Oft bin ich im Sommer über dieses "Schneefeld" auf den Großen Priel gewandert. Doch wo bisher Schnee war, ist nach diesen schneewidrigen Wetterverhältnissen jetzt nur noch ein Geröllfeld (und einzelne Firnreste)... Doch bei näherem Hinsehen hab ich dann diese blauen Eistrichter entdeckt, die sich im Geröll auftun! Anscheinend hat der Schnee über Jahre und Jahrzehnte eine Geröllschicht samt darunter verborgener Eisschicht bedeckt, die erst jetzt sichtbar werden. Schließlich habe ich bei Experten der Glaziologie nachgefragt und prompt eine umfangreiche Analyse über diesen zur Zeit "sterbenden Gletscher" des Großen Priel zugesandt bekommen.
Die vom Schweizer Glaziologen beschrifteten Bilder vom "Priel-Gletscher" (siehe weiter unten im Anhang; das 3. davon ist aus Google-Earth entnommen) bieten eine gute Zusammenfassung seiner mehrseitigen Analyse.
Die unbeschrifteten Originalbilder (gesamte Bergtour, ich selbst konnte heuer leider nicht auf den Priel) fand ich ursprünglich hier: https://picasaweb.google.com/1087157...97904721903810
Wer sich für die Analyse des Glaziologen in voller Länge interessiert, der kann hier gleich weiterlesen:
>>Beim beobachteten Phänomenen handelt es sich um die lose verstreuten Eis- und Firnreste eines kleinen, um 1850 noch zusammenhängenden Gletschers, welche heute stark schuttbedeckt sind und an der Oberfläche Anzeichen punktueller Schmelzphämone zeigen (Schmelztrichter).
Auf einer Satellitenbild-Ansicht (2010, GOOGLE Earth) erkennt man deutlich die in lose Einzelflächen aufgetrennten Reste dieses ehemaligen Gletschers (vom Typus "Firnfleck") und talabwärts ist auch die Moränenstruktur der unmittelbaren Umgebung zu sehen.
Der im wahrsten Sinne des Wortes "anfallende" Schuttreichtum ergibt sich durch die hochaufragenden Steilwände der Gipfelregion sowie durch die leichte Verwitterbarkeit des hier anstehenden Gesteins (sog. «Dachsteinkalk» aus dem Mesozoikum).
Deutlich ist auch das Gletschervorfeld (Gletscherumrisse von 1850) zu erkennen, welches talabwärts von zwei nebeneinanderliegenden Schuttbögen (Endmoränen) umrahmt wird. Dahinter sind zudem Anzeichen "gestreifter Grundmoräne” (engl. sog. "fluted moraines") zu erkennen, als Abbild der einstigen Gletscherbewegung.
Der Gletscher (oder vielmehr das "Gletscherchen") verdankt seine bisherige (Rest)Existenz – trotz SE-exponierter und daher strahlungsungünstiger Lage – offensichtlich den winterlichen Schnee-Einwehungen (zudem wohl auch lokalen Lawinenabgängen), die über die Kammlinien – sozusagen im Windschatten der vorherrschenden Westwinde – regelmässig in die Karmulde hineingeblasen werden und dort bevorzugt liegenbleiben.
Die Endmoränenbögen dürften dabei als Geländehindernisse wie als natürliche Lawinen-Auffangdämme fungieren und bestimmen damit Form und Ausdehnung der liegengebliebenen Schneereste.
Nun, die heissen Sommer der letzten Jahre und Jahrzehnte (wie auch die hie und da ausbleibende Schneezufuhr im WInter) sind auch in der Region des "Toten Gebirges" nicht spurlos vorübergegangen und haben die an der Oberfläche "ungeschützt" noch herumliegenden Firn- und Eisreste erheblich zusammenschrumpfen lassen.
Die Auflösung eines Gletschers manifestiert sich typischerweise darin, dass seine "Materie" zunehmend von Schutt zugedeckt wird. Dieser hinwiederum vermag die Eisreste vor Strahlung und damit weiterer Schmelze (Ablation) zu schützen, so dass dieses "Toteis" manchmal noch Jahre bis Jahrzehnte überleben kann, ohne allerdings noch aktive Eigenbewegung zu zeigen.
Aufgrund der besonderen Ernährungssituation (Akkumulation wohl vorwiegend durch Windeintrag und Lawinen) und aufgrund seiner Grösse (bzw. "Kleinheit") ist dieser "Gletscher" am Gross Priel kein typischer alpiner Gletscher, d.h. eine Eismasse, die ein deutliches Nähr- und Zehrgebiet aufweist und "regulär", d.h. klar messbar (z.B. an den Zungenlängenänderungen, oder an der Massenbilanz) auf die Schwankungen des Klimasystems reagiert.
Die Gletscher-Existenz und das Muster des Zerfalls – sowie die daraus entstehenden Formen im Gelände – sind das Produkt lokaler Zufälligkeiten.
Gleichwohl erkennt man am Schrumpfen und an der unregelmässigen Auflösung dieses "sterbenden" kleinen Gletscherchens das Abbild des überregionalen, ja globalen Klimageschehens: es wird generell "gletscher-ungünstiger", und die einst eingefrorenen Kapitalreserven – wenn auch hier für das Gesamtbild der Alpen unbedeutend – gehen, leider immer schneller, zur Neige.
Die hübschen Trichterformen sind durch Ein- und Nachsacken von Schuttmaterial an denjenigen Stellen entstanden, wo durch die "unterirdische" Eisschmelze Hohlräume entstanden sind.
An den oberen Rändern der unter den Kalksteinwänden haftenden Firnbändern sieht man an den "weisslichen", d.h. noch wenig verwitterten Gesteinsschichten, dass hier die Absenkung der Eis/Firn-Oberfläche jüngeren Datum sein muss. Ebenso erkennt man, dass das Aufzehren der einstigen Firn- und Eismassen nicht nur von unten (von der Gletscherzunge her), sondern auch von oben "angreift" (verstärkte Wärmerückstrahlung der dunklen Felsflächen, die komplementär zum Schwund des Eises grösser werden).<<
Die vom Schweizer Glaziologen beschrifteten Bilder vom "Priel-Gletscher" (siehe weiter unten im Anhang; das 3. davon ist aus Google-Earth entnommen) bieten eine gute Zusammenfassung seiner mehrseitigen Analyse.
Die unbeschrifteten Originalbilder (gesamte Bergtour, ich selbst konnte heuer leider nicht auf den Priel) fand ich ursprünglich hier: https://picasaweb.google.com/1087157...97904721903810
Wer sich für die Analyse des Glaziologen in voller Länge interessiert, der kann hier gleich weiterlesen:
>>Beim beobachteten Phänomenen handelt es sich um die lose verstreuten Eis- und Firnreste eines kleinen, um 1850 noch zusammenhängenden Gletschers, welche heute stark schuttbedeckt sind und an der Oberfläche Anzeichen punktueller Schmelzphämone zeigen (Schmelztrichter).
Auf einer Satellitenbild-Ansicht (2010, GOOGLE Earth) erkennt man deutlich die in lose Einzelflächen aufgetrennten Reste dieses ehemaligen Gletschers (vom Typus "Firnfleck") und talabwärts ist auch die Moränenstruktur der unmittelbaren Umgebung zu sehen.
Der im wahrsten Sinne des Wortes "anfallende" Schuttreichtum ergibt sich durch die hochaufragenden Steilwände der Gipfelregion sowie durch die leichte Verwitterbarkeit des hier anstehenden Gesteins (sog. «Dachsteinkalk» aus dem Mesozoikum).
Deutlich ist auch das Gletschervorfeld (Gletscherumrisse von 1850) zu erkennen, welches talabwärts von zwei nebeneinanderliegenden Schuttbögen (Endmoränen) umrahmt wird. Dahinter sind zudem Anzeichen "gestreifter Grundmoräne” (engl. sog. "fluted moraines") zu erkennen, als Abbild der einstigen Gletscherbewegung.
Der Gletscher (oder vielmehr das "Gletscherchen") verdankt seine bisherige (Rest)Existenz – trotz SE-exponierter und daher strahlungsungünstiger Lage – offensichtlich den winterlichen Schnee-Einwehungen (zudem wohl auch lokalen Lawinenabgängen), die über die Kammlinien – sozusagen im Windschatten der vorherrschenden Westwinde – regelmässig in die Karmulde hineingeblasen werden und dort bevorzugt liegenbleiben.
Die Endmoränenbögen dürften dabei als Geländehindernisse wie als natürliche Lawinen-Auffangdämme fungieren und bestimmen damit Form und Ausdehnung der liegengebliebenen Schneereste.
Nun, die heissen Sommer der letzten Jahre und Jahrzehnte (wie auch die hie und da ausbleibende Schneezufuhr im WInter) sind auch in der Region des "Toten Gebirges" nicht spurlos vorübergegangen und haben die an der Oberfläche "ungeschützt" noch herumliegenden Firn- und Eisreste erheblich zusammenschrumpfen lassen.
Die Auflösung eines Gletschers manifestiert sich typischerweise darin, dass seine "Materie" zunehmend von Schutt zugedeckt wird. Dieser hinwiederum vermag die Eisreste vor Strahlung und damit weiterer Schmelze (Ablation) zu schützen, so dass dieses "Toteis" manchmal noch Jahre bis Jahrzehnte überleben kann, ohne allerdings noch aktive Eigenbewegung zu zeigen.
Aufgrund der besonderen Ernährungssituation (Akkumulation wohl vorwiegend durch Windeintrag und Lawinen) und aufgrund seiner Grösse (bzw. "Kleinheit") ist dieser "Gletscher" am Gross Priel kein typischer alpiner Gletscher, d.h. eine Eismasse, die ein deutliches Nähr- und Zehrgebiet aufweist und "regulär", d.h. klar messbar (z.B. an den Zungenlängenänderungen, oder an der Massenbilanz) auf die Schwankungen des Klimasystems reagiert.
Die Gletscher-Existenz und das Muster des Zerfalls – sowie die daraus entstehenden Formen im Gelände – sind das Produkt lokaler Zufälligkeiten.
Gleichwohl erkennt man am Schrumpfen und an der unregelmässigen Auflösung dieses "sterbenden" kleinen Gletscherchens das Abbild des überregionalen, ja globalen Klimageschehens: es wird generell "gletscher-ungünstiger", und die einst eingefrorenen Kapitalreserven – wenn auch hier für das Gesamtbild der Alpen unbedeutend – gehen, leider immer schneller, zur Neige.
Die hübschen Trichterformen sind durch Ein- und Nachsacken von Schuttmaterial an denjenigen Stellen entstanden, wo durch die "unterirdische" Eisschmelze Hohlräume entstanden sind.
An den oberen Rändern der unter den Kalksteinwänden haftenden Firnbändern sieht man an den "weisslichen", d.h. noch wenig verwitterten Gesteinsschichten, dass hier die Absenkung der Eis/Firn-Oberfläche jüngeren Datum sein muss. Ebenso erkennt man, dass das Aufzehren der einstigen Firn- und Eismassen nicht nur von unten (von der Gletscherzunge her), sondern auch von oben "angreift" (verstärkte Wärmerückstrahlung der dunklen Felsflächen, die komplementär zum Schwund des Eises grösser werden).<<
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