Diese - tolle! - Perspektive bietet sich mir heute erstmals so: Der Windberg überragt das Almplateau doch um 170 Meter, und aufgrund seiner steilen Südflanke wirkt der Blick dorthin fast wie eine Flugaufnahme. Rechts die große Michlbauerhütte, nahe dem oberen Bildrand das Schneealpenhaus.
Die Ironie will es, dass ausgerechnet auf diesem Gipfel, der seinen Namen natürlich nicht zufällig erhalten hat, der Nordwestwind für 20 Minuten weitgehend einschläft. So kann ich mir mit den Gipfelgrüßen ebenso Zeit lassen wie mit der Suche nach Motiven für das Teleobjektiv.
Den Beginn machen die höchsten Gipfel der Seckauer Tauern; das Geierhaupt rechts ist gut 80km entfernt. Davor schiebt sich rechts der Bildmitte der wuchtige Reiting-Stock.
Unverwechselbare Gesäusegipfel diesmal auf beiden Seiten: links wieder Hochtor und Planspitze, rechts Großer und Kleiner Buchstein. Zwischen ihnen die Riegerin; und trotz allmählich ungünstigerem Sonnenstand schauen weit dahinter nach wie vor Teile des Dachsteingebirges hervor: links die Scheichenspitze, rechts ein Stück des Hohen Kreuzes. Wer genau schaut, erkennt auch den schmalen Gipfelkamm des Koppenkarsteins über der Südflanke der Riegerin.
Der etwas niedrigere Schusterstuhl im Nordosten ist gerade 500m vom Windberg entfernt. In wesentlich größerer Distanz drei sehr unterschiedliche, aber auf ihre Weise alle lohnende Wanderziele: zunächst der Große Sonnleitstein mit seinem felsigen Gipfelkamm, rechts dahinter der Unterberg und links nochmals dahinter der Schöpfl.
Über dem Wiener Becken hängen Dunst und letzte Wolkenreste, und so bin ich fast überrascht, wie deutlich Teile der Großstadt in gut 80km Entfernung doch zu erkennen sind. Ungewöhnlich ist, dass kein markanterer Gipfel diese Sichtlinie unterbricht; auch der Hohe Lindkogel steht etwas weiter rechts.
Die kleinen Lacken auf dem ebenen Almboden und das leuchtend rote Dach des Schneealpenhauses auf der Kuppe: ganz interessante Kontraste.
Einige Wanderer sind doch nach wie vor an den obersten Almhütten vorbei erst jetzt herauf in Richtung Windberg unterwegs.
Nach den ersten etwas steileren Metern Abstieg folge ich dem breiten Verbindungsrücken zum Schusterstuhl hinüber; auch ohne Weg lässt es sich hier ganz bequem gehen. Auch hier heroben haben nur mehr wenige Schneereste den milden sonnigen Nachmittagen trotzen können. Einen von ihnen nütze ich als Vordergrund für den Blick über das östliche Plateau zur Raxalpe hin.
Der Nordanstieg vom Melkboden erreicht das Plateau auf dem flachen Sattel zwischen Windberg und Schusterstuhl. So überrascht nicht, dass sich von dort auch der instruktivste Blick hinunter bietet. Die bunten Lärchen im Talboden leisten ebenso ihren Beitrag zu diesem prachtvollen Panorama wie die in immer schrägeres Sonnenlicht geratende Ostwand der Donnerwand.
Schon fast vom Schusterstuhl der Blick an der Donnerwand vorbei über den Spielkogel und die Wildalpe zum Ötscher. Schöne Berge, wohin immer man schaut...
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Kaum habe ich den Windberg verlassen, wird der Wind wieder unangenehm lebhaft. So mache ich eher zügig einige weitere Aufnahmen vom Schusterstuhl aus. Sehr eindrucksvoll sieht von hier aus der Felsklotz der Großen Burgwand knapp zwei Kilometer weiter nördlich aus.
Gegen 15 Uhr steht die Sonne im Herbst doch bereits so tief, dass sie das östliche Schneealpenplateau durch Schatten zusätzlich plastisch erscheinen lässt.
Sowohl wegen der Felsszenerie als auch der Baumfärbung ruft dieser Detailausschnitt wieder nach dem Teleobjektiv. In der Bildmitte die Kleine Goldgrubhöhe (1227m) gleich nördlich der Kalten Mürz.
Licht und Schatten gestalten auch diesen Ausschnitt bereits kräftig mit: ein Teil der Kahlmäuer und das Gamseck in der westlichen Rax. Der breite Gipfel ganz rechts oben ist überraschenderweise der Predigtstuhl (der fast allen aus völlig anderer Perspektive vertraut ist).