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Was sind eure alpinen Jugendsünden und Anfängerfehler??

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  • Was sind eure alpinen Jugendsünden und Anfängerfehler??

    Hallo zusammen,

    Jugendsünden, Anfängerfehler, jeder hat sie mal gemacht und ist besimmt im Laufe seiner Wander- und Bergsteigerkarriere mal in die ein oder andere haarsträubende (kann auch durchaus wörtlich genommen werden) Situation und vor allem gut wieder aus dieser heraus gekommen. Es wäre schön, in diesem Thread mal ein paar solcher Geschichten zu sammeln. Ich kann ja mal anfangen.

    Irgendwann (ist schon ein paar Jährchen her) hab' ich mal beschlossen, auf die Zugspitze zu gehen. Ich hatte auch noch nicht allzuviel Erfahrung, war mal etwas wandern und hatte zwei Klettersteige gemacht. Ich war mit einem Kumpel unterwegs, bis zur Zugspitze hoch durchs Höllental wars eigentlich auch mal abgesehen von der Völkerwanderung eine ganz gemütliche Tour. Der ursprüngliche Plan war, im Münchner Haus zu übernachten und dann am nächsten Tag wieder abzusteigen. Irgendwann sind wir dann abends aber drauf gekommen, dass der Jubiläumsgrat doch ein ganz netter Klettersteig wäre, über den man doch dann am nächsten Tag gemütlich absteigen könne.

    Fehler Nr.1: Der Jubiläumsgrat ist kein ganz so gemütlicher Abstieg und kein Klettersteig.

    Gesagt, getan. Am nächsten Tag, einem heißen Augusttag, ging's früh los.

    Fehler Nr.2: Nur 1 Liter Wasser dabeigehabt, da wir gerade absolut keine Kohle hatten und nicht bereit waren, für abgekochtes Regenwasser mehr als 1,50 (oder 2?) Euro auf einen Liter zu zahlen.
    in Verbindung mit Fehler Nr.3: Wir dachten, die Biwakschachtel in der Mitte wär eine Hütte, wo man notfalls was zu trinken kaufen könne. Diese Annahme führt dann auch direkt zu

    Fehler Nr.4: kein Wasser mehr schon vor der Biwakschachtel(war ja ein heißer Tag und so entschlossen wir uns, in der Biwakschachte doch was zu kaufen)

    Aus dem Versuch, dort Wasser zu kaufen (und ich war verdammt durstig und hätte sogar meinen Geiz überwunden), wurde leider nichts.

    Nach stundenlangem dahinschleppen (wir haben bestimmt 7 oder 8 Stunden bis kurz vor die Alpspitze gebraucht, damals waren Trittsicherheit und Kondition irgendwie noch nicht so ausgereift) sind wir dann links runter zur Höllentalangerhütte, welche wir nach insgesamt 10 Stunden (von denen mindestens 8 ohne einen Schluck Wasser waren) halb verdurstet erreichten. Nach einem Maß Cola und einem Maß Radler und weiteren etwa 2,5 Litern Wasser in den leeren Maßkrügen, was ich komplett innerhalb von 30 min vernichtet hatte, gings dann durchs Höllental runter richtung Auto und heimwärts. Auf der Toilette war ich an dem Tag übrigens nicht mehr.

    Das Erreichen der Höllentalangerhütte war mit Sicherheit gefühlsmäßig das Beste, was ich in meinem Leben zu diesem Zeitpunkt erreicht hatte. Ein Wahnsinnsgefühl, 2 Maßkrüge mit Cola und Radler vor sich zu haben, so total dehydriert. Aber im Nachhinein doch schon ziemlich krass, ich war wirklich kurz vor dem Zusammenbruch, und die Dehydration ging doch schon gewaltig auf die Trittsicherheit, vor allem oben am Grat.

    Im Nachhinein ist so ne Geschichte eigentlich ganz lustig, denn es ist ja auch nichts passiert, aber man sieht halt doch, wie schnell Unerfahrenheit in Kombination mit Konditionsmangel und Selbstüberschätzung zu größeren Problemen führen kann. Auf jeden Fall ist mir sowas kein zweites Mal passiert (bis auf zwei kritische Gewittererlebnisse, aber ok, das passiert). Ich hab mein Lehrgeld auf jeden Fall gezahlt und würde mich heute als einen relativ vorsichtigen Bergsteiger bezeichnen.

    Ich freu mich schon auf ein paar Geschichten von euch...

  • #2
    AW: Was sind eure alpinen Jugendsünden und Anfängerfehler??

    2 aktionen fallen mir gleich auf anhieb ein, wobei in meinen anfangstagen ein verhauer eigentlich bei jeder tour möglich war (der beste ein 7 stunden hatscher bis 23h am gardasee, da ins falsche tal abgestiegen...). 1. bei der ersten alpinen klettertour nach dem klettergrundkurs in der fünften seillänge eines 3ers eine ca 30 minütige "hängepartie", da a) mit trekkingschuhen unterwegs, die kletterschuhe wurden am nächsten tag in der früh gekauft b) übersehen, daß in der topo eine stelle mit 4 gekennzeichnet war c) zu allem überfluß bei starken wind der seilerste um eine felsnadel geklettert war und außer sicht/rufweite war-- ich kam rauf aber frag nicht wie!
    2. beim aufstieg über den fadensteig auf den schneeberg im winter erwischten wir die abzweigung aus einer steilrinne nicht und aus faulheit habe ich die steigeisen solange nicht raufgegeben bis ich weder vor noch zurück konnte. mein tourenkollege "sicherte" mich mit den skistöcken und einhändig befestigte ich die eisen nun am schuh, was ca 10 minuten dauerte. die weichen knie spürte ich auch noch bei der abfahrt grundsätzlich muss ich sagen, daß ich eher auf der vorsichtigen seite unterwegs bin, v.a. was lawinen anbelangt. solange man dann auf der hütte über seine unfähigkeit noch lachen kann ist es gut. leider gehen aber viele fehler nicht so glimpflich aus. trotzdem ein nettes thema, danke dafür und liebe grüße!

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    • #3
      AW: Was sind eure alpinen Jugendsünden und Anfängerfehler??

      Da kann ich auch was beisteuern:
      Ich hatte mir vorgenommen, in der Ortler-Gruppe von der Düsseldorfer Hütte aus die Laaser Gruppe zu umrunden (Düsseldorfer Hütte- Zayjoch- Laaser Hütte- Zufallhütte- Madritschjoch- Schaubachhütte- Sulden). Erste Etappe: Düsseldorfer Hütte-Laaser Hütte über das Zayjoch (ca. 3200m)
      Am Abend auf der Düsseldorfer hatte ich ein paar Bergsteiger belauscht, die den Reinstadler Weg auf den hohen Angelus besprachen. Den Angelus kannte ich schon, aber den Reinstadler Weg halt nicht. Ich kam zu dem Schluß, daß ich das auch mal alleine versuchen könnte (hab ich viel später dann auch gemacht- war kein Problem..) und plante spontan um, doch schon am nächsten Morgen kündigte sich Regen an. Die Hütte war vernebelt.
      Nun muß ich einschieben, daß ich im Frühjahr zuvor schwer krank gewesen bin und körperlich und mental noch nicht ganz wieder hergestellt war.
      Trotzem: ich los, richtung Angelus. Auf halbem Weg lichtete sich der Nebel, und man konnte sehen, daß oben am Berg bereits Schnee fiel. So war das nichts mit meiner Solo-Tour. Dann bin ich quer durch die Gletschermoränen gekraucht, um zu meinem alten Plan (der Weg verlief auf der anderen Seite des Zaytals) zurückzukehren. Damit nahm das Unheil seinen Lauf.
      Am Aufstieg zum Zayjoch merkte ich schon, daß ich unglaublich heftig am Schnaufen war. Gleichzeitig setzte Eisregen ein. Am Joch wieder Nebel. Die Wegmarkierungen waren nicht zu sehen. Anstatt jedoch etwas genauer zu suchen, stieg ich vom Joch direkt in die Felswand auf der andere Seite ab (geschätzt II), mit klammen Fingern und keuchend wie ein Hund. Dann kam der Nebel auch von der anderen Seite herauf. Das war mir dann doch unheimlich. Ich beschloß, die Tour abzubrechen, zur Hütte zurückzugehen und stieg die 20 Meter wieder zum Joch hinauf. Prompt entdeckte ich dort die Wegmarken, nur 2 Meter neben mir, wie auf dem Präsentierteller. Also wieder Plan geändert, dem Weg folgend hinunter ins Laaser Tal. Beim zurückschauen stellte ich fest, daß ich in der Felswand unter dem Joch ziemliche Probleme hätte bekommen können.
      Zu dem Zeitpunkt war ich schon ziemlich k.o.. Und wieder kam Nebel auf, der sich die nächsten 1000 Höhenmeter nicht mehr lichten wollte, dazu Regen. Als es dann nahe der Baumgrenze wieder heller wurde, entdeckte ich ein paar 100 Meter weiter unten eine Hütte. Dachte, das sei die Laaser Hütte und sammelte noch ein paar Reserven, denn der Weg war ja nicht mehr weit. Pustekuchen. Das war einfach nur eine Alm. Mein eigentlicher Weg hätte 100 Meter weiter oben am Hang entlang geführt. Aber dort hinauf schaffte ich nicht mehr.
      Wäre ja nicht so schlimm gewesen: Proviant hatte ich genug, Wasser floß gleich neben der Hütte. Wäre halt eine einsame Nacht- aber die Hütte war zu. Und im Freien im Regen wollte ich dann doch nicht. Also beschloß ich endgültig, ganz abzusteigen.
      Der Weg war nun nicht mehr schwer, aber lang, und ich war todmüde. Auf halbem Weg zurück in den Vinschgau erreichte ich eine Almstraße mit einer Abzweigung, die ich denn, nach kurzem verwirrtem Blick auf die Karte, auch einschlug. Dann kam ich plötzlich an einer Alm vorbei, die da gar nicht sein dürfte. Nochmal genauer auf die Karte geschaut, und ich stellte fest, daß ich mich zum dritten mal an diesem Tag verlaufen hatte. Das war zu viel, und ich brach in Tränen aus. Bloß gut, daß diese Alm auch nicht bewohnt war, sonst hätten die Leute gedacht, ich hätte oben am Berg einen Kameraden verloren.
      Mitten im Heulen sah ich durch den Tränenschleier etwas großes, rosafarbenes auf mich zu walzen, das obendrein noch unheilverkündend knurrte. Dachte schon, das wäre der Yeti oder sowas, jedenfalls bin ich heftig erschrocken- mein Kopf war nicht mehr ganz klar. Dann erst stellte ich fest, daß es der einzige momentane Almbewohner war: eine kapitale Sau.
      Aber es half nichts, auch diese Hütte war zu, und ich mußte mich nochmal für 5 Kilometer Almstraße zusammenreißen.
      Ich kam wohlbehalten in Laas an, aber die Tour hat sich mir ewig eingebrannt. Ich habe mich nie wieder nach einer Bergtour so müde gefühlt.
      Zuletzt geändert von Andele; 29.01.2008, 10:47.
      Warum darf man nicht hin und wieder einfach mal was Unvernünftiges tun- solange man es vernünftig tut... ?

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      • #4
        AW: Was sind eure alpinen Jugendsünden und Anfängerfehler??

        Das erinnert mich an meinen Anfängerfehler:#
        Ich meinte, nach einem kleinen Kletterkurs in den Dolomiten direkt in die Berge fahren zu können.

        Wollte auf die Alpspitze, über Nordwandsteig. Alleine!

        Da kamen mehrere Fehler zusammen:

        - Ich war damals nach 30 Jahren Sportabstinenz absolut unfit und untrainiert
        - absolut ungeübt was Trittsicherheit betrifft, durch meine Sehbehinderung noch verschärft
        - den Unterschied zw. 1000 Metern und 1000 Höhenmetern nicht gekannt und das ganze total unterschätzt,
        - völlig ungeeignetes Schuhwerk, ich dachte so Puma Speedcat sparkos halbhoch sind hinreichend gute Bergschuhe,
        - zu wenig zu Trinken dabei

        Ergebnis: 10 Stunden unterwegs, am Ende völlig erschöpft wieder auf der Hütte angekommen (an sonsten waren damals für mich schon 2stündige Spaziergänge im Flachland die Grenze). Zwischendurch hatte ich mich dann beim Rückweg munter in der Nordwand verklettert und spazierte da völlig frei in Kletterrouten rum.
        Ein alter Bergsteiger wies mich zum Glück auf den Fehler hin und wartete, bis ich wieder auf den "rechten Weg" gefunden hatte.
        Nachdem er meine Schuhe ausführlich gewürdigt hatte, ging er dann seiner Wege. Mensch, war mir das peinlich.
        Abends hatte ich dann Fieber, Schüttelfrost und Dünnflitsch. Das hielt mich aber nicht davon ab, mit ein paar netten Leuten Uno zu spielen und ein paar Weizen zu verkosten.
        Die erklärten mir dann auch ein paar grundlegende Dinge...aus Fehlern kann man eben lernen.

        Meiner Begeisterung für die Berge hat das Ganze keinen Abbruch getan, im Gegenteil....

        P.S. Die Pumas konnte ich danach wegwerfen, es waren sogar Nähte aufgegangen. Ich besitze seit längerem ordentliche
        Bergschuhe
        Zuletzt geändert von amazona; 29.01.2008, 12:27.
        You can do what you want
        The opportunity’s on
        And if you can find a new way
        You can do it today
        You can make it all true
        And you can make it undo

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        • #5
          AW: Was sind eure alpinen Jugendsünden und Anfängerfehler??

          Mein erster Ausflug in größere Höhen geriet beinahe zum Desaster. Ich hab im "Klettern"-Magazin ein Foto der Brenvaflanke gesehen, schön flach hineinfotografiert.
          Darauf sind wir zu zweit nach Chamonix gefahren, direkt in die Gondel auf die Aiguille du Midi gestiegen und von dort zum Fourche-Biwak weitergegangen. Im Rucksack hatten wir eine Menge Kletterzeugs, aber recht wenig zu trinken.
          Am nächsten Tag sind wir gegen 3 Uhr früh in die Wand eingestiegen. Als erstes hab ich meine Stirnlampe verloren, worauf wir bis Sonnenaufgang warten mußten. Ab ca. 4000m hat sich die mangelnde Akklimatisation bemerkbar gemacht. Die Empfehlung, um 9h aus der Wand zu sein, konnten wir vergessen. Erst um 17h erreichten wir völlig erschöpft den Col Brenva. Auf die Frage, ob wir biwakieren sollten, sagte ich nur: "Ich mag nicht graben".
          Der Aufstieg weiter zum Gipfel dauerte dann nochmal 3,5 Stunden (wer die Gegend kennt, weiß was das für ein "Höllentempo" ist
          Jedenfalls weiß ich jetzt, was man so alles halluzinieren kann und daß ich keine Ahnung hab, wie "Hinwerden" geht, weil ich das noch nie gemacht hatte
          Irgendwie kamen wir dann über den Gipfel zu Vallothütte, die allerdings komplett voll war. Wir sind am Boden zusammengesunken und gleich eingeschlafen, sogar ohne den Rucksack abzunehmen. Am nächsten Tag wären wir bald mit Steigeisen zusammengetreten worden. Völlig dehydriert begannen wir vor der Hütte Schnee zu schmelzen. Ab dem 2. Liter fiel uns der komische Geschmack auf ()
          Die Ergebnisse waren ein völlig verbranntes Gesicht (3 Tage bei Schönwetter am Gletscher in der Höhe ohne Sonnencreme und Brille) und blaue Zehen (harte Lederbergschuhe oft gegen Granit getreten).
          War jedenfalls das Anstrengendste, was ich je gemacht habe.

          Guru
          Brauchst eh nur do auffi

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          • #6
            AW: Was sind eure alpinen Jugendsünden und Anfängerfehler??

            An einen Beinaheunfall beim Klettern kann ich mich erinnern. Hab mich mal irrtümlich den Cimone an der Materialschlaufe abgeseilt. Ca. in der Mitte hab ichs gemerkt aber eigentlich nichts machen können, da frei hängend. Der gute Troll (Sitzgurt) hat das aber trotzdem gehalten, die vorderen Materialschlaufen hab ich ihm gleich danach abgeschnitten.
            Kritisch wurde es einmal in der Falkenwand. Da alle Routen besetzt waren und extremer Steinschlag, wichen wir auf eine vermeidliche Route am Rand der Wand aus. Die war allerdings seit Jahrzehnten nicht mehr begangen oder ein verlassenes Projekt, wie ich dann feststellen mußte.
            Hatte auch keine mobilen Sicherungsmittel mit. Ein mit Exen umarmter Busch und eine schlechte Knotenschlinge aus der Prusik waren bis auf 15m meine einzige Sicherung. Nach einem kleinen Überhang kam dann ein 6mm roter Rostschrauber der schon beim hinschauen zerbröselte. Den sah ich von unten, drum stieg ich überhaupt ein. Weiter ging’s in einem schräg geneigten Fingeriss ohne Haken auf ca. 20/25m. Dann saß dort eine Fledermaus mitten im Klemmgriff. Also wieder runter, Stand erspähte ich ohnehin keinen und leichter wurde es auch nicht, was in dieser Schwierigkeit (min. 6b) ohne sturztaugliche Sicherungen echt nicht mehr lustig war. Heut bin ich sehr froh, das mich die Fledermaus zum Umkehren überredet hat :-)
            ich weis das ich nichts weis

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            • #7
              AW: Was sind eure alpinen Jugendsünden und Anfängerfehler??

              mit durst hatte ich es auch schoneinmal. in meinem zweiten bergjahr machte ich mit einem freund meine erste wintertour. es ging zur martin-busch-hütte. eigentlich wollten wir den similaun besteigen, doch der hüttenaufstieg tags zuvor hatte schon spuren hinterlassen. 6 stunden aufstieg mit deutlich über 20kg (bei 65kg körpergewicht) durch knietiefen bruchharsch (ahh die schneedecke hält....krach, wieder eingebrochen...) waren kein spass gewesen. so wählten wir als ausweichziel die kreuzspitze. auch an dem tag waren die bedingungen alles andere als optimal. kruze schneefreie abschnitte wechselten sich stetig mit bis zu hüfthoch eingewehten passagen ab. es war das wochenende des vierten adventes, also die kürzesten tage des jahres. nach 200-300hm war der kumpel schon sehr weit zurückgefallen und ich rief ihm zu, er solle maximal noch zum brizzisee aufsteigen und dann umkehren. ich wollte den gipfel noch schaffen. um schneller zu sein, legte ich den rucksack ab und wollte "mal noch schnell hochsteigen". weiter oben wurden die bedingungen leider noch schlechter und ich kam heftig ins schnauben. in verbindung mit der trockenen, kalten luft stellte sich schnell durst ein. zu dumm, daß der rucksack so weit unten lag. also musste schnee herhalten. aber nach ein paar handvoll bekam ich schon fast eine maulsperre und der durst wurde immer stärker. trotzdem ging ich weiter. langsam wurde das gelände auch noch gefährlicher, da die lawinengefahr weiter oben durchaus nicht zu vernachlässigen war. trotzdem ging ich weiter und baute körperlich schnell ab. von der einschartung vor dem gipfelgrat bis zum gipfel brauchte ich in nun wieder leichtem (gefahrenmässig und gehtechnisch->abgeblasen) gelände für etwas über 100hm knapp 1,5 stunden!!! so muss sich wohl eine auf einem 8000er fühlen.am gipfel gab es fantastische aussicht nach allen seiten. ich lag aber nur 1-2minuten im schnee, der schwarze flecken hatte....??? ach nein, ich sah überall schwarze flecken wenige meter nach dem gipfel fiel mir meine skibrille den hang hinab. ein paar hundert meter weiter unten kam sie zum liegen und ich sah sie von oben. mhhh eigentlich könnte ich sie ja im abstieg wieder mitnehmen (es war übrigens eine 10 euro brille von tchibo...). um sie nicht aus den augen zu verlieren stieg ich direkt den supersteilen (locker 50%), lawinösen hang hinab. ein schritt bedeutete (mit einsinken und etwas rutschen) bestimmt fast 2hm abstieg. eigentlich lies ich mich nur noch nach vorne fallen. ein kleiner misstritt und das wäre es gewesen. zum glück ging alles gut und am ende kam ich an der brille an, steckte sie ein und stieg weiter ab. nahe des brizzisees kam mir der kumpel entgegen und es gegann auch schon langsam zu dämmern. gemeinsam taumelten wir (auch er war total fertig) hinab zum rucksack. dort angekommen schüttete ich mir ersteinmal einen ganzen liter tee rein. mit jedem schluck merkte ich, wie die lebensgeiter zurückkehrten. danach noch 2 mandarinen und mir ging es schon wieder erstaunlich gut. mit dem letzten tageslicht erreichten wir dann die hütte und stiegen anderntags ab.
              aber aus diesen fehlern habe ich gelernt....hoffe ich
              mehr dazu gibts auch auf meiner homepage siehe signatur unten.
              gruss, vdniels
              ps: ach ja JayP, auf toilette war ich auch nicht mehr

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              • #8
                AW: Was sind eure alpinen Jugendsünden und Anfängerfehler??

                Jugendsünde 1(Dachsteingletscher vor ca. 10 Jahren): Nicht ausreichende Bekleidung (keine Mütze, keine Handschuhe, keine Goretexjacke od. sonstige Schutzjacke, keine Sonnenbrillen).
                Jugendsünde 2 (Steiermark - Goldlacken auch vor ca. 10 Jahren): Trotz heftigen Schneefalls im Juni die Tour gemacht. Empfohlen wird sie erst ab Mitte Juli bzw. August. Teilweise weglos durch den vielen Schnee, dann ein paar mal bis auf Hüfthöhe eingesunken. Gottseidank waren wir damals zu zweit. Die Goldlacken haben wir dann auch nur sehr versteckt unter dem Schnee gesehen. Gut das wir dort nicht eingebrochen sind.
                Haben mittlerweile aus diesen Fehlern gelernt - richtige Ausrüstung und Bekleidung ist natürlich schon längst vorhanden.
                Zum Essen und Trinken hatten wir aber immer schon genug im Rucksack mit.
                Liebe Grüße, Monika

                Kommentar


                • #9
                  AW: Was sind eure alpinen Jugendsünden und Anfängerfehler??

                  mein freund war 13 ich war 14 und wir hatten die Klemmkeile und Friends vom Vater meines Freundes gefunden. Wir hatten bis dahin nur Erfahrungen mit Borhacken und Express...aber wir können ja alles machen, gleich mit dem rad zum nächsten Klettergarten und rein in den 5er. Ich stieg vor und als ich 5 Meter unter dem Ende der Route war machte es "bing bing bing" und alles Sicherungen machten einen Abgang!

                  Zitterte noch bis zum nächsten Borhacken und hängte erst mal eine Express ein und versuchte die Nähmaschiene wegzubringen.

                  Unserer Eltern wissen das bis heute noch nicht - ist auch gut so!

                  gruß

                  slimmit
                  Meine Spur ziehe ich am liebesten dort,
                  wohin keine andere führt.
                  Ich kann zurückblicken uns sie beurteilen,
                  was ich sonst nicht könnte weil sie sich durch
                  die vielen anderen Spuren verlieren würde.
                  Auch mein Leben will ich unter Kontrolle haben.
                  Deshalb gehe ich einen anderen Weg,
                  dem nicht jeder folgt.
                  HEINI HOLZER

                  Kommentar


                  • #10
                    AW: Was sind eure alpinen Jugendsünden und Anfängerfehler??

                    hm, da will ich mal nicht zurückstehen...

                    Vor Jahren haben ein Bergerfahrener Freund und ich die Eiger-Westflanke bestiegen, um sie mit dem Snowboard 'runterzufahren. Alles gieng gut, obwohl er mir am Einstieg erklären musste, wie man Steigeisen montierte und ich ihm oben erklären musste, wie man Snowboard fährt...

                    Ein-zwei Jahre später wollte ich Tour solo wiederholen, allerdings auf einem sicheren Weg, über den Normalabstieg (der Aufstieg auf der Abfahrtsroute führt die ganze Zeit unter dem Gletscher Abbruch durch...). So bin ich also los mit dem Ziel, auf Höhe des Abbruchs Richtung Westen zur eigentlichen Schneeflanke zu queren. Nur hatte ich ja keine Ahnung, wie unübersichtlich die "Gegend" da ist... NAchdem ich weder vor- noch zurück kam und schon gar nicht wusste wo ich war und ob ich nun irgendwie wueren sollte, habe ich einen Kollegen angerufen, der vis-à-vis in der Bergstation des Lauberhornliftes Dienst hatte. Er sah mich in der Wand und hat mich so aus dieser Zone herausgelotst, quasi ferngesteuert.
                    Im weiteren Aufstieg musste ich eine plattige, vom Schnee bedeckte Stelle queren - kein Problem, die Eisgeräte gehookt und los. Blöd nur, dass ich auf einmal mit beien Geräten zu rutschen begann. Der Blick zwischen den Beinen 'runter war wenig ermutigend: Kein Halt, kein Band nur mehrere hundert Meter bis auf den Eigergletscher... in einem verzweifelten Versuch habe ich das eine Eisgerät so weit oben wie möglich auf gut Glück eingschlagen - und es hielt!! Wäre auch dort unter der Schneeauflage nur Fels gewesen..nun ja.
                    Im Nachhinein war ich schlicht noch nicht reif für diese Schwierigkeit, zu wenig bewusst, was es eigentlich bedeutet aber gelernt habe ich dabei mächtig viel!

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                    • #11
                      AW: Was sind eure alpinen Jugendsünden und Anfängerfehler??

                      Zitat von slimmit Beitrag anzeigen
                      Unserer Eltern wissen das bis heute noch nicht - ist auch gut so!
                      Na Sohnemann, lass in Zukunft meine Klemmkeile in Ruhe und beschäftige dich lieber mit der Erfindung der Bohrhacke.

                      Gruß ...

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                      • #12
                        AW: Was sind eure alpinen Jugendsünden und Anfängerfehler??

                        Eine Erwachsenen-Sünde meiner Eltern kann ich auch noch erzählen: Damals war ich ca. 16 Jahre alt und hatte einen neuen Regenumhang bekommen, auf den ich stolz war. Wir wollten zu Beginn des Bergurlaubs eine Wanderung auf den Watles machen, und erfahrungsgemäß mahnten mich alle Erwachsenen: Andele, nimm Regenzeug mit- Andele, hast Du Dein Regenzeug? Andele, pack den Regenumhang ein... so ging das etwa eine Stunde, bis zum Aufbruch.
                        Oben kurz unter dem Watles zog ein Gewitter aus dem Schlinig-Tal heran, erschreckend schnell. Wir flüchteten rasch zurück unter die Baumgrenze, dann öffnete sich der Himmel. Unter einem Baum sitzend stellten meine Eltern fest, daß ich der Einzige war, der sein Regenzeug mit hatte... Aber gutherzig, wie ich war, habe ich es nicht angezogen, sondern über mich und meine Begleiter ausgebreitet.
                        Zuletzt geändert von Andele; 29.01.2008, 15:59.
                        Warum darf man nicht hin und wieder einfach mal was Unvernünftiges tun- solange man es vernünftig tut... ?

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                        • #13
                          AW: Was sind eure alpinen Jugendsünden und Anfängerfehler??

                          Jugendsünden, Anfängerfehler, jeder hat sie mal gemacht....
                          da fallen mir auch gleich wieder einige ein:
                          • zuwenig Wasser mitgenommen - das war wirklich zach
                          • Zeitaufwand total unterschätzt und keine Stirnlampe mit - war sehr spannend
                          • kein Verbandszeug mit, abgerutscht und nachher den schönen Fels mit meinen Blutspuren verschandelt
                          • dem Hüttenwirt vertraut, was die Verhältnisse betrifft, und dann eine größere Kollegenrunde mit völlig unzureichender Ausrüstung durch teils hüfthohen Schnee geführt - die haben a Freud g'habt mit mir
                          • mit Brille geklettert, ins Seil gefallen, beim Zurückpendeln mit dem Kopf das Seil gestreift => Brille ade!

                          und das waren sicher nicht alle
                          Fehler sind wichtige Hinweisschilder zum nächsten Lernschritt. Sie sind nur negativ, wenn man nicht aus ihnen lernt.
                          bzw. wenn sie so fatal enden, dass man nicht mehr aus ihnen lernen kann
                          Leuchtende Tage - nicht weinen, dass sie vergangen, sondern lächeln, dass sie gewesen!

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                          • #14
                            AW: Was sind eure alpinen Jugendsünden und Anfängerfehler??

                            Ach ja. Hier meine Liste:
                            • Eine alte Hausmär besagt, Opa sei in einem Tag von Fulpmes auf den Habicht und zurück. Keine besonderen Schwierigkeiten, nur eben ein langer Hatscher für stramme Wadeln. Der Enkel kann das natürlich auch, klar. Also frühmorgens los mit bleischwerem Rucksack und Expeditionsstiefeln. Irgendwie zieht sich das mit dem ganzen Gewicht schon in die Länge, aber es ist ja die erste Tour des Sommers... Beim Abstieg versagen dann beide Knie und ich stochere im Zeitlupentempo in der Dunkelheit herum, bis mir Wirt und Sohn von der Innsbrucker Hütte entgegenkommen. Ich hatte wirklich alles dabei, bis auf die Taschenlampe...

                            • Auf Klettertour allein und ohne Sicherung unterwegs auf einem total bröseligen schmalen Band. Zwischendurch Sprünge ohne jede Überlebenschance, wenn sie danebengegangen wären oder das Geröll nicht gehalten hätte. Als ich die Steinmännchen erreichte, die mich dorthin geführt hatten, habe ich geheult: Der Weg weiter war zu erodiert. Ich mußte dasselbe Band wieder zurück.

                            • Sardinien, alte italienische Militärlandkarte 1:25.000. Abstieg durch eine Schlucht, um eine "langweilige" Fahrpiste zu vermeiden. Den eingezeichneten Hirtenpfad gibt's nur auf den ersten Metern, den Rest haben Unwetter weggespült. Normalmensch kehrt an diesem Punkt um. Aber ich hab ja mein Seil dabei. Abseilen ging ja noch, aber das dichte Dornengestrüpp in der Schlucht... Ergebnis: 5:30 h für 800 Höhenmeter.

                            Die typischen Anfängerfehler sind meist Selbstüberschätzung bzw. Nichtberücksichtigen wesentlicher Faktoren.
                            "So bot das Bergsteigen, im engeren Sinne das Klettern in seiner klassischen Form, eine optimale, sonst nicht zu erreichende Verbindung des Sinnlosen mit dem Gefährlichen."

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                            • #15
                              AW: Was sind eure alpinen Jugendsünden und Anfängerfehler??

                              1989 wollte ich alleine auf den Wilden Freiger- meine erste Solo-Tour. Um 4 Uhr morgens los, von der Nürnberger Hütte, im Schein der Taschenlampe den richtigen Weg verfehlt. Zu weit ins Langental hineingewandert, plötzlich stehe ich an der Moräne des Gletschers. Na gut, die Sonne ging schon auf, Moränen-Blockschutt ist nicht so problematisch, zum Zurückgehen hatte ich keine Lust. Also die Moräne hoch. Oben auf der Moräne, direkt am Gletscherrand, machte ich Frühstück und ein paar Fotos. Dann weiter, den steilen, schottrigen Hang hinauf, durch ein paar Schmelzwasserbäche hindurch, ein scheußlich bröseliges Gelände, auf den Grat, dort traf ich auf die Normalroute. Der Rest zum Gipfel war ein langer, leichter Hatscher. Und schließlich das obligatorische Gipfelfoto... aber wo war der Fotoapparat ? Den hatte ich am Frühstücksplatz auf der Moräne liegen gelassen....
                              Um also die schönen Sonnenaufgangsbilder nicht zu verlieren, mußte ich den ganzen bröckeligen Hang wieder hinunter. Tatsächlich fand ich den Apparat wieder, dafür hatte ich eine Nähmaschine zu viel.
                              So wurde meine erste Solo-Bergtour gleichzeitig meine erste Tour abseits des Normalweges. Am Ende ging alles gut aus. Aber von da an, wenn ich irgendwo Päuschen gemacht habe, schaue ich mich immer zweimal um, ob nichts liegen geblieben ist- und wenn es nur meine Fußsspuren sind...
                              Zuletzt geändert von Andele; 30.01.2008, 10:25.
                              Warum darf man nicht hin und wieder einfach mal was Unvernünftiges tun- solange man es vernünftig tut... ?

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