So sieht Vroni Scheffer, Präsidentin des Verbundes Ski amadé, die Sache:
In den letzten Wochen vor Weihnachten gab es bei fast allen Salzburger Bergbahnen eine massive Beschwerdeflut von Skifahrern über Pistengeher.
Wir haben jetzt einen Punkt erreicht, an dem an einem Verbot des Pistengehens auf präparierten Abfahrten in einigen Regionen als Notwehrreaktion kein Weg mehr vorbeigeführt hat.
Diese Entscheidung fiel nicht leicht. Es gingen ihr intensive interne Gespräche und Diskussionen voraus.
Es sollte eigentlich auch jedermann einleuchten, dass es dort Grenzen gibt, wo andere Skifahrer oder Snowboarder gefährdet werden.
Dass die derzeitige Situation untragbar ist, haben einige Institutionen inzwischen erkannt. Der Alpenverein hat ein 10-Punkte-Regelwerk herausgegeben, an das sich jeder Pistengeher halten müsste (was aber leider nicht der Fall ist).
Jetzt liegt das Problem vor allem darin, dass bergauf Gehende nebeneinander unterwegs sind, häufig die Pisten gekreuzt werden und teilweise Hunde unangeleint über die Pisten laufen.
Daraus entstehen Gefahrensituationen, die absolut inakzeptabel sind. Letztlich entstehen daraus auch Haftungsfragen, die verständlicherweise die Bergbahnen nicht tragen können.
Bei allem Verständnis für sportliche Menschen, die in der alpinen Landschaft Energie tanken wollen: Ich sehe es als dringend geboten an, dass sich die Behörden auf Landes- und Gemeindeebene, Seilbahngesellschaften, Bergrettung, Alpenverein und Sprecher der Pistengeher zusammensetzen, um Lösungen für die Zukunft zu finden.
Auf eines können sich die Pistengeher jedenfalls nicht berufen, nämlich das freie Wegerecht. Das gilt nämlich auf einer präparierten Piste nicht.
Zudem muss ein rechtlich verbindlicher Verhaltenskodex erstellt werden, der auch einzuhalten ist. Was sicher nicht funktionieren wird, ist der Status quo. Denn der ist für alle Gäste, die für ihre Liftkarten bezahlen, untragbar. Die Seilbahngesellschaften müssen sich dagegen wappnen, dass sie für regelloses "Geistergehen und -fahren" auf den Pisten womöglich auch noch bei Unfällen finanziell in Anspruch genommen werden.
Die verhängten Sperren sind nichts anderes als eine Notwehrreaktion der Seilbahnunternehmen. Ich gehe davon aus, dass in jedem Fall auch ein Verhaltenskodex für das Pistengehen mit Ski nötig ist.
So sieht Franz Deisenberger, Skischulleiter in Leogang, die Sache:
Für mich ist die derzeitige Diskussion über das Tourengehen auf Pisten bzw. deren Sperre nicht zielführend. Es fehlt die Sachlichkeit. Soweit ich mich erinnere, gab es vor 20, 25 Jahren eine ähnliche Diskussion durch den aufkommenden Snowboardboom.
In den FIS-Pistenregeln ist das notwendige Verhalten aller Pistenbenützer recht klar beschrieben. In Regel 1 steht beispielsweise, dass sich jeder so zu verhalten hat, dass er niemanden gefährdet oder schädigt - also gegenseitige Rücksichtnahme wäre angesagt. In Regel 2 steht, dass der Abfahrende auf Sicht fahren muss und seine Geschwindigkeit den Verhältnissen anzupassen hat. Und aus Regel 7 geht hervor, dass man beim Aufstieg den Pistenrand zu benützen hat. Wenn sich alle an diese Regeln halten würden, dann sollte eigentlich nichts passieren. Leider haben Untersuchungen gezeigt, dass etwa drei Viertel aller Pistenbenützer die Pistenregeln nicht kennen.
Für betroffene Bergbahnen ist das Verbot kurzfristig vielleicht eine Lösung, langfristig halte ich es aber nicht für zielführend, wenn man eine Gruppe von Wintersportlern diskriminiert. Wir alle, die vom Wintersport leben, können uns die Ausgrenzung einer einzelnen, boomenden Wintersportgruppe nicht leisten.
Tourengehen ist der einzige Bereich im Skisport, in dem es seit einigen Jahren noch ein sehr deutliches Wachstum gibt. Wir alle im Wintersportland Salzburg müssen über jeden, der Wintersport betreiben will und sich das Skifahren - in welcher Art auch immer - leistet, froh sein.
Wenn man miteinander lösungsorientiert arbeitet, kann man mögliche Probleme auch in den Griff bekommen. Im Übrigen ist mir aus meiner Tätigkeit als Sachverständiger für Skiunfälle kein gerichtsanhängiger Fall bekannt, bei dem es um den Zusammenstoß zwischen einem Abfahrer und einem Pistentourengeher gegangen wäre. Auch das Argument, dass die Bergbahnen in so einem Fall immer haften müssten, ist aus meiner Sicht unrichtig. Verantwortlich sind primär immer die Unfallbeteiligten.
Mit einem Verbot des Tourengehens auf geöffneten Pisten, das vielleicht rechtlich gar nicht haltbar ist, verärgert man Tourengeher, vor allem wenn sie auch Liftkarten besitzen, und vergrault potenzielle Kunden und Gäste. Denn längst gehen nicht nur die Einheimischen auf Pisten-Skitour, sondern auch immer mehr ausländische Wintersportler. In diesem Sinne an der Talstation: Infopoint statt Wachdienst.
Quelle: Salzburger Nachrichten, 28.12.2015
http://www.salzburg.com/nachrichten/...ngeher-178460/
In den letzten Wochen vor Weihnachten gab es bei fast allen Salzburger Bergbahnen eine massive Beschwerdeflut von Skifahrern über Pistengeher.
Wir haben jetzt einen Punkt erreicht, an dem an einem Verbot des Pistengehens auf präparierten Abfahrten in einigen Regionen als Notwehrreaktion kein Weg mehr vorbeigeführt hat.
Diese Entscheidung fiel nicht leicht. Es gingen ihr intensive interne Gespräche und Diskussionen voraus.
Es sollte eigentlich auch jedermann einleuchten, dass es dort Grenzen gibt, wo andere Skifahrer oder Snowboarder gefährdet werden.
Dass die derzeitige Situation untragbar ist, haben einige Institutionen inzwischen erkannt. Der Alpenverein hat ein 10-Punkte-Regelwerk herausgegeben, an das sich jeder Pistengeher halten müsste (was aber leider nicht der Fall ist).
Jetzt liegt das Problem vor allem darin, dass bergauf Gehende nebeneinander unterwegs sind, häufig die Pisten gekreuzt werden und teilweise Hunde unangeleint über die Pisten laufen.
Daraus entstehen Gefahrensituationen, die absolut inakzeptabel sind. Letztlich entstehen daraus auch Haftungsfragen, die verständlicherweise die Bergbahnen nicht tragen können.
Bei allem Verständnis für sportliche Menschen, die in der alpinen Landschaft Energie tanken wollen: Ich sehe es als dringend geboten an, dass sich die Behörden auf Landes- und Gemeindeebene, Seilbahngesellschaften, Bergrettung, Alpenverein und Sprecher der Pistengeher zusammensetzen, um Lösungen für die Zukunft zu finden.
Auf eines können sich die Pistengeher jedenfalls nicht berufen, nämlich das freie Wegerecht. Das gilt nämlich auf einer präparierten Piste nicht.
Zudem muss ein rechtlich verbindlicher Verhaltenskodex erstellt werden, der auch einzuhalten ist. Was sicher nicht funktionieren wird, ist der Status quo. Denn der ist für alle Gäste, die für ihre Liftkarten bezahlen, untragbar. Die Seilbahngesellschaften müssen sich dagegen wappnen, dass sie für regelloses "Geistergehen und -fahren" auf den Pisten womöglich auch noch bei Unfällen finanziell in Anspruch genommen werden.
Die verhängten Sperren sind nichts anderes als eine Notwehrreaktion der Seilbahnunternehmen. Ich gehe davon aus, dass in jedem Fall auch ein Verhaltenskodex für das Pistengehen mit Ski nötig ist.
So sieht Franz Deisenberger, Skischulleiter in Leogang, die Sache:
Für mich ist die derzeitige Diskussion über das Tourengehen auf Pisten bzw. deren Sperre nicht zielführend. Es fehlt die Sachlichkeit. Soweit ich mich erinnere, gab es vor 20, 25 Jahren eine ähnliche Diskussion durch den aufkommenden Snowboardboom.
In den FIS-Pistenregeln ist das notwendige Verhalten aller Pistenbenützer recht klar beschrieben. In Regel 1 steht beispielsweise, dass sich jeder so zu verhalten hat, dass er niemanden gefährdet oder schädigt - also gegenseitige Rücksichtnahme wäre angesagt. In Regel 2 steht, dass der Abfahrende auf Sicht fahren muss und seine Geschwindigkeit den Verhältnissen anzupassen hat. Und aus Regel 7 geht hervor, dass man beim Aufstieg den Pistenrand zu benützen hat. Wenn sich alle an diese Regeln halten würden, dann sollte eigentlich nichts passieren. Leider haben Untersuchungen gezeigt, dass etwa drei Viertel aller Pistenbenützer die Pistenregeln nicht kennen.
Für betroffene Bergbahnen ist das Verbot kurzfristig vielleicht eine Lösung, langfristig halte ich es aber nicht für zielführend, wenn man eine Gruppe von Wintersportlern diskriminiert. Wir alle, die vom Wintersport leben, können uns die Ausgrenzung einer einzelnen, boomenden Wintersportgruppe nicht leisten.
Tourengehen ist der einzige Bereich im Skisport, in dem es seit einigen Jahren noch ein sehr deutliches Wachstum gibt. Wir alle im Wintersportland Salzburg müssen über jeden, der Wintersport betreiben will und sich das Skifahren - in welcher Art auch immer - leistet, froh sein.
Wenn man miteinander lösungsorientiert arbeitet, kann man mögliche Probleme auch in den Griff bekommen. Im Übrigen ist mir aus meiner Tätigkeit als Sachverständiger für Skiunfälle kein gerichtsanhängiger Fall bekannt, bei dem es um den Zusammenstoß zwischen einem Abfahrer und einem Pistentourengeher gegangen wäre. Auch das Argument, dass die Bergbahnen in so einem Fall immer haften müssten, ist aus meiner Sicht unrichtig. Verantwortlich sind primär immer die Unfallbeteiligten.
Mit einem Verbot des Tourengehens auf geöffneten Pisten, das vielleicht rechtlich gar nicht haltbar ist, verärgert man Tourengeher, vor allem wenn sie auch Liftkarten besitzen, und vergrault potenzielle Kunden und Gäste. Denn längst gehen nicht nur die Einheimischen auf Pisten-Skitour, sondern auch immer mehr ausländische Wintersportler. In diesem Sinne an der Talstation: Infopoint statt Wachdienst.
Quelle: Salzburger Nachrichten, 28.12.2015
http://www.salzburg.com/nachrichten/...ngeher-178460/
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