Bergsteiger Cesare Maestri gestorben
Sein Name wird ewig mit dem Cerro Torre verbunden bleiben: Ob er ihn 1959 tatsächlich als Erster bestiegen hat, bleibt wohl ungewiss. Am Dienstag ist Cesare Maestri im Alter von 91 Jahren gestorben.
Die Geschichte begann 1959. Damals gab der italienische Kletterer Cesare Maestri bekannt, dass er mit dem Osttiroler Toni Egger auf dem höchsten Punkt des Cerro Torre in Patagonien gestanden habe, eines 3128 Meter hohen Granit-Giganten mit einer Kappe aus Eis – und einer der am schwierigsten zu besteigenden Berge der Welt. Ein gewaltiger Erfolg.
Doch immer lauter werdende Zweifel an der Geschichte der angeblichen Erstbesteigung, am Gipfelfoto, an seinem toten Kameraden Egger, der beim Abstieg von einer Lawine erfasst worden war, und an der dabei verlorengegangenen Kamera mit dem Beweisfoto nagten an Maestri. In seiner Ehre gekränkt, stieg er daher elf Jahre später, 1970, noch einmal ein – mitsamt einem 135 Kilogramm schweren benzingetriebenen Luftkompressor, den er bis kurz unterhalb des Gipfels mitschleifte. Mit dem Gerät setzte er Bohrhaken um Bohrhaken in den Fels, insgesamt 360 Stück. Der Kompressor hängt bis heute dort, seit einem halben Jahrhundert.
Am Dienstag ist Cesare Maestri nun im Alter von 91 Jahren gestorben. Auch wenn sein Name immer mit dem Cerro Torre verbunden bleiben wird: Maestri allein darauf zu reduzieren, würde seiner Leistung nicht gerecht werden. Besonders in der Brenta und in den Dolomiten hat Maestri, der den Beinamen „Spinne der Dolomiten“ trug und zu den besten Kletterern seiner Zeit gehörte, Spuren hinterlassen. Er eröffnete zahlreiche Routen, wiederholte andere imAlleingang, wurde zum Vorreiter späterer Generationen, indem er Routen aneinanderreihte. 1954 bestieg er in der Brenta im Alleingang innerhalb von 24 Stunden 16 Gipfel. 1956 durchstieg er ebenfalls solo die Nordwand des Cimon della Pala (3184 Meter).
Ob Maestri die Wahrheit über seine angebliche Erstbegehung des Cerro Torre gesagt hat? Die Frage hat Generationen von Kletterern dazu gebracht, selbst an dem Berg nach Spuren zu suchen. 2005 erreichte eine Dreierseilschaft, die weitgehend der Maestri/Egger-Linie von 1959 folgte, den Gipfel des Cerro Torre. Die Haken, die Maestri laut seinen Berichten 1959 dort geschlagen haben will, oder andere Spuren fanden die Kletterer nicht. Es gab Gerüchte, wonach Reinhold Messner den Kompressor einmal aus der Wand holen wollte – der Widerstand bei den Kletterern sei aber zu groß gewesen. Vielleicht hat Maestri immer die Wahrheit gesagt. Vielleicht wird die Wahrheit nach seinem Tod aber auch immer ein Geheimnis bleiben.
(Stefanie Geiger)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/gesellsc...-17156035.html
Sein Name wird ewig mit dem Cerro Torre verbunden bleiben: Ob er ihn 1959 tatsächlich als Erster bestiegen hat, bleibt wohl ungewiss. Am Dienstag ist Cesare Maestri im Alter von 91 Jahren gestorben.
Die Geschichte begann 1959. Damals gab der italienische Kletterer Cesare Maestri bekannt, dass er mit dem Osttiroler Toni Egger auf dem höchsten Punkt des Cerro Torre in Patagonien gestanden habe, eines 3128 Meter hohen Granit-Giganten mit einer Kappe aus Eis – und einer der am schwierigsten zu besteigenden Berge der Welt. Ein gewaltiger Erfolg.
Doch immer lauter werdende Zweifel an der Geschichte der angeblichen Erstbesteigung, am Gipfelfoto, an seinem toten Kameraden Egger, der beim Abstieg von einer Lawine erfasst worden war, und an der dabei verlorengegangenen Kamera mit dem Beweisfoto nagten an Maestri. In seiner Ehre gekränkt, stieg er daher elf Jahre später, 1970, noch einmal ein – mitsamt einem 135 Kilogramm schweren benzingetriebenen Luftkompressor, den er bis kurz unterhalb des Gipfels mitschleifte. Mit dem Gerät setzte er Bohrhaken um Bohrhaken in den Fels, insgesamt 360 Stück. Der Kompressor hängt bis heute dort, seit einem halben Jahrhundert.
Am Dienstag ist Cesare Maestri nun im Alter von 91 Jahren gestorben. Auch wenn sein Name immer mit dem Cerro Torre verbunden bleiben wird: Maestri allein darauf zu reduzieren, würde seiner Leistung nicht gerecht werden. Besonders in der Brenta und in den Dolomiten hat Maestri, der den Beinamen „Spinne der Dolomiten“ trug und zu den besten Kletterern seiner Zeit gehörte, Spuren hinterlassen. Er eröffnete zahlreiche Routen, wiederholte andere imAlleingang, wurde zum Vorreiter späterer Generationen, indem er Routen aneinanderreihte. 1954 bestieg er in der Brenta im Alleingang innerhalb von 24 Stunden 16 Gipfel. 1956 durchstieg er ebenfalls solo die Nordwand des Cimon della Pala (3184 Meter).
Ob Maestri die Wahrheit über seine angebliche Erstbegehung des Cerro Torre gesagt hat? Die Frage hat Generationen von Kletterern dazu gebracht, selbst an dem Berg nach Spuren zu suchen. 2005 erreichte eine Dreierseilschaft, die weitgehend der Maestri/Egger-Linie von 1959 folgte, den Gipfel des Cerro Torre. Die Haken, die Maestri laut seinen Berichten 1959 dort geschlagen haben will, oder andere Spuren fanden die Kletterer nicht. Es gab Gerüchte, wonach Reinhold Messner den Kompressor einmal aus der Wand holen wollte – der Widerstand bei den Kletterern sei aber zu groß gewesen. Vielleicht hat Maestri immer die Wahrheit gesagt. Vielleicht wird die Wahrheit nach seinem Tod aber auch immer ein Geheimnis bleiben.
(Stefanie Geiger)
Quelle: https://www.faz.net/aktuell/gesellsc...-17156035.html