Immer weniger können Karten lesen (ORF online)

[babyshamble]

Na da hoffe ich nur das du immer einen vollen Accu hast auf deinen Touren, bzw. eine dicke Powerbank mitnimmst. Viel Glück bei mehrtägigen Touren mit dem Zelt, oder in engen Schluchten wo das GPS Signal spinnt.

LG
der 31.12.

Für mehrtägige Touren mit dem Zelt fehlt mir die Zeit. Für 2 Tages-Touren reicht der Akku. Wenn ich kein GPS Signal
empfange habe ich immer noch eine digitale Karte

[tauernfuchs]

Beispiele aus der Bergrettungspraxis:
- Wanderer befinden sich im relativ flachen Gelände 200 Meter neben der Forststraße im Wald und rufen die Bergrettung weil sie die Orientierung verloren haben.

- Bergsteiger versteigen sich auf eine andere Talseite, wo sie, weglos über den Wald bald auf eine Forststraße kämen, die (mit etwas Umweg) sicher ins Tal brächte. Ein Blick in die Karte hätte die Möglichkeit aufgezeigt. Man hätte sehen können, dass der Waldabstieg keinerlei Abbrüche etc. enthält. Trotzdem - man ruft die Bergrettung.

Ein anderes Beispiel aus meiner Praxis: Immer wieder bekomme ich Anfragen über die Schwierigkeit eines Grates, wobei mir bereits ein Blick in die Karte genügt, damit ich weiß:
Das ist bloß ein Gras- oder Blockrücken, dort kannst du ohne weiteres gehen!

Oder, ganz häufig und für mich immer wieder lustig bis erstaunlich:
Du bist in einem anderen Land, z.B. auf einer Insel etc. auf Urlaub. Da triffst du immer wieder Personen, die nicht die geringste Ahnung haben, wie sie von A nach B kommen.

Diese seltsamen Einsätze/Vorfälle mehren sich und da hapert es eindeutig an Kartenlese- und Orientierungskompetenz.

LG

[Wegerlsucher]

Ich kann Jugendlichen nur empfehlen geht zu einer Alpenverreinsjugend, den Pfadfindern......dort wird das Kartenlesen noch immer gut erklärt. Dann VERWENDET die Karte. Bei jedem unfreiwilligen Um(ab)schneider den man nimmt und dabei weiter geht als geplant hat man dazu gelernt und kann es beim nächsten mal besser.

[Exilfranke]

Ich war am 15. Juli 2021 am Mittagstein (1300m), unmarkierter Steig, durchwegs steil, dort hat es dann im Herbst gebrannt, seitdem ist der ganze Hang Sperrgebiet.

Damals kamen mir zwei Mal Leute entgegen, eine junge Frau, die eher Freizeit- als Wanderkleidung anhatte und Kopfhörer aufhatte. Die ist unterhalb der Schrofenstelle (Schlüsselstelle) umgedreht. Mir erzählte sie, dass sie erst seit einem Jahr (Pandemiebeginn....) in die Berge geht und auf der OSM den Steig entdeckt hat. Dort gibt es übrigens durchaus auch Steinschlag, weil teilweise bröselig. Da sind Kopfhörer nicht so günstig.

Bei der Schrofenstelle kamen mir dann zwei mittelalte Frauen (um die 50) mit einem kleinen Hund entgegen, die gefragt haben, ob es noch lang so steil weitergeht. Sie kamen von der Knofeleben. Wenn ich vom Gelände her schon sehe (in der Karte), dass es durchgehend steil abwärts geht, nicht markiert ist, sondern irgendein Jagersteig halt, dann würd ich das nie gehen, wenn ichs nicht schon kenne oder wenigstens Berichte darüber gelesen hab, noch dazu mit Hund. Die beiden oder der Hund hätten übrigens dann den Steinschlag auslösen können, den die andere Frau aufgrund der Kopfhörer nicht gehört hätte.

Das läuft also in der Planung schon gewaltig schief. Einmal war ich mit jemand unterwegs, die ernsthaft auf einer Googlemap-Karte (Straßen-Ansicht) den Wanderweg gesucht hat. Natürlich ist da nichts zu sehen.

[gerhardg]

Na da hoffe ich nur das du immer einen vollen Accu hast auf deinen Touren, bzw. eine dicke Powerbank mitnimmst. Viel Glück bei mehrtägigen Touren mit dem Zelt, oder in engen Schluchten wo das GPS Signal spinnt.

LG
der 31.12.

Das kann man so oder so sehen. Ein mein Handy und GPS Gerät funktioniert auch bei Sturm, Regen oder wenn es gar komplett untergeht. Meine Papierkarte fliegt davon oder ist dann hinüber. Mehrere Tage sind kein Problem, einfach das Gerät abdrehen und der Akku hält Wochenlang durch. Problematisch ist wenn eher Kälte oder ein ungeeignetes Gerät. Eine längere Tour nur mit Papierkarten ist auch nicht so einfach. Da muss ich aus Gewichtsgründen auf gutes Kartenmaterial verzichten und mit 1:100 Karten herumlaufen, bzw sind die Kosten für ordentiche Papierkarten nicht zu verachten.. Eine digitale Karte funktioniert auch ohne GPS Signal und im Notfall sogar ohne Taschenlampe



Ich muss dem ORF Bericht etwas widersprechen. Früher konnte die breite Masse auch nur mit Straßenkarten umgehen. Im besten Fall hatte man ein paar Grundlagen im Geographie Unterricht bekommen und hat verstanden was Höhenlinen sind. Auch beim Heer waren es nicht mehr als ein paar Stunden mit Kompass und Planzeiger im freien Gelände. Aber eine Topo Karte auf die Umgebung übertragen war schon vor 20-30 Jahren für die meisten Menschen ein großes Problem.

[groberschnitzer]

Wo man diese Karten findet und ob diese überhaupt frei zugänglich sind (sonst wären sie ja in diesem Artikel eigentlich nicht erwähnenswert), erfährt man nicht.

Ich denke das werden die Karten sein von denen hier gesprochen wird:

• Rax: https://map.geo.univie.ac.at/projects/TopoMap_SRS/
• Hohe Tauern: https://map.geo.univie.ac.at/projects/TopoMap_NPHT/

[Gamsi]

Ich denke das werden die Karten sein von denen hier gesprochen wird:

• Rax: https://map.geo.univie.ac.at/projects/TopoMap_SRS/
• Hohe Tauern: https://map.geo.univie.ac.at/projects/TopoMap_NPHT/

Danke, ich werte das gerade für mich aus. Auf den ersten blick nicht besonders beeindruckend (Inhalte), sieht man schon dass am DHM gefeilt wurde. ZB. das unübersichtliche Gelände am Hochkarkogel ergibt nun wesentlich mehr Sinn, als auf der klassischen AMAP. Auch Inhalte sind dazugekommen, siehe zB. den Weg durch den Staudengraben. Insgesamt ein guter Beginn, der hoffentlich konsequent weiterverfolgt wird - immerhin ist die Geländeaufnahme ja zu einem großen Teil noch aus Zeiten vom guten Kaiser Franz...

[Gamsi]

Aber eine Topo Karte auf die Umgebung übertragen war schon vor 20-30 Jahren für die meisten Menschen ein großes Problem.

Stimmt, orientierungslose in den Bergen gab schon immer. Nur damals war halt mehr Bewusstsein da, dass es Konsequenzen hat (kein Hubschrauber, Handy etc.), daher ging man früher eher mit "Erfahrenen" wenn man unsicher war. Heute suggeriert das Handy fatale Sicherheit (weil man eben auch mit digitalen Karten erstmal umgehen können muss.)

[Exilfranke]

Ich muss dem ORF Bericht etwas widersprechen. Früher konnte die breite Masse auch nur mit Straßenkarten umgehen. Im besten Fall hatte man ein paar Grundlagen im Geographie Unterricht bekommen und hat verstanden was Höhenlinen sind. Auch beim Heer waren es nicht mehr als ein paar Stunden mit Kompass und Planzeiger im freien Gelände. Aber eine Topo Karte auf die Umgebung übertragen war schon vor 20-30 Jahren für die meisten Menschen ein großes Problem.

Früher fand ich den Reiz am sich verfahren, dass man Gegenden kennengelernt hat, wo man nie hingekommen wäre sonst. Heute verfahren sich die Leute in riskante Situationen in Sackgassen, als Geisterfahrer oder auf schmale Waldwege.

[tauernfuchs]

Ich muss dem ORF Bericht etwas widersprechen. Früher konnte die breite Masse auch nur mit Straßenkarten umgehen. Im besten Fall hatte man ein paar Grundlagen im Geographie Unterricht bekommen und hat verstanden was Höhenlinen sind. Auch beim Heer waren es nicht mehr als ein paar Stunden mit Kompass und Planzeiger im freien Gelände. Aber eine Topo Karte auf die Umgebung übertragen war schon vor 20-30 Jahren für die meisten Menschen ein großes Problem.

Stimmt, orientierungslose in den Bergen gab schon immer. Nur damals war halt mehr Bewusstsein da, dass es Konsequenzen hat (kein Hubschrauber, Handy etc.), daher ging man früher eher mit "Erfahrenen" wenn man unsicher war. Heute suggeriert das Handy fatale Sicherheit (weil man eben auch mit digitalen Karten erstmal umgehen können muss.)

Ganz richtig! Ich sehe das Problem auch weniger im Nicht-Kartenlesen-Können sondern in der immer mehr sich steigernden Vollkasko-Mentalität und damit einhergehendem Leichtsinn.
Ein lustiges Erlebnis:
Die Hochweberspitze, 2375 m in den Wölzer Tauern ist nur über unmarkierte Routen, sogar teils weglos erreichbar.
Umso verwunderter war ich, im Sommer, im Sattel südwestlich, ca. 200 Meter unter dem Gipfel ein Pärchen anzutreffen. Sie stiegen, sichtlich unschlüssig, mal rauf mal runter.
Noch erstaunter war ich dann über die Frage, wo denn nun der Gipfel der Hochweberspitze sei.
An diesem Platz gibt es nur zwei Möglichkeiten: Rechts oder links....
Es stellte sich heraus, dass sie einem Schitouren-Track gefolgt waren. Dass sie damit überhaupt bis 200 Meter unter dem Gipfel kommen konnten, grenzt eigentlich bereits an ein Wunder, denn es ist ja überhaupt nicht gesagt, dass man dort, wo man mit Schi gehen kann, im Sommer im ev. verwachsenen Gelände überhaupt durchkommt. Gut - das Tauerngelände verzeiht halt (manchmal) mehr Fehler.
Allerdings: Der Track endete offenbar am Sattel, wahrscheinlich, weil dort das Schidepot war. Nun wußte man nicht mehr weiter...

LG

[babyshamble]

Ich denke das werden die Karten sein von denen hier gesprochen wird:

• Rax: https://map.geo.univie.ac.at/projects/TopoMap_SRS/
• Hohe Tauern: https://map.geo.univie.ac.at/projects/TopoMap_NPHT/

Super, danke fürs Raussuchen!

[babyshamble]

Danke, ich werte das gerade für mich aus. Auf den ersten blick nicht besonders beeindruckend (Inhalte), sieht man schon dass am DHM gefeilt wurde. ZB. das unübersichtliche Gelände am Hochkarkogel ergibt nun wesentlich mehr Sinn, als auf der klassischen AMAP. Auch Inhalte sind dazugekommen, siehe zB. den Weg durch den Staudengraben. Insgesamt ein guter Beginn, der hoffentlich konsequent weiterverfolgt wird - immerhin ist die Geländeaufnahme ja zu einem großen Teil noch aus Zeiten vom guten Kaiser Franz...

Ich finde die Karte wesentlich übersichtlicher als die AMAP. Ist eher so ein Mittelding aus AMAP und OSM. Gute Ansätze jedenfalls. Die stufenlose Überlagerung 2er Layer (z.B. Karte und Orthofoto) finde ich praktisch. Der Weg durch den Wachthüttelgraben ist sogar auch eingezeichnet, inklusive Abseilstelle (Abseil-Achter) beim Reifweg-Block.
Das Gaisloch ist leider nach wie vor wie ein einfacher Wanderweg dargestellt. Da braucht sich dann niemand wundern . . .

[tauernfuchs]

Danke, interessante Karten! Sogar die einzelnen Türme der Glocknerwand sind extra benannt...
LG

[Exilfranke]

Der Fuchslochgraben zum mittagstein find ich interessant.

[christian78]

die Alten verlernen es, weil die Kunst des Kartenlesens kaum angewendet wird. Ich merke das bei mir selbst auch schon.

Ich merk's bei mir überhaupt nicht aber das liegt wohl daran das ich's regelmäßig anwende. Macht halt Spass. Smartphone macht keinen Spass (für mich)