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Risiken am Klettersteig: Stau an der Felswand

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  • Risiken am Klettersteig: Stau an der Felswand

    Touren auf Klettersteigen werden immer populärer. Doch viele Sportler wagen sich dabei an Schwierigkeitsgrade, die ihre Fähigkeiten übersteigen. Die Unfallzahl steigt - und Bergführer kritisieren eine enorme Leichtfertigkeit im Umgang mit tödlichen Risiken.

    Da steht man nun. Angehängt am Drahtseil, die Füße auf einem Eisenstift. Und nichts geht mehr. Nicht vor, nicht zurück. Überholen ausgeschlossen. Stau am Fels. Die einen, ebenfalls am Drahtseil hängend, werden ungeduldig, die anderen nervös. So fühlt es sich also an, wenn man eine Trendsportart betreibt.

    Klettersteiggeher brauchen Geduld. Hunderttausende suchen die Herausforderung in der senkrechten, mit Stahl, Draht und Eisen durchbohrten Wand. Darunter einige, die dort nicht hingehören. "Es ist dramatisch, was sich da abspielt", sagt der staatlich geprüfte Berg- und Skiführer Franz Schmaus. Sein Schatz an Beispielen ist groß. "Wo soll ich anfangen?", fragt er. Der 61-Jährige leitet interne Fortbildungskurse für Bergschulen und setzt sich seit langem mit dem Klettersteiggehen und dessen Entwicklung auseinander.

    Diese Entwicklung ist eindeutig: Es werden immer mehr. Mehr Steige, mehr Menschen und mehr Unfälle. In der Unfallstatistik des Deutschen Alpenvereins (DAV) zum Jahr 2011 ist die Rede von "alarmierenden Zahlen". Demnach hat sich die Meldequote (in der Statistik werden nur Unfälle von Mitgliedern erfasst, die ins Verhältnis zur Mitgliederzahl gesetzt werden) seit 2006 verdoppelt, seit 2002 nahezu verdreifacht. In absoluten Zahlen heißt das: 2002 gab es 19 Fälle, bei denen Klettersteiggeher gerettet werden mussten, 2011 waren es 50. Auch wenn diese Daten weniger schockierend klingen mögen und der Anstieg angesichts der steigenden Beliebtheit logisch erscheint - der DAV ist alarmiert: "Es ist die Disziplin, die wir am sorgenvollsten betrachten", sagt Sprecher Thomas Bucher.

    Plötzlich geht es weder vor noch zurück

    Ein genauer Blick in die Statistik beunruhigt. Bei der Mehrheit der Notfälle handelt es sich um "Blockierungen": Klettersteiggeher geraten in Panik, kommen nicht mehr weiter. Die Bergrettung muss eingreifen. Zeichen von Überforderung? "Ganz klar", betont Bucher. Laut Statistik zeigen derartige Notsituationen: "Klettersteiggeher sind den Gesamtanforderungen des angestrebten Klettersteigs zunehmend nicht gewachsen."

    Auffällig dabei: Nicht Anfänger kommen am häufigsten in die Situation der Blockierung, sondern solche mit 10 bis 30 Touren. "Am Anfang geht noch jeder mit Respekt an die Sache heran", vermutet Bucher. Den scheinen sie schnell zu verlieren.

    Einsteiger beginnen also mit einem Steig der niedrigsten Schwierigkeitsstufe A. Das klappt, sie fühlen sich unterfordert und wählen einen deutlich schwierigeren, einen zu schwierigen Steig. "Wenn man nicht einen Schritt nach dem anderen macht, gibt es Probleme", sagt Bucher. Wie überall. "Nur bei Klettersteigen denken die Leute: Da ist ja immer ein Drahtseil da - was soll passieren?" Doch das Seil fehlt unter Umständen an manchen Passagen. Oder man muss daran eine ausgesetzte Stelle überwinden. Oder die Kraft lässt nach. Und schon bricht Panik aus.

    Um zu verhindern, dass sich Outdoor-Fans an zu schwierige Routen wagen, werden Klettersteigbauer - laut Bucher in erster Linie Tourismusverbände, die professionelle Firmen beauftragen - angehalten, zu Beginn eine Referenzstelle mit höchster Schwierigkeit einzurichten. "Eine gute Entwicklung", findet Bergführer Schmaus. Doch es reicht nicht.

    Klettersteigset als Stoßdämpfer

    Zum einen, weil viele Steige - allein im Rother Klettersteigatlas Alpen 2012 sind über 900 aufgeführt - diese Referenzstelle eben nicht aufweisen. Zum anderen, "weil viele Leute trotzdem weitergehen".

    Für den 61-Jährigen ist die Ursache für Selbstüberschätzung schnell gefunden. Sie liegt im Klettersteig selbst: "Die größte Gefahr ist die vorgetäuschte Sicherheit." Dabei ist die Verletzungsgefahr bei einem Sturz enorm: Meist "schlägt man x-mal auf und kann an Eisenhaken hängenbleiben". Hinzu kommen die enormen Kräfte, die bei einem Sturz wirken: mehrere tausend Newton bei einer Fallhöhe von nur einem Meter. Ein zertifiziertes Klettersteigset wirkt hier wie ein Stoßdämpfer und federt den Sturz ab. Damit können irreparable Schäden an der Wirbelsäule vermieden werden.

    Doch viele Neulinge (leider auch Fortgeschrittene) kennen die Wirkung eines Sets nicht einmal. Nicht anders ist zu erklären, dass sich einige allein durch Bandschlingen sichern. Einen Sturz aus zwei Metern würden sie damit wahrscheinlich nicht überleben. "Den Leuten ist nicht klar, wie gefährlich es ist", sagt Schmaus.

    Ein großes Problem sieht er auch im Klettersteiggehen mit Kindern. Passende Sicherungssets sind noch in der Entwicklung, bei bestehenden löst der Fallstoßdämpfer nicht im richtigen Moment aus. Kinder müssen also zusätzlich gesichert werden. "Richtig gesichert werden", wiederholt Schmaus. Es gibt nur eine Lösung: Klettersteiggeher müssen begreifen, wie wichtig eine Einweisung im Vorfeld ist. Bergschulen bieten Kurse an, speziell für Eltern. Dort lernt man unter anderem das richtige Einhängen - schon daran scheitert es manchmal, sagt Schmaus. "Falsches und unzweckmäßiges Handling" seien oft der Grund für Staus.

    In einem Fall von "Nichts geht mehr" heißt es Ruhe bewahren. Und das Hirn einschalten. Bucher appelliert an gegenseitige Rücksichtnahme und Kommunikation. "Man muss sich absprechen. Es gibt in den Bergen keine Regeln wie rechts vor links oder alt vor jung."

    Quelle + Fotos

    Dieser Text stammt aus der Zeitschrift "Alpin", Ausgabe 10/2012
    Die Vernunft kann sich mit viel größerer Wucht dem Bösen entgegenstellen wenn der Zorn ihr dienbar zur Hand geht!

  • #2
    AW: Risiken am Klettersteig: Stau an der Felswand

    Bei viel Betrieb ist das so ein Problem, wenn alle in einer Richtung wollen geht`s ja noch, da ist Warten angesagt.
    Die Schwierigkeiten sind dann gegeben, wenn Gegenverkehr aufkommt. Habe dies schon mehrmals auf Klettersteigen erlebt, vorallem wenn man(n)/frau den gleichen Steig wieder hinunter müssen. Einer muß hier sich wohl oder übel aushängen, denn sonst kommst nicht über den Anderen rüber.
    Jedoch mit ein wenig Erfahrung, Ruhe und Vorraussicht ist dies alles zu meistern.
    LG
    der 31.12.

    Kommentar


    • #3
      AW: Risiken am Klettersteig: Stau an der Felswand

      Stau am Fels.
      Bei beliebten Klettersteigen (bspw. Grünstein oder Drachenwand) und den üblichen Verdächtigen (Dachstein bspw) zu gewissen Zeiten leider normal. Recht früh oder recht spät hat man dafür seine Ruh.
      Oder während der Woche. Frühpension wär lässig.

      Die einen, ebenfalls am Drahtseil hängend, werden ungeduldig, die anderen nervös.
      Ich hab zum Glück bislang fast nur entspannte Leute erlebt. Aufmunternde Worte für die, die sich grad fürchten, Gegend anschaun, Fotos machen, Schmäh führn...

      Um zu verhindern, dass sich Outdoor-Fans an zu schwierige Routen wagen, werden Klettersteigbauer - laut Bucher in erster Linie Tourismusverbände, die professionelle Firmen beauftragen - angehalten, zu Beginn eine Referenzstelle mit höchster Schwierigkeit einzurichten. "Eine gute Entwicklung", findet Bergführer Schmaus. Doch es reicht nicht.
      So eine gab's, wie mir erzählt wurde, anfangs auch im sehr beliebten Drachenwand-KS.
      Dann haben sie über die ganze Anfangsstelle eine Leiter drüber gebaut. Eine grobe Dummheit in meinen Augen.

      Ein großes Problem sieht er auch im Klettersteiggehen mit Kindern. Passende Sicherungssets sind noch in der Entwicklung...
      Da war Alpin schlecht informiert -- gibt's für Kinder ab 30kg schon: Edelrid Cable Vario

      Kommentar


      • #4
        AW: Risiken am Klettersteig: Stau an der Felswand

        Zitat von slunecka Beitrag anzeigen
        Einer muß hier sich wohl oder übel aushängen, denn sonst kommst nicht über den Anderen rüber.
        Das halte ich für gefährlich. Ich hab's auch noch nicht erlebt, dass das notwendig war.

        Kommentar


        • #5
          AW: Risiken am Klettersteig: Stau an der Felswand

          Weisheit Nr. 1: Idioten gibt es überall
          Weisheit Nr. 2: Je mehr Menschen wo sind, desto mehr wirkt sich Regel Nr. 1 aus
          Zitat von FloImSchnee Beitrag anzeigen
          Ich hab zum Glück bislang fast nur entspannte Leute erlebt. Aufmunternde Worte für die, die sich grad fürchten, Gegend anschaun, Fotos machen, Schmäh führn...
          Ist auch meistens so zum Glück. Aber für eine überforderte Person kann die Schlüsselstelle dann wirklich der Auslöser für eine Panik sein. Und dann geht wirklich gar nichts mehr. Ist alles immer noch besser als ein Sturz, aber wenn dann stundenlang nichts mehr weitergeht, dann wirds schon kritisch (vielleicht wirds kalt, Sonne geht unter, Wetterumschwung,...).

          Bin auch im Sommer fast eine Stunde in der senkrechten Wand im Gurt gesessen, weil ein Holländer keinen Schritt weiter konnte und das obwohls "nur" C/D war.

          Teuflisch ist aber tatsächlich die trügerische Sicherheit, die man an einem Klettersteig hat. Obwohl klettern bei einer halbwegs guten Seilsicherung wesentlich ungefährlicher ist rennt man einen Klettersteig förmlich hinauf, was man beim klettern nie machen würde.

          Und der Schwiegervater mit 67 ist zwar ein erfahrener Bergsteiger, ist aber kaum davon zu überzeugen, dass sein (geschätzt) 20 Jahre altes KS-Set eigentlich kaum Sicherheit bietet.
          Dieses Video hat ihn dann schon nachdenklich gemacht:

          Kommentar


          • #6
            AW: Risiken am Klettersteig: Stau an der Felswand

            Jetzt jammerns, dabei war eh klar dass das eintreten wird. Naja, wenns um Mitglieder, Kunden, Gäste geht sind Klettersteige ein vergleichsweise billiges und lang anhaltendes Mittel um Massen anzulocken.

            An einem schönen Tag am Kaiserschild:

            Parkplatz in der Eisenerzer Ramsau (ca. 1000m) um 08:15 voll: Pensionisten, Familien mit Kindern, junge Erwachsene.
            Einige fotografieren das dort aufgehängte "Topo" des Steiges, so auch meine Freunde - "Für den Fall dass wir eine Karte brauchen."
            Auf dem Topo steht:
            Zustieg: 1,5 Stunden
            Abstieg: 2 Stunden
            Steig Höhenmeter: 300, Kletterstrecke 500m
            Steig: 1,5 Stunden
            Schwierigkeiten: konstant C und D, Passagen D/E
            Zeitaufwand gesamt: 5 Stunden

            Der Zustieg ist selbst schon ein alpiner Steig, teilweise versichert, jedenfalls überdurchschnittlich steinschlaggefährdet
            weil man unter dem bröseligen Kaiserschild quert, insbesondere im Frühjahr und nach Regenfällen - die Schotterhalden
            darunter sollten als Warnung ausreichen wenn man schon nicht gewillt ist den Kopf in den Nacken zu legen.

            Ich führe zwei Freunde, kenne den Steig schon, mach mir aber trotzdem Gedanken,
            weise die Freunde bestimmte Passagen schnell zu gehen weil ich noch vom letzten Mal weiß wo viel Steinschlag herrscht.
            Helme und Gurte legen wir am Zustieg bereits im oberen Teil des Geröllfelds noch bevor wir den Wandfuß erreichen an.

            Die anderen ziehen an uns vorbei. Ohne Helm. Ausnahmslos, auch die mit den Kindern. Die haben nämlich gar keine.
            (Auf dem Bild sind 20 Menschen ohne Helm, davon 4 Kinder)

            Sobald der Steig zum Klettersteig steiler/ausgesetzter wird kommt die Karawane vor uns ins Stocken,
            Gespräche verstummen, der Ton in den Gruppen wird zunehmend hektisch, manche haben offensichtlich Angst,
            gehen aber dennoch weiter nachdem sie an einer zwar weniger ausgesetzten Stelle dafür genau am Fuß einer
            Steinschlagrinne den Gurt (nicht den Helm) angelegt haben.

            Andere bleiben alle paar Schritte stehen um den Kreislauf zu beruhigen.
            Ein paar junge Erwachsene setzen sich um eine Zigarette zu rauchen.
            Alle sind so mit sich selbst beschäftigt das dem Gelände rundherum keine
            Aufmerksamkeit geschenkt wird, immer wieder fallen Steine aus der Wand,
            kleine aber auch größere, die Leute springen weg von der Wand anstatt in den sicheren Winkel bei der Wand.

            Gegen 10h erreichen wir gemütlich den Einstieg.
            Rechts davon ein schattiger kalter Überhang, darunter Steilgelände.
            Links ein einigermaßen ebenes Platzerl an der Sonne.
            Genau darüber eine Steinschlagrinne die aus den oberen Wandteilen herunterzieht.
            Und eben auf diesem Platzerl hat sich bereits ein Dutzend Leute niedergelassen.
            Auch meine Freunde steuern auf den Platz zu.
            Als ich sie auf den möglichen Steinschlag hinweise beziehen sie leicht ungläubig Warteposition unter dem Überhang.
            Mitleidige Blicke vom Platzerl.
            15 Sekunden später schlagen dort die ersten Steine ein, kleineren folgen größere, gut zwei Minuten lang.
            Als der Steinschlag aufhört ist der Platz bis auf Rucksäcke, Jausenpapiere, Plastiksackerln und herumliegende Helme leer, einige Rucksäcke sind beschädigt.
            Jetzt wird es eng unterm Überhang am Einstieg und die Helme werden - sofern vorhanden - aufgesetzt.

            Vor uns im Klettersteig ist jemand der offensichtlich Probleme mit seinem Kreislauf hat: 2 Schritte vor, 30 Sekunden Schnaufen, 2 Schritte vor ...
            wir warten bis er einen Bereich erreicht in dem Überholen möglich ist und bringen den Einstieg schnell hinter uns.

            Am Ende der ersten ausgesetzten Querung im Steig spielen sich bereits Dramen ab:
            auf jedem Stift im Quergang steht ein Klettersteiggeher, kann nicht zurück weil der Platz dahinter auch besetzt ist.
            Dort wo der Quergang endet und auch gleichzeitig in die Steinschlagrinne mündet ist
            ein junger Mann mit den Nerven am Ende,
            dabei ist er mit einem offensichtlich internetgebildeten "Klettersteigprofi" unterwegs der schon die ganze Zeit lautstark das Aufgeschnappte doziert.
            Seine Partner geben wild durcheinanderschreiend widersprüchliche Anweisungen vom Platzerl darüber, Steine fallen.
            Von unten schließt ein weiterer Kletterer auf, munter ein Lied trällernd überholt er großteils ungesichert,
            steigt ohne Vorwarnung über andere hinweg. Dabei rutschen ihm immer wieder seine Füße die in Laufschuhen
            stecken weg während er akrobatisch am Stahlseil hochhangelt.

            Irgendwann reicht es mir und ich steige über die Schlange hinweg zu dem Unglücklichen, sichere ihn über die Stelle
            und warte bis meine Freunde nachkommen. Leider ist der Überholplatz nach der ersten Querung genau in der Steinschlagrinne,
            alle 2 Minuten fällt ein Fuhre Steine die Rinne herunter. Der Abschnitt bis zur nächsten, nun deutlich anstrengenderen Querung füllt sich,
            die Ersten gehen die Querung an. Klettern vor und wieder zurück weil sie die Kräfte vor dem Einhängen des Seiles verlassen.
            Dazwischen überholen Einige, so auch wir. Mittlerweile ist es fast 15h und wir sind gerade so in der Hälfte des Klettersteigs,
            das Wetter soll halten, den Aufstieg zum Gipfel und den Abstieg über den Zustieg haben wir allerdings auch noch vor uns.
            Wir beeilen uns, überholen mehrere Gruppen, ich habe keine Lust mehr irgendwem zu helfen,
            möchte meine Freunde wieder sicher ins Tal bringen.
            Einem Kletterer vor uns fällt seine 1,5L Mineralwasserflasche aus der seitlichen Rucksackbefestigung. Aus gut 10m Höhe
            fällt sie nur haarscharf an uns vorbei bevor sie weiter unten an einem Vorsprung im Steig zerplatzt.
            Wir treffen einige Pensionisten mit abenteuerlich alten Gurten (1983 Edelweiss Hoi Kombi), selbstgeknüpften
            Bandschlingen (Edelweiss Rainbow 1984/1985), Klettersteigkarabinern ohne Schloss und Fiberglashelmen (1979 Joe Brown).
            Einen "Skinfit-Gecko" mit Rennradhelm, einen mit rotem Kopf - offenbar Saunafetischist - bei strahlender Sonne vollkommen in Mammut Extreme eingewickelten.
            Weinende Kinder die am kurzen Seil ohne Helm von Erwachsenen nachgezogen werden und fragen uns wie die die Quergänge gemeistert haben.
            Einen Gleitschirmflieger mit 20kg-Rucksack. Einen Alleingänger der im Steilen die Seilbremse 20cm-weise voranschiebt um sich dann wieder daran auszuruhen.
            Einen Vater dessen Sohle sich vom Schuh löst worauf er in Socken weiterklettert. Weiter unten der "Klettersteigprofi" der seinen Partnern
            gerade wieder eine Theorieeinheit in Halbwahrheiten gibt - so laut dass der ganz Berg mithört.
            Wir umgehen die Seilbrücke - auch hier spielen sich Dramen ab:
            in der Mitte hängt eine Frau mittleren Alters, beide Stränge ihres voll gespannten Sets ins mit den Händen nicht mehr erreichbare Sicherungsseil gehängt,
            vor ihren Karabinern baumeln zwei fixe Stahlseilschlingen am Sicherungsseil und blockieren so scheints ihre Karabiner.
            Die Seilbrücke schaukelt im aufkommenden Wind. Hysterisches Geschrei von der Frau und ihren Begleitern.
            In der Warteschlange zur Seilbrücke sitzen ein paar Junge und rauchen Gras.

            Am Ausstieg angekommen ist der Weiterweg zum Gipfel - das ist der einzig mögliche Abstieg - nicht gleich ersichtlich,
            man muss einige Meter über Steilgras gerade hinauf bis man auf den ersten nicht sofort sichtbaren Steinmann trifft.
            Wir sehen einige ziemlich weit links und rechts von uns den Weg suchend, andere gehen ihnen nach ...

            Nach 6 Stunden sind wir um 16h am Gipfel (ca. 2100m), im Westen sieht man schon die für morgen angesagte herannahende Wetterfront.
            Früher als angesagt, bis zum Einbruch der Dunkelheit sollte es aber bei schwachem Westwind noch halten.

            Im Abstieg merke ich das meine Freunde müde sind, wir machen noch eine Pause, gehen langsam, ich bitte sie nicht zu stolpern
            oder zu rutschen weil mich das nervlich sehr belastet Trotzdem setzt es sie mehrmals hin.
            Vorbei am Einstieg zum Klettersteig sehen wir noch einige Kletterer die eben erst einsteigen.
            Den unteren Teil des Steiges und die Schotterhalde haben wir dann ganz für uns,
            im Abendlicht sieht man sehr gut wie bröselig und fragil die Felszähne über dem Steig sind.
            Ich warte auf meine Freunde und stoppe noch einmal die Zeit zwischen den herabfallenden Steinen:
            2-3 Minuten. Dabei ist es September und es hat in den letzten Tagen nicht geregnet.
            Nach 11 Stunden erreichen wir um 19:30h bei Dämmerung den noch immer gut gefüllten Parkplatz.
            Der obere Teil des Kaiserschilds leuchtet im Abendrot und ich bin froh dass wir drei gesund wieder unten sind.

            ***

            Der Kaiserschild ist ein moderner Klettersteig in alpinem Gelände, in bestem Zustand (selbst der Zustieg wird gepflegt) und gut beschrieben.
            Für meine Freunde wars ein sehr schöner Tag, alleine sagen sie hätten sie es nicht machen wollen.
            Für mich wars nervenaufreibend, bin vielleicht etwas zu viel Kontrollfreak für dieses Chaos.
            Zuletzt geändert von pingus; 08.10.2012, 12:58.

            Kommentar


            • #7
              AW: Risiken am Klettersteig: Stau an der Felswand

              Zitat von pingus Beitrag anzeigen

              An einem schönen Tag am Kaiserschild:
              ....
              sensationell - danke!
              wahnsinn was sich da so abspielt, da bin ich richtig froh dass meine bessere hälfte klettersteige absolut verweigert.

              schön dass an diesem tag scheinbar trotzdem alles gut gegangen ist.
              tu was du willst, aber tu was!!!

              Kommentar


              • #8
                AW: Risiken am Klettersteig: Stau an der Felswand

                @ pingus: danke für diesen Bericht...er fasst so ziemlich alles zusammen, was mich von klettersteigen abhält...vor allem klettersteige, die wegen des Steiges selbst und nicht wegen des Gipfels aufgesucht werden, find ich persönlich ein wenig befremdlich...

                Kommentar


                • #9
                  AW: Risiken am Klettersteig: Stau an der Felswand

                  mittlerweile dürfte es am KS schon ein wenig ruhiger zugehen. Bei unserem Besuch im August (Samstag), waren gerade mal 8-9 Personen unterwegs.

                  Kommentar


                  • #10
                    AW: Risiken am Klettersteig: Stau an der Felswand

                    Zitat von gerhardg Beitrag anzeigen
                    mittlerweile dürfte es am KS schon ein wenig ruhiger zugehen. Bei unserem Besuch im August (Samstag), waren gerade mal 8-9 Personen unterwegs.
                    Glück oder es is den meisten mehr nach Freibad im August?
                    I war zuletzt schon in dem September, muss mal fragen wies am letzten schönen SA war ...
                    Das erste Mal war ich Ende April 2010, da war noch einiges an Schnee oben, trotzdem sicher 20-30 Leute ... undenkbar vor dem Boom der letzten Jahre ...

                    Das Problem sind find ich nicht die vielen Besucher sondern dass die meisten eine Gefahr für sich und andere sind.
                    Zuletzt geändert von pingus; 08.10.2012, 14:01.

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                    • #11
                      AW: Risiken am Klettersteig: Stau an der Felswand

                      Danke auch von mir für diese brillante Schilderung der Wirklichkeit: Wenn wir noch Eisenwege gehen, dann sehr früh, mitten in der Woche und solche, die schwer zu erreichen sind. Da besteht die Chance, dass man sie flott durchsteigen kann und nicht im Steinhagel landet. Irgendwie scheint die trügerische Sicherkeit der Stahlseile Menschen den gesunden Verstand zu rauben. Das hat inzwischen was von Abenteuer-Spielplatz, nur dass aus dem Spiel verdammt schnell Ernst werden kann, wie neulich erst am Königsjodler.
                      Vor ein paar Jahren haben wir eine Familie mit zwei Grundschulkindern nachmittags am Mammut-Klettersteig über Zermatt geradezu bekniet nicht mehr einzusteigen, da ein Gewitter aufzog. Wir hatten in der Hälfte deshalb den Ausstieg genommen. Es donnerte bereits in der Ferne, der Himmel war beeindruckend eingefärbt und die die Luft stand: "Ach meinen sie, dass wir den ersten Teil nicht mehr schaffen, bevor es losgeht?" Sie haben zum Glück auf uns gehört.
                      Weinende Frauen am Jegihorn, verzweifelte Holländer, die auf der Mischabelhütte notübernachten, weil sie es runter nicht mehr schaffen würden ohne Flutlicht, ein Engländer, der um 14 Uhr noch die Elferüberschreitung "von hinten" angeht, also den KS Nordwand im Abstieg und wahrscheinlich im Dunkeln nehmen will...
                      In den letzten Jahren ist es immer schlimmer geworden. Ein bisschen Mitschuld haben auch die Fremdenverkehrsvereine, die immer neue Attraktionen in den Berg schrauben und so ein Gelände erschließen, dass ohne alpine Erfahrung eigentlich tabu ist. Auf den Webseiten wird lautstark geworben, vielleicht sollten dort die Rettungseinsätze genauso bunt bebildert werden.
                      LG
                      Bergzicke

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                      • #12
                        AW: Risiken am Klettersteig: Stau an der Felswand

                        Zitat von Bergzicke Beitrag anzeigen
                        vielleicht sollten dort die Rettungseinsätze genauso bunt bebildert werden.
                        ... und mit Preisinformationen versehen, z.B.:

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                        • #13
                          AW: Risiken am Klettersteig: Stau an der Felswand

                          @pingus:
                          könnte auch ein Kabarettprogramm sein

                          Kenne ähnlich Szenen
                          Ein kleiner Dialog nach unserer ersten Begehung des Kaiserschild-KS (das war noch bevor er offiziell eröffnet wurde) auf der Gemeindealm.
                          Es sass ein einzelner Herr am Tisch mit einem Bierchen, wir haben uns zu ihm gesellt....
                          "Na bist auch den neuen Klettersteig geganen?"
                          Ja, ist schön, bin ihn aber nur zur Hälfte gegangen
                          "Wieso?"
                          Mi hams mitn Huberer gholt!
                          "aahhh...du woarst des"
                          Ja mir is de Kraft ausgangen, hätt net gedacht dass der noch stärker is als der Paffenstein
                          ....
                          ...a Tog ohne Bier is wia a Tog ohne Wein....
                          google online Album

                          Paul

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                          • #14
                            AW: Risiken am Klettersteig: Stau an der Felswand

                            You made my day, Pingus! Das wäre mal ne Werbeaktion! Die Steigerung von Seilbrücke ist Longline-Bergung! Neu in der Sommerkollektion: Mammut Ferratawindel mit Auslaufschutz für Riesenschiss
                            Solange die Kraft hinterher noch für´s Bierchen reicht...Elektrolyte tanken is ja wichtig nach dem "Sport".
                            LG
                            Bergzicke

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                            • #15
                              AW: Risiken am Klettersteig: Stau an der Felswand

                              @ pingus (fürs bild) und bergzicke (für die mammut ferratawindeln): göttlich!!!.....mit der neuen Schöller Kopro-Tech-Membran

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