Im Jahr 2005 beschrieb Studio Basel die Schweiz als Metropolensystem. Übrig blieb ein nichtmetropolitaner, potenzialarmer Raum. Im mythischen Kernland der Schweiz gelegen, tauften sie ihn "Alpine Brache". Das war die Aussensicht auf die Alpen.
Zwei Jahre zuvor lieferte Werner Bätzing in der Neuausgabe seines Alpenbuchs die Innensicht. Alpen(rand)städte machen gut erreichbare Alpensiedlungen zu ihren Vorstädten. Abgelegene Alpenregionen verlieren an Wirtschaftskraft und an Bevölkerung. Das brachte Bätzing auf die Formel "Vervorstädterung und Entsiedelung".
2007 zeichnen sich Gegenreaktionen ab. Am sichtbarsten sind sie im Gotthardgebiet. Deshalb kommen viele der unten aufgeführten Referenzprojekte von dort. Hintergrund ist die Neuordnung der Schweizer Raumordnungspolitik. Ab 2008 werden schweizweit raumpolitische Investitionsprojekte gefördert. Strukturarme Räume können nicht mehr mit automatischen Finanzzuweisungen rechnen.
Neun Strategien für die Alpen stelle ich hier zur Diskussion. Es sind Idealtypen, die in der Realität hybride Strategiemix-Cluster ausbilden.
Ich bitte euch um generelle Einschätzungen, um Beiträge zu Entwicklungen in anderen Regionen und um Kritik meiner Skizze. Die meisten Links öffnen weiterführende, fürs Forum geschriebene Texte.
(1) Die Wildnisstrategie. Man überlässt die Kulturlandschaft den natürlichen Dynamiken der biologischen Sukzession und zieht sich aus dem Raum zurück. Dem kann ein geordneter Rückbau und ein gefördertes Wegzugsprogramm vorangehen. Beispiele sind der Parco Nazionale Val Grande zwischen Domodóssola und dem Lago Maggiore und der Schweizerische Nationalpark im Unterengadin.
(2) Das Reservat. Auf einer Skala zwischen Landschaftspflege und Freilichtmuseum werden alpine Berufsfelder konserviert und ausgestellt. Der Preis für den Erhalt der Biodiversität ist der Menschenzoo. Beispiel: Sanierung der Alpage de Tsartsey im Unterwallis.
(3) Die Kultur der Peripherie. Wer nicht aussiedelt oder zuzieht, kann den Reichtum der alpinen Kultur wahrnehmen und an seine Formen anknüpfen, eine alpenspezifische Modernität aus den Traditionen heraus entwickeln, oder sogar in einer Art Alpino-Futurismus ein progressives Angebot an den Rest der Welt formulieren. Ein Beispiel wäre der Vriner Dorfarchitekt Gion A. Caminada.
(4) Alpenweite Vernetzung. Die Makroebene der Kultur der Peripherie. Soziokulturelle Projekte vernetzen sich alpenweit, werden überregional sichtbar, erschliessen neue Märkte und gestalten den Alpenraum von innen heraus. Das ist die Zukunftsperspektive der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA.
(5) Digitaler Alpinismus. Virtuelle Vernetzung lokaler und mobiler Potenziale des Alpenraums. Dynamisch-intime Symbiosen von Ferne und Nähe und von Mensch und Umwelt reorganisieren das räumliche Erleben. Dazu läuft ein umfangreiches Thema.
(6) Leuchttürme. Grossprojekte mit weltweiter Ausstrahlung setzen eine Region auf die Landkarte und lösen Kaskaden internationaler, nationaler, regionaler und lokaler Investitionen aus. Hierzu zählen spektakuläre Infrastrukturprojekte (Porta Alpina, Walliser Jungfraubahn), grossangelegte Tourismusprojekte (Savognin 1900), grossflächige Parkifizierungen mit Natur-, Themen-, Sport- und Vergnügungsarenen, Welterbezertifizierungen (Gotthard-Bergstrecke) und eventuell auch Kulturbauten.
(7) Dubai in the Alps. Die alpine Brache als Freiraum für ein Ensemble spektakulärer Grossprojekte. Das Tourismusresort Andermatt geht in diese Richtung.
(8) Überregionaler Turnaround. Man bindet Grossprojekte in eine überregionale Strategie ein und schafft für den neu entstehenden Landschafts- und Kulturraum eine globale Marke. So verfahren die Kantone Uri, Graubünden, Tessin und Wallis mit ihrem Konzept San Gottardo.
(9) Mülldeponie. Endlager für alles, was die Metropolen nicht mögen. Radikale Nutzung der überbliebenen Bebauung zur sanften Zwangsansiedlung von Wohlfahrtsempfängern. Radikale Nutzung der alpinen Topographie zur Energieerzeugung. Radikale Nutzung der alpinen Geologie zur Müllbeseitigung und als atomares Endlager.
Zwei Jahre zuvor lieferte Werner Bätzing in der Neuausgabe seines Alpenbuchs die Innensicht. Alpen(rand)städte machen gut erreichbare Alpensiedlungen zu ihren Vorstädten. Abgelegene Alpenregionen verlieren an Wirtschaftskraft und an Bevölkerung. Das brachte Bätzing auf die Formel "Vervorstädterung und Entsiedelung".
2007 zeichnen sich Gegenreaktionen ab. Am sichtbarsten sind sie im Gotthardgebiet. Deshalb kommen viele der unten aufgeführten Referenzprojekte von dort. Hintergrund ist die Neuordnung der Schweizer Raumordnungspolitik. Ab 2008 werden schweizweit raumpolitische Investitionsprojekte gefördert. Strukturarme Räume können nicht mehr mit automatischen Finanzzuweisungen rechnen.
Neun Strategien für die Alpen stelle ich hier zur Diskussion. Es sind Idealtypen, die in der Realität hybride Strategiemix-Cluster ausbilden.
Ich bitte euch um generelle Einschätzungen, um Beiträge zu Entwicklungen in anderen Regionen und um Kritik meiner Skizze. Die meisten Links öffnen weiterführende, fürs Forum geschriebene Texte.
(1) Die Wildnisstrategie. Man überlässt die Kulturlandschaft den natürlichen Dynamiken der biologischen Sukzession und zieht sich aus dem Raum zurück. Dem kann ein geordneter Rückbau und ein gefördertes Wegzugsprogramm vorangehen. Beispiele sind der Parco Nazionale Val Grande zwischen Domodóssola und dem Lago Maggiore und der Schweizerische Nationalpark im Unterengadin.
(2) Das Reservat. Auf einer Skala zwischen Landschaftspflege und Freilichtmuseum werden alpine Berufsfelder konserviert und ausgestellt. Der Preis für den Erhalt der Biodiversität ist der Menschenzoo. Beispiel: Sanierung der Alpage de Tsartsey im Unterwallis.
(3) Die Kultur der Peripherie. Wer nicht aussiedelt oder zuzieht, kann den Reichtum der alpinen Kultur wahrnehmen und an seine Formen anknüpfen, eine alpenspezifische Modernität aus den Traditionen heraus entwickeln, oder sogar in einer Art Alpino-Futurismus ein progressives Angebot an den Rest der Welt formulieren. Ein Beispiel wäre der Vriner Dorfarchitekt Gion A. Caminada.
(4) Alpenweite Vernetzung. Die Makroebene der Kultur der Peripherie. Soziokulturelle Projekte vernetzen sich alpenweit, werden überregional sichtbar, erschliessen neue Märkte und gestalten den Alpenraum von innen heraus. Das ist die Zukunftsperspektive der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA.
(5) Digitaler Alpinismus. Virtuelle Vernetzung lokaler und mobiler Potenziale des Alpenraums. Dynamisch-intime Symbiosen von Ferne und Nähe und von Mensch und Umwelt reorganisieren das räumliche Erleben. Dazu läuft ein umfangreiches Thema.
(6) Leuchttürme. Grossprojekte mit weltweiter Ausstrahlung setzen eine Region auf die Landkarte und lösen Kaskaden internationaler, nationaler, regionaler und lokaler Investitionen aus. Hierzu zählen spektakuläre Infrastrukturprojekte (Porta Alpina, Walliser Jungfraubahn), grossangelegte Tourismusprojekte (Savognin 1900), grossflächige Parkifizierungen mit Natur-, Themen-, Sport- und Vergnügungsarenen, Welterbezertifizierungen (Gotthard-Bergstrecke) und eventuell auch Kulturbauten.
(7) Dubai in the Alps. Die alpine Brache als Freiraum für ein Ensemble spektakulärer Grossprojekte. Das Tourismusresort Andermatt geht in diese Richtung.
(8) Überregionaler Turnaround. Man bindet Grossprojekte in eine überregionale Strategie ein und schafft für den neu entstehenden Landschafts- und Kulturraum eine globale Marke. So verfahren die Kantone Uri, Graubünden, Tessin und Wallis mit ihrem Konzept San Gottardo.
(9) Mülldeponie. Endlager für alles, was die Metropolen nicht mögen. Radikale Nutzung der überbliebenen Bebauung zur sanften Zwangsansiedlung von Wohlfahrtsempfängern. Radikale Nutzung der alpinen Topographie zur Energieerzeugung. Radikale Nutzung der alpinen Geologie zur Müllbeseitigung und als atomares Endlager.
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