Ortler-Erstbesteigung vor 200 Jahren
Vor 200 Jahren glückte die erste Besteigung des Ortlers. Pseirer Josele stand am 27. September 1804 am Gipfel des damals höchsten Berges Österreichs
Alpinismus und Nationalstolz gehen oft Hand in Hand - so war es auch vor genau 200 Jahren, als der Ortler (3.905 m) erstmals bestiegen wurde. Heute freilich in Südtirol gelegen, war der Eis-Riese der höchste Gipfel im damaligen Kaisertum Österreich. Erzherzog Johann, Bruder von Kaiser Franz II., war besessen von der Idee, nach dem Großglockner (3.798 m, Erstbesteigung 28.7.1800) auch den höchsten Gipfel, den Ortler, bezwingen zu lassen.
Der Traum ging bald in Erfüllung: Am 27. September 1804 standen drei Männer - Josef Pichler, Johann Leitner und Johann Klausner - im Auftrag Seiner Majestät erstmals am Gipfel.
Am 27. September 1804 jährt sich die Erstbesteigung des heute in Südtirol liegenden Ortler (3.905 m) zum 200. Mal. Im damaligen Kaisertum Österreich war der Ortler der höchste Gipfel.
Erste Versuche scheiterten
Erzherzog Johann wollte den Gipfel von Einheimischen besteigen lassen; da sich die Königliche Hoheit aber nicht selbst um das Projekt kümmern konnte, beauftragte er den Salzburger Beamten und Botaniker Johannes Nepomuk Gebhard mit der "Expeditionsleitung".
Die ersten fünf Versuche scheiterten aber kläglich. Als Gebhard schon aufgeben wollte, stellte sich am 26. September der Gamsjäger Josef Pichler aus St. Leonhard im Passeiertal vor, von allen "Pseirer Josele" genannt. Das Geschäft war schnell abgemacht: Bei Erfolg gab es Geld, bei Misserfolg gar nichts.
Aufbruch in Trafoi
Am 27. September brachen Pichler, Leitner und Klausner um 1.30 Uhr von Trafoi auf. Die Route führte in der Dunkelheit vom Unteren Ortler-Gletscher über die Hinteren Wandeln zum Oberen Ortler-Ferner. Noch am Vormittag waren sie am Gipfel, doch die Ur-Alpinisten blieben wegen der äußerst grimmigen Witterung nur vier Minuten dort, schließlich bestand die damalige "Schutzkleidung" bloß aus winddurchlässiger Wolle und dünnhäutigem Leder.
Die große Anerkennung für diese Pionierttat blieb aus, weil man an den Schilderungen des Pseirer Josele teilweise zweifelte. Gebhard schickte daher im Jahr darauf seine Männer gleich zwei Mal mit Beweismitteln auf den Berg: Im August 1805 hisste man eine Fahne am Gipfel, die man mit einem Fernrohr vom Tal aus sehen konnte; im September schließlich entzündeten die Alpinisten einen mit Pech getränkten Holzpfahl am Gipfel. In der Abenddämmerung war das "Ortlerfeuer" weithin auch mit freiem Auge zu sehen. Der Beweis war erbracht.
Erster Weltkrieg
Ein weiterer, allerdings tragischer Höhepunkt in der Geschichte des Bergriesen war der Erste Weltkrieg, in dem sich Österreicher und Italiener entlang der Ortlergruppe monatelang bekämpften. In der Nähe des Gipfels befand sich der damals höchste Schützengraben: Mit zwei Kanonen versuchten die Gebirgsjäger, die feindlichen Alpini in Schach zu halten.
Gipfelkanone entdeckt
Vereinzelt trifft man noch heute auf Relikte aus jener Zeit, doch den größten Fund machte vor zehn Jahren ein Bergführer, als er unter einer Lawine auf eine der beiden Gipfelkanonen stieß. Die Entdeckung wurde aber geheim gehalten, erst vor wenigen Tagen, rechtzeitig zum Gipfel-Jubiläum, wurde sie bekannt gegeben. Das von den Skoda-Werken in Pilsen produzierte Geschütz soll nun im Trafoier Haus der Natur ausgestellt werden.
Erstbesteigungsroute nicht mehr gangbar
Noch heute, 200 Jahre nach der Erstbesteigung und 90 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, gilt der Ortler als Berg, an dem man sich nur bei allerbesten Witterungsverhältnissen versuchen sollte. Immer wieder verunglücken auch erfahrene Alpinisten. Die Erstbesteigungsroute ist heute wegen der Gefahr von Steinlawinen nicht mehr gangbar.
Der Ortler und die Kunst
Der Ortler hat mit seiner Unnahbarkeit nicht nur Alpinisten angezogen, sondern auch Künstler: So würdigte der britische Landschaftsmaler Edward Theodore Compton den Ortler 1910/12 mit Monumentalgemälden; und der Schriftsteller Thomas Bernhard sorgte mit seiner Erzählung "Am Ortler" dafür, dass der Gletscherriese auch zu einem literarischen Mythos wurde.
Quelle: orf.at
Vor 200 Jahren glückte die erste Besteigung des Ortlers. Pseirer Josele stand am 27. September 1804 am Gipfel des damals höchsten Berges Österreichs
Alpinismus und Nationalstolz gehen oft Hand in Hand - so war es auch vor genau 200 Jahren, als der Ortler (3.905 m) erstmals bestiegen wurde. Heute freilich in Südtirol gelegen, war der Eis-Riese der höchste Gipfel im damaligen Kaisertum Österreich. Erzherzog Johann, Bruder von Kaiser Franz II., war besessen von der Idee, nach dem Großglockner (3.798 m, Erstbesteigung 28.7.1800) auch den höchsten Gipfel, den Ortler, bezwingen zu lassen.
Der Traum ging bald in Erfüllung: Am 27. September 1804 standen drei Männer - Josef Pichler, Johann Leitner und Johann Klausner - im Auftrag Seiner Majestät erstmals am Gipfel.
Am 27. September 1804 jährt sich die Erstbesteigung des heute in Südtirol liegenden Ortler (3.905 m) zum 200. Mal. Im damaligen Kaisertum Österreich war der Ortler der höchste Gipfel.
Erste Versuche scheiterten
Erzherzog Johann wollte den Gipfel von Einheimischen besteigen lassen; da sich die Königliche Hoheit aber nicht selbst um das Projekt kümmern konnte, beauftragte er den Salzburger Beamten und Botaniker Johannes Nepomuk Gebhard mit der "Expeditionsleitung".
Die ersten fünf Versuche scheiterten aber kläglich. Als Gebhard schon aufgeben wollte, stellte sich am 26. September der Gamsjäger Josef Pichler aus St. Leonhard im Passeiertal vor, von allen "Pseirer Josele" genannt. Das Geschäft war schnell abgemacht: Bei Erfolg gab es Geld, bei Misserfolg gar nichts.
Aufbruch in Trafoi
Am 27. September brachen Pichler, Leitner und Klausner um 1.30 Uhr von Trafoi auf. Die Route führte in der Dunkelheit vom Unteren Ortler-Gletscher über die Hinteren Wandeln zum Oberen Ortler-Ferner. Noch am Vormittag waren sie am Gipfel, doch die Ur-Alpinisten blieben wegen der äußerst grimmigen Witterung nur vier Minuten dort, schließlich bestand die damalige "Schutzkleidung" bloß aus winddurchlässiger Wolle und dünnhäutigem Leder.
Die große Anerkennung für diese Pionierttat blieb aus, weil man an den Schilderungen des Pseirer Josele teilweise zweifelte. Gebhard schickte daher im Jahr darauf seine Männer gleich zwei Mal mit Beweismitteln auf den Berg: Im August 1805 hisste man eine Fahne am Gipfel, die man mit einem Fernrohr vom Tal aus sehen konnte; im September schließlich entzündeten die Alpinisten einen mit Pech getränkten Holzpfahl am Gipfel. In der Abenddämmerung war das "Ortlerfeuer" weithin auch mit freiem Auge zu sehen. Der Beweis war erbracht.
Erster Weltkrieg
Ein weiterer, allerdings tragischer Höhepunkt in der Geschichte des Bergriesen war der Erste Weltkrieg, in dem sich Österreicher und Italiener entlang der Ortlergruppe monatelang bekämpften. In der Nähe des Gipfels befand sich der damals höchste Schützengraben: Mit zwei Kanonen versuchten die Gebirgsjäger, die feindlichen Alpini in Schach zu halten.
Gipfelkanone entdeckt
Vereinzelt trifft man noch heute auf Relikte aus jener Zeit, doch den größten Fund machte vor zehn Jahren ein Bergführer, als er unter einer Lawine auf eine der beiden Gipfelkanonen stieß. Die Entdeckung wurde aber geheim gehalten, erst vor wenigen Tagen, rechtzeitig zum Gipfel-Jubiläum, wurde sie bekannt gegeben. Das von den Skoda-Werken in Pilsen produzierte Geschütz soll nun im Trafoier Haus der Natur ausgestellt werden.
Erstbesteigungsroute nicht mehr gangbar
Noch heute, 200 Jahre nach der Erstbesteigung und 90 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, gilt der Ortler als Berg, an dem man sich nur bei allerbesten Witterungsverhältnissen versuchen sollte. Immer wieder verunglücken auch erfahrene Alpinisten. Die Erstbesteigungsroute ist heute wegen der Gefahr von Steinlawinen nicht mehr gangbar.
Der Ortler und die Kunst
Der Ortler hat mit seiner Unnahbarkeit nicht nur Alpinisten angezogen, sondern auch Künstler: So würdigte der britische Landschaftsmaler Edward Theodore Compton den Ortler 1910/12 mit Monumentalgemälden; und der Schriftsteller Thomas Bernhard sorgte mit seiner Erzählung "Am Ortler" dafür, dass der Gletscherriese auch zu einem literarischen Mythos wurde.
Quelle: orf.at
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