Wieder stürze ich auf die staubige Matte. Wieder habe ich wertvolle Haut an den Fingerkuppen verloren. Wieder konnte ich diesen verdammten Griff nicht halten. Viele Versuche habe ich nicht mehr, sonst kommt das Blut. Ein Stimme in meinem Kopf sagt, genau das bringt dich weiter. Eine andere sagt, versuche Routen, die weniger Haut kosten, damit du länger trainieren kannst.
Ein Skifahrer fährt die Piste hinab. Ich kann ihn nicht sehen, nur hören. Er muss ganz nah gewesen sein, doch Sicht ist nicht vorhanden. Ein wenig Angst habe ich, dass ich in diesem Nebel umgefahren werden könnte, aber selbst bei gutem Wetter fährt hier kaum jemand und eigentlich steige ich schon mehr neben als auf der Piste auf. Vielleicht wäre es besser gewesen daheim zu bleiben, aber die Kondition ist eh schon so schlecht.
Wenn ich in alten Tourenbüchern blättere, springt mich die Begeisterung von damals an. Sie wirkt wie eine längst verblasste Liebe. Die Routine, die ich in mehr als zehn Jahren intensivem Bergsteigen entwickelt habe, tötet das Erlebnis. Natürlich ist es ein schönes Gefühl eine Route souverän zu klettern, an die ich früher nicht einmal gedacht habe. Ersetzt Leistung das Erlebnis?
Der Aufwand wird immer größer, die Verbesserungen immer geringer. Und gut klettern kann ich noch immer nicht und ebenso wenig laufe ich auf Berge. Das ewige Problem eines Allrounders. Ein Arbeitskollege meinte vor einiger Zeit, seine Freundin wäre im Urlaub nach ihrer Verletzung nur leichte Sachen bis 7a geklettert. Ich bin noch nie eine 7a geklettert.
Eine 38,5-Stunden-Woche macht die Sache nicht leichter. Zumal es eigentlich nie 38,5 Stunden sind. Ich habe keinen Job mit extremen Leistungsdruck, aber dennoch spielt Leistung natürlich eine wichtige Rolle. Soll man das Leistungsprinzip dann nicht besser zumindest in der Freizeit außer Kraft setzen?
Aber es gibt auch andere Tage. Eigentlich bin ich nur des Trainings wegen nach der Arbeit auf den Berg gegangen. Der Mond strahlt über mir, die Lichter von Innsbruck unter mir. Ein paar Wolken am Himmel runden die Stimmung ab. Ich blicke ins Tal, denke an all die Leute, die dort unterwegs sind und wichtige Termine haben. Ich freue mich hier oben zu sein, nirgendwo wäre ich jetzt lieber. Ich bleibe noch eine Weile sitzen, bevor ich die Stirnlampe wieder einschalte.
In dieser Boulderhalle war ich seit zwei Monaten nicht mehr. Besonders viel wurde in der Zeit nicht umgeschraubt. Nach dem Aufwärmen klettere ich eine Route, die mich beim letzten Mal viele Versuche gekostet hat. Ich spüre, dass ich noch Reserven habe. Zwei andere Boulder gelingen mir im jeweils dritten Versuch, obwohl ich nach dem jeweils ersten kaum eine Chance gesehen habe. Es ist einer dieser Tage, an denen man glaubt ein paar Kilogramm weniger zu wiegen und sich geschmeidig zu bewegen.
Und irgendwann, wenn es wieder Sommer ist, werde ich irgendeine Wand, vielleicht in den Dolomiten, vielleicht im Montblancgebiet oder irgendwo dazwischen, durchsteigen. Nach einem komplizierten Abstieg werde ich total erschöpft im Tal ankommen und einfach glücklich sein. Ich werde daran denken, dass ich das im letzten oder vorletzten Jahr noch nicht gekonnt hätte. Wenn es eine für mich wirklich große Tour war, werde ich noch im folgenden Winter mit großer Freude zurückdenken. Und auch irgendwann, wenn ich das Leistungsvermögen dafür nicht mehr haben werde.
Ein Skifahrer fährt die Piste hinab. Ich kann ihn nicht sehen, nur hören. Er muss ganz nah gewesen sein, doch Sicht ist nicht vorhanden. Ein wenig Angst habe ich, dass ich in diesem Nebel umgefahren werden könnte, aber selbst bei gutem Wetter fährt hier kaum jemand und eigentlich steige ich schon mehr neben als auf der Piste auf. Vielleicht wäre es besser gewesen daheim zu bleiben, aber die Kondition ist eh schon so schlecht.
Wenn ich in alten Tourenbüchern blättere, springt mich die Begeisterung von damals an. Sie wirkt wie eine längst verblasste Liebe. Die Routine, die ich in mehr als zehn Jahren intensivem Bergsteigen entwickelt habe, tötet das Erlebnis. Natürlich ist es ein schönes Gefühl eine Route souverän zu klettern, an die ich früher nicht einmal gedacht habe. Ersetzt Leistung das Erlebnis?
Der Aufwand wird immer größer, die Verbesserungen immer geringer. Und gut klettern kann ich noch immer nicht und ebenso wenig laufe ich auf Berge. Das ewige Problem eines Allrounders. Ein Arbeitskollege meinte vor einiger Zeit, seine Freundin wäre im Urlaub nach ihrer Verletzung nur leichte Sachen bis 7a geklettert. Ich bin noch nie eine 7a geklettert.
Eine 38,5-Stunden-Woche macht die Sache nicht leichter. Zumal es eigentlich nie 38,5 Stunden sind. Ich habe keinen Job mit extremen Leistungsdruck, aber dennoch spielt Leistung natürlich eine wichtige Rolle. Soll man das Leistungsprinzip dann nicht besser zumindest in der Freizeit außer Kraft setzen?
Aber es gibt auch andere Tage. Eigentlich bin ich nur des Trainings wegen nach der Arbeit auf den Berg gegangen. Der Mond strahlt über mir, die Lichter von Innsbruck unter mir. Ein paar Wolken am Himmel runden die Stimmung ab. Ich blicke ins Tal, denke an all die Leute, die dort unterwegs sind und wichtige Termine haben. Ich freue mich hier oben zu sein, nirgendwo wäre ich jetzt lieber. Ich bleibe noch eine Weile sitzen, bevor ich die Stirnlampe wieder einschalte.
In dieser Boulderhalle war ich seit zwei Monaten nicht mehr. Besonders viel wurde in der Zeit nicht umgeschraubt. Nach dem Aufwärmen klettere ich eine Route, die mich beim letzten Mal viele Versuche gekostet hat. Ich spüre, dass ich noch Reserven habe. Zwei andere Boulder gelingen mir im jeweils dritten Versuch, obwohl ich nach dem jeweils ersten kaum eine Chance gesehen habe. Es ist einer dieser Tage, an denen man glaubt ein paar Kilogramm weniger zu wiegen und sich geschmeidig zu bewegen.
Und irgendwann, wenn es wieder Sommer ist, werde ich irgendeine Wand, vielleicht in den Dolomiten, vielleicht im Montblancgebiet oder irgendwo dazwischen, durchsteigen. Nach einem komplizierten Abstieg werde ich total erschöpft im Tal ankommen und einfach glücklich sein. Ich werde daran denken, dass ich das im letzten oder vorletzten Jahr noch nicht gekonnt hätte. Wenn es eine für mich wirklich große Tour war, werde ich noch im folgenden Winter mit großer Freude zurückdenken. Und auch irgendwann, wenn ich das Leistungsvermögen dafür nicht mehr haben werde.
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