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Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

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  • Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

    Liebe Freunde,

    Dies ist ein etwas anderer Bericht und beinhaltet die Informationen der letzten Jahre. Deshalb ist es nicht der Bericht einer Tour, sondern stellt das Result verschiedener Touren in diesem Gebiet dar. Das Hauptaugenmerk ist nicht das Besteigen eines Berges, sondern einige Hintergrundinformationen ueber dieses Gebiet welche fuer Wanderer sicherlich interessant sind. Speziell Wallfahrer sind hier haufenweise anzutreffen, gehen aber wie die Lemminge immer nur einen Weg (der Weg ist dass Ziel ?).

    Ausgangspunkt ist wie immer das ehemalige Gasthaus Triebl im Preintal, welches schon lange nicht mehr als Gasthaus besteht. Heute ist dieses Haus Teil eines Pferdegestuetes.
    Nachdem meine Touren nicht immer den Geschmack der Familienmitglieder gefunden haben (zu ausgefallen und anstrengend), hatte ich verschiedene Partner , ging alleine oder musste Nachwuchs koedern, der sich noch nicht wehren konnte. Ich wurde auch von Holzfaellern per Fernglas beobachtet als ich mich mit einem Kinderwagen-buggy auf die Reise machte.

    Hier der Start am Ende der Strasse:
    1a.jpg

    mein Vater (nach Herzoperation und 70jaehrig, faellt er wahrscheinlich fuer solche Touren in Zukunft aus):
    1.jpg

    Manche haben gar ihre Jausenration zu Beginn verdrueckt, in der Hoffnung Gewicht zu sparen:
    2.jpg

    Und dies sind die, welche sich nicht wehren konnten:
    3.jpg

    Man geht diesen Weg also manchmal im Bachbett (wenn trocken) oder auch auf der Forststrasse/Pfad:
    4.jpg
    5.jpg

    Jetzt ist dieses Gebiet friedlich und leer, aber dies war frueher anders und dieser Bericht ist eine Spurensuche in laengst vergangen Zeiten. Im Allgemeinen ist dass Buch „Vom Dachstein zur Rax – auf den Spuren von Georg Hubmer“ von Fritz Lange, ISBN 978-3-86680-184-4 (erschienen 2007) um ca. 20 Euro aeusserst empfehlenswert.

    Also dieser Georg Hubmer gruendete eine Holzfaellerdynastie und hier am Gscheidl wurden zwei Stollen fuer die Holzlieferung errichtet. Einer, welche im Jahre 1811 begonnen und im Jahre 1827 vollendet wurde (der kuerzere) und einer, welche im Jahre 1848 begonnen und im Jahre 1853 vollendet wurde (750m der laengere).

    Zweigt man nun von der Forststrasse den Wallfahrerweg nicht nach rechts ab, sondern geht die Forststrasse weiter, sieht man auf der rechten Seite unmittelbar neben der Strasse und vor der Strassenabsperrung die Abraumhalde, Fundamentreste, den verfallenen Eingang zum laengeren Tunnel und eine Riesenpinge.
    Hier, der bewaldete Huegel ist die Abraumhalde:
    6.jpg
    7.jpg
    8.jpg

    Den kuerzeren Tunnel erreicht man indem man einige Zeit hoeher steigt und ebenfalls dessen Abraumhalde erreicht. Auch dieser Tunneleingang ist nicht mehr begehbar. Von beiden Tunneleingaengen sieht man jedoch Wasser kommen.
    9a.jpg
    Zuletzt geändert von 4138; 19.07.2009, 11:00.

  • #2
    AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

    Ich beschreibe dies hier so genau, weil es hat mich sehr viel Aufwand gekostet die Standorte zu finden. Von dieser Zeit sind auch zwei Holzhaeuser in direkter Umgebung erhalten, eines aber nur in Fundamentform:
    10.jpg
    11.jpg

    Und eines wird Privat benutzt (wurde auch schon im Forum beschrieben):
    12.jpg

    Hartgesottene koennen dann direkt auf das Gscheidl aufsteigen. Auf der anderen Seite des Gscheidls (auf der Muerzseite) sieht man dann ebenfalls den verfallen Einstieg des kleineren Tunnels. Nur der laengere Tunnel, welcher direkt auf der Wallfahrerroute liegt, ist auf auf dieser Seite noch begehbar.
    der kleine Tunnel (nicht begehbar):
    13.jpg

    Der grosse Tunnel. Ca. hundert Meter begehbar (sehr nass und schmutzig nach ein Paar Metern). Neuerdings mit einer Tafel "Betreten verboten" versehen.
    14.jpg
    15.jpg

    Die Waelder der Preinseite sind im Eigentum der Bundesforste, die der Muerzseite von Hoyos-Sprinzenstein. Viele Jahre war dieses Gebiet von Hoyos-Sprinzenstein mit Zutrittsbeschraenkungen belegt, nun ist es besser. Leider ist es aber auch ein forstwirtschaftlich intensiv genutztes Gebiet geworden inkl. grosser Jagd.
    Man hat mir erzeahlt es gibt Baeren, ich selbst habe aber nur einen Wolf gesichtet.

    Nun, wie geht es fuer den Wandersmann weiter:
    Alle Forststrassen, welche im Muerztal vom Gscheidl weggehen, sind ehemalige Schiffskanaele, auf welchen dass geschlagene Holz zu den Tunnels transportiert wurde. Man hat spaeter diese Kanaele aufgelassen und daraus Forststrassen gemacht. Man beachte auch das Gefaelle, welches immer leicht zu den Tunneln geht:
    16.jpg

    Einen einzigen „originalen“ Kanal kann man noch erahnen, wenn man gleich die erste Forststrasse auf Anhoehe kurzer Tunnel folgt (im uebrigen sind die Spuren auf den Fotos Wildspuren !!, es gibt dort maechtigen Wildbestand mit kapitalen Hirschen):
    17.jpg

    Etwas spaeter reduziert sich die Forststrasse zu einem Pfad und endet bei einem Wasserfall. Dieses Wasser hat mit anderen Quellen den Kanal und auch Muehlen etc. betrieben Ueberwindet man diesen Graben und geht in gleicher Hoehe weiter sieht man noch den urspruenglichen Verlauf des Kanals:
    18.jpg
    19.jpg

    In Gipfeltreffen gibt es ja viele Beitraege ueber Besteigung verschiedener Huegel in diesem Gebiet. Frueher gab es viele Einwohner in diesem Tal inklusive Schule, die von Holzfaellern abstammten und in Hausern wohnten. Anmerkung (im Kurzen): die Bewohner hatten nur das Recht im Haus zu wohnen, solange sie fuer die Grundherren taetig waren. Falls der urspruengliche Bewohner starb, musste das Haus abgetragen werden (man nannte dies "abstiften"). Natuerlich wurde dies nicht immer exekutiert, aber es war geltendes Recht zu dieser Zeit. Dies erklaert, warum so wenige Haeuser "ueberlebten", da sie nach einiger Zeit dem Erdboden gleich gemacht wurden oder man manchmal Haeuser "wie soeben verlassen" vorgefunden hat. In diesem Fall ist der letzte seiner Familie gestorben und niemand hat den "Rest" beseitigt.
    Zuletzt geändert von 4138; 19.07.2009, 11:35.

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    • #3
      AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

      Hier ein Haus (2005 und 2009):
      22.jpg
      23.jpg

      Bis 1979 existierte ein Gasthaus oder Schutzhuette am Gscheidl. Nach dem Tod der Letzten Einwohnerin (Ludwig Eders Tochter, genannt Eder Mirzl, starb 80jaehrig und ist im Friedhof Nasswald begraben) gibt es jetzt nur noch diese Ueberreste:
      20.jpg

      Hier auf diesem Foto das ehemalige Schlafzimmer mit Aufstehhilfen. Leider wird im Gegensatz zu frueher, dieses Haus zunehmend "zugemuellt". Einfach unglaublich, was meistens Wallfahrer so in die Gegend schmeissen. Man sieht Stroh am Boden: es war das Fuellmaterial der Tuchenten. Fuer Schatzsucher: jetzt ist nichts mehr vorhanden, Bett, Matratze, ja das ganze Stockwerk existiert nicht mehr. Ich habe dies vor ca. 20 Jahren gefunden.
      Man hat in den letzten Jahren die Trambalken herausgeschnitten, sodass dieses Haus eigentlich nur mehr als Huelle besteht, vermutlich nicht mehr lange. Man hat frueher sehr viel von Versandkatalogen bestellt, da diese vor Jahren massenweise dort vorkamen.

      21.jpg


      Ein interessanter Brief (in Original Wortlaut am Ende) hat sich auch erhalten, welcher unter der Matratze versteckt war.
      Wie man sieht, war man schon vor hundert Jahren „international“ und als Wandersmann kann man sich nun in die Wiese legen, oder wie Justin ermattet sich vor dem ehemaligen Gasthaus hinsetzen, rasten, und von vergangenen Zeiten traeumen, als hier noch alles anders war:

      24.jpg

      P.S.: Was wird man in hundert Jahren von uns finden ?

      4138

      Brief (Hinweis: Ragusa ist das heutige Dubrovnik und Lopund ist eine Insel davor, also wenn man auf die Landkarte schaut, war dies an der Grenze der damaligen Monarchie).

      Sarajewo, am 2?.7.1914
      Lieber Franz !
      Jeden Tag nehme ich mir vor Dir einige Zeilen zu schreiben und nie finde ich Zeit. Aber heute muss es sein. Ich weiss Du wartest schon auf ein Schreiben, betrefs der letzten traurigen Ereignisse. Weisst aufrichtig gesagt, denkt man nicht einmal gern daran, weniger noch beschreibt man dass alles nochmals.

      Uns traf es wie ein Schlag in Lopund, wir erfuhren es erst am Montag ¾ 11 auf unserer Insel, eben ging ich ins Wasser, Hans war noch im Land, als der Kaufmann von dort auf uns zu ging und von den Attentat erzählte. Wir wollten es nicht glauben anfangs. Hans telegrafierte sofort an Slepanek war eben 11 Uhr als das Telegram weg ging. Express 3 R. kostete es. Slepanek telegrafierte eben so zurück und doch wurde es ½ 10 abends bis es zurück kam. Es war eben ein überseeisches Telegram und lautete Attentat am ?kai geschehen, Täter Serben. Gruss Slepanek. Jetzt wussten wir erst nicht viel mehr. Dienstag lief ich zu jeden Schiff und fragte , Niemand konnte mehr sagen, als 100 Todte und die Stadt brent, lauter so Schauderromane.

      Mittwoch früh reisten wir sofort ab, und in Ragusa lasen wir erst in den Zeitungen näheres. Auf einmal hiess es, die Bahn wurde in die Luft gesprengt wir können nicht fahren. Wir waren schon so aufgeregt, dass wir überhaupt nichtwussten was thun. Wir gingen aber doch zur Bahn und ich fragte gleich einen Eisenbahnbeamten, der sagte, nein die Bahn ist in Ordnung, aber in Sarajevo sieht es schreklich aus. Alle Serbische Geschäftsleute sind ruinirt alles zerschlagen etc. Also fuhren wir in Gottes Namen zu Haus. Auf der ganzen Streke, sah man keinen Serben nur Katholiken und Türken. In mehreren serbischen Ortschaften sah man die Kirche demoliert, alle Fenster zerschlagen, ja sogar in einer Ortschaft war die Kirche ganz abgetragen und Gloken zerschlagen.

      Wir dachten mit Grauen daran wie wird es zu Haus aussehen, so kamen wir Donnerstag 5.10 früh nach Sarajevo, alles ruhig nur überall Gendarmen u Polizei , nichts anderes zu sehen. Als wir mit ? fuhren, begegneten wir 8 St. Junge Burschen (Serben) ganz mit Ketten zusammengehängt und 4 Gendarmen mit wohin die giengen, weiss ich nicht. Fragen durfte man nichts da schon Standrecht war und von der Geschichte nicht gesprochen durfte werden.

      Also kamen wir zu den ersten serbischen Geschäfte da waren alle Fenster hin alle Rolos verbeult etc. Bei ? wo die Särge in den kleinen Geschäft waren wie man zum Kino geht, sah es scheusslich aus, alle Särge zerschlagen, alles demoliert. Wir sagten erst Gott Lob als wir zu Haus waren. Hans ging gleich um 8 ins Amt, als er zu Mittag kam erzählte er, alle Geschäfte demoliert. Europa das grosse Caffeehaus in der Franz Josefsgasse oben, war alles zerschlagen. Ich ging mir nichts ansehen hatte schon genug von selben. Am Kai gieng ich die Löcher ansehen von der Bombe. Die Bombe wurde geworfen, am Kai, gleich unter den ?steg wo man in die Kaserne hinübergeht auf der Strasse ist ein Loch gewesen und viele in der Geschäftsrolo von Mi?.
      Erschossen wurde das hohe Paar gerade auf der Ecke von der Franz Josefsgasse wo sie am Kai hinausbiegt, den das Auto kam vom Rathhaus und wollte durch die Fr. J. Gasse fahren.

      Du wirst ja alles in den Zeitungen gelesen haben wir lasen es auch mehr von den fremden Blättern unsere durften nichts bringen wurde alles konfisiert. Die ersten brachten schon alles aber da waren wir nicht da. Heute heist es, das Fracht eingestellt ist, und Militär komt. Es geht wahrscheinlich mit Serbien los, möglich komst Du wieder. Einmal muss es ja Ernst werden.
      Standrecht herrscht noch, alle Häuser müssen um 8 Uhr zu sein. Alle Caffeehäuser um 10 Uhr gespert sein.

      Die Strassen sind leer wie ausgestorben. Grosse Hitze alle Tage fast ein Gewitter. Gestern ein Sturm, heute Nacht ein Gewitter als wen die Welt zu Grund gienge. Jetzt wieder heiss 30 Grad im Schatten. Ich sitze im Hemd und schreibe, eile mich, da ich um 4 Uhr Sitzung habe im Verein. Wir wollen ein paar ? in die Heimath senden. Wohl ist jedem der hinaus komt von da, es ist unheimlich die letzte Zeit, glaube mir. Jeder der ein wenig nur kan geht in Pension, gebe Gott wir könnten es auch schon.

      Wie geht es bei Euch, schreibe ein paar Zeilen. Vergesse nicht heuer auf meine Bärwurzel zu sammeln. Grüsse alle Deine Lieben Verwandten, auch Onkel und Tante Eder. Dich grüssen recht herzlich Deine

      Hans und Maki?

      Anmerkung von 4138:
      Hans und Maki? konnten sich sicherlich niemals vorstellen, dass 100 Jahre spaeter ihr Brief im Internet fuer alle zugaenglich sein wird.
      Ihr Brief gibt aber eine authentische Schilderung der Zustaende wieder und auch die Tatsache, dass in Zeiten der Monarchie gerade deutsch/evangelische Mitbuerger (Holzfaeller gehoerten damals vorwiegend dieser Gruppe an) als Amtstraeger ihren Dienst weitab der Heimat verrichtet haben.

      Und auch die Vergaenglichkeit der Zeiten: die Holzfaellerdynastie wurde bankrott, die Monarchie gibt es nicht mehr, so wie auch das Gscheidl menschenleer wurde.
      Zuletzt geändert von 4138; 19.07.2009, 12:20.

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      • #4
        AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

        Hochinteressanter Bericht!

        LG maxrax

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        • #5
          AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

          Zitat von maxrax Beitrag anzeigen
          Hochinteressanter Bericht!

          LG maxrax
          da kann ich mich nur anschließen!
          LG
          Erich K.

          Chi va piano, va sano e va lontano

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          • #6
            AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

            äusserst bemerkenswert.

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            • #7
              AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

              für diesen Bericht!

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              • #8
                AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

                Wieder was neues über den Neuwald erfahren. Danke.

                ... und es gab dort noch einige Keuschen (die zuweit im Jagdgebiet standen) wos zuerst die Trams für die (neuen) Bauernstuben rausgeschnitten haben und dann wurden sie geschliffen

                .. den Tunnel ( ich dachte es gibt nur einen) wollte ich schon immer mal besuchen ist der leicht zu finden ?

                christoph

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                • #9
                  AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

                  Lieber 4138 !

                  Obwohl mir diese Gegend gänzlich unbekannt habe ich mit großem Interesse deinen sorgsam recherchierten Bericht gelesen.
                  Danke für deine Mühe !

                  Liebe Grüße
                  Berglerin


                  ************************************************

                  Zitat von 4138
                  Nachdem meine Touren nicht immer den Geschmack der Familienmitglieder gefunden haben (zu ausgefallen und anstrengend),...
                  Das kommt mir irgendwie bekannt vor...
                  Zitat von 4138
                  Und dies sind die, welche sich nicht wehren konnten:
                  ...aber so grausam war ich nie.

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                  • #10
                    AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

                    Danke für den spannenden Bericht und die akribischen Recherchen dazu!
                    LGr. Pablito

                    Kommentar


                    • #11
                      AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

                      Hallo Freunde,
                      vor einer Woche war ich in besagtem Gebiet mit meinem 5 jaehrigen Enkel "Schwammerlsuchen" und habe den Korb mit Eierschwammerl bei einer Rast in der Naehe des Tunneleingangs abgestellt. Dies ist eigentlich auch ein Wallfahrerrastplatz. Es war gegen 8 Uhr Abends und wir haben die Stiere dort beobachtet.
                      Plötzlich braust ein Jägersmann mit eingeschaltenen Scheinwerfern und ziemlich grossem Auto heran und bleibt stehen.

                      Jägersmann (JM): Ich sehe sie haben Schwammerln, haben sie die gepflückt ?
                      Ich: Ja
                      JM: Ich moechte bitte die Genehmigung sehen
                      Ich: Welche Genehmigung ?
                      JM: Na die fürs Pfluecken, sie brauchen dafür eine Genehmigung
                      Ich: Keine Ahnung, dass man dafür eine Genehmigung braucht, ich habe keine.
                      JM: Sie bekommen die Genehmigung bei der Forstverwaltung am Gscheid, dort erfahren sie auch wo und wann sie Schwammersuchen gehen können.
                      Ich: Aha
                      JM (zeigt auf das Verbotsschild - Befristetes Jagdliches Sperrgebiet): Sind sie von da gekommen ?
                      Ich: Nein, von dort
                      JM: Gut, nur zur Information für das nächste Mal-dies ist ein Sperrgebiet da dürfen sie nicht hinein.
                      Ich: Aha
                      JM: Also gut dieses eine Mal lassen wir noch sein, aber das nächste Mal brauchen sie eine Genehmigung.
                      Ich: Ok, auf Wiedersehen
                      JM: Auf Wiedersehen

                      Mein Enkelsohn hat mich danach gefragt: Opa, was will der Mann. Ich konnte es ihm eigentlich nicht erklären.

                      Noch ein Link zu diesem Thema und Gebiet
                      http://wandertipp.at/bernhardbaumgar...nd-jagdsteige/

                      Also lasst euch nicht in der Jagd Sperrzeit dort blicken !

                      Übrigens dieses befristete jagdliche Sperrgebiet Zeichen hängt schon seit mind. 30 Jahren dort herum, immer wieder erneuert und ohne Zeitangabe...ist also rechtlich auf schwachen Füssen.

                      Trotz allem, es ist nicht der JM der Böse, sondern die Grundeigentümer (Hoyos Sprinzenstein) die diese Regeln aufstellen.

                      P.S: diese Geschichte ist nur zur weiterer Info. Antwortet nicht, ansonsten verkommt dieser Bericht zu einem Diskussionsbeitrag, was ja nicht der Sinn ist. Wer will, kann ja einen eigenen Diskussionbeitrag eroeffnen.

                      4138

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                      • #12
                        AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

                        Hallo 4138!

                        Ich will ja gar nicht auf die Schwammerlgeschichte antworten, die spricht für sich selbst. Ich will auf was anderes hinaus:
                        Der Neuwald war von Huebmers Tunnels und Kahlschlägen der letzte große Anteil des sogenannten "Cerwalds", des riesigen, die ganzen Voralpen bedeckenden Fichten/Tannen/Buchenurwalds. Der Neuwald war vor Huebmer 3500 Hektar groß. Davon stehen noch die bekannten 50 Hektar kurz vor dem Lahnsattel.
                        Vom Schwarzauer Gippel, von der Gippelmauer sieht man den Wald besonders gut, ein riesiger Kessel. Ich weiß freilich, dass die damalige Zeit völlig anders war und frei wachsende Natur nichts galt, aber immer wenn ich dort oben stehe und den Neuwald betrachte, vergleiche ich ihn mit den erhaltenen Urwaldresten in Niederösterreich, da ist ja noch ein wenig da, weiter westlich. Auch ein Rest des Cerwalds.
                        Dann denke ich immer, die Taten dieses einen Mannes, so großartig sie auch gewesen sein möchten (und das waren sie), waren ein ungeheures ökologisches Verbrechen. Man kann nicht am Gscheidltunnel stehen und nicht an 3500 ha mitteleuropäischen Urwald denken, den letzten großen! Durch dieses Loch hat Huebmer den ganzen Urwald nach Wien geschafft zum Verheizen!!
                        Unabhängig davon finde auch ich, dass diverse Entscheidungsträger (Hojos und die Gemeinde Wien) sehr schlecht mit den letzten Nachfahren der Huebmer'schen Holzknechte umgegangen sind, insbesondere am Gscheidl. Das war nicht fein, man hätte die Häuser, oder zumindest eines erhalten können und an das Holz für Wien erinnern können dort. Das finde ich undankbar.
                        Nun, der Neuwald ist Geschichte. Ich sehe Huebmer nicht als Helden und kann ihn nur nach meiner heutigen Zeit beurteilen, nicht nach den damaligen Notwendigkeiten. Ich trauere dort immer um den Urwald.

                        lg, michl fasan
                        Zu seiner Milbe sagt der Milber:
                        "Geh bitte, schenk mir einen Zahn aus Silber.
                        Damit ich, wenn im Haargewurl
                        ich beißen möchte, hab kan Gsturl!"

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                        • #13
                          AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

                          Hallo Michl,

                          dies betrifft ja nicht nur Hubmer sondern auch die Neuzeit.
                          Hubmer und die Zeit nach Hubmer, als Holz als Wirtschaftszweig "tot" war - es kam die Kohle-, ist ja ca. 100-150 Jahre vorbei. Also in dieser Zeit kann ja schon ein kleiner, neuer Urwald nachwachsen.
                          Aber schau dich mal um, siehst du dort viele aeltere Baeume ?

                          Anders herum, ca. 90% der Baeume die du jetzt siehst gab es vor ca. 150 Jahren nicht ! Der Wald als erneuerbare Resource !

                          Der Wald als Anbauflaeche, so wie man Mais anbaut. Nicht ueberall, aber speziell in diesem Gebiet. Man hat zu Hubmers Zeiten dieses Gebiet in 140 Teile eingeteilt, und jedes Jahr sollte eines verwertet werden. So als immerwaehrender Kreislauf. Wenn ich auch von der Gippelmauer schaue dann habe ich den selben Eindruck.

                          Das bloede an Forststrassen ist auch dass sie nicht nach einigen Jahren verschwinden oder zuwachsen (so wie dies bei den Holzriesen frueher war). Es werden immer mehr.

                          Mir wurde dies erst so richtig bewusst seit ich vermehrt im Osten von Europa arbeite. Dort gibt es noch richtige Waelder ohne Infrastruktur.
                          Aber dies ist eine andere Geschichte.

                          P.S. Ich bin nur ein Beobachter und denke, Angebot und Nachfrage bestimmen den Lauf der Dinge. Falls es nicht Hubmer gemacht haette, dann ein Anderer. Hubmer war der Bestbieter und bekam den Auftrag, da waren aber noch andere Bieter.
                          Und: der eigentliche Auftraggeber war der Staat, der Beamte aussandte um Holzresourcen festzustellen. Hoyos war der Eigentuemer und Hubmer der Dienstleister.

                          4138
                          Zuletzt geändert von 4138; 07.08.2009, 22:00.

                          Kommentar


                          • #14
                            AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

                            Bin erst jetzt auf den tollen Bericht gestoßen. Danke für die Info.
                            Der 31.12.

                            Kommentar


                            • #15
                              AW: Gscheidl & Gippel (ein etwas anderer Bericht)

                              Lieber 4138er!

                              Ja, da hast Du sicher recht. wenn ich jetzt vom Gippelgipfel (schönes Wort) runterschaue, so sehe ich sicher die Waldbaufehler späterer Zeiten. Monokulturen in Fichte und Forststraßen. Dafür kann Huebmer nichts.
                              Dei Gemeinde Wien andererseits pflegt auch den Wald ganz anders. Du wirst auf Rax, Schneeberg und Hochschwab keine frischen Monokulturen mehr finden. Die machen total auf Mischwald und Naturverjüngung nach dem Motto: Gesunder Wald = gesundes Wasser.
                              Das ist sehr gut. Ich kenne den Leiter des zuständigen Magistrates ein wenig und habe schon öfters mit ihm über diese Problematik gesprochen. Er kommt ohne Forststraßen nicht mit der Aufarbeitung der Forstfehler der Vergangenheit zurecht. Fichtenmonokulturen gehören durchforstet, damit der Mischwald eine neue Chance erhält. Das sehe ich ein. Er sieht ein, dass Forststraßen häßlich sind. Ist ok so, finde ich.

                              lg, michl fasan
                              Zu seiner Milbe sagt der Milber:
                              "Geh bitte, schenk mir einen Zahn aus Silber.
                              Damit ich, wenn im Haargewurl
                              ich beißen möchte, hab kan Gsturl!"

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