Zwei nächtliche Bergrettungseinsätze auf der Rax, 06.12. und 13.12.21

[Exilfranke]

Eine Wiener Familie mit zwei Kindern hat sich am Sonntag bei tief winterlichen Verhältnissen im steirisch-niederösterreichischen Grenzgebiet auf der Rax verirrt. Bergrettung und Alpinpolizei retteten die erschöpften Wanderer aus rund 1.800 Meter Seehöhe.

Der 47-Jährige, seine 43-jährige Frau und die beiden Kinder im Alter von neun und 13 Jahren waren erst gegen 15.00 Uhr zu der Bergtour auf die Rax aufgebrochen. Sie stiegen zu Fuß vom Parkplatz Preiner Gscheid über die Reißtalerhütte und den Reißtalersteig auf das Hochplateau der Rax auf. Dort verirrten sie sich aber, weil neben der Dunkelheit auch starker Nebel und Neuschnee die Verhältnisse erschwerten. Hinzu kamen starker Wind und Lawinengefahr. Die Familie musste daher gegen 18.30 Uhr einen Notruf absetzen.

Alpine Einsatzkräfte der Bergrettung sowie der Alpinpolizei orteten die vier Personen via GPS-Koordinaten und leiteten sie zu einem markierten Abstiegsweg. Bergretter fanden die Familie schließlich gegen 21.20 Uhr im Bereich Karl-Ludwig-Haus in einer Seehöhe von etwa 1.800 Metern. Die Eltern und die Kinder waren leicht unterkühlt, jedoch unverletzt. Die Familie wurde nach der medizinischen Erstversorgung von den rund 15 alpinen Einsatzkräften ins Tal begleitet. Von dort aus fuhren sie selbst heim.

Ermittlungen gegen Eltern möglich

Die Staatsanwaltschaft Leoben wird nun entscheiden müssen, ob die Eltern ihre Kinder fahrlässig in Gefahr gebracht haben, hieß es am Montag. Die Strecke vom Preiner Gscheid auf das Rax-Plateau und zurück ist auf Wander-Websites mit rund fünfeinhalb Stunden angegeben, allerdings ist die Wanderung nur bis September empfohlen. Fast 1.000 Höhenmeter sind bei der Tour zu bewältigen.

https://noe.orf.at/stories/3133333/

[babyshamble]

Die Lawinengefahr war für Sonntag mit Stufe 1 (gering) ausgegeben. Für Montag (nächster Tag) dann Stufe 2 (mäßig)

[HansS]

Es geht hier nicht um die Lawinengefahr, sondern viel mehr um den Zeitpunkt des Tourenstarts.
Wer im Dezember um ca. 15 Uhr startet, muß sich schon ziemlich gut in diesem Gebiet auskennen und für diese Uhrzeit auch dementsprechend ausgerüstet sein.
Das dabei Ermittlungen gegen die beiden Eltern gemacht werden ist nur die logische Folge dieser Unverantwortlichkeit!

[Exilfranke]

Und nicht zuletzt auch der Zeitpunkt in der aktuellen Pandemie. Die Spitäler arbeiten momentan österreichweit unter Höchstleistung bzw. akuter Überlastung, die Intensivbetten sind voll, die Non-COVID-Versorgung ist maximal zurückgefahren auf Akut/Notfälle. Das denk ich mir derzeit bei jeder Unternehmung, die in gefährliches Gelände führt (wie auch die beiden Lawinenunfälle zuletzt in Tirol und Salzburg bei einem 3er). Man muss es den ohnehin schon schwer schuftenden Ärzten und Pflegern und Rettungsdiensten nicht noch zusätzlich schwer machen.

[climby]

Manchmal wundere ich mich, dass nicht noch mehr passiert. Ein Riesendank gehört da den Rettungskräften.

Viele Liebe Grüße von climby

[babyshamble]

Es geht hier nicht um die Lawinengefahr, sondern viel mehr um den Zeitpunkt des Tourenstarts.

Ja, das sehe ich auch so. Zeitpunkt, Tourenauswahl und Bedingungen haben da nicht zusammen gepasst. Wollte nur die Lawinenwarnstufe wiedergeben, sonst könnte man womöglich glauben, dass auf der Rax (wie in Salzburg) ein 3er war und die Leute sich deswegen noch mehr das Maul zerreissen.

[Aspang]

Irgend etwas passt mir hier nicht zusammen: wenn die es in der Zeit über den Reißtalersteig bei tief winterlichen Verhältnisen geschafft haben sind sie sehr gut. Was Kondition und Können betrifft. Dass sie sich dann am Plateau verirrrt haben kann natürlich vorkommen - passt aber mit dem Vorherigen nicht ganz zusammen. Insbesondere wenn sie ein GPS mitgehabt haben. Aber vielleicht weiß jemand Genaueres.

[babyshamble]

Irgend etwas passt mir hier nicht zusammen: wenn die es in der Zeit über den Reißtalersteig bei tief winterlichen Verhältnisen geschafft haben sind sie sehr gut. Was Kondition und Können betrifft. Dass sie sich dann am Plateau verirrrt haben kann natürlich vorkommen - passt aber mit dem Vorherigen nicht ganz zusammen. Insbesondere wenn sie ein GPS mitgehabt haben. Aber vielleicht weiß jemand Genaueres.

Ja da tun sich viele Fragen auf.
Die wichtigste: war das GPS nicht kartenfähig und hatte man sich eine gute Beschilderung auf einem ausgetrampelten Weg am Plateau vorgestellt um bei Neuschnee im Schein der Stirnlampen zu navigieren ? (Telefon)-Empfang hatte man ja, oder war dieser für die Internetnutzung zu gering?
War der Abstieg über den Aufstiegsweg nicht machbar weil er zu anspruchsvoll war oder waren die Spuren wieder zugeweht?
Hat man den Nordwind, die Temperaturen am Berg oder die Schneeverhältnisse unterschätzt oder waren diese für das Absetzen des Notrufs gar nicht ausschlaggebend. Wollte man nur Navigationshilfe von der Bergrettung, schließlich konnten alle 4 selbstständig absteigen und was war die medizinische Erstversorgung?
Starke konditionelle Leistung von den Kindern jedenfalls!

[Wolfgang A.]

Genau eine Woche danach wurde die Bergrettung Reichenau erneut zu einem Einsatz auf der Raxalpe gerufen, der bis tief in die Nacht dauerte.


13.12.2021 - Nächtlicher Sucheinsatz auf der Rax

Gestern Abend wurde die Bergrettung von zwei jungen Alpinisten alarmiert. Die zwei slowakischen Staatsbürger waren am Vormittag in Griesleiten gestartet. Sie stiegen über den Haid-Steig auf die Rax auf. Aufgrund der schwierigen Verhältnisse erreichten sie erst gegen 15.00 Uhr das Raxplateau. Dichter Nebel, Sturm, Schneefall machten die Orientierung sehr schwer, sodass sie am Raxplateau die Orientierung verloren. Erst um kurz nach 18.00 Uhr, somit lange nach Einbruch der Dunkelheit, setzen die Bergsteiger einen Notruf ab.
Den Aufenthaltsort konnten die beiden telefonisch nicht näher beschreiben, sodass die Einsatzleitung der Ortsstelle Reichenau anhand der übermittelten GPS-Daten den Standort ermittelten musste. Die Personen befanden sich in den Latschenfeldern nördlich des Preiner Wand Kreuzes. Aufgrund der Witterungsverhältnisse entschied man sich, mit der Seilbahn aufzufahren [...], um von der Bergstation mit Tourenski zuzusteigen. Wenig später rückten die ersten vier Bergretter*innen bereits aus, um die Suche zu starten. [...]

Um ca 21.00h konnte der Voraustrupp Sichtkontakt mit den Gesuchten herstellen und traf weniger später bei den Personen ein. Durch hüfttiefen Schnee und dichten Latschenbewuchs konnten die Alpinisten zurück auf den Weg gebracht werden. [...] Aufgrund der Müdigkeit, der tiefwinterlichen Witterung und der damit verbundenen leichten Unterkühlung war ein Vorankommen zur Seilbahn nur langsam möglich. Mit der Gondel ging es schließlich ins Tal und um kurz vor Mitternacht konnte die Bergrettung Reichenau gemeinsam mit der Alpinpolizei den Einsatz erfolgreich beenden.

https://www.facebook.com/bergrettungreichenau/

Bericht im "Kurier":
https://kurier.at/chronik/niederoest...irrt/401840965


Der Appell der Bergrettung Reichenau am Schluss ihres Berichts:

Wir müssen [...] einmal mehr darauf hinweisen, dass eine entsprechende Tourenplanung das A und O ist. Insbesondere bei schwierigen, tiefwinterlichen Verhältnissen. Wegzeit, Gebietskenntnis, körperliche Fitness,... sind zu berücksichtigen. Und Stirnlampe, Powerbank inkl. passendem (!) Kabel, Biwaksack, warme Getränke und Essen sind ein MUSS im Rucksack.