Angst vor Sturzflut - Franzosen pumpen verborgenen Gletschersee leer
Eine riesige Wasserblase wird unter einem Montblanc-Gletscher vermutet - jetzt starten französische Behörden eine spektakuläre, millionenteure Abpumpaktion. Dorfbewohner fürchten, dass die Massen sonst eines Tages in ihr Tal stürzen und es binnen 15 Minuten fluten, wie 1892 schon einmal.
Paris - Eine riesige Wasseransammlung unter einem Gletscher im Montblanc-Massiv bedroht eines der beliebtesten Tourismusgebiete Frankreichs. "Die Situation ist ausgesprochen ernst", schrieb Bürgermeister Jean-Marc Peillex in einem Brief an die rund 3000 Einwohner von Saint-Gervais nördlich des Berges - und startete an diesem Mittwoch eine spektakuläre Abpumpaktion.
Unter dem Tête-Rousse-Gletscher (Karte: linke Spalte) soll sich eine Höhle voller Wasser gebildet haben, die keinen natürlichen Abfluss hat. Die Lage im Untergrund ist fragil - die Behörden befürchten, dass das Eis außen herum bricht und gigantische Wassermassen auf einen Schlag zu Tal stürzen. Bis zu 65 Millionen Liter Flüssigkeit sollen in dem Gletscherreservoir sein. Das entspricht dem Inhalt von rund 20 olympischen Schwimmbecken. Sollte das Wasser die Höhle zum Bersten bringen, könnte es binnen 15 bis 30 Minuten ins Tal schießen.
Ein solches Drama am Fuß von Europas höchstem Berg, dem Montblanc, hat sich schon einmal ereignet - vor rund 120 Jahren. Am 12. Juli 1892 wurde Saint-Gervais nach dem Platzen einer ähnlichen Wasserblase von einer Sturzflut überschwemmt. Fast 200 Menschen starben damals in der Masse aus Wasser, Schlamm, Gestein und Bäumen.
"Wir wollten nicht warten, bis eine neuerliche Katastrophe über uns hereinbricht - und haben deshalb die Initiative ergriffen", sagte Peillex. Um die mögliche Überschwemmung zu verhindern, wurden Bohrgeräte und leistungsstarke Pumpen angefordert. Ende der Woche soll das technische Gerät komplett einsatzbereit sein. Der Einsatz gestaltet sich wegen der Lage des Gletschers schwierig. Straßen gibt es nicht, alle Ausrüstungsgegenstände müssen mit Hubschraubern in rund 3200 Meter Höhe gebracht werden. Die Bohr- und Pumpaktion soll bis Mitte Oktober dauern und wird nach Angaben des Bürgermeisters rund zwei Millionen Euro kosten. Viel mehr Zeit dürfen sich die Experten allerdings nicht lassen - im Winter ist das Gelände unwegbar.
Wissenschaftler haben den See schon im März entdeckt. Eindeutig lokalisiert ist bisher nur eine Höhle mit 25.000 Kubikmetern Wasser. Hier sollen die Pumparbeiten beginnen. Möglicherweise ist sie mit anderen Höhlen verbunden, so dass noch mehr Wasser über diesen Weg herausgepumpt werden kann.
Der Schweizer Gletscherexperte Martin Funk nannte die Wasseransammlung am Tête Rousse einen "besonderen Fall". Vergleiche mit der Situation vor der Katastrophe von 1892 seien allerdings schwierig: "Es kann sein, dass das Wasser schon sehr lange dort eingelagert war und trotzdem nichts passiert ist. Wir wissen es nicht." Einen Zusammenhang mit der globalen Klimaerwärmung will Funk keinesfalls herstellen.
Bis die Gefahr gebannt ist, darf eine Bergbahn einen Teil ihrer Strecke nicht mehr befahren. Für die Bevölkerung wurde ein Alarmsystem eingerichtet und ein Evakuierungsplan erstellt.
Quelle: Spiegel.de
Eine riesige Wasserblase wird unter einem Montblanc-Gletscher vermutet - jetzt starten französische Behörden eine spektakuläre, millionenteure Abpumpaktion. Dorfbewohner fürchten, dass die Massen sonst eines Tages in ihr Tal stürzen und es binnen 15 Minuten fluten, wie 1892 schon einmal.
Paris - Eine riesige Wasseransammlung unter einem Gletscher im Montblanc-Massiv bedroht eines der beliebtesten Tourismusgebiete Frankreichs. "Die Situation ist ausgesprochen ernst", schrieb Bürgermeister Jean-Marc Peillex in einem Brief an die rund 3000 Einwohner von Saint-Gervais nördlich des Berges - und startete an diesem Mittwoch eine spektakuläre Abpumpaktion.
Unter dem Tête-Rousse-Gletscher (Karte: linke Spalte) soll sich eine Höhle voller Wasser gebildet haben, die keinen natürlichen Abfluss hat. Die Lage im Untergrund ist fragil - die Behörden befürchten, dass das Eis außen herum bricht und gigantische Wassermassen auf einen Schlag zu Tal stürzen. Bis zu 65 Millionen Liter Flüssigkeit sollen in dem Gletscherreservoir sein. Das entspricht dem Inhalt von rund 20 olympischen Schwimmbecken. Sollte das Wasser die Höhle zum Bersten bringen, könnte es binnen 15 bis 30 Minuten ins Tal schießen.
Ein solches Drama am Fuß von Europas höchstem Berg, dem Montblanc, hat sich schon einmal ereignet - vor rund 120 Jahren. Am 12. Juli 1892 wurde Saint-Gervais nach dem Platzen einer ähnlichen Wasserblase von einer Sturzflut überschwemmt. Fast 200 Menschen starben damals in der Masse aus Wasser, Schlamm, Gestein und Bäumen.
"Wir wollten nicht warten, bis eine neuerliche Katastrophe über uns hereinbricht - und haben deshalb die Initiative ergriffen", sagte Peillex. Um die mögliche Überschwemmung zu verhindern, wurden Bohrgeräte und leistungsstarke Pumpen angefordert. Ende der Woche soll das technische Gerät komplett einsatzbereit sein. Der Einsatz gestaltet sich wegen der Lage des Gletschers schwierig. Straßen gibt es nicht, alle Ausrüstungsgegenstände müssen mit Hubschraubern in rund 3200 Meter Höhe gebracht werden. Die Bohr- und Pumpaktion soll bis Mitte Oktober dauern und wird nach Angaben des Bürgermeisters rund zwei Millionen Euro kosten. Viel mehr Zeit dürfen sich die Experten allerdings nicht lassen - im Winter ist das Gelände unwegbar.
Wissenschaftler haben den See schon im März entdeckt. Eindeutig lokalisiert ist bisher nur eine Höhle mit 25.000 Kubikmetern Wasser. Hier sollen die Pumparbeiten beginnen. Möglicherweise ist sie mit anderen Höhlen verbunden, so dass noch mehr Wasser über diesen Weg herausgepumpt werden kann.
Der Schweizer Gletscherexperte Martin Funk nannte die Wasseransammlung am Tête Rousse einen "besonderen Fall". Vergleiche mit der Situation vor der Katastrophe von 1892 seien allerdings schwierig: "Es kann sein, dass das Wasser schon sehr lange dort eingelagert war und trotzdem nichts passiert ist. Wir wissen es nicht." Einen Zusammenhang mit der globalen Klimaerwärmung will Funk keinesfalls herstellen.
Bis die Gefahr gebannt ist, darf eine Bergbahn einen Teil ihrer Strecke nicht mehr befahren. Für die Bevölkerung wurde ein Alarmsystem eingerichtet und ein Evakuierungsplan erstellt.
Quelle: Spiegel.de