Tourismusausbau für Lackenhof stockt
Die groß angekündigten Pläne für den Tourismusort Lackenhof am Ötscher (Bezirk Scheibbs) hängen in der Warteschleife. Die Verhandlungen des Landes mit Grundeigentümern stocken. Involvierte Personen resignieren, und Einheimische zweifeln an den Plänen.
Bei leichtem Regen ziehen die Skifahrer in Lackenhof Freitagvormittag ihre Schwünge die Piste hinunter, wo die meisten gleich danach im Restaurant Ötschertreff verschwinden. Der Andrang ist überschaubar, am Sonntag ist Saisonschluss – wie in fast allen anderen Skigebieten im Land. Nur am Hochkar kann man noch bis Anfang April fahren.
Gut 70.000 Eintritte gab es heuer in Lackenhof, heißt es vom Ötscher-Tourismusverband – etwas mehr als im Vorjahr. Trotzdem sei der Betrieb alles andere als wirtschaftlich. Von den Gästezahlen der Ära Schröcksnadel, der den Liftbetrieb mit gut 100.000 Eintritten schon 2021 wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit abstieß, sei man weit entfernt, hört man. Wie in den vergangenen Jahren soll es auch heuer einen hohen zumindest sechsstelligen Verlust geben.
Skepsis im Ort
Das Land Niederösterreich, das über die ecoplus Alpin GmbH die Liftanlagen besitzt, äußert sich dazu auf Anfrage von noe.ORF.at nicht. Gleichzeitig lassen die millionenschweren Ausbaupläne, die das Land im Vorjahr konkretisierte, auf sich warten. In der Bevölkerung wächst die Skepsis. Michaela Dienstbier ist etwa „wenig zuversichtlich“, dass die Pläne irgendwann noch umgesetzt werden, „weil der Grundeigentümer da nicht so mitspielt.“
„Der hat einfach kein großes Interesse, dass da touristisch etwas gemacht wird“, ergänzt Edi Matschi, der in Gaming ein Sportgeschäft betreibt, „soweit ich weiß, wollen die lieber jagen gehen.“ Auch Gertraud Üblagger aus Lackenhof glaubt nicht an nötige Impulse: „Es tut sich nichts.“ „Die Verhandlungen laufen weiter“, sagt ihr Mann Alexander, „aber es kommt nichts raus.“
Rettung in letzter Sekunde
Ein Rückblick: Im Herbst 2021 übernahm das Land den Liftbetrieb von der Schröcksnadel-Gruppe und verhinderte die Schließung. Allerdings wollte man innerhalb von zwei Jahren mit der Region ein Konzept erarbeiten, mit Blick auf Ganzjahrestourismus – mit Trails, Mountainbikestrecken auf bestehenden Forststraßen und Erlebniswegen. Doch um die Straßen nutzen zu können, müssen die Grundeigentümer zustimmen.
Vergangenen Mai keimte in den zähen Verhandlungen endlich Hoffnung auf. Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf sagte zum Stand der Verhandlungen: „Wir sind in der finalen Phase." Gleichzeitig legte das Land die lang erwarteten Pläne für die Zukunft des Tourismusorts am Tisch. Pernkopf sprach von Investitionen in der Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags. In Lackenhof sollen neue Lifte entstehen.
Voraussetzungen für Pläne noch unerfüllt
Der alte Doppelsessellift auf den Großen Ötscher soll durch eine moderne Seilbahn, die bis zum Hüttenkogel geht, ersetzt werden. Weiters sollen ein Besucherzentrum und eine Beschneiungsanlage gebaut werden – vorausgesetzt es kommen neue Hotelbetten in die Region und die Grundstückseigentümer sind bereit, die Nutzung auf einem Teil der bestehenden Forststraßen zuzulassen. Eine Entscheidung war für die nächsten Monate angekündigt.
Doch gibt es bis heute keine Einigung. Wie weit die Verhandlungen überhaupt fortgeschritten sind? Dazu gab die für den Tourismus zuständige Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner keine Auskunft, die Wirtschaftsagentur ecoplus – die Muttergesellschaft der ecoplus Alpin – blieb gegenüber noe.ORF.at unkonkret.
In einer schriftlichen Stellungnahme teilte ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki mit: "Wir arbeiten mit hohem, auch finanziellem Einsatz für die touristische Neupositionierung des Ortes. (…) Die Gespräche dazu laufen. Ich ersuche um Verständnis, dass wir aktuell diesen Prozess nicht weiter kommentieren.“
Stockende Verhandlungen
Recherchen des ORF Niederösterreich zeigen, dass die Verhandlungen auf der Stelle treten. Der größte Grundeigentümer ist die Forstverwaltung Neuhaus rund um den Industriellen Thomas Prinzhorn, der statt auf Tourismus lieber auf Ruhe und Jagd setzen soll. Die Verhandlungen mit dem Land soll er schon mehrmals ins Leere laufen haben lassen. Eine Anfrage dazu ließ Prinzhorn unbeantwortet.
Zwei weitere wichtige Grundeigentümer sind die Stifte Lilienfeld und Melk, doch auch mit ihnen sollen sich die Verhandlungen im Kreis drehen. Dem Vernehmen nach sollen beide immer wieder Gründe vorbringen, warum eine Einigung nicht möglich sei. Vom Stift Lilienfeld heißt es: „Wir sind in diesem Bereich bereits in laufenden Gesprächen und in engem Austausch mit verschiedenen Partnern.“
Das Stift Melk schreibt auf Anfrage: „Wir versuchen grundsätzlich, in derartigen Angelegenheiten Gespräche immer auf Augenhöhe und in einem gegenseitigen respektvollen Umgang miteinander zu führen und wollen daher keine Stellungnahme über die Medien austauschen.“ Interviews wollen alle Beteiligten nicht geben. Mit den Bundesforsten sollen die Verhandlungen hingegen konstruktiv laufen, heißt es.
Betrieb nur bis Ende Oktober garantiert
Im Ort wünschen sich viele mehr Tempo und endlich eine klare Entscheidung, denn Stand jetzt ist der Liftbetrieb nur bis 31. Oktober gesichert, sagt der Obmann des Ötscher-Tourismus Franz Heher: „Für die Beherberger heißt das, man kann die Gäste für nächste Saison nicht verbindlich aufnehmen. Das gleiche ist bei den Skiverleihern, Skischulen, der Einkauf gestaltet sich sehr schwierig. Auch die Nahversorger, alle hängen in der Luft.“
Und auch bei Investitionen, etwa in Beherbergungsbetriebe, herrscht Zurückhaltung – sowohl bei privaten Zimmervermietern als auch bei größeren Investoren, hört man von Gemeindevertretern. Immobilienentwickler Martin Lenikus, der bereits drei Hotels in Lackenhof besitzt und noch eine vierte Unterkunft kaufen möchte, will eine große Renovierung erst mit Zusage der Eigentümer starten. Die Verhandlungen könnten zwar durchaus schneller laufen, er sei aber zuversichtlich.
Während bei manchen Involvierten noch ein gewisser Optimismus – vielleicht auch Zweckoptimismus – herrscht, überwiegt bei anderen die Ernüchterung. Von einer finalen Phase könne man derzeit keinesfalls sprechen, vielmehr gebe es einen Kampf hinter den Kulissen.
Das Land Niederösterreich ist auf eine Einigung mit den Grundeigentümern angewiesen, angesichts der budgetären Lage und der derzeit wenig erfolgversprechenden Verhandlungsaussichten, muss es sich aber auch die Frage stellen, wie lange man sich den verlustreichen Liftbetrieb noch leisten kann und will.
Stefan Schwarzwald-Sailer, noe.ORF.at
https://noe.orf.at/stories/3297079/
Die Ötscherbergbahnen kündigen die (voraussichtlichen) Betriebszeiten in der Sommersaison 2025 an.
Das seit Oktober 2024 nicht mehr bewirtschaftete Ötscher-Schutzhaus bleibt auch im gesamten Sommer 2025 geschlossen.
https://www.oetscher.at/betriebszeit...ommer-oetscher
Die groß angekündigten Pläne für den Tourismusort Lackenhof am Ötscher (Bezirk Scheibbs) hängen in der Warteschleife. Die Verhandlungen des Landes mit Grundeigentümern stocken. Involvierte Personen resignieren, und Einheimische zweifeln an den Plänen.
Bei leichtem Regen ziehen die Skifahrer in Lackenhof Freitagvormittag ihre Schwünge die Piste hinunter, wo die meisten gleich danach im Restaurant Ötschertreff verschwinden. Der Andrang ist überschaubar, am Sonntag ist Saisonschluss – wie in fast allen anderen Skigebieten im Land. Nur am Hochkar kann man noch bis Anfang April fahren.
Gut 70.000 Eintritte gab es heuer in Lackenhof, heißt es vom Ötscher-Tourismusverband – etwas mehr als im Vorjahr. Trotzdem sei der Betrieb alles andere als wirtschaftlich. Von den Gästezahlen der Ära Schröcksnadel, der den Liftbetrieb mit gut 100.000 Eintritten schon 2021 wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit abstieß, sei man weit entfernt, hört man. Wie in den vergangenen Jahren soll es auch heuer einen hohen zumindest sechsstelligen Verlust geben.
Skepsis im Ort
Das Land Niederösterreich, das über die ecoplus Alpin GmbH die Liftanlagen besitzt, äußert sich dazu auf Anfrage von noe.ORF.at nicht. Gleichzeitig lassen die millionenschweren Ausbaupläne, die das Land im Vorjahr konkretisierte, auf sich warten. In der Bevölkerung wächst die Skepsis. Michaela Dienstbier ist etwa „wenig zuversichtlich“, dass die Pläne irgendwann noch umgesetzt werden, „weil der Grundeigentümer da nicht so mitspielt.“
„Der hat einfach kein großes Interesse, dass da touristisch etwas gemacht wird“, ergänzt Edi Matschi, der in Gaming ein Sportgeschäft betreibt, „soweit ich weiß, wollen die lieber jagen gehen.“ Auch Gertraud Üblagger aus Lackenhof glaubt nicht an nötige Impulse: „Es tut sich nichts.“ „Die Verhandlungen laufen weiter“, sagt ihr Mann Alexander, „aber es kommt nichts raus.“
Rettung in letzter Sekunde
Ein Rückblick: Im Herbst 2021 übernahm das Land den Liftbetrieb von der Schröcksnadel-Gruppe und verhinderte die Schließung. Allerdings wollte man innerhalb von zwei Jahren mit der Region ein Konzept erarbeiten, mit Blick auf Ganzjahrestourismus – mit Trails, Mountainbikestrecken auf bestehenden Forststraßen und Erlebniswegen. Doch um die Straßen nutzen zu können, müssen die Grundeigentümer zustimmen.
Vergangenen Mai keimte in den zähen Verhandlungen endlich Hoffnung auf. Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf sagte zum Stand der Verhandlungen: „Wir sind in der finalen Phase." Gleichzeitig legte das Land die lang erwarteten Pläne für die Zukunft des Tourismusorts am Tisch. Pernkopf sprach von Investitionen in der Höhe eines zweistelligen Millionenbetrags. In Lackenhof sollen neue Lifte entstehen.
Voraussetzungen für Pläne noch unerfüllt
Der alte Doppelsessellift auf den Großen Ötscher soll durch eine moderne Seilbahn, die bis zum Hüttenkogel geht, ersetzt werden. Weiters sollen ein Besucherzentrum und eine Beschneiungsanlage gebaut werden – vorausgesetzt es kommen neue Hotelbetten in die Region und die Grundstückseigentümer sind bereit, die Nutzung auf einem Teil der bestehenden Forststraßen zuzulassen. Eine Entscheidung war für die nächsten Monate angekündigt.
Doch gibt es bis heute keine Einigung. Wie weit die Verhandlungen überhaupt fortgeschritten sind? Dazu gab die für den Tourismus zuständige Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner keine Auskunft, die Wirtschaftsagentur ecoplus – die Muttergesellschaft der ecoplus Alpin – blieb gegenüber noe.ORF.at unkonkret.
In einer schriftlichen Stellungnahme teilte ecoplus-Geschäftsführer Helmut Miernicki mit: "Wir arbeiten mit hohem, auch finanziellem Einsatz für die touristische Neupositionierung des Ortes. (…) Die Gespräche dazu laufen. Ich ersuche um Verständnis, dass wir aktuell diesen Prozess nicht weiter kommentieren.“
Stockende Verhandlungen
Recherchen des ORF Niederösterreich zeigen, dass die Verhandlungen auf der Stelle treten. Der größte Grundeigentümer ist die Forstverwaltung Neuhaus rund um den Industriellen Thomas Prinzhorn, der statt auf Tourismus lieber auf Ruhe und Jagd setzen soll. Die Verhandlungen mit dem Land soll er schon mehrmals ins Leere laufen haben lassen. Eine Anfrage dazu ließ Prinzhorn unbeantwortet.
Zwei weitere wichtige Grundeigentümer sind die Stifte Lilienfeld und Melk, doch auch mit ihnen sollen sich die Verhandlungen im Kreis drehen. Dem Vernehmen nach sollen beide immer wieder Gründe vorbringen, warum eine Einigung nicht möglich sei. Vom Stift Lilienfeld heißt es: „Wir sind in diesem Bereich bereits in laufenden Gesprächen und in engem Austausch mit verschiedenen Partnern.“
Das Stift Melk schreibt auf Anfrage: „Wir versuchen grundsätzlich, in derartigen Angelegenheiten Gespräche immer auf Augenhöhe und in einem gegenseitigen respektvollen Umgang miteinander zu führen und wollen daher keine Stellungnahme über die Medien austauschen.“ Interviews wollen alle Beteiligten nicht geben. Mit den Bundesforsten sollen die Verhandlungen hingegen konstruktiv laufen, heißt es.
Betrieb nur bis Ende Oktober garantiert
Im Ort wünschen sich viele mehr Tempo und endlich eine klare Entscheidung, denn Stand jetzt ist der Liftbetrieb nur bis 31. Oktober gesichert, sagt der Obmann des Ötscher-Tourismus Franz Heher: „Für die Beherberger heißt das, man kann die Gäste für nächste Saison nicht verbindlich aufnehmen. Das gleiche ist bei den Skiverleihern, Skischulen, der Einkauf gestaltet sich sehr schwierig. Auch die Nahversorger, alle hängen in der Luft.“
Und auch bei Investitionen, etwa in Beherbergungsbetriebe, herrscht Zurückhaltung – sowohl bei privaten Zimmervermietern als auch bei größeren Investoren, hört man von Gemeindevertretern. Immobilienentwickler Martin Lenikus, der bereits drei Hotels in Lackenhof besitzt und noch eine vierte Unterkunft kaufen möchte, will eine große Renovierung erst mit Zusage der Eigentümer starten. Die Verhandlungen könnten zwar durchaus schneller laufen, er sei aber zuversichtlich.
Während bei manchen Involvierten noch ein gewisser Optimismus – vielleicht auch Zweckoptimismus – herrscht, überwiegt bei anderen die Ernüchterung. Von einer finalen Phase könne man derzeit keinesfalls sprechen, vielmehr gebe es einen Kampf hinter den Kulissen.
Das Land Niederösterreich ist auf eine Einigung mit den Grundeigentümern angewiesen, angesichts der budgetären Lage und der derzeit wenig erfolgversprechenden Verhandlungsaussichten, muss es sich aber auch die Frage stellen, wie lange man sich den verlustreichen Liftbetrieb noch leisten kann und will.
Stefan Schwarzwald-Sailer, noe.ORF.at
https://noe.orf.at/stories/3297079/
Die Ötscherbergbahnen kündigen die (voraussichtlichen) Betriebszeiten in der Sommersaison 2025 an.
Das seit Oktober 2024 nicht mehr bewirtschaftete Ötscher-Schutzhaus bleibt auch im gesamten Sommer 2025 geschlossen.
https://www.oetscher.at/betriebszeit...ommer-oetscher
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