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Einfach zum Nachdenken

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  • #46
    AW: Einfach zum Nachdenken

    Zitat von GEROLSTEINER Beitrag anzeigen
    die berge tragen wieder trauer.............
    Die Berge tragen nie Trauer,
    und die meisten Menschen sterben ganz ohne Berg.

    Und Streckenfligen ist eben immer riskant, auch in Slowenien...
    „Bier und Schnaps - die Getränke der Völker, denen Nebel und Regen vertraut sind.“
    Heinrich Heine

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    • #47
      AW: Einfach zum Nachdenken

      Beim Abstieg von unserer kleinen "Wir- schonen- uns- ob- der Hitze"- Wanderung passierten wir heute an einer Alm einen Toten.

      Schon vorher sahen wir den gelben Hubschrauber fliegen.

      Beim Weg zur Alm der Blick aufs Polizeiauto und dort die Auskunft des Hüttennutzers, dass dort einer läge, der tot sei.

      Was passiert war- keine Ahnung. Vielleicht ein Hitzschlag, ein Schlaganfall, ein Herzinfarkt?

      Neben der weißen Plane unter der seine Hand rauslugte saß sein kleiner Dackel.


      Beim Weitergehen die Erkenntnis, dass uns das nicht so sehr bewegte, obwohl der Mann doch tot war, wie der zu Ostern beobachtete Absturz eines Kletterers, welcher zwar verletzt, aber dennoch sehr lebendig war.

      Je länger ich, nun wieder zu Hause, drüber nachdenke, desto trauriger stimmt mich die gesehene Situation... Wer wird ihn nun vermissen, wer ließ ihn morgens ziehen zum wandern und freute sich schon auf den Abend? Was hat ihn so aus dem Leben gehauen? Hoffentlich musste er nicht lange leiden sondern durfte schnell abtreten!

      Imer häufiger wird mir deutlich, wie endlich doch wirklich das Leben ist. Und seit letztes Jahr mein Vater an den Folgen des Rauchens gestorben ist hat meine Risikobereitschaft am Berg doch stark abgenommen. Allein meiner Mutter zuliebe....

      Ich denk an diesen Unbekannten, der heute zufälligerweise dort gestorben ist wo ich heute zufälligerweise entlangmarschierte und denk ein bisschen nach....
      Zuletzt geändert von L-Vieh; 25.08.2011, 19:14.
      Grüße vom L- Vieh

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      • #48
        AW: Einfach zum Nachdenken

        Zitat von GEROLSTEINER Beitrag anzeigen
        wie sagte pivo im jahr 2009:

        heut hab ich eine e-mail von einem guten freund erhalten. er will die nächste zeit oder auch für länger nichts mehr mit bergsport am hut haben.
        er muss zu einem begräbnis. ein guter freund von ihm sei dem restrisiko am berg zum opfer gefallen. wieder einer mehr. nach schon einigen andern, deren verlust schmerzhaft ist und am herzen zehrt. und die sinnhaftigkeit des tuns am berg in frage stellt.
        gewiss, mein guter freund hat viel mitgemacht, auch selber.



        tot ist tot. unwiderruflich.

        ist es die jagd nach besserer leistung, die uns den krug bis zum brunnen bringt? bis er bricht? oder steht mehr dahinter? ist bergsport mehr als sport? warum tun wir uns das an? das gilt für den normalen bergwanderer gleichermaßen wie für den extremen kletterer und den höhenbergsteiger. gut, der eine geht weniger risiko ein, dennoch, die sinnfrage ist dieselbe: was steht dahinter?

        die antwort hab ich in einem alten handgeschriebenen tourenbuch von mir gefunden, die ich mir hin und wieder in gewissen momenten wie diesem zu gemüte führen muss. seinerzeit, als schüler, war jeder bergtag ein volksfest für mich. jetzt, in zeiten der alpinen inflation, da mit geld und auto ja fast alles möglich ist, stellen diese worte eine erklärung dar, ja, sie sollen meinem freund den wahren grund wieder zeigen, beweisen, dass hinter bergsteigen im weitesten sinn mehr dahinter steht als reine leistung und dass es immer wert ist, wahrzunehmen, die natur, seine eigene leistung und die freude.

        eine simple wintertour über den damals noch simpleren klettersteig alleine auf den steirischen hochlantsch, ich zitiere mich als 17jährigen:

        "langsam tauche ich im abstieg im nebel unter. der kontakt mit der klaren, schönen welt darüber ist abgebrochen. die finsternis hat mich wieder. doch im geiste geht ein kleines flämmchen von da oben mit, es möge die dunkelheit des alltags erhellen, es möge das ganze neue jahr über leuchten, von anderen flämmchen zum feuer entfacht das licht der freiheit werden, mein flämmchen der erinnerung an die erste tour des jahres."

        dieses feuer brennt immer noch. und nichts auf dieser welt wird es zum erlöschen bringen. kein wasser und kein sturm. auch in meinem freund nicht.


        ---------------------------------------------------------------------------------------------------------

        august 2011: wir klettern in der sonne. geniessen das leben. genuss in dosen. harte züge. granit. genusslängen. sternenklare biwaknächte.

        auch in dieser woche. intensives leben. völlige einsamkeit. herrlich.

        nur zu zweit. wir redeten viel. auch über unsere freunde und kletterpartner, über gott und die welt.

        mit manchen teilten wir beide das seil. kannten ihre eigenheiten und ihr leben. ihre liebe und ihr leid. seilschaften sind eng verbunden.


        es waren schöne und lustige geschichten und ereignisse, seillängen und abende, routen und reisen.

        am freitag erreichte uns unerwartet und plötzlich die tragische nachricht.. hat das restrisiko wieder zugeschlagen? keiner weiss es und eigentlich ist es nicht mehr wichtig. wir konnten und wollten es zunächst gar nicht glauben. bitte nicht er! er war einer von uns. einer unserer gemeinsamen seilpartner...wir waren und sind immer noch schockiert ..warum???????

        er war früher einer unserer besten. wir achteten und respektierten uns. frührer wie heute. freuten uns wenn wir uns zufällig irgendwo in einem klettergarten trafen. zumeist war er alleine, so wie ich. eigenbrötler. egoisten unter sich. beide im training. also kletterten wir einige seillängen miteinander und tratschten über gott und die welt. über das valley und unsere bergheimat, über 9er routen und über 4er routen, übers sportklettern wie übers fliegen, über freunde und bekannte.

        er war älter als ich. es trennten uns mehr als ein jahrzehnt. aber wir mochten uns. gerne.

        und nun? wieder einer weniger............. ich bin dem tot von der schaufel gesprungen und darf wieder intensiv leben..............warum?

        wo sind meine freunde?? alex? jörg? ...u.s.w.... vor wenigen wochen erst der tragische tod von güntsch und nun ............


        ich denke wieder nach.............bin traurig....

        ich hätte nie gedacht dass unsere nächste begegnung jene sein wird bei der wir dir das letzte geleit leisten werden.

        mein freund,- du wirst mir fehlen...........

        ich denke wieder nach.............bin traurig....

        die berge tragen wieder trauer.............
        1. oktober 2011: warum?memento mori...................................
        Zuletzt geändert von GEROLSTEINER; 01.10.2011, 12:58.

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        • #49
          AW: Einfach zum Nachdenken

          Zitat von GEROLSTEINER Beitrag anzeigen
          1. oktober 2011: warum?memento mori...................................
          ... weil das "Restrisiko" eben keine Restgröße ist, wie wir uns das gerne einreden, sondern ein reales Risiko...

          ***

          Und trotzdem werden wir immer wieder in die Berge gehen. Zum Klettern, auf Schitouren...
          Weil nur dort erleben wir, neben dem intensiven Spüren der Natur diese Fokussierung auf uns selbst. Diese Reduktion von Raum und Zeit in einen Punkt, in uns selbst.
          Und mit dem auch diese Energie, die dann auf einmal frei wird in uns.
          Nur in uns.
          Nirgendwo sonst finde ich das. In keinem Fernsehprogramm, keiner Arbeitsbesprechung, keinem Buch, nicht einmal in der Musik...
          Und, um ehrlich zu sein, auch in keinem anderen Menschen. Auch nicht in der Familie...
          Es ist mein Erleben.
          Das Spüren von mir selbst, wie es intensiver nicht sein kann...
          Und das mir dafür eine innere Ruhe und Ausgeglichenheit schenkt, die mich durch das "normale" Leben führt...

          ***

          Und dafür nehmen wir das Risiko in Kauf. Diesen "Rest" an Risiko.
          Wir "bezahlen" unser Erleben mit Risiko.
          Wir können nicht anders. Wir müssen.

          Und jeder entscheidet für sich, wie hoch dieses Risiko ist.
          Aber vorhanden ist es für alle...

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          • #50
            AW: Einfach zum Nachdenken

            In den letzten vier Jahren war ich auf Beerdigungen von zwei sehr guten Freunden. Beide sind in den Bergen gestorben. Beide waren nicht übers Maß risikobereit und doch ist es geschehen.

            Für mich ist es immer wieder schwer von einem guten Freund auf diesem Weg Abschied nehmen zu müssen. Aber mir wird immer mehr bewusst, dass wir Menschen hier nur Gast auf diesem Planeten sind und dass unsere Zeit hier nur begrenzt ist.
            Sterben ist nicht schön! Und am Berg ist es NICHT romantischer als auf der Straße oder im Krankenhaus mit Krebs.

            Ich glaube, die meisten Bergsteiger, auch jene die ein hohes Risiko eingehen, suchen nicht den Tod, sondern das Leben!

            Wir fühlen uns lebendig, wenn wir in den Bergen sind.
            Wir fühlen uns lebendig, wenn wir eine Herausforderung wagen.
            Wir fühlen uns lebendig, weil wir leben und nicht gelebt werden.

            Ich habe einen großen Respekt und eine hohe Achtung vor den Beiden, die sich ein hohes Ziel gesteckt haben!
            Und ich habe ein tiefes Mitgefühl für ihre Freunde und Angehhörigen, denen der Tod ein riesiges Loch in ihr Leben gerissen hat.

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            • #51
              AW: Einfach zum Nachdenken

              Zitat von GEROLSTEINER Beitrag anzeigen
              1. oktober 2011: warum?memento mori...................................
              ein freitag im frühherbst.
              so strahlend blau und mild, ja fast sommerlich warm.

              wir standen am gipfel des rossbrand bei radstadt. nach schöner nachmittagsbiketour am weg nach salzburg.

              vis-a-vis der dachstein.
              im späten, warmen abendlicht. im tal dämmerte es schon. die schatten waren schon lang und zeichneten scharfe linien in die felsen.
              wir blickten lange in die wandfluchten rüber: "heute wär doch der tag für eine südwandtour."
              langsam färbte sich der berg ins rötliche.

              wir setzten uns aufs bike und fuhren über liebe wegerl runter nach radstadt. wissend, am sonntag und am montag im hochkönig besten fels zu genießen.

              sonntag gingen wir nicht klettern.

              ich hatte immer noch das bild von der südwand im kopf: "heute wär ein schöner tag, in der südwand zu klettern."

              an jenem tag hab ich zwei freunde in der wand verloren.
              Zuletzt geändert von pivo; 04.10.2011, 09:19.
              mei bier is net deppat! (e. sackbauer)

              bürstelt wird nur flüssiges

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              • #52
                AW: Einfach zum Nachdenken

                demut am berg.

                weil wer fehlt
                Zuletzt geändert von GEROLSTEINER; 05.10.2011, 16:05. Grund: text und bilder entfernt da ich diese ev. woanders noch benötige

                Kommentar


                • #53
                  AW: Einfach zum Nachdenken

                  Zitat von GEROLSTEINER Beitrag anzeigen
                  bilder sagen oft mehr als worte.
                  heute inmitten einer unberührten wand.
                  einsam.
                  allein.
                  fernab der menschen.
                  fern der strassen.
                  fern der wege.

                  demut am berg.

                  Ist eh alles schön und gut. Auch ich habe viel erlebt am Berg.
                  Nur kann ich persönlich mit dem "Vergöttlichen" dieser Dinge nichts anfangen, das ist mir zu pubertär, verzeih diese harten Worte. Ohne "unberührte Wand" wäre all das auch möglich, zumindest für mich.
                  Vielleicht hat es etwas mit Reife zu tun, vielleicht ...

                  Kommentar


                  • #54
                    AW: Einfach zum Nachdenken

                    Zitat von GEROLSTEINER Beitrag anzeigen
                    bilder sagen oft mehr als worte.
                    heute inmitten einer unberührten wand.
                    einsam.
                    allein.
                    fernab der menschen.
                    fern der strassen.
                    fern der wege.

                    demut am berg.
                    Danke für die besinnlichen Worte :-)

                    Kommentar


                    • #55
                      AW: Einfach zum Nachdenken

                      Zitat von GEROLSTEINER Beitrag anzeigen
                      demut am berg.

                      weil wer fehlt

                      Geändert von GEROLSTEINER (vor 7 Minuten um 13:45 Uhr)

                      Servus,

                      Ich persönlich habe den ursprünglichen Beitrag für sehr passend empfunden, habe diesen mehrfach gelesen und mir die Bilder verinnerlicht!

                      Deine Reaktion ist aber verständlich!

                      Grüße,
                      Plessberger
                      Alle meine Beiträge im Tourenforum

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                      • #56
                        AW: Einfach zum Nachdenken

                        Zitat von plessberger Beitrag anzeigen
                        Servus,

                        Ich persönlich habe den ursprünglichen Beitrag für sehr passend empfunden, habe diesen mehrfach gelesen und mir die Bilder verinnerlicht!

                        Deine Reaktion ist aber verständlich!

                        Grüße,
                        Plessberger
                        Dem kann ich nur voll zustimmen. Deine Bilder waren unheimlich emotional und stimmungsvoll und haben mich sehr berührt.

                        Kommentar


                        • #57
                          AW: Einfach zum Nachdenken

                          Zitat von ReinholdB Beitrag anzeigen
                          Ist eh alles schön und gut. Auch ich habe viel erlebt am Berg.
                          Nur kann ich persönlich mit dem "Vergöttlichen" dieser Dinge nichts anfangen, das ist mir zu pubertär, verzeih diese harten Worte. Ohne "unberührte Wand" wäre all das auch möglich, zumindest für mich.
                          Vielleicht hat es etwas mit Reife zu tun, vielleicht ...
                          fraglich, zumal ich mit der "vergöttlichung" des begriffes reife nicht viel anfangen kann

                          ich würde es begrüßen, anderen leuten, die art und weise ihrer trauerbewältigung selbst zu überlassen
                          Zuletzt geändert von lado; 05.10.2011, 14:53.
                          Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist
                          ein Mensch (E. Kästner)

                          Kommentar


                          • #58
                            AW: Einfach zum Nachdenken

                            Zitat von plessberger Beitrag anzeigen

                            Deine Reaktion ist aber verständlich!
                            jein, weil ich davon ausgehe er hat sich beim verfassen der zeilen und erstellen der bilder vieles gedacht hat und ich darin eine form der trauerbewältigung sehe, welche man sich nicht von aussenstehenden vorschreiben lassen soll
                            Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist
                            ein Mensch (E. Kästner)

                            Kommentar


                            • #59
                              AW: Einfach zum Nachdenken

                              Zitat von lado Beitrag anzeigen
                              jein, weil ich davon ausgehe er hat sich beim verfassen der zeilen und erstellen der bilder vieles gedacht hat und ich darin eine form der trauerbewältigung sehe, welche man sich nicht von aussenstehenden vorschreiben lassen soll
                              Da kann ich dir nur Recht geben!

                              Plessberger
                              Alle meine Beiträge im Tourenforum

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                              • #60
                                AW: Einfach zum Nachdenken

                                Zitat von ReinholdB Beitrag anzeigen
                                Ist eh alles schön und gut. ...
                                nein, weder schön noch gut.

                                Zitat von ReinholdB Beitrag anzeigen
                                Auch ich habe viel erlebt am Berg.
                                kann sein.

                                Zitat von ReinholdB Beitrag anzeigen
                                Nur kann ich persönlich mit dem "Vergöttlichen" dieser Dinge nichts anfangen,
                                ich hab hier keine vergöttlichung gefunden. sondern eher tiefgreifende worte.

                                Zitat von ReinholdB Beitrag anzeigen
                                das ist mir zu pubertär,
                                ich frag mich nun, was da pubertär ist.

                                Zitat von ReinholdB Beitrag anzeigen
                                verzeih diese harten Worte.
                                bitte, mir auch.

                                Zitat von ReinholdB Beitrag anzeigen
                                Ohne "unberührte Wand" wäre all das auch möglich, zumindest für mich.
                                was für den einzelnen möglich ist, und im speziellen für dich, ist in diesem zusammenhang wohl eher irrelevant.

                                Zitat von ReinholdB Beitrag anzeigen
                                Vielleicht hat es etwas mit Reife zu tun, vielleicht ...
                                von reife hätte es gezeigt, wenn du deine finger vom keyboard gelassen hättest. si tacuisses...
                                mei bier is net deppat! (e. sackbauer)

                                bürstelt wird nur flüssiges

                                Kommentar

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