WURZERALM. Sie sind wie Geisterfahrer auf der Autobahn? Tourengeher sind nur auf wenigen Ski-Pisten in Oberösterreich herzlich willkommen. Ein Überblick, wo man am Rande legal aufsteigen darf.
"Müssen wir warten, bis etwas passiert?"
Die deutschen Liftbetreiber reagierten im Dezember verschnupft auf den Entscheid des bayerischen Verwaltungsgerichtshofs: Die Skigebiete dürfen den Tourengehern nicht mehr pauschal verbieten, entlang des Pistenrandes aufzusteigen. Eine eindeutige rechtliche Grundlage gibt es in (Ober-)Österreich nicht, dabei prallen Interessen aufeinander und die Haftungsfrage ist nicht geklärt. "Aus Rechtsgründen sind wir als Pächter haftbar, wenn etwas passiert. Es gibt bei uns keine Regelung und kein Sportgesetz, wie etwa in Vorarlberg oder Salzburg – wir müssen Rückschlüsse ziehen von der freien Waldbenutzung bis zum Privatrecht", sagt Sternstein-Chef Gerhard Zettler.
Sternstein: Kein Verbot mehr
Das generelle Verbot von Pistengehern im Bad Leonfeldner Skigebiet ist abgeschwächt. "Tagsüber sind wir tolerant und machen gute Miene zum bösen Spiel. Außerhalb der Betriebszeiten sind wir aber rigoros", sagt Zettler. Besitzstörungsklagen gegen illegale Pistengeher wurden mit Verwaltungsaufwands-Kosten von rund 250 Euro vorzeitig abgewendet. "Auch gegen Leute von Rang und Namen. Das schreckt ab."
In Oberösterreich werden Pistengeher laut Liftbetreibern und alpinen Vereinen spürbar mehr. Die Beweggründe sind vielseitig. Viele weichen auf Pisten aus, wenn im Gelände Schneemangel oder Lawinengefahr herrscht.
"Das ist ein Wildwuchs. Bei uns fällt es intensiver auf als in Tirol, wo sich alles auf 50 bis 60 Skigebiete verteilt", sagt Helmut Holzinger, Vorstandschef der Hinterstoder-Wurzeralm-Bergbahnen. Auf der Höss wird das Tourengehen untersagt ("wir haben noch keine Lösung für eine Spur, die eine Trennung ermöglicht"). Schwarze Schafe werden rechtlich nicht verfolgt. "Ich weiß aber nicht, ob wir warten sollen bis zum ersten Crash", sagt Holzinger.
Platzangst bekommt auch Alfred Bruckschlögl, Geschäftsführer der Oö. Seilbahnholding. "Es ist kein Platz mehr da für Pistengeher in Gosau oder am Krippenstein. Man glaubt ja nicht, was sich da abspielt, das ist lebensgefährlich. Ich appelliere an die Ski-Industrie, dass sie Pisten zur Verfügung stellt." Auch er fragt: "Müssen wir warten, bis etwas passiert?"
Wurzeralm als Tourenzentrum?
Auf dem Kasberg und auf der Wurzeralm steigen Tourengeher in einer eigenen Spur auf (bei vier Euro Gebühr). Gestern waren auf der Wurzeralm mehr als 350 Tourengeher unterwegs. 40.000 Euro ließen sie laut Holzinger vergangenen Winter in der Kassa: "Der Aufwand ist damit aber nicht gedeckt", sagt er. Tourengeher bereiten ihm nur bedingt Freude. Einem geplanten Skitouren-Rennen auf das Warscheneck kann Holzinger nichts abgewinnen: "Auf der Wurzeralm habe ich lieber Kinder, die gemütlich ihren Eltern nachfahren, als diese Extremisten, die mit ihrem Ego auf den Berg rennen."
Helmuth Preslmaier, Skitouren-Bundesreferent der Naturfreunde, ist unzufrieden mit den Möglichkeiten in Oberösterreich – trotz Annäherungsversuchen. "Geschehen ist aber nichts. Stattdessen wird weiter ausschließlich auf Pistenskifahren gesetzt, unverdrossen an einem Zusammenschluss der Skigebiete Hinterstoder-Wurzeralm gebastelt und Geld für Planungen und Studien ausgegeben." Er sieht einen größeren touristischen Impuls in einem Touren-Kompetenzzentrum auf der Wurzeralm. Preslmaier: "Wir sind nicht nur etwas Lästiges, sondern eine Chance."
Tourengeher auf den Pisten: Was Betroffene sagen
"Bei uns fallen Tourengeher intensiver auf als in Tirol, wo sie sich auf 50 Skigebiete verteilen. Das ist ein Riesen-Risiko für alle. Wie Geisterfahrer auf der Autobahn.“
Helmut Holzinger, Chef Hinterstoder-Wurzeralm-Bergbahnen
"Wir haben kein Problem mit Tourengehern, wenn sie sich verhalten, wie sie sollten.“
Christoph Spiesberger, Geschäftsführer am Kasberg
"Wir Tourengeher sind nicht etwas Lästiges, sondern eine Chance. Aber stattdessen wird nur auf Pistenskifahren gesetzt und unverdrossen am Zusammenschluss von Hinterstoder und Wurzeralm gebastelt.“
Helmuth Preslmaier, Naturfreunde-Referent
"Bei uns ist Tourengehen untersagt. Daran halten sich nicht alle.“
Martin Lauß, Betriebsleiter auf dem Hochficht
"Tagsüber haben wir einen Toleranzspielraum und machen gute Miene zum bösen Spiel. Außerhalb der Betriebszeiten sind wir rigoros.“
Gerhard Zettler, Sternstein-Chef
Quelle : OÖN (siehe dazu auch die Kommentare in den OÖN zu diesem Artikel).
"Müssen wir warten, bis etwas passiert?"
Die deutschen Liftbetreiber reagierten im Dezember verschnupft auf den Entscheid des bayerischen Verwaltungsgerichtshofs: Die Skigebiete dürfen den Tourengehern nicht mehr pauschal verbieten, entlang des Pistenrandes aufzusteigen. Eine eindeutige rechtliche Grundlage gibt es in (Ober-)Österreich nicht, dabei prallen Interessen aufeinander und die Haftungsfrage ist nicht geklärt. "Aus Rechtsgründen sind wir als Pächter haftbar, wenn etwas passiert. Es gibt bei uns keine Regelung und kein Sportgesetz, wie etwa in Vorarlberg oder Salzburg – wir müssen Rückschlüsse ziehen von der freien Waldbenutzung bis zum Privatrecht", sagt Sternstein-Chef Gerhard Zettler.
Sternstein: Kein Verbot mehr
Das generelle Verbot von Pistengehern im Bad Leonfeldner Skigebiet ist abgeschwächt. "Tagsüber sind wir tolerant und machen gute Miene zum bösen Spiel. Außerhalb der Betriebszeiten sind wir aber rigoros", sagt Zettler. Besitzstörungsklagen gegen illegale Pistengeher wurden mit Verwaltungsaufwands-Kosten von rund 250 Euro vorzeitig abgewendet. "Auch gegen Leute von Rang und Namen. Das schreckt ab."
In Oberösterreich werden Pistengeher laut Liftbetreibern und alpinen Vereinen spürbar mehr. Die Beweggründe sind vielseitig. Viele weichen auf Pisten aus, wenn im Gelände Schneemangel oder Lawinengefahr herrscht.
"Das ist ein Wildwuchs. Bei uns fällt es intensiver auf als in Tirol, wo sich alles auf 50 bis 60 Skigebiete verteilt", sagt Helmut Holzinger, Vorstandschef der Hinterstoder-Wurzeralm-Bergbahnen. Auf der Höss wird das Tourengehen untersagt ("wir haben noch keine Lösung für eine Spur, die eine Trennung ermöglicht"). Schwarze Schafe werden rechtlich nicht verfolgt. "Ich weiß aber nicht, ob wir warten sollen bis zum ersten Crash", sagt Holzinger.
Platzangst bekommt auch Alfred Bruckschlögl, Geschäftsführer der Oö. Seilbahnholding. "Es ist kein Platz mehr da für Pistengeher in Gosau oder am Krippenstein. Man glaubt ja nicht, was sich da abspielt, das ist lebensgefährlich. Ich appelliere an die Ski-Industrie, dass sie Pisten zur Verfügung stellt." Auch er fragt: "Müssen wir warten, bis etwas passiert?"
Wurzeralm als Tourenzentrum?
Auf dem Kasberg und auf der Wurzeralm steigen Tourengeher in einer eigenen Spur auf (bei vier Euro Gebühr). Gestern waren auf der Wurzeralm mehr als 350 Tourengeher unterwegs. 40.000 Euro ließen sie laut Holzinger vergangenen Winter in der Kassa: "Der Aufwand ist damit aber nicht gedeckt", sagt er. Tourengeher bereiten ihm nur bedingt Freude. Einem geplanten Skitouren-Rennen auf das Warscheneck kann Holzinger nichts abgewinnen: "Auf der Wurzeralm habe ich lieber Kinder, die gemütlich ihren Eltern nachfahren, als diese Extremisten, die mit ihrem Ego auf den Berg rennen."
Helmuth Preslmaier, Skitouren-Bundesreferent der Naturfreunde, ist unzufrieden mit den Möglichkeiten in Oberösterreich – trotz Annäherungsversuchen. "Geschehen ist aber nichts. Stattdessen wird weiter ausschließlich auf Pistenskifahren gesetzt, unverdrossen an einem Zusammenschluss der Skigebiete Hinterstoder-Wurzeralm gebastelt und Geld für Planungen und Studien ausgegeben." Er sieht einen größeren touristischen Impuls in einem Touren-Kompetenzzentrum auf der Wurzeralm. Preslmaier: "Wir sind nicht nur etwas Lästiges, sondern eine Chance."
Tourengeher auf den Pisten: Was Betroffene sagen
"Bei uns fallen Tourengeher intensiver auf als in Tirol, wo sie sich auf 50 Skigebiete verteilen. Das ist ein Riesen-Risiko für alle. Wie Geisterfahrer auf der Autobahn.“
Helmut Holzinger, Chef Hinterstoder-Wurzeralm-Bergbahnen
"Wir haben kein Problem mit Tourengehern, wenn sie sich verhalten, wie sie sollten.“
Christoph Spiesberger, Geschäftsführer am Kasberg
"Wir Tourengeher sind nicht etwas Lästiges, sondern eine Chance. Aber stattdessen wird nur auf Pistenskifahren gesetzt und unverdrossen am Zusammenschluss von Hinterstoder und Wurzeralm gebastelt.“
Helmuth Preslmaier, Naturfreunde-Referent
"Bei uns ist Tourengehen untersagt. Daran halten sich nicht alle.“
Martin Lauß, Betriebsleiter auf dem Hochficht
"Tagsüber haben wir einen Toleranzspielraum und machen gute Miene zum bösen Spiel. Außerhalb der Betriebszeiten sind wir rigoros.“
Gerhard Zettler, Sternstein-Chef
Quelle : OÖN (siehe dazu auch die Kommentare in den OÖN zu diesem Artikel).
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