aus dem kurier von heute:
Eisklettern: Ein Sport für Masochisten
Die Optik ist, zugegeben, nicht die beste. Man hängt in einer Eiswand mit zitternden Wadeln, einer so genannten "Nähmaschine". Den Allerwertesten in einer Stellung, die an das Verrichten der Notdurft erinnert. Und dann? Eisgeräte einschlagen, aufstehen. Und zwar mit Hohlkreuz bitte. Dann mit den zackenbewehrten Beinen nachsteigen. Was damit endet, dass man ein paar Zentimeter höher gekommen ist und neuerlich in der oben beschriebenen - eher unvorteilhaft wirkenden - Position dahängt.
Raupe nennt sich beim Eisklettern diese Art der Fortbewegung.
Aber siehe da, nach den ersten Zügen erscheint das Steigen gar nicht mehr so unnatürlich. Plötzlich sieht man den Sicherungspartner aus völlig ungeahnten Perspektiven und wundert sich über den eigenen Mut.
Walter Zörer, Chef von Globetrek, der Bergsteigerschule des Österreichischen Alpenvereins, kennt dieses Phänomen: "Auch der Anfänger hat beim Eisklettern gleich Erfolgserlebnisse." Was freilich nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass es sich um eine der "höchsten und gefährlichsten Disziplinen im Bergsport" handelt.
WAFFEN Die Gefahr liegt einerseits in der Bewaffnung begründet, die Eiskletterer mit sich führen: Steigeisen und Eisgeräte. Beides zusätzlich noch mit der Feile angeschliffen. Bergführer Walter Würtl: "Da erkennt man dann die Profis. Amateure verwenden die Eisgeräte und Steigeisen dagegen so, wie sie vom Werk kommen." Und Walter Zörer ergänzt etwas salopp: "Das Werkzeug muss wie beim Koch sein: Scharf und gut."
Stürzen ist mit solchen Geräten schlicht verboten. Wenn's doch passiert, sind die Verletzungsbilder oft entsprechend spektakulär.
LAWINEN Die zweite Gefahr liegt in den Bedingungen, unter denen dieser Sport ausgeübt wird. Das Eis kann zu "soft" oder zu spröde sein. Im schlimmsten Fall kann ein Eisfall sogar zusammenbrechen.
Je nach Eisbeschaffenheit ist auch die Sicherung durch Eisschrauben nur eine bedingte. Daher ist im Steileis neben der Physis auch die Psyche stark gefordert. Der Kitzbüheler Bergführer Würtl: "Die moralischen Anforderungen sind schon ziemlich hoch. Man sollte auf keinen Fall an die Sturzgrenze gehen."
Dazu kommt, dass jene Rinnen, in denen Bäche fließen und sich im Winter Eisfälle bilden, oft auch ideale Lawinenkanäle sind.
Ganz zu schweigen davon, dass die meisten Eisfälle dummerweise in schattigen Nordseiten liegen. Walter Zörer: "Man muss für diesen Sport schon gehörige masochistische Züge haben. Weil zumindest kalte Finger kriegt man immer irgendwann. Und schaut dabei aus seinem Loch auf die sonnenbeschienene Hänge gegenüber."
Gerade das, so glaubt Walter Würtl, ist der Grund, warum relativ viele Leute mit dem Eisklettern beginnen, die Anzahl derer, die regelmäßig mit Eisgeräten und Steigeisen unterwegs sind aber recht klein und konstant bleibt.
SPORTKLETTERER Die Klientel kommt vielfach vom Sportklettern. Und tatsächlich besteht auch eine gewisse Ähnlichkeit: Die Anstiege zu den Routen sind relativ kurz, die Ausübung des Sportes verlangt eine gewisse Akrobatik. Aus den oben genannten Gründen (der Gefahr und einer gewissen Ungemütlichkeit) wenden sich aber, so glaubt Würtl, viele Sportkletterer nach einigen Versuchen wieder vom Eis ab.
So hat das Klettern auf gefrorenen Fällen zwar in den letzten Jahren auch einen Boom erlebt, der aber bei weitem nicht so gewaltig ist, wie der Trend zum Sportkraxeln in Fels oder Halle.
Mit zum Beliebtheits- und Bekanntheitsschub beigetragen hat die Industrie, die mit einer gewaltigen Produktpalette und Wettkämpfen nachgezogen hat.
Davor gab es Jahrzehnte lang nur ein paar Verwegene, die das Eisklettern als Sport für sich betrieben. Walter Zörer: "Früher war es nur eine Spielart und ein Training für Alpinisten, die am Berg vielleicht auch einmal ein Eiswand'l überwinden mussten und sich gedacht haben: Es ist nicht ganz blöd, wenn ich das d'rauf hab'. Es ist aber dann zu einer ganz eigenen Art des Bergsteigens mutiert."
DIAGONAL Wechsel aus der Fortbewegungsart Raupe ins diagonale Klettern. Also das rechte Eisgerät einhauen und mit dem rechten Bein nachsteigen. Dann das andere Gerät und das andere Bein. Na also. Kein Vergleich mit der Raupe. Sieht optisch viel besser aus.
Und der Sicherungspartner, dem es ab und zu ein paar Eisbröckerln auf den Helm haut, wird noch kleiner, da unten am anderen Ende des Seils.
Das aber in diesem Fall oben über das Geländer des vereisten Staudammes der Rudolfshütte lief.
Die Optik ist, zugegeben, nicht die beste. Man hängt in einer Eiswand mit zitternden Wadeln, einer so genannten "Nähmaschine". Den Allerwertesten in einer Stellung, die an das Verrichten der Notdurft erinnert. Und dann? Eisgeräte einschlagen, aufstehen. Und zwar mit Hohlkreuz bitte. Dann mit den zackenbewehrten Beinen nachsteigen. Was damit endet, dass man ein paar Zentimeter höher gekommen ist und neuerlich in der oben beschriebenen - eher unvorteilhaft wirkenden - Position dahängt.
Raupe nennt sich beim Eisklettern diese Art der Fortbewegung.
Aber siehe da, nach den ersten Zügen erscheint das Steigen gar nicht mehr so unnatürlich. Plötzlich sieht man den Sicherungspartner aus völlig ungeahnten Perspektiven und wundert sich über den eigenen Mut.
Walter Zörer, Chef von Globetrek, der Bergsteigerschule des Österreichischen Alpenvereins, kennt dieses Phänomen: "Auch der Anfänger hat beim Eisklettern gleich Erfolgserlebnisse." Was freilich nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass es sich um eine der "höchsten und gefährlichsten Disziplinen im Bergsport" handelt.
WAFFEN Die Gefahr liegt einerseits in der Bewaffnung begründet, die Eiskletterer mit sich führen: Steigeisen und Eisgeräte. Beides zusätzlich noch mit der Feile angeschliffen. Bergführer Walter Würtl: "Da erkennt man dann die Profis. Amateure verwenden die Eisgeräte und Steigeisen dagegen so, wie sie vom Werk kommen." Und Walter Zörer ergänzt etwas salopp: "Das Werkzeug muss wie beim Koch sein: Scharf und gut."
Stürzen ist mit solchen Geräten schlicht verboten. Wenn's doch passiert, sind die Verletzungsbilder oft entsprechend spektakulär.
LAWINEN Die zweite Gefahr liegt in den Bedingungen, unter denen dieser Sport ausgeübt wird. Das Eis kann zu "soft" oder zu spröde sein. Im schlimmsten Fall kann ein Eisfall sogar zusammenbrechen.
Je nach Eisbeschaffenheit ist auch die Sicherung durch Eisschrauben nur eine bedingte. Daher ist im Steileis neben der Physis auch die Psyche stark gefordert. Der Kitzbüheler Bergführer Würtl: "Die moralischen Anforderungen sind schon ziemlich hoch. Man sollte auf keinen Fall an die Sturzgrenze gehen."
Dazu kommt, dass jene Rinnen, in denen Bäche fließen und sich im Winter Eisfälle bilden, oft auch ideale Lawinenkanäle sind.
Ganz zu schweigen davon, dass die meisten Eisfälle dummerweise in schattigen Nordseiten liegen. Walter Zörer: "Man muss für diesen Sport schon gehörige masochistische Züge haben. Weil zumindest kalte Finger kriegt man immer irgendwann. Und schaut dabei aus seinem Loch auf die sonnenbeschienene Hänge gegenüber."
Gerade das, so glaubt Walter Würtl, ist der Grund, warum relativ viele Leute mit dem Eisklettern beginnen, die Anzahl derer, die regelmäßig mit Eisgeräten und Steigeisen unterwegs sind aber recht klein und konstant bleibt.
SPORTKLETTERER Die Klientel kommt vielfach vom Sportklettern. Und tatsächlich besteht auch eine gewisse Ähnlichkeit: Die Anstiege zu den Routen sind relativ kurz, die Ausübung des Sportes verlangt eine gewisse Akrobatik. Aus den oben genannten Gründen (der Gefahr und einer gewissen Ungemütlichkeit) wenden sich aber, so glaubt Würtl, viele Sportkletterer nach einigen Versuchen wieder vom Eis ab.
So hat das Klettern auf gefrorenen Fällen zwar in den letzten Jahren auch einen Boom erlebt, der aber bei weitem nicht so gewaltig ist, wie der Trend zum Sportkraxeln in Fels oder Halle.
Mit zum Beliebtheits- und Bekanntheitsschub beigetragen hat die Industrie, die mit einer gewaltigen Produktpalette und Wettkämpfen nachgezogen hat.
Davor gab es Jahrzehnte lang nur ein paar Verwegene, die das Eisklettern als Sport für sich betrieben. Walter Zörer: "Früher war es nur eine Spielart und ein Training für Alpinisten, die am Berg vielleicht auch einmal ein Eiswand'l überwinden mussten und sich gedacht haben: Es ist nicht ganz blöd, wenn ich das d'rauf hab'. Es ist aber dann zu einer ganz eigenen Art des Bergsteigens mutiert."
DIAGONAL Wechsel aus der Fortbewegungsart Raupe ins diagonale Klettern. Also das rechte Eisgerät einhauen und mit dem rechten Bein nachsteigen. Dann das andere Gerät und das andere Bein. Na also. Kein Vergleich mit der Raupe. Sieht optisch viel besser aus.
Und der Sicherungspartner, dem es ab und zu ein paar Eisbröckerln auf den Helm haut, wird noch kleiner, da unten am anderen Ende des Seils.
Das aber in diesem Fall oben über das Geländer des vereisten Staudammes der Rudolfshütte lief.
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