Hallo,
immer wieder werden im Forum Fragen zu aktuellen Unfällen gestellt (s.u.). Ich verstehe warum – man will den Fehler selbst nicht machen.
Ich frage mich aber schon länger ob es nicht besser wäre über Unfälle zu berichten und zu diskutieren die nicht der Zeitung entnommen und schon gar nicht von tragischem Ausgang sind. Zum einen wirkt das schnell pietätlos, oder ruft wenigstens Diskussionen darüber auf, zum anderen sind diese Berichte meist von so vagem Inhalt, oder einfach laienhaft recherchiert, das man daraus sowieso nichts lernen kann.
Aber darum geht es, nicht um blutrünstige Geschichten und gruselige Details, sondern darum den gleichen Fehler nicht auch zu machen. Deshalb fände ich es gut ein Thema nach dem Motto "kleiner Unfall und was ich daraus gelernt habe" einzurichten. Vielleicht wäre so was wie „Erfahrungsberichte“ unter Alpine Sicherheit der richtige Platz dafür (Admin?). Kleine Unfälle sind oft wie Große, nur mit glücklichem Ausgang. Man kann also oft aus den kleinen Fehlern genauso viel lernen wie aus den Fatalen, manchmal sogar mehr weil es noch einen Ich-Erzähler gibt. Auch Geschichten die gerade Mal noch gut ausgegangen sind (Orientierungsfehler, Sicherung-sfehler, ...) sind lehrreich, in manchen Fällen sogar witzig.
Mich persönlich, haben meine eigenen "Hoppalas" und Erzählungen anderer geprägt. Ich bin sicher, dass ohne meinen ersten Sturz, später ein größerer Unfall aus Selbstüberschätzung passiert wäre und bin seither tatsächlich vorsichtiger. Davon und davon wie man sich auf einem 2er die Mittelhand bricht, nachstehend mehr. Bitte stellt auch eure "very Moments" in den Thread.
Grüße (zur Zeit aus dem öden Flachland),
Hosenseidl
1. Selbstüberschätzung
Als ich anfing zu klettern hatte ich naturgemäß noch keine Kletterausrüstung. Ich hatte Bergschuhe. Kurz vor Weihnachten 1992, es hatte schon geschneit, war ich in Breitenfurt es ist ein Termin ausgefallen, es war Freitag Nachmittag ... also nach Kaltenleutgeben. Bergschuhe, Jeans und Anorak hatte ich dabei, also umgezogen und rauf zum Kaltenleutgebner-Grat.
Der Grat war vom Waldboden weg trocken, ich kannte ihn gut vom Sommer und Herbst wo ich oft da war, also rauf. Weiter oben stellte ich fest, dass er wie ein Winterberg alle möglichen Zustände (trocken, feucht, eisig, Schneeauflage) im Minimundus-Format aufwies. Je höher ich kam desto interessanter wurde es, zum Schluss balancierte ich auf dem schneebedecktem darunter vereistem schmalen Grat bis zum oberen Ende. Von dieser Leistung beflügelt putze ich den Grat ein wenig ab und hangelte an der glatten Wand nach links rüber.
Von hier nahm das Unglück seinen Lauf. Ich bemerkte nicht, dass ich mit jedem Meter waagerechter Querung auch einen Meter an Höhe zulegte (der Waldboden fällt dort recht steil ab). Am Ende eines Bandes beschloss ich das Stück zum Grat nach oben zu klettern um dann am Grad zurück zu „tanzen“.
Dazu kam es aber nicht. Ich stürzte, als ich die linke Hand an der Gratkante hatte, mit der rechten konnte ich nur stützen, mit dem rechten Fuß hatte ich einen schlechten mit dem Linken gar keinen Stand mehr. Den linken Fuß hatte ich in einen Riss geklemmt war aber wohl auf einem Stück Eis gestanden das der vollen Belastung nicht Stand hielt . Ich hatte diesen Zug schon gemacht, war also mit dem Kopf schon über der Gratkante als ich mit vollem Gewicht in den Griff fiel und es unvermittelt abwärts ging.
Jetzt sah ich das Stück Eis mit mir fliegen auf dem ich unwissend stand. Jetzt sah ich auch wie hoch ich war. Das erste aber was ich mir gedacht habe war: Ja, ich stürze! Das deckt sich mit vielen Sturzgeschichten. Als erstes haben die meisten die sogenannte Sturzerkenntnis. Wie es so ist gehen einem dann in kurzer Zeit sehr viele Bilder durch den Kopf, unter anderem die Mama die immer vor dem Klettern gewarnt hat. Nach dem plattigen Stück, an dem die Beschleunigung nur unwesentlich langsamer war als im freien Fall, kam - der freie Fall. Irgendwo auf der Platte war auch ein kleines Bändchen an dem ich mich halten wollte was freilich nur zusätzliche Abschürfungen einbrachte. Nachdem ich mich noch auf der Platte instiktiv drehte um wenigstens mit dem Gesicht zum Tal zu unterwegs zu sein, flog ich also über den Überhang. Später erinnerte ich mich einen Schrei losgelassen zu haben, kann mich aber an kein Geräusch erinnern. Auch eine Instinkthandlung um die Lungen zu leeren.
Dachte an sowas wie eine Fallschirmspriger-Rolle um die Sturzenergie in Drehung zu wandeln, dachte auch an Beckenbruch ... Dann kam der Aufprall (heftiger Impact, ich habe eine Art Blitz gesehen) und ich kugelte voll automatisch den Hang runter. Die Abrolltechnik kam mit der Schwerkraft von ganz alleine. Ich bin sofort aufgesprungen und habe alle Gliedmaßen durchbewegt um festzustellen ob was gebrochen ist, ich konnte es nicht glauben aber alles bewegte sich.
Mein linkes Bein tat arg weh, ich sah eine Schürfwunde vom Schuhrand bis zum Knie und meine Finger waren aufgeschürft, die Fingerkuppen starkt in Mitleidenschaft gezogen. Jetzt erst wurde mir bewusst, dass ich alleine bin, dass es leicht schneit, bzw. dämmert und dass am Freitag niemand mehr im Steinbruch ist - schnell zum Auto. Mit der Autoapotheke habe ich mich soweit verbunden, dass nicht alles blutig wurde und bin nach Hause gefahren. Das Kuppeln viel mir zum Schluss schon schwer mit zunehmender Wärme und Adrenalinabbau wurden die Schmerzen unangenehmer.
Dass ich erst vier Wochen später zum Arzt gegangen bin und dieser feststellt, dass ich mir 3 Fingergelenke gebrochen hatte, ist noch eine eigene Geschichte.
Was habe ich gelernt:
a) Selbstüberschätzung ist gefährlich - meine Motivation überstieg damals deutlich meinen Fähigkeiten.
b) 3-Punkt-Technik – man sollte sich nicht auf einen Griff und einen Tritt verlassen. Einen Sturz aus 1m (Kopf über Hand) kann man (ich) nicht mit einem Griff halten.
c) nie Alleingänge (auch nicht in Kaltenleutgeben!) ohne jemandem Bescheid zu sagen - bei einer größeren Verletzung wäre ich vielleicht im Wald erfroren, wie dumm. Damals hatte ich nur Autotelefon kein Handy, heute niemals ohne.
d) 14 Meter sind sehr hoch!
e) gleich zum Arzt gehen ...
2. Objektive Gefahren
Es war Saisonbeginn, ich glaube 1996. Ein Freund hat mich schon den ganzen Winter gelöchert mit ihm Klettern zu gehen. Wir nahmen uns ein leichtes Ziel vor - den Kanzelgrat, auf der Hohen Wand. Mir ging’s prächtig, es war in wunderschöner Tag ich hatte den ganzen Winter trainiert, den Kanzelgrat war ich schon ein paar mal gegangen.
Ich hätte es nicht tun sollen- aus Angst, dass mein Seilpartner einer nachkletternden Partie Steine aufladen könnte ließ ich ein älteres Pärchen passieren. Das die Dame bei jedem Schritt mindestens einen Stein wirft ist mir aufgefallen. Also warteten wir ein paar Minuten und kletterten dann erst weiter.
Nach dem Testamentwandl kletterten wir die Rinne - er links ich rechts in der Begrenzungswand - weil immer noch Steine durch die Mitte rollten. Plötzlich höre ich ein sehr dumpfes Geräusch - Bumm ... Bumm - schaue nach oben und sehe einen etwa tennisballgroßen Stein direkt auf meinen Kopf zufliegen. Ducken ging nicht also geht die Hand instinktiv nach oben der Körper dreht sich, der Stein trifft auf die Hand die Schulter (heftiger Impact, ich habe eine Art Blitz gesehen) und fliegt weiter.
Jetzt fängt es an witzig zu werden, daraus leitet sich aber auch eine ganz wichtige Lehre ab. Mein Freund hat nichts bemerkt (!). Ich stelle laut fest: "ich glaub, ich hab' mir g'rad die Hand gebrochen". Ein deutlicher Höcker ist auf meinem Handrücken zu sehen, die Schwellung wächst zusehends an und ich kann die Finger nicht mehr bewegen. Mein Freund: "ok., dann schnell rauf!". Ich: "Bist Du blöd, ich hab' mir g'rad die Hand gebrochen". Er (mit völlig ausdrucklosem Gesicht): "ok, dann schnell runter". Ich muss lachen, sage ihm, dass es wohl besser ist für mich und meine Hand wenn wir zum Wagnersteig queren und da absteigen. Vorher sind wir aber noch kurz sitzen geblieben, ich hab' mir ein Schnapserl und eine Zigarette gegönnt.
Weil ich in Kaltenleutgeben was gelernt hatte und die Verletzung offenkundig verarztet werden musste, sind wir runter und nach Wr. Neustadt ins Krankenhaus. Wahrscheinlich hatte mir vor allem die Drehung (der Spinn) die der Stein hatte den Mittelhandknochen in drei Teile gesplittert.
Was gab es zu lernen:
a) objektive Gefahren minimieren - an einem solchen Tag am Kanzelgrat ist viel los, auf einer anderen, weniger beliebten, Route hätten wir vielleicht keine Vorsteiger gehabt.
b) Helm - auch wenn's mir in diesem Fall nichts genutzt hätte, trotzdem immer Helm aufsetzen.
c) Seilpartner - das Wichtigste überhaupt. Wenn man mit jemandem Klettern geht der wenig Erfahrung und Wissen mitbringt, muss man ihn deutlich einweisen. Was ist zu tun wenn ein Unfall passiert? Welche Ausweichrouten o . Ausstiegsmöglichkeiten gibt es? Hätte mich der Stein am Kopf getroffen, wäre mein Partner vielleicht nach oben geklettert um Hilfe zu holen. Einerseits hätte er sich (ungesichert) selbst in Gefahr gebracht. andererseits wäre die Hütte wahrscheinlich noch zu gewesen. Als nächstes hätte er nicht mehr gewusst wo der Unfall eigentlich passiert ist, etc.
immer wieder werden im Forum Fragen zu aktuellen Unfällen gestellt (s.u.). Ich verstehe warum – man will den Fehler selbst nicht machen.
Ich frage mich aber schon länger ob es nicht besser wäre über Unfälle zu berichten und zu diskutieren die nicht der Zeitung entnommen und schon gar nicht von tragischem Ausgang sind. Zum einen wirkt das schnell pietätlos, oder ruft wenigstens Diskussionen darüber auf, zum anderen sind diese Berichte meist von so vagem Inhalt, oder einfach laienhaft recherchiert, das man daraus sowieso nichts lernen kann.
Aber darum geht es, nicht um blutrünstige Geschichten und gruselige Details, sondern darum den gleichen Fehler nicht auch zu machen. Deshalb fände ich es gut ein Thema nach dem Motto "kleiner Unfall und was ich daraus gelernt habe" einzurichten. Vielleicht wäre so was wie „Erfahrungsberichte“ unter Alpine Sicherheit der richtige Platz dafür (Admin?). Kleine Unfälle sind oft wie Große, nur mit glücklichem Ausgang. Man kann also oft aus den kleinen Fehlern genauso viel lernen wie aus den Fatalen, manchmal sogar mehr weil es noch einen Ich-Erzähler gibt. Auch Geschichten die gerade Mal noch gut ausgegangen sind (Orientierungsfehler, Sicherung-sfehler, ...) sind lehrreich, in manchen Fällen sogar witzig.
Mich persönlich, haben meine eigenen "Hoppalas" und Erzählungen anderer geprägt. Ich bin sicher, dass ohne meinen ersten Sturz, später ein größerer Unfall aus Selbstüberschätzung passiert wäre und bin seither tatsächlich vorsichtiger. Davon und davon wie man sich auf einem 2er die Mittelhand bricht, nachstehend mehr. Bitte stellt auch eure "very Moments" in den Thread.
Grüße (zur Zeit aus dem öden Flachland),
Hosenseidl
1. Selbstüberschätzung
Als ich anfing zu klettern hatte ich naturgemäß noch keine Kletterausrüstung. Ich hatte Bergschuhe. Kurz vor Weihnachten 1992, es hatte schon geschneit, war ich in Breitenfurt es ist ein Termin ausgefallen, es war Freitag Nachmittag ... also nach Kaltenleutgeben. Bergschuhe, Jeans und Anorak hatte ich dabei, also umgezogen und rauf zum Kaltenleutgebner-Grat.
Der Grat war vom Waldboden weg trocken, ich kannte ihn gut vom Sommer und Herbst wo ich oft da war, also rauf. Weiter oben stellte ich fest, dass er wie ein Winterberg alle möglichen Zustände (trocken, feucht, eisig, Schneeauflage) im Minimundus-Format aufwies. Je höher ich kam desto interessanter wurde es, zum Schluss balancierte ich auf dem schneebedecktem darunter vereistem schmalen Grat bis zum oberen Ende. Von dieser Leistung beflügelt putze ich den Grat ein wenig ab und hangelte an der glatten Wand nach links rüber.
Von hier nahm das Unglück seinen Lauf. Ich bemerkte nicht, dass ich mit jedem Meter waagerechter Querung auch einen Meter an Höhe zulegte (der Waldboden fällt dort recht steil ab). Am Ende eines Bandes beschloss ich das Stück zum Grat nach oben zu klettern um dann am Grad zurück zu „tanzen“.
Dazu kam es aber nicht. Ich stürzte, als ich die linke Hand an der Gratkante hatte, mit der rechten konnte ich nur stützen, mit dem rechten Fuß hatte ich einen schlechten mit dem Linken gar keinen Stand mehr. Den linken Fuß hatte ich in einen Riss geklemmt war aber wohl auf einem Stück Eis gestanden das der vollen Belastung nicht Stand hielt . Ich hatte diesen Zug schon gemacht, war also mit dem Kopf schon über der Gratkante als ich mit vollem Gewicht in den Griff fiel und es unvermittelt abwärts ging.
Jetzt sah ich das Stück Eis mit mir fliegen auf dem ich unwissend stand. Jetzt sah ich auch wie hoch ich war. Das erste aber was ich mir gedacht habe war: Ja, ich stürze! Das deckt sich mit vielen Sturzgeschichten. Als erstes haben die meisten die sogenannte Sturzerkenntnis. Wie es so ist gehen einem dann in kurzer Zeit sehr viele Bilder durch den Kopf, unter anderem die Mama die immer vor dem Klettern gewarnt hat. Nach dem plattigen Stück, an dem die Beschleunigung nur unwesentlich langsamer war als im freien Fall, kam - der freie Fall. Irgendwo auf der Platte war auch ein kleines Bändchen an dem ich mich halten wollte was freilich nur zusätzliche Abschürfungen einbrachte. Nachdem ich mich noch auf der Platte instiktiv drehte um wenigstens mit dem Gesicht zum Tal zu unterwegs zu sein, flog ich also über den Überhang. Später erinnerte ich mich einen Schrei losgelassen zu haben, kann mich aber an kein Geräusch erinnern. Auch eine Instinkthandlung um die Lungen zu leeren.
Dachte an sowas wie eine Fallschirmspriger-Rolle um die Sturzenergie in Drehung zu wandeln, dachte auch an Beckenbruch ... Dann kam der Aufprall (heftiger Impact, ich habe eine Art Blitz gesehen) und ich kugelte voll automatisch den Hang runter. Die Abrolltechnik kam mit der Schwerkraft von ganz alleine. Ich bin sofort aufgesprungen und habe alle Gliedmaßen durchbewegt um festzustellen ob was gebrochen ist, ich konnte es nicht glauben aber alles bewegte sich.
Mein linkes Bein tat arg weh, ich sah eine Schürfwunde vom Schuhrand bis zum Knie und meine Finger waren aufgeschürft, die Fingerkuppen starkt in Mitleidenschaft gezogen. Jetzt erst wurde mir bewusst, dass ich alleine bin, dass es leicht schneit, bzw. dämmert und dass am Freitag niemand mehr im Steinbruch ist - schnell zum Auto. Mit der Autoapotheke habe ich mich soweit verbunden, dass nicht alles blutig wurde und bin nach Hause gefahren. Das Kuppeln viel mir zum Schluss schon schwer mit zunehmender Wärme und Adrenalinabbau wurden die Schmerzen unangenehmer.
Dass ich erst vier Wochen später zum Arzt gegangen bin und dieser feststellt, dass ich mir 3 Fingergelenke gebrochen hatte, ist noch eine eigene Geschichte.
Was habe ich gelernt:
a) Selbstüberschätzung ist gefährlich - meine Motivation überstieg damals deutlich meinen Fähigkeiten.
b) 3-Punkt-Technik – man sollte sich nicht auf einen Griff und einen Tritt verlassen. Einen Sturz aus 1m (Kopf über Hand) kann man (ich) nicht mit einem Griff halten.
c) nie Alleingänge (auch nicht in Kaltenleutgeben!) ohne jemandem Bescheid zu sagen - bei einer größeren Verletzung wäre ich vielleicht im Wald erfroren, wie dumm. Damals hatte ich nur Autotelefon kein Handy, heute niemals ohne.
d) 14 Meter sind sehr hoch!
e) gleich zum Arzt gehen ...
2. Objektive Gefahren
Es war Saisonbeginn, ich glaube 1996. Ein Freund hat mich schon den ganzen Winter gelöchert mit ihm Klettern zu gehen. Wir nahmen uns ein leichtes Ziel vor - den Kanzelgrat, auf der Hohen Wand. Mir ging’s prächtig, es war in wunderschöner Tag ich hatte den ganzen Winter trainiert, den Kanzelgrat war ich schon ein paar mal gegangen.
Ich hätte es nicht tun sollen- aus Angst, dass mein Seilpartner einer nachkletternden Partie Steine aufladen könnte ließ ich ein älteres Pärchen passieren. Das die Dame bei jedem Schritt mindestens einen Stein wirft ist mir aufgefallen. Also warteten wir ein paar Minuten und kletterten dann erst weiter.
Nach dem Testamentwandl kletterten wir die Rinne - er links ich rechts in der Begrenzungswand - weil immer noch Steine durch die Mitte rollten. Plötzlich höre ich ein sehr dumpfes Geräusch - Bumm ... Bumm - schaue nach oben und sehe einen etwa tennisballgroßen Stein direkt auf meinen Kopf zufliegen. Ducken ging nicht also geht die Hand instinktiv nach oben der Körper dreht sich, der Stein trifft auf die Hand die Schulter (heftiger Impact, ich habe eine Art Blitz gesehen) und fliegt weiter.
Jetzt fängt es an witzig zu werden, daraus leitet sich aber auch eine ganz wichtige Lehre ab. Mein Freund hat nichts bemerkt (!). Ich stelle laut fest: "ich glaub, ich hab' mir g'rad die Hand gebrochen". Ein deutlicher Höcker ist auf meinem Handrücken zu sehen, die Schwellung wächst zusehends an und ich kann die Finger nicht mehr bewegen. Mein Freund: "ok., dann schnell rauf!". Ich: "Bist Du blöd, ich hab' mir g'rad die Hand gebrochen". Er (mit völlig ausdrucklosem Gesicht): "ok, dann schnell runter". Ich muss lachen, sage ihm, dass es wohl besser ist für mich und meine Hand wenn wir zum Wagnersteig queren und da absteigen. Vorher sind wir aber noch kurz sitzen geblieben, ich hab' mir ein Schnapserl und eine Zigarette gegönnt.
Weil ich in Kaltenleutgeben was gelernt hatte und die Verletzung offenkundig verarztet werden musste, sind wir runter und nach Wr. Neustadt ins Krankenhaus. Wahrscheinlich hatte mir vor allem die Drehung (der Spinn) die der Stein hatte den Mittelhandknochen in drei Teile gesplittert.
Was gab es zu lernen:
a) objektive Gefahren minimieren - an einem solchen Tag am Kanzelgrat ist viel los, auf einer anderen, weniger beliebten, Route hätten wir vielleicht keine Vorsteiger gehabt.
b) Helm - auch wenn's mir in diesem Fall nichts genutzt hätte, trotzdem immer Helm aufsetzen.
c) Seilpartner - das Wichtigste überhaupt. Wenn man mit jemandem Klettern geht der wenig Erfahrung und Wissen mitbringt, muss man ihn deutlich einweisen. Was ist zu tun wenn ein Unfall passiert? Welche Ausweichrouten o . Ausstiegsmöglichkeiten gibt es? Hätte mich der Stein am Kopf getroffen, wäre mein Partner vielleicht nach oben geklettert um Hilfe zu holen. Einerseits hätte er sich (ungesichert) selbst in Gefahr gebracht. andererseits wäre die Hütte wahrscheinlich noch zu gewesen. Als nächstes hätte er nicht mehr gewusst wo der Unfall eigentlich passiert ist, etc.
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