Mal wieder News aus dem Lager von Ueli Steck. Mehr Infos auch unter www.uelisteck.ch
Gipfelerfolg für Ueli Steck am Gasherbrum II Hauptgipfel (8035m)
9. Juli 2009
Fast auf den Tag genau drei Jahre nachdem ich 2006 den Ostgipfel des Gasherbrum II (7772) erklommen habe, stehe ich nun auf dem 8035 Meter hohen Hauptgipfel des Gasherbrum II.
2006 haben Hans Mitterer, Cedric Hählen und ich von der Chinesischen Seite aus eine neue Route erstbegangen: Es ist die erste Route von der Nordseite.
Nachdem ich in diesem Frühjahr zusammen mit meiner Frau Nicole für zwei Monate in den USA war, reisten wir am 8. Juni 2009 in den Pakistan. In Amerika gelang mir die rotpunkt Begehung der Route „Golden Gate“ am El Capitan. Ein weiterer Erfolg in meiner Karriere als Profibergsteiger: Nur knapp daran vorbei, der erste Mensch zu sein, der eine Route „on sight“ kletterte am Monolith aus Granit im Yosemite National Park. Bei einer relativ einfachen Seillänge rutschte ich aus einem nassen Riss. So musste ich diese Seillänge noch einmal wiederholen. Mehrere Seillängen im 10. Schwierigkeitsgrad kletterte ich alle im ersten Versuch. Felskletterlegenden wie Yuji Hirayama oder Tommy Caldwell brauchten mehrere Versuche, um diese schwierigen Passagen zu klettern.
Jetzt weht ein anderer Wind. Als Vorbereitung und Akklimatisation besteige ich den Gasherbrum II Hauptgipfel. Es ist mein erster Gipfel über 8000 Meter. Im Herbst will ich mein lang ersehntes Projekt vollenden und ein Gipfel über 8000 Meter über eine technisch anspruchsvolle Route solo begehen.
Die Bedingungen sind alles anders als ideal. Nach einer viertägigen Pause im Basislager steigen Nicole und ich am 6. Juli erneut ins Lager 1 auf, das auf 5900 Meter liegt. Die Woche ist geprägt durch sehr wechselhaftes Wetter. Dabei ist ca. ein Meter Neuschnee gefallen. Am 7. Juli wäre der weitere Aufstieg zum Zelt im Lager 2 auf 6500 Meter geplant gewesen. Die Lawinengefahr ist hoch. Wir verbringen einen stahlblauen Tag in Lager 1. Niemand steigt weiter. Am 8. Juli, um 6.00 Uhr in der Früh, steigen Nicole und ich weiter Richtung Lager 2. Es ist aber nicht sicher, ob es unter diesen Bedingungen überhaupt möglich ist, ins Lager 2 aufzusteigen. Die Schneesituation ist immer noch prekär. Vorsichtig tasten wir uns vorwärts. Es sind sechs Stunden spuren bis zum Lager 2. Während meiner Akklimatisierung zuvor benötigte ich im Vergleich gerade einmal 2 ½ Stunden für denselben Weg. Das ist nun mal Höhenbergsteigen. Das Lager 2 befindet sich an einer geschützten Stelle auf dem Grat. Unser Zelt steht ca. 100 Höhenmeter weiter höher als das der anderen Teams. Es ist nur sehr wenig eingeschneit. Der Ort scheint wirklich perfekt zu sein. Die anderen Zelte 100 Meter weiter unten sind tief im Schnee begraben.
Am 9. Juli um 00.30 Uhr starte ich zu einem ersten Gipfelversuch. Der Mond leuchtet mir den Weg. Der gefallene Neuschnee bietet erheblichen Widerstand. Von 6500 Meter bis ca. 7000 Meter ist der Schnee hüfttief. Das Spuren ist sehr anstrengend. Zwischen 7000 und 7450 Meter kann ich auf die abgeblasenen Felsen ausweichen. Das Klettern über den felsigen Grat ist zwar schwieriger, dafür aber weniger anstrengend als das Höhersteigen im hüfttiefen Schnee. Von Lager 4 quert die Normalroute unter der Gipfelpyramide nach rechts. Der starke Wind der letzten Tage hat seine Arbeit gut verrichtet. Die Traverse geht relativ leicht. Auf dem Col erwartet mich den von Meteotest vorausgesagten Wind. Dieser bläst bis zu 50 km/h. Die Temperaturen fallen dabei auf ca. minus 25 Grad. Vom Col aus sind es noch ca. 300 Höhenmeter zum Hauptgipfel des Gasherbrum II. Der Letzte Aufstieg ist aber noch einmal alles andere als geschenkt. Wieder liegt der Schnee zum Teil fast bodenlos.
12 Stunden nachdem ich den warmen Schlafsack verlassen habe, ist der 8035 Meter hohe Gipfel erreicht. Nur gerade fünf Minuten verweile ich auf dem Gipfel. Es ist alles andere als gemütlich. Wind und Kälte treiben mich zum schnellen Abstieg. Dieser geht dafür etwas leichter im tiefen Schnee. Das Abrutschen ist eine wohlverdiente Erleichterung. Der Abstieg bis zum Zelt dauert 2 ½ Stunden.
Insgesamt bin ich 14 ½ Stunden unterwegs. Im Rucksack: 0.5 Liter Peronin, 0.5 Liter Minzentee, 2 Oatmeal-Snacks und 4 Powergels.
Am 10. Juli steigen Nicole und ich wieder ab ins Basislager.
Der Gasherbrum II Hauptgipfel ist mein erster Gipfel an einem Berg über 8000 Meter. Ein einfacher Achttausender. Trotzdem ist dies die ideale Vorbereitung für mich zum eigentlichen Projekt im kommen Herbst: dem Makalu in Nepal. In den nächsten Tagen werde ich noch einmal hochsteigen. Zum Training. Ich werde versuchen, den Gipfel zusammen mit meiner Frau Nicole zu erreichen.
Die eigentliche Vorbereitung ist bereits gemacht. Ich bin zufrieden.
Gipfelerfolg für Ueli Steck am Gasherbrum II Hauptgipfel (8035m)
9. Juli 2009
Fast auf den Tag genau drei Jahre nachdem ich 2006 den Ostgipfel des Gasherbrum II (7772) erklommen habe, stehe ich nun auf dem 8035 Meter hohen Hauptgipfel des Gasherbrum II.
2006 haben Hans Mitterer, Cedric Hählen und ich von der Chinesischen Seite aus eine neue Route erstbegangen: Es ist die erste Route von der Nordseite.
Nachdem ich in diesem Frühjahr zusammen mit meiner Frau Nicole für zwei Monate in den USA war, reisten wir am 8. Juni 2009 in den Pakistan. In Amerika gelang mir die rotpunkt Begehung der Route „Golden Gate“ am El Capitan. Ein weiterer Erfolg in meiner Karriere als Profibergsteiger: Nur knapp daran vorbei, der erste Mensch zu sein, der eine Route „on sight“ kletterte am Monolith aus Granit im Yosemite National Park. Bei einer relativ einfachen Seillänge rutschte ich aus einem nassen Riss. So musste ich diese Seillänge noch einmal wiederholen. Mehrere Seillängen im 10. Schwierigkeitsgrad kletterte ich alle im ersten Versuch. Felskletterlegenden wie Yuji Hirayama oder Tommy Caldwell brauchten mehrere Versuche, um diese schwierigen Passagen zu klettern.
Jetzt weht ein anderer Wind. Als Vorbereitung und Akklimatisation besteige ich den Gasherbrum II Hauptgipfel. Es ist mein erster Gipfel über 8000 Meter. Im Herbst will ich mein lang ersehntes Projekt vollenden und ein Gipfel über 8000 Meter über eine technisch anspruchsvolle Route solo begehen.
Die Bedingungen sind alles anders als ideal. Nach einer viertägigen Pause im Basislager steigen Nicole und ich am 6. Juli erneut ins Lager 1 auf, das auf 5900 Meter liegt. Die Woche ist geprägt durch sehr wechselhaftes Wetter. Dabei ist ca. ein Meter Neuschnee gefallen. Am 7. Juli wäre der weitere Aufstieg zum Zelt im Lager 2 auf 6500 Meter geplant gewesen. Die Lawinengefahr ist hoch. Wir verbringen einen stahlblauen Tag in Lager 1. Niemand steigt weiter. Am 8. Juli, um 6.00 Uhr in der Früh, steigen Nicole und ich weiter Richtung Lager 2. Es ist aber nicht sicher, ob es unter diesen Bedingungen überhaupt möglich ist, ins Lager 2 aufzusteigen. Die Schneesituation ist immer noch prekär. Vorsichtig tasten wir uns vorwärts. Es sind sechs Stunden spuren bis zum Lager 2. Während meiner Akklimatisierung zuvor benötigte ich im Vergleich gerade einmal 2 ½ Stunden für denselben Weg. Das ist nun mal Höhenbergsteigen. Das Lager 2 befindet sich an einer geschützten Stelle auf dem Grat. Unser Zelt steht ca. 100 Höhenmeter weiter höher als das der anderen Teams. Es ist nur sehr wenig eingeschneit. Der Ort scheint wirklich perfekt zu sein. Die anderen Zelte 100 Meter weiter unten sind tief im Schnee begraben.
Am 9. Juli um 00.30 Uhr starte ich zu einem ersten Gipfelversuch. Der Mond leuchtet mir den Weg. Der gefallene Neuschnee bietet erheblichen Widerstand. Von 6500 Meter bis ca. 7000 Meter ist der Schnee hüfttief. Das Spuren ist sehr anstrengend. Zwischen 7000 und 7450 Meter kann ich auf die abgeblasenen Felsen ausweichen. Das Klettern über den felsigen Grat ist zwar schwieriger, dafür aber weniger anstrengend als das Höhersteigen im hüfttiefen Schnee. Von Lager 4 quert die Normalroute unter der Gipfelpyramide nach rechts. Der starke Wind der letzten Tage hat seine Arbeit gut verrichtet. Die Traverse geht relativ leicht. Auf dem Col erwartet mich den von Meteotest vorausgesagten Wind. Dieser bläst bis zu 50 km/h. Die Temperaturen fallen dabei auf ca. minus 25 Grad. Vom Col aus sind es noch ca. 300 Höhenmeter zum Hauptgipfel des Gasherbrum II. Der Letzte Aufstieg ist aber noch einmal alles andere als geschenkt. Wieder liegt der Schnee zum Teil fast bodenlos.
12 Stunden nachdem ich den warmen Schlafsack verlassen habe, ist der 8035 Meter hohe Gipfel erreicht. Nur gerade fünf Minuten verweile ich auf dem Gipfel. Es ist alles andere als gemütlich. Wind und Kälte treiben mich zum schnellen Abstieg. Dieser geht dafür etwas leichter im tiefen Schnee. Das Abrutschen ist eine wohlverdiente Erleichterung. Der Abstieg bis zum Zelt dauert 2 ½ Stunden.
Insgesamt bin ich 14 ½ Stunden unterwegs. Im Rucksack: 0.5 Liter Peronin, 0.5 Liter Minzentee, 2 Oatmeal-Snacks und 4 Powergels.
Am 10. Juli steigen Nicole und ich wieder ab ins Basislager.
Der Gasherbrum II Hauptgipfel ist mein erster Gipfel an einem Berg über 8000 Meter. Ein einfacher Achttausender. Trotzdem ist dies die ideale Vorbereitung für mich zum eigentlichen Projekt im kommen Herbst: dem Makalu in Nepal. In den nächsten Tagen werde ich noch einmal hochsteigen. Zum Training. Ich werde versuchen, den Gipfel zusammen mit meiner Frau Nicole zu erreichen.
Die eigentliche Vorbereitung ist bereits gemacht. Ich bin zufrieden.