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Sibirien – das hat für Leute, auf die die pure Natur eine spezielle Faszination ausübt, schon einen besonderen Klang.
Faszinierend ist da schon einmal die Weite: Sibirien umfasst rund drei Viertel des russischen Staatsgebiets, ist mit 13 Millionen Quadratkilometer größer als Europa oder China, hat dabei aber nur eine mittlere Bevölkerungsdichte von 2,9 Menschen pro km² (im Vergleich Europa 75, China 144)
Viel Gegend also und da hab ich mir gedacht, da gibt’s sicher auch was Passendes für eine Flusswanderung mit dem Kanu. In Alaska, Kanada, Slowenien/Kroatien, Montenegro,Italien und auf etlichen österreichischen Flüssen bin ich mit meinem Schatz im offenen 2er-Kanadier schon mehrtägig gefahren, da wäre halt wieder was Neues ganz nett.
Google ist ja als Datenkrake nicht unumstritten, aber die Suchmaschine ist für Leute für mich schon ein faszinierendes Tool: Innerhalb weniger Minuten hab ich schon gefunden, was mir grob vorgeschwebt ist:
Eine gewisse Karin Haß aus Hamburg berichtet von einer Faltbootfahrt im Jahr 2004, die sie mit 4 Begleitern auf den Flüssen Tungir und Oljokma in Ostsibirien gemacht hat. Das wäre es! Ich google also weiter und ich erfahre, dass Karin Haß sich 2 Jahre darauf in einem kleinen, abgeschiedenen Dorf an der Oljokma niedergelassen hat, in beiden Richtungen 300km von der nächsten Straßenverbindung entfernt, nachdem sie sich dort zweifach verliebt hat: zunächst als „Aussteigerin“ in das herausfordernde und bescheidene Leben in der Taiga und dann in ihren Ehemann Slawa, einen Pelztierjäger aus dem indigenen Volk der Ewenken. Sie hat darüber schon 3 Bücher geschrieben und wechselt mittlerweile jedes Jahr zwischen den Welten: Das Sommerhalbjahr lebt sie in Sredenjaja Oljokma, im Winter kehrt sie nach Hamburg zurück. Glück für mich, als ich zu recherchieren beginne ist es Winter und ich kontaktiere sie kurzerhand per Mail. Sie antwortet mir sogleich überaus freundlich und ladet uns gleich in ihr sibirisches Zuhause ein. Das klingt ja überaus spannend und meine Begeisterung für den nächsten Sommerurlaub wächst und wächst.
Ein paar Dinge müssen aber noch geklärt werden: Für ein russisches Visum braucht man, wie in alten Sowjetzeiten, noch immer ein Einladungsschreiben und die Anreise zum Fluss erfolgt vom letzten Flughafen in Irkutsk am Baikalsee über 1500km mit der Transsibirischen Eisenbahn und dann noch 100km über eine Schotterstraße, die in einem Dorf am Fluss Tungir endet. Kurzerhand bemühe ich wieder Google und ich stoße auf ein Reisebüro in Irkutsk mit perfekt deutschsprachigem Internetauftritt: Baikalcomplex bietet begleitete Reisen mit der Transsibirischen Eisenbahn und allerhand „Abenteuer“-Programme rund um den Baikalsee an, Jeep-Safaris, Wander- und Fahrradtouren, Reiten, Hundeschlittenfahrten undundund. Ich lese aber auch, dass sie auf Wunsch auch auf individuelle Wünsche eingehen würden. Naja, schau ma mal, denke ich mir, wie weit das vollmundig geschriebene Wort im Web-Auftritt mit der Realität übereinstimmt. Die Reaktion übertrifft meine Erwartungen: Auf meine Mail antwortet mir die Mitarbeiterin Olga in perfektem Deutsch und schreibt mir, dass sie alles organisieren wird, was wir für die Visa und vor Ort brauchen: Die Einladungsschreiben, Hotelreservierungen in Irkutsk und Krasnojarsk, die Bahntickets für die Transsib und die Baikal-Amur-Magistrale (BAM) und auch den 100km-Jeep-Transfer an den Fluss. Sie gibt mir Auskunft über die Verfügbarkeit von Gaskartuschen und besorgt mir sogar einen Bärenabwehrspray (der wiedermal komplett unnötig war). Und das alles zu einem wirklich fairen Preis, ohne Anzahlung: Wir bezahlen erst alles in bar (in Euro) als wir vom Flughafen abgeholt werden.
Einladungsschreiben fürs Visum:
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So, nun geht es aber los: Wir fahren mit dem Flixbus zum Flughafen Wien, von dort mit der Aeroflot über Moskau nach Irkutsk. Wir haben Übergepäck, statt je eines Reisegepäckstücks bis 23kg haben wir jeweils zwei. Es kommt halt was zusammen: Das Faltboot natürlich und das ganze Campingzeugs, Zelt, Kochgeschirr, Wasserfilter, Spaten, Axt, Säge…Mittlerweile wissen wir schon recht gut, was alles uns das Leben auf einer längeren Bootstour erleichtert. Das kostet für den Hinflug und für den Rückflug jeweils 2x50 Euronen extra, was ich als recht fair empfinde. Unsere Flugzeuge tragen übrigens keine klingenden Bezeichnungen wie Antonow, Iljuschin (Putins Präsidentenmaschine) oder Suchoi. Dafür sind wir ein paar Jährchen zu spät unterwegs. Es sind stinknormale Airbus A320 bzw. Boeing 737.
Der Flug nach Moskau dauert 2h 35min, der Weiterflug nach Irkutsk 5h 40min, das führt uns nochmals vor Augen, wie geografisch nah Moskau eigentlich ist und wie weit sich Russland erstreckt.
In Irkutsk landen wir vormittags und werden am Flughafen von Vera von unserer Agentur erwartet, sie gibt uns die Zugtickets für die An- und Rückreise, den von Olga organisierten Bärenspray und sie hat den Auftrag uns ins Hotel zu bringen. Aber sie bekommt gleich noch eine Arbeit: Alle 4 aufgegebenen Gepäckstücke sind in Moskau hängengeblieben und wir müssen am Reklamationsschalter vorstellig werden. Da sind wir echt froh, dass wir die perfekt deutschsprechende und total um unser Wohl bemühte Vera dabeihaben, da die entsprechenden Formulare in kyrillisch ausfüllt werden müssen:
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Vera meint, es kommt heute Abend schon der nächste Flug aus Moskau, da könnten wir mit etwas Glück schon das Gepäck bekommen. Sie wird das telefonisch klären und wenn es angekommen ist fahren wir es holen. Auf der Fahrt ins Hotel machen wir noch einen Abstecher in ein gut sortiertes Sportgeschäft, wo ich ein paar Schraub-Gaskartuschen für meinen Primuskocher erstehe. Wir werden zwar überwiegend am offenen Feuer kochen, aber manchmal ists angenehm, beispielsweise bei Sauwetter, schnell mal am Kocher was zu machen. Das Irkutsk Hostel ist relativ zentral gelegen, aber ruhig, kein Verkehrslärm wird uns den Schlaf stören.
Ausblick von unserem Zimmer:
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Das Zimmer für 43 Euro ist eigentlich ein Appartement, die Küche werden wir aber nicht benutzen, kochen werden wir noch genug, wir wollen da lieber ein wenig in der Stadt herumspazieren und das kulinarische Angebot sondieren. Am Abend werden wir tatsächlich von Vera und ihrem Fahrer abgeholt und wir können am Flughafen das Gepäck abholen. Alles paletti!
Den nächsten Tag beginnen wir mit einem Frühstück in einem nahegelegenen Bistro, das von einem Belgier geführt wird. Tolle Frühstückskarte, perfekt zubereiteter Caffè Latte, die jungen Serviermädels umsorgen uns perfekt. Russische Küche mit klassischem Buchweizenschrot zum Frühstück kann warten.
Wir machen heute ein wenig Sight-Seeing, wir werden ja erst am Abend mit der Transsib weiterreisen.
Irkutsk ist eine Stadt mit etwa 600 000 Einwohnern und beherbergt einige Universitäten.
Von unserem Hostel ist das Zentrum zu Fuß leicht erreichbar, die Öffis, bestehend aus alten, klapprigen Straßenbahnen, Oberleitungsbussen und Minibussen sehen wir uns nur von außen an. Im Zentrum sind die Touristenpfade zu den Sehenswürdigkeiten (evangelische u. orthodoxe Kirchen, Denkmäler, Verwaltungspaläste) durch Farblinien am Boden markiert, denen wir einfach entlanghatschen können. Der mächtige Fluss Angara ist der einzige Abfluss des etwa 50km entfernten Baikalsees.
Ursprünglich bestand Irkutsk aus Holzblockhäusern, die jedoch in einem Großbrand im Jahr 1879 zu drei Viertel vernichtet wurden. Als Konsequenz daraus wurde damals ein Gesetz beschlossen, das den Bau von Holzhäusern an den wichtigsten Hauptstraßen untersagte. Etwas abseits kann man aber noch viele alte Holzblockhäuser sehen, in einem Viertel wurden sie sogar touristengerecht renoviert.
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Sibirien – das hat für Leute, auf die die pure Natur eine spezielle Faszination ausübt, schon einen besonderen Klang.
Faszinierend ist da schon einmal die Weite: Sibirien umfasst rund drei Viertel des russischen Staatsgebiets, ist mit 13 Millionen Quadratkilometer größer als Europa oder China, hat dabei aber nur eine mittlere Bevölkerungsdichte von 2,9 Menschen pro km² (im Vergleich Europa 75, China 144)
Viel Gegend also und da hab ich mir gedacht, da gibt’s sicher auch was Passendes für eine Flusswanderung mit dem Kanu. In Alaska, Kanada, Slowenien/Kroatien, Montenegro,Italien und auf etlichen österreichischen Flüssen bin ich mit meinem Schatz im offenen 2er-Kanadier schon mehrtägig gefahren, da wäre halt wieder was Neues ganz nett.
Google ist ja als Datenkrake nicht unumstritten, aber die Suchmaschine ist für Leute für mich schon ein faszinierendes Tool: Innerhalb weniger Minuten hab ich schon gefunden, was mir grob vorgeschwebt ist:
Eine gewisse Karin Haß aus Hamburg berichtet von einer Faltbootfahrt im Jahr 2004, die sie mit 4 Begleitern auf den Flüssen Tungir und Oljokma in Ostsibirien gemacht hat. Das wäre es! Ich google also weiter und ich erfahre, dass Karin Haß sich 2 Jahre darauf in einem kleinen, abgeschiedenen Dorf an der Oljokma niedergelassen hat, in beiden Richtungen 300km von der nächsten Straßenverbindung entfernt, nachdem sie sich dort zweifach verliebt hat: zunächst als „Aussteigerin“ in das herausfordernde und bescheidene Leben in der Taiga und dann in ihren Ehemann Slawa, einen Pelztierjäger aus dem indigenen Volk der Ewenken. Sie hat darüber schon 3 Bücher geschrieben und wechselt mittlerweile jedes Jahr zwischen den Welten: Das Sommerhalbjahr lebt sie in Sredenjaja Oljokma, im Winter kehrt sie nach Hamburg zurück. Glück für mich, als ich zu recherchieren beginne ist es Winter und ich kontaktiere sie kurzerhand per Mail. Sie antwortet mir sogleich überaus freundlich und ladet uns gleich in ihr sibirisches Zuhause ein. Das klingt ja überaus spannend und meine Begeisterung für den nächsten Sommerurlaub wächst und wächst.
Ein paar Dinge müssen aber noch geklärt werden: Für ein russisches Visum braucht man, wie in alten Sowjetzeiten, noch immer ein Einladungsschreiben und die Anreise zum Fluss erfolgt vom letzten Flughafen in Irkutsk am Baikalsee über 1500km mit der Transsibirischen Eisenbahn und dann noch 100km über eine Schotterstraße, die in einem Dorf am Fluss Tungir endet. Kurzerhand bemühe ich wieder Google und ich stoße auf ein Reisebüro in Irkutsk mit perfekt deutschsprachigem Internetauftritt: Baikalcomplex bietet begleitete Reisen mit der Transsibirischen Eisenbahn und allerhand „Abenteuer“-Programme rund um den Baikalsee an, Jeep-Safaris, Wander- und Fahrradtouren, Reiten, Hundeschlittenfahrten undundund. Ich lese aber auch, dass sie auf Wunsch auch auf individuelle Wünsche eingehen würden. Naja, schau ma mal, denke ich mir, wie weit das vollmundig geschriebene Wort im Web-Auftritt mit der Realität übereinstimmt. Die Reaktion übertrifft meine Erwartungen: Auf meine Mail antwortet mir die Mitarbeiterin Olga in perfektem Deutsch und schreibt mir, dass sie alles organisieren wird, was wir für die Visa und vor Ort brauchen: Die Einladungsschreiben, Hotelreservierungen in Irkutsk und Krasnojarsk, die Bahntickets für die Transsib und die Baikal-Amur-Magistrale (BAM) und auch den 100km-Jeep-Transfer an den Fluss. Sie gibt mir Auskunft über die Verfügbarkeit von Gaskartuschen und besorgt mir sogar einen Bärenabwehrspray (der wiedermal komplett unnötig war). Und das alles zu einem wirklich fairen Preis, ohne Anzahlung: Wir bezahlen erst alles in bar (in Euro) als wir vom Flughafen abgeholt werden.
Einladungsschreiben fürs Visum:
Einladungsschreiben.JPG
So, nun geht es aber los: Wir fahren mit dem Flixbus zum Flughafen Wien, von dort mit der Aeroflot über Moskau nach Irkutsk. Wir haben Übergepäck, statt je eines Reisegepäckstücks bis 23kg haben wir jeweils zwei. Es kommt halt was zusammen: Das Faltboot natürlich und das ganze Campingzeugs, Zelt, Kochgeschirr, Wasserfilter, Spaten, Axt, Säge…Mittlerweile wissen wir schon recht gut, was alles uns das Leben auf einer längeren Bootstour erleichtert. Das kostet für den Hinflug und für den Rückflug jeweils 2x50 Euronen extra, was ich als recht fair empfinde. Unsere Flugzeuge tragen übrigens keine klingenden Bezeichnungen wie Antonow, Iljuschin (Putins Präsidentenmaschine) oder Suchoi. Dafür sind wir ein paar Jährchen zu spät unterwegs. Es sind stinknormale Airbus A320 bzw. Boeing 737.
Der Flug nach Moskau dauert 2h 35min, der Weiterflug nach Irkutsk 5h 40min, das führt uns nochmals vor Augen, wie geografisch nah Moskau eigentlich ist und wie weit sich Russland erstreckt.
In Irkutsk landen wir vormittags und werden am Flughafen von Vera von unserer Agentur erwartet, sie gibt uns die Zugtickets für die An- und Rückreise, den von Olga organisierten Bärenspray und sie hat den Auftrag uns ins Hotel zu bringen. Aber sie bekommt gleich noch eine Arbeit: Alle 4 aufgegebenen Gepäckstücke sind in Moskau hängengeblieben und wir müssen am Reklamationsschalter vorstellig werden. Da sind wir echt froh, dass wir die perfekt deutschsprechende und total um unser Wohl bemühte Vera dabeihaben, da die entsprechenden Formulare in kyrillisch ausfüllt werden müssen:
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Vera meint, es kommt heute Abend schon der nächste Flug aus Moskau, da könnten wir mit etwas Glück schon das Gepäck bekommen. Sie wird das telefonisch klären und wenn es angekommen ist fahren wir es holen. Auf der Fahrt ins Hotel machen wir noch einen Abstecher in ein gut sortiertes Sportgeschäft, wo ich ein paar Schraub-Gaskartuschen für meinen Primuskocher erstehe. Wir werden zwar überwiegend am offenen Feuer kochen, aber manchmal ists angenehm, beispielsweise bei Sauwetter, schnell mal am Kocher was zu machen. Das Irkutsk Hostel ist relativ zentral gelegen, aber ruhig, kein Verkehrslärm wird uns den Schlaf stören.
Ausblick von unserem Zimmer:
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Das Zimmer für 43 Euro ist eigentlich ein Appartement, die Küche werden wir aber nicht benutzen, kochen werden wir noch genug, wir wollen da lieber ein wenig in der Stadt herumspazieren und das kulinarische Angebot sondieren. Am Abend werden wir tatsächlich von Vera und ihrem Fahrer abgeholt und wir können am Flughafen das Gepäck abholen. Alles paletti!
Den nächsten Tag beginnen wir mit einem Frühstück in einem nahegelegenen Bistro, das von einem Belgier geführt wird. Tolle Frühstückskarte, perfekt zubereiteter Caffè Latte, die jungen Serviermädels umsorgen uns perfekt. Russische Küche mit klassischem Buchweizenschrot zum Frühstück kann warten.
Wir machen heute ein wenig Sight-Seeing, wir werden ja erst am Abend mit der Transsib weiterreisen.
Irkutsk ist eine Stadt mit etwa 600 000 Einwohnern und beherbergt einige Universitäten.
Von unserem Hostel ist das Zentrum zu Fuß leicht erreichbar, die Öffis, bestehend aus alten, klapprigen Straßenbahnen, Oberleitungsbussen und Minibussen sehen wir uns nur von außen an. Im Zentrum sind die Touristenpfade zu den Sehenswürdigkeiten (evangelische u. orthodoxe Kirchen, Denkmäler, Verwaltungspaläste) durch Farblinien am Boden markiert, denen wir einfach entlanghatschen können. Der mächtige Fluss Angara ist der einzige Abfluss des etwa 50km entfernten Baikalsees.
Ursprünglich bestand Irkutsk aus Holzblockhäusern, die jedoch in einem Großbrand im Jahr 1879 zu drei Viertel vernichtet wurden. Als Konsequenz daraus wurde damals ein Gesetz beschlossen, das den Bau von Holzhäusern an den wichtigsten Hauptstraßen untersagte. Etwas abseits kann man aber noch viele alte Holzblockhäuser sehen, in einem Viertel wurden sie sogar touristengerecht renoviert.
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