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Mount Everest in einer Woche, wie ist das möglich?, OÖN, 16.01.2025

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  • Mount Everest in einer Woche, wie ist das möglich?, OÖN, 16.01.2025

    Eine Tiroler Agentur bietet eine Tour zum höchsten Berg der Welt in nur einer Woche an. Gipfelsieg inklusive. Der Einsatz von Xenon macht so einen Quickie möglich.



    Sechs bis zehn Wochen – so viel Urlaub sollte man einplanen, wenn man den 8848 Meter hohen Mount Everest besteigen möchte. Neben dem Zeitaufwand sollte man auch rund 70.000 Euro in der Reisekassa haben, denn abgesehen vom Permit ("Eintritt"/15.000 Dollar) geht auch die Rundum-Betreuung durch Träger und Bergführer ins Geld. Die Innsbrucker Agentur "Furtenbach Adventures" wird in der kommenden Everest-Frühjahressaison eine neue Zeitrechnung am höchsten Berg der Welt einführen und löst damit in der Szene eine Diskussionslawine aus.

    Eine neu ins Programm genommene Expeditionsvariante verspricht eine blitzartige Eroberung des Mount Everest innerhalb einer Woche. Ermöglicht wird so ein Quickie von einem Hubschrauber-Shuttle von Katmandu ins Everest-Basislager und vor allem vom Einsatz des Edelgases Xenon, das die zeitaufwändige Akklimatisierung ersetzt. Dazu kommt die Unterstützung durch zwei "Climbing-Sherpas" und die Verwendung von Flaschensauerstoff mit einer besonders hohen Durchflussrate. Vier britische Bergsteiger haben für das kommende Frühjahr die exklusive Aufstiegshilfe gebucht. Ob sie einen Frühbucher-Rabatt bekommen haben, ist nicht bekannt. Künftig wird das "Everest in einer Woche"-Paket für Menschen mit dem Lebensentwurf "Zeit ist Geld" mindestens 150.000 Euro kosten.

    Chef als Versuchskaninchen

    Das Versuchskaninchen für die neue Version des Höhenbergsteigens spielte Agenturchef Lukas Furtenbach am Aconcagua und Everest selbst. Der Erfolg hat den Tiroler überzeugt, Xenon als Tempomacher für seine Kundschaft einzusetzen. "Die Behandlung wird von einem Anästhesisten in einem klinischen Setting durchgeführt. Es gibt kein gesundheitliches Risiko", sagt Furtenbach dem Alpin-Blogger Stefan Nestler. Xenon wird seit Jahrzehnten in der Medizin als Narkotikum eingesetzt, es hat nicht nur sedierende Wirkung, sondern produziert auch rote Blutkörperchen, die beim Höhenbergsteigen gefragt sind. Die Dosis für die Bergsteiger ist vergleichsweise zum Einsatz in der Medizin sehr gering, das Mischverhältnis will Furtenbach nicht verraten, "weil uns unsere Mitbewerber immer auf die Finger schauen und alles zu kopieren versuchen, was wir Neues machen".

    Moralische Bedenken hat der Vater von zwei Kindern keine. Voraussetzung für die Flash-Expedition sei nicht nur das Geld, seine Kunden müssen auch gesund, fit und bergerfahren sein. Furtenbach: "Wir sind der einzige Everest-Veranstalter, der noch nie einen Unfall hatte, und wir haben die mit Abstand beste Erfolgsquote in dieser Branche. Wir machen offensichtlich vieles richtig."

    Doping? Das ist kein Thema

    Dass Xenon auf der Dopingliste steht, ist für den Tiroler auch kein Thema. Würde man Doping-Kontrollen im Everest-Basislager machen, wären wohl mindestens zwei Drittel der Gipfel-Aspiranten positiv. Der Einsatz leistungssteigender Substanzen ist seit Jahrzehnten ein fixer Bestandteil der Höhenbergsteigerei. Ein Doping-Problem hat sich nie aufgetan. Banale Erklärung: Bergsteigen ist kein Wettkampfsport.

    Bleibt die Frage nach dem Erlebniswert, wenn man den höchsten Gipfel der Welt binnen einer Woche erobern kann. Auch hier hat Furtenbach eine pragmatische Antwort, während die Fundis der Bergsteigerszene den Lauf der Dinge am Everest nur noch kopfschüttelnd beobachten. "Wo bleibt das Bergerlebnis bei einer achtwöchigen Expedition, wenn man sie mit einer sechsmonatigen Expedition aus den 1920er Jahren vergleicht? Ist der Bergerlebnis-Wert eine Frage der Dauer der Expedition?" Diese Frage wird wohl noch länger Diskussionsstoff liefern. Nicht nur im Basislager des Mount Everest.

    Die heftige Kritik der "klassischen" Bergsteiger an der Entwicklung der touristischen Höhenbergsteigerei kann Furtenbach naturgemäß nicht ganz nachvollziehen. Sein Argument, das für die von seinem Unternehmen praktizierte "Vollkasko-Variante" spricht: "Reinhold Messner glaubt, dass der Alpinismus nur dann echt ist, wenn man dabei sterben kann. Aber für mich und meine Kunden ist der Tod keine Option."


    https://www.nachrichten.at/panorama/...;art58,4016697
    Zuletzt geändert von Hard85; 17.01.2025, 23:48.

  • #2
    Ich drücke es mal so aus: Jetzt ist es auch schon egal! Ob nun eine 6 Wochen Tour mit unbegrenzt Sauerstoff, 2 persönlichen Trägern und Köche bis zum Südsattel, oder zusätzlich noch Doping, der Gipfelerfolg am Everest ist damit einfach nichts mehr wert.

    Viele Liebe Grüße von climby
    Meine Nachbarn hören Metal, ob sie wollen oder nicht

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    • #3
      Die nächste Agentur wird einen vielleicht auf den Gipfel tragen

      LG
      der 31.12.

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      • #4
        Langsam wird es wirklich Zeit für eine Seilbahn auf den Gipfel.
        "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

        https://www.instagram.com/grandcapucin38/

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        • #5
          Bei dem eh schon vorhandenen Zirkus da oben kann ich mich hierüber nicht aufregen. Schräg ist es schon - also im Moment, in zehn Jahren bestimmt völlig normal. Wahrscheinlich liegt dann der 14-Achttausender-Speedrekord bei 6 Wochen oder so.

          Interessant finde ich daran, wie sich unsere Einstellung zum Bergsteigen verändert hat. Vor 100 Jahren habe Bergsteiger bewusst einen Kontrast zur sicheren Umgebung in den Städten gesucht. Heutzutage scheinen wir eher alle gewohnten Annehmlichkeiten mit in die Berge nehmen zu wollen. Das betrifft ja nicht nur Everest-Aspiranten, die sich mit viel Geld Zeit sparen und Gipfelchancen kaufen. Es betrifft auch die meisten anderen Bergsteiger: Wer klettert heute noch Touren ohne Topo? Oder ohne Bohrhaken? Viele gehen ja auch schon nur noch Touren mit GPS-Track. Ich will das gar nicht schlecht machen, es ist halt eine andere Art Bergsteigen als der Aufbruch ins Ungewisse. Das liegt sicherlich auch daran, dass es heute viel mehr Bergsteiger gibt. Es ist ja kaum anzunehmen, dass sich die Zahl der Menschen mit Persönlichkeitsdisposition für echte Abenteuer genau so vervielfältigt hat.
          Zuletzt geändert von Deichjodler; 19.01.2025, 14:57. Grund: orthografische Korrektur
          Tourenberichte und Sonstiges auf www.deichjodler.com

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          • #6
            Zitat von Deichjodler Beitrag anzeigen
            Interessant finde ich daran, wie sich unsere Einstellung zum Bergsteigen verändert hat. Vor 100 Jahren habe Bergsteiger bewusst einen Kontrast zur sicheren Umgebung in den Städten gesucht. Heutzutage scheinen wir eher alle gewohnten Annehmlichkeiten mit in die Berge nehmen zu wollen. Das betrifft ja nicht nur Everest-Aspiranten, die sich mit viel Geld zeit sparen und Gipfelchancen kaufen. Es betrifft auch die meisten anderen Bergsteiger: Wer klettert heute noch Touren ohne Topo? Oder ohne Bohrhaken? Viele gehen ja auch schon nur noch Touren mit GPS-Track. Ich will das gar nicht schlecht machen, es ist halt eine Art Bergsteigen als der Aufbruch ins Ungewisse. Das liegt sicherlich auch daran, dass es heute viel mehr Bergsteiger gibt. Es ist ja kaum anzunehmen, dass sich die Zahl der Menschen mit Persönlichkeitsdisposition für echte Abenteuer genau so vervielfältigt hat.
            Die Persönlichkeitsdisposition für echte Abenteuer - ein sehr zutreffender Ausdruck.
            Mir scheint, dass es einen stark wachsenden Markt für Pseudo-Abenteuer gibt. Tätigkeiten, die als Abenteuer verkauft werden, aber im eigentlichen Sinn keine sind, weil eigentlich alles bekannt ist und das Ungewisse weitestgehend oder komplett eliminiert ist und Netz und x-facher Boden vorhanden sind.

            "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

            https://www.instagram.com/grandcapucin38/

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            • #7
              Das ist ein sehr ambivalentes Thema.

              Erstens: als Unternehmer finde ich die Arbeit von Lukas Furthenbach beeindruckend. Er hat eine Vision und den Mut zum Risiko mit einer heiklen Strategie vielleicht Kunden zu killen und sein ganzes Business zu ruinieren.

              Zweitens: Alpinistisch ist der Wert der Besteigungen natürlich gewaltig gesunken, aber ums nach Messner zu halten kann man auf dem Berg sicher noch immer recht einfach streben. Dafür braucht es nur einen mittleren Wettersturz der sich nicht an die Prognose hält oder einen Kunden der halt die Umkehrzeit ignoriert.
              Ob es erstrebenswert ist, den Everest möglichst sicher "auszubauen" oder nicht... ich habe den Everest, nur weil er der Höchste ist noch nie als Benchmark gesehen. Die guten Alpinisten suchern ihre Herausforderungen eh am Trango Tower oder auf jungfräulichen, technischen 7000ern. Insofern ist das präparieren des Touristensteiges am Everest für mich mit den Fixseilen am Matterhorn vergleichbar. Der Normalweg eher einfach gestaltet und für die Könner die Nordwand.
              carpe diem!
              www.instagram.com/bildervondraussen/

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              • #8
                Zitat von placeboi Beitrag anzeigen
                Langsam wird es wirklich Zeit für eine Seilbahn auf den Gipfel.
                Darauf warte ich auch, dann fahr ich da auch rauf. Mit Cafe oben am Gipfel, natürlich alles mit einem guten Luftdruck (wie im Flugzeug) angepasst.

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                • #9
                  Naja, wer Freude daran hat, sich selbst zu betrügen und in seinem ( eher bergsteigerischen uninformiertem Umfeld ) damit zu prahlen, tut mir eigentlich nur leid.
                  Der Everest gerät damit halt immer mehr zum "Pop-Abenteuet", eine Formulierung die ich, glaube ich auch schon von Messner gehört habe.
                  Ein wenig unfair finde ich es einfach nur gegenüber ehrlichen Bergsteigern, die es sich noch antun, ja antun, diesen Berg auf dem Normalweg by fair means bezwingen zu wollen.
                  So etwas ist mittlerweile wahrscheinlich eh das Leichtsinnigste was man tun kann, denn hier gilt in besonderem Maße:
                  Die größte alpine Gefahr ist der Mensch selbst (Stau, Wettersturz....
                  Der Everest über den Normalweg ist offenbar aber eh bereits für ernstzunehmende Bergsteiger verloren.
                  LG
                  Zuletzt geändert von tauernfuchs; 08.02.2025, 17:46.

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