Mit Superlativen, Rekorden und ultimativen Leistungen gilt es im Bergsport vorsichtig zu hantieren – zu individuell und unvergleichbar sind die Variationen am Berg. Dennoch: Was sich am 16. August auf den Spitzen des Gosaukamms abgespielt hat, ist ohne Zweifel ein alpinistisches Gustostückerl. Christian Gamsjäger (32) und Christoph Vierthaler (25), beide aus Gosau, haben innerhalb von 19 Stunden alle wichtigen Gipfel des Gosaukamms in einem Zug überschritten, und das samt An- und Abstieg zum Fels.
Die wilden Kalkspitzen des Kamms bestimmen das Ortsbild der Dachsteingemeinde Gosau. Offenbar beflügelt der markante Talschluss die Fantasie von Generationen einheimischer Kletterer, alpinistische Ideen gab und gibt es genug. Es brauchte dennoch vier Jahre an Vorlauf, um das aktuelle Projekt starten zu können, erzählt Gamsjäger: "Den Traum von der Überschreitung direkt am Horizont habe ich schon lange gehabt, aber es hat immer entweder am Wetter, am richtigen Partner oder an der Zeit gehapert. Dass es schwierig werden würde, war mir nach unzähligen Klettertouren da oben klar, aber auch, dass es machbar sein würde." Vierthaler ergänzt: "Chris hat mich schon öfters auf alpine Touren mitgenommen, und eigentlich wollten wir ja dieses Mal auf den Ortler gehen. Als er mich aber gefragt hat, ob ich stattdessen spontan bei der Überschreitung mitmachen würde, hab‘ ich sofort ja gesagt."
3100 Höhenmeter geklettert
Nach dem Start um zwei Uhr früh am Vorderen Gosausee überschritten die beiden jungen Alpinisten nicht weniger als 23 Hauptgipfel, beginnend bei der Niedrigen Bischofsmütze über die Großwand bis zum Kleinen Donnerkogel und retour zum Gosausee und bewältigten dabei mehr als 3100 Höhenmeter auf 25 Kilometer Streckenlänge. Davon ging es im Fels rund sieben Kilometer frei kletternd stellenweise bis zum 5. Schwierigkeitsgrad auf- und abwärts, nötige Abseilstellen wurden mit minimaler Ausrüstung im Schnelldurchgang bewältigt. Um 21 Uhr erreichten die beiden nach einem finalen Lauf von der Zwieselalm wieder den Gosausee.
Eine extrem reduzierte Ausrüstung mit nur einer dünnen Reepschnur zum Abseilen und nur jeweils vier Litern Wasser, eine genaue Vorbereitung, diverse Besichtigungen über Jahre hinweg und letztlich perfektes Wetter ermöglichten den beiden einen Eintrag ins alpinistische Geschichtsbuch der Region.
Die Frage, was nach dieser beeindruckenden Kletterfahrt jetzt für zukünftige Bergsportler noch übrigbleibt, beantwortet Gamsjäger lachend so: "Die Hauptspitzen des Kamms haben wir jetzt mal alle abgeklappert, ausgelassen haben wir aber das Schartenmandl. Und bis zum Däumling könnte man ja auch noch klettern. Uns ging‘s aber um keinen Rekord, sondern um die Frage, ob wir es schaffen. Es ist wunderschön, ein Projekt nach langer Zeit positiv abhaken zu können. Aber schon am Tag nach unserer Tour sind uns schon wieder ein paar Sachen eingefallen."
Versuche in den 1970er-Jahren
Die Überschreitung des Gosaukamms ist durch die interessante Horizontlinie ohne Zweifel eine logische Herausforderung, es hat deshalb auch schon mehrfach Versuche gegeben, die glückten. Die Ersten waren am 9. August 1931 die Gosauer Bergführer Hans Bergthaler und Franz Spielbüchler nach einem Biwak auf der Großwand, am 31. August desselben Jahres folgten Leopold Gapp und Karl Spielbüchler aus Gosau von der Hofpürglhütte aus beginnend bei der Armkarwand. In die entgegengesetzte Richtung, beginnend bei der Gablonzer Hütte und dem Kleinen Donnerkogel, vollführten Franz Schuster, Ernst Reisinger und Franz Hauzenberger am 27. Juni 1964 eine Überschreitung, wurden aber von einem Hagelgewitter überrascht und mussten am Armkar abbrechen. Ende der 1970er-Jahre gelang dem Gosauer Bergführer Helmut Spielbüchler eine Überschreitung in zwei Tagen.
Diese Auflistung stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, doch in einem Zug – ausgehend und endend beim Vorderen Gosausee – den Gosaukamm inklusive der 2458 Meter hohen Großen Bischofsmütze zu bewältigen, scheint tatsächlich erstmalig Gamsjäger und Vierthaler gelungen zu sein.
Quelle: https://www.nachrichten.at/oberoeste...;art71,2989465
Die wilden Kalkspitzen des Kamms bestimmen das Ortsbild der Dachsteingemeinde Gosau. Offenbar beflügelt der markante Talschluss die Fantasie von Generationen einheimischer Kletterer, alpinistische Ideen gab und gibt es genug. Es brauchte dennoch vier Jahre an Vorlauf, um das aktuelle Projekt starten zu können, erzählt Gamsjäger: "Den Traum von der Überschreitung direkt am Horizont habe ich schon lange gehabt, aber es hat immer entweder am Wetter, am richtigen Partner oder an der Zeit gehapert. Dass es schwierig werden würde, war mir nach unzähligen Klettertouren da oben klar, aber auch, dass es machbar sein würde." Vierthaler ergänzt: "Chris hat mich schon öfters auf alpine Touren mitgenommen, und eigentlich wollten wir ja dieses Mal auf den Ortler gehen. Als er mich aber gefragt hat, ob ich stattdessen spontan bei der Überschreitung mitmachen würde, hab‘ ich sofort ja gesagt."
3100 Höhenmeter geklettert
Nach dem Start um zwei Uhr früh am Vorderen Gosausee überschritten die beiden jungen Alpinisten nicht weniger als 23 Hauptgipfel, beginnend bei der Niedrigen Bischofsmütze über die Großwand bis zum Kleinen Donnerkogel und retour zum Gosausee und bewältigten dabei mehr als 3100 Höhenmeter auf 25 Kilometer Streckenlänge. Davon ging es im Fels rund sieben Kilometer frei kletternd stellenweise bis zum 5. Schwierigkeitsgrad auf- und abwärts, nötige Abseilstellen wurden mit minimaler Ausrüstung im Schnelldurchgang bewältigt. Um 21 Uhr erreichten die beiden nach einem finalen Lauf von der Zwieselalm wieder den Gosausee.
Eine extrem reduzierte Ausrüstung mit nur einer dünnen Reepschnur zum Abseilen und nur jeweils vier Litern Wasser, eine genaue Vorbereitung, diverse Besichtigungen über Jahre hinweg und letztlich perfektes Wetter ermöglichten den beiden einen Eintrag ins alpinistische Geschichtsbuch der Region.
Die Frage, was nach dieser beeindruckenden Kletterfahrt jetzt für zukünftige Bergsportler noch übrigbleibt, beantwortet Gamsjäger lachend so: "Die Hauptspitzen des Kamms haben wir jetzt mal alle abgeklappert, ausgelassen haben wir aber das Schartenmandl. Und bis zum Däumling könnte man ja auch noch klettern. Uns ging‘s aber um keinen Rekord, sondern um die Frage, ob wir es schaffen. Es ist wunderschön, ein Projekt nach langer Zeit positiv abhaken zu können. Aber schon am Tag nach unserer Tour sind uns schon wieder ein paar Sachen eingefallen."
Versuche in den 1970er-Jahren
Die Überschreitung des Gosaukamms ist durch die interessante Horizontlinie ohne Zweifel eine logische Herausforderung, es hat deshalb auch schon mehrfach Versuche gegeben, die glückten. Die Ersten waren am 9. August 1931 die Gosauer Bergführer Hans Bergthaler und Franz Spielbüchler nach einem Biwak auf der Großwand, am 31. August desselben Jahres folgten Leopold Gapp und Karl Spielbüchler aus Gosau von der Hofpürglhütte aus beginnend bei der Armkarwand. In die entgegengesetzte Richtung, beginnend bei der Gablonzer Hütte und dem Kleinen Donnerkogel, vollführten Franz Schuster, Ernst Reisinger und Franz Hauzenberger am 27. Juni 1964 eine Überschreitung, wurden aber von einem Hagelgewitter überrascht und mussten am Armkar abbrechen. Ende der 1970er-Jahre gelang dem Gosauer Bergführer Helmut Spielbüchler eine Überschreitung in zwei Tagen.
Diese Auflistung stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, doch in einem Zug – ausgehend und endend beim Vorderen Gosausee – den Gosaukamm inklusive der 2458 Meter hohen Großen Bischofsmütze zu bewältigen, scheint tatsächlich erstmalig Gamsjäger und Vierthaler gelungen zu sein.
Quelle: https://www.nachrichten.at/oberoeste...;art71,2989465
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