Die Presse, 21.10.2006:
Die Nachfrage nach Indoor-Kursen steigt rasant; neue Großprojekte um 6,2 Millionen Euro in Wien und Niederösterreich; bereits mehr Frauen als Männer unter Anfängern.
In Österreich gehen immer mehr Menschen die Wände hoch, und das nicht nur im übertragenen Sinn. Sportklettern boomt. Die Nachfrage übersteigt das Angebot inzwischen bei weitem, und auch die Wirtschaft hat auf den Trend reagiert: Kletterhallen sprießen wie Pilze aus dem Boden, der Sportartikel-Handel registriert satte Steigerungsraten beim Verkauf.
"Bereits elf Prozent der Bevölkerung gehen zumindest gelegentlich Klettern oder Bergsteigen", weiß Roland Bässler, Professor für Tourismusmanagement und Freizeitwirtschaft an der FH Krems. Das entspricht einer Steigerung von 22 Prozent seit 1996. Ein Großteil des Zuwachses sei auf Sportklettern zurückzuführen.
"Dieser Trend kann als bedeutsam bezeichnet werden", glaubt Bässler. Das zeige sich auch in den Investitionen, die derzeit in die Errichtung von Kletterhallen fließen. Allerdings sei Klettern noch immer Randsportart. Die beliebteste Sportart der Österreicher ist mit 68 Prozent nämlich das Wandern.
Wie viel Geld derzeit in den Klettersport fließt, zeigen zwei in Bau befindliche Hallen-Großprojekte in Wien und Niederösterreich. Beide behaupten jeweils von sich, Österreichs größte Kletterhalle zu werden. Zwei Mio. € kostet jene der Naturfreunde in der Wiener Erzherzog-Karl-Straße, 4,2 Mio. werden für die Halle in Weinburg im Mostviertel veranschlagt.
Die Betreiber in Wien bauen bei der Errichtung auf Unterstützungen aus dem Stadtbudget (Eröffnung am 31. Oktober), das Kletterzentrum in Weinburg (Eröffnung: September 2007) setzt auf Landes- und EU-Förderungen. Der Betrieb soll sich neben Freizeit-Sportlern auch durch therapeutisches Klettern im Rehabilitations-Bereich (Rückenschmerzen, Depressionen, Schlaganfall, Herz-Kreislauf-Schwäche) tragen. Beiderorts hoffen die Projektleiter auf 75.000 Besucher pro Jahr.
Vor allem in Wien ist der Konkurrenzkampf der Anbieter voll entfacht. Etwa 200 Kletterwände stehen in Turnsälen von Volks-, Haupt- und Allgemein Bildenden Höheren Schulen. Hinzu kommen Private, die mitunter skeptisch auf das Großprojekt der SP-nahen Naturfreunde schielen. "Die profitieren jetzt davon, was wir in jahrelanger Arbeit aufgebaut haben", ätzt Karin Slanina vom Österreichischen Touristenklub (ÖTK).
Derzeit betreibt der ÖTK in der Bäckerstraße Wiens größte Kletterhalle. Slanina: "Inzwischen kommen 20.000 Gäste pro Jahr, angefangen haben wir mit 20." Ihrer Meinung nach sei Indoor-Klettern in Wien deshalb so beliebt, weil die nächsten "echten" Felsen doch ein Stück entfernt sind und man dabei - anders als im Fitnessstudio - unmittelbare Erfolgserlebnisse feinern könne. "Das motiviert zusätzlich."
Die steigende Nachfrage im Kletter-Sport bekommt auch die ehemalige Staatsmeisterin Karin Kavoussi zu spüren, die seit 1998 am Wiener Universitätssportinstitut (USI) Anfängern bei den ersten, schwierigen Schritten hilft. "Die Nachfrage nach Kursen ist enorm gestiegen", erzählt sie. Während damals 100 Personen angebotene Lektionen inskribierten, sind es im laufenden Semester 1000, und: "Während zu Beginn die Männer dominierten, halten wir momentan bei 60 Prozent Frauen-Anteil."
Was auch den Handel freut: Sozio-demografisch befinden sich unter Kletter-Fans vorwiegend Maturanten, Akademiker der oberen Mittelschicht, darunter viele Studenten aus betuchtem Hause. Ernst Aichinger, Obmann der Sparte Sporthandel in der Wirtschaftskammer rechnet damit, dass der Trend kein Strohfeuer ist. "Es weist alles darauf hin, dass die Steigerungen nachhaltig sind."
LG, Das Wadl
Die Nachfrage nach Indoor-Kursen steigt rasant; neue Großprojekte um 6,2 Millionen Euro in Wien und Niederösterreich; bereits mehr Frauen als Männer unter Anfängern.
In Österreich gehen immer mehr Menschen die Wände hoch, und das nicht nur im übertragenen Sinn. Sportklettern boomt. Die Nachfrage übersteigt das Angebot inzwischen bei weitem, und auch die Wirtschaft hat auf den Trend reagiert: Kletterhallen sprießen wie Pilze aus dem Boden, der Sportartikel-Handel registriert satte Steigerungsraten beim Verkauf.
"Bereits elf Prozent der Bevölkerung gehen zumindest gelegentlich Klettern oder Bergsteigen", weiß Roland Bässler, Professor für Tourismusmanagement und Freizeitwirtschaft an der FH Krems. Das entspricht einer Steigerung von 22 Prozent seit 1996. Ein Großteil des Zuwachses sei auf Sportklettern zurückzuführen.
"Dieser Trend kann als bedeutsam bezeichnet werden", glaubt Bässler. Das zeige sich auch in den Investitionen, die derzeit in die Errichtung von Kletterhallen fließen. Allerdings sei Klettern noch immer Randsportart. Die beliebteste Sportart der Österreicher ist mit 68 Prozent nämlich das Wandern.
Wie viel Geld derzeit in den Klettersport fließt, zeigen zwei in Bau befindliche Hallen-Großprojekte in Wien und Niederösterreich. Beide behaupten jeweils von sich, Österreichs größte Kletterhalle zu werden. Zwei Mio. € kostet jene der Naturfreunde in der Wiener Erzherzog-Karl-Straße, 4,2 Mio. werden für die Halle in Weinburg im Mostviertel veranschlagt.
Die Betreiber in Wien bauen bei der Errichtung auf Unterstützungen aus dem Stadtbudget (Eröffnung am 31. Oktober), das Kletterzentrum in Weinburg (Eröffnung: September 2007) setzt auf Landes- und EU-Förderungen. Der Betrieb soll sich neben Freizeit-Sportlern auch durch therapeutisches Klettern im Rehabilitations-Bereich (Rückenschmerzen, Depressionen, Schlaganfall, Herz-Kreislauf-Schwäche) tragen. Beiderorts hoffen die Projektleiter auf 75.000 Besucher pro Jahr.
Vor allem in Wien ist der Konkurrenzkampf der Anbieter voll entfacht. Etwa 200 Kletterwände stehen in Turnsälen von Volks-, Haupt- und Allgemein Bildenden Höheren Schulen. Hinzu kommen Private, die mitunter skeptisch auf das Großprojekt der SP-nahen Naturfreunde schielen. "Die profitieren jetzt davon, was wir in jahrelanger Arbeit aufgebaut haben", ätzt Karin Slanina vom Österreichischen Touristenklub (ÖTK).
Derzeit betreibt der ÖTK in der Bäckerstraße Wiens größte Kletterhalle. Slanina: "Inzwischen kommen 20.000 Gäste pro Jahr, angefangen haben wir mit 20." Ihrer Meinung nach sei Indoor-Klettern in Wien deshalb so beliebt, weil die nächsten "echten" Felsen doch ein Stück entfernt sind und man dabei - anders als im Fitnessstudio - unmittelbare Erfolgserlebnisse feinern könne. "Das motiviert zusätzlich."
Die steigende Nachfrage im Kletter-Sport bekommt auch die ehemalige Staatsmeisterin Karin Kavoussi zu spüren, die seit 1998 am Wiener Universitätssportinstitut (USI) Anfängern bei den ersten, schwierigen Schritten hilft. "Die Nachfrage nach Kursen ist enorm gestiegen", erzählt sie. Während damals 100 Personen angebotene Lektionen inskribierten, sind es im laufenden Semester 1000, und: "Während zu Beginn die Männer dominierten, halten wir momentan bei 60 Prozent Frauen-Anteil."
Was auch den Handel freut: Sozio-demografisch befinden sich unter Kletter-Fans vorwiegend Maturanten, Akademiker der oberen Mittelschicht, darunter viele Studenten aus betuchtem Hause. Ernst Aichinger, Obmann der Sparte Sporthandel in der Wirtschaftskammer rechnet damit, dass der Trend kein Strohfeuer ist. "Es weist alles darauf hin, dass die Steigerungen nachhaltig sind."
LG, Das Wadl
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