch eine Überraschung bereithalten kann.
Doch zunächst besteht kein Grund zur Sorge und ich kann mich voll dem Blick über den Traunsee widmen:
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sized_DSC04708.JPG
Auf dieser schmalen Schneide meint man wirklich über dem See zu schweben und immer entspannter genieße ich diese Aussicht nachdem ich nun schon abschätzen kann, dass sich mir wahrscheinlich keine nennenswerten Hindernisse mehr in den Weg stellen werden.
Hier der letzte Gratabschnitt:
sized_DSC04709.JPG
Dann sehe ich auch die alten verbogenen Eisenstifte des „Normalweges“ und atme ein wenig erleichtert auf. Gleichzeitig empfinde ich eine diebische Freude darüber, wieder einmal ein Geheimnis direkt vor meiner Haustür gelüftet zu haben...
Am Gipfel ein Vermessungsstein, kein Buch, keinerlei Spuren, wer mag hier zuletzt gewesen sein?
sized_DSC04713.JPG
Traumhaft der Blick über den See…
sized_DSC04714.JPG
und der Tiefblick zum „Traundelta“:
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Der Abstieg ist mir Gott sei Dank bekannt, denn er ist schwer zu finden und alles andere als leicht. Ziemlich steile Schrofen (II), durchsetzt mit Querungen, die zu finden einigen Spürsinn erfordert. Einziger Hinweis sind ein paar uralte Eisenstifte – Relikte aus einer Zeit in der nahe Ziele oft die einzig erreichbaren waren.
Konzentriert kletternd erreiche ich schließlich den sicheren Wandfuß und steile Waldhänge querend die Spitzlsteinalm.
Weiter unten öffnet der Wald mir dann noch einen Blick auf meinen Grat und die eroberte Spitze:
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Mit dieser netten kleinen Entdeckungsfahrt wurde mir völlig unerwartet ein schöner Abschluss meines Bergjahres beschert.
P.S.: Nähere Infos über den Spitzlstein erteile ich per PN gerne, möchte das aber im Forum selbst nicht so breittreten um nicht ev. Kletterneulinge in dieses relativ leicht erreichbare (aber teils heikel zu begehende!) Gelände zu locken.
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