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Bergsteigen und Tod

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  • Bergsteigen und Tod

    Zur (Jahres-)Zeit passend:
    Ein Bericht der Tageszeitung "DerStandard" zum Themenkreis "Bergsteigen und Tod",
    der auf eine Diskussion beim "International Mountain Summit" in Brixen in der vergangenen Woche Bezug nimmt.


    BEWÄLTIGUNG DES TODES
    "Der Tod macht das Bergsteigen interessant"


    Der Tod am Berg gehört zum Alpinismus wie die Gipfelerfolge. Viele Bergsteiger sehen dieses Risiko als Ausgleich für ein Leben in einer überregulierten Welt.
    Soll man Bergsteiger vor allzu viel Risiko schützen, oder ist die Möglichkeit, tödlich zu verunglücken, eine der letzten Freiheiten? Beim Alpinistenkongress IMS in Brixen war der Tod am Berg Thema


    Salzburg/Brixen - Oswald Oelz, Schweizer Höhenmediziner und Spitzenalpinist mit Vorarlberger Wurzeln, ist das, was man in der Bergsteigersprache einen "wilden Hund" nennt. Neben seiner höhenmedizinischen Forschungstätigkeit ist der 68-Jährige als Expeditionsarzt der ersten Besteigung des Mount Everest 1978 ohne künstlichen Sauerstoff bekannt geworden. Legendär sind vor allem spektakuläre Rettungsaktionen, bei denen Oelz waghalsig anderen Alpinisten das Leben retten konnte. "Diese Rettungsaktionen waren meine besten Adrenalintrips", gab Oelz beim International Mountain Summit (IMS) im Südtiroler Brixen vergangene Woche Einblick in das Denken eines Extremen.

    Der eigene Tod sei am Berg immer einkalkuliert, meint der Mediziner. "Das Bergsteigen ist ja deswegen interessant, weil man zu Tode kommen kann", sagt Oelz. Das sei eben anders, als Golf oder Tennis zu spielen. Die einzig sichere Methode, nicht am Berg zu sterben, sei nicht hinaufzusteigen. "Wir wollen doch die Freiheit haben, uns umzubringen, wie es uns passt", beschreibt Oelz seinen "archaisch-anarchischen" Zugang zum Bergtod.

    Partner ziehen lassen
    Stilles Einverständnis der zu Hause Gebliebenen


    Eine Gedankenwelt, die auch Silke Perathoner aus leidvoller Erfahrung kennt. Sie war die Lebensgefährtin des 2008 am Nanga Parbat im Alter von 37 Jahren tödlich verunglückten Extrembergsteigers Karl Unterkircher. Auch Perathoner, Mutter von drei Kindern aus der Beziehung mit Unterkircher, plädierte beim IMS dafür, "den Berg als Freiraum zu belassen" und das Bergsteigen nicht mit zu vielen Regeln zu belegen. Sie selbst habe es jedenfalls auch in den dunklen Momenten "nie bereut, ihn ziehen zu lassen".

    "Wie gehen dann die Hinterbliebenen mit dem Bergtod eines nahen Verwandten oder Freundes um?", fragte in Brixen der deutsche Alpinjournalist Horst Höfler. Meist sei ein stilles Einverständnis der zu Hause Gebliebenen da, dass man den Partner oder Verwandten gehen lasse; durchaus im Wissen, dass dieser unter Umständen nicht zurückkehren könne.

    Auch die aktiven Alpinisten - Höfler beschreibt sie als Süchtige und Junkies - würden sich durch den Tod von Bergkameraden nicht abhalten lassen. Im Gegenteil: Gerade bei Begräbnissen nach Bergunfällen sei immer wieder zu beobachten, dass sich die Alpinisten unter den Trauergästen neue Touren ausmachten.

    Für die Hinterbliebenen gibt es für Höfler zweifach Tröstendes. Zum einen sei der Bergtod meist "ein gnädigerer Tod als jahrelanges Siechtum im Krankenbett". Und die Verwandten und Freunde wüssten, der Tote sei bei dem umgekommen, "was er am liebsten gemacht hat".

    (Thomas Neuhold, DER STANDARD, Printausgabe, 31.10.2011)


    Quelle: http://derstandard.at/1319181610545/...en-interessant
    Lg, Wolfgang


    Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
    der sowohl für den Einzelnen
    wie für die Welt zukunftsweisend ist.
    (David Steindl-Rast)


  • #2
    AW: Bergsteigen und Tod

    Bei vielen Diskussionen im Forum habe ich eine Beteiligung überlegt und letztendlich doch keinen Beitrag geleistet. Aber dieser Beitrag trifft punktgenau meine und die Einstellung vieler (um nicht zu sagen fast alle) die von der Sucht "Berg" betroffen sind.

    Kommentar


    • #3
      AW: Bergsteigen und Tod

      "Das Bergsteigen ist ja deswegen interessant, weil man zu Tode kommen kann", sagt Oelz



      wenn das einer der gruende ist warum man auf einen berg geht. laeuft wohl was falsch.

      m

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      • #4
        AW: Bergsteigen und Tod

        Die Idee stammt ja eigentlich von Lammer....
        Bei seinen brüchigen Wurzelpromenaden wunderts micht eigentlich kaum, das ihm solche Gedanken durch den Kopf gingen.

        Todesgefahr als "Motivation" für den Berg? No Way. Eher um das Leben intensiver zu spüren.
        carpe diem!
        www.instagram.com/bildervondraussen/

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        • #5
          AW: Bergsteigen und Tod

          Zitat von Wolfgang A. Beitrag anzeigen
          Auch die aktiven Alpinisten - Höfler beschreibt sie als Süchtige und Junkies - würden sich durch den Tod von Bergkameraden nicht abhalten lassen. Im Gegenteil: Gerade bei Begräbnissen nach Bergunfällen sei immer wieder zu beobachten, dass sich die Alpinisten unter den Trauergästen neue Touren ausmachten.
          Bitte!!

          Das ist doch völliger Unfug.

          Bergsteigen als schicksalhaftes Ringen mit dem Sensenmann,
          als Prüfstein wahrer Mannhaftigkeit die den eigenen Opfergang einschliesst ist doch Denken von Vorgestern.
          „Bier und Schnaps - die Getränke der Völker, denen Nebel und Regen vertraut sind.“
          Heinrich Heine

          Kommentar


          • #6
            AW: Bergsteigen und Tod

            Zitat von chaya Beitrag anzeigen

            Bergsteigen als schicksalhaftes Ringen mit dem Sensenmann,
            als Prüfstein wahrer Mannhaftigkeit die den eigenen Opfergang einschliesst ist doch Denken von Vorgestern.
            Ich hab den Bericht gar nicht so düster interpretiert.
            Bestreitest du, dass eine wesentliche Komponente des Bergsteigens der Kick ist, der aus der Gefahr kommt? Hast du genau so viel Spaß und genau so ein nachhaltiges Erlebnis, von dem du an schlechten Tagen zehren kannst, wenn du einen Forstweg hochschlappst?
            Ich nicht.

            Marlene
            "Teufelshorn" heißt mein neuer Berchtesgaden-Krimi.

            Kommentar


            • #7
              AW: Bergsteigen und Tod

              eigentlich geh ich auch wegen dem naturerLEBnis und nicht wegen dem kick nach gefahr in die berge - bin aber auch nur ein wanderer mit leichter neigung zu etwas anspruchsvolleren wegen und kein kletterer, höhenbergsteiger oder sonst was.
              Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist
              ein Mensch (E. Kästner)

              Kommentar


              • #8
                AW: Bergsteigen und Tod

                Zitat von MarleneWatzmann Beitrag anzeigen
                Bestreitest du, dass eine wesentliche Komponente des Bergsteigens der Kick ist, der aus der Gefahr kommt?
                Ich bestreite das, jedenfalls für mich! Aber jede/r, wie er/sie will...

                LG
                Klaas
                Besucht mich auf www.klaaskoehne.de!

                Kommentar


                • #9
                  AW: Bergsteigen und Tod

                  Zitat von MarleneWatzmann Beitrag anzeigen
                  Bestreitest du, dass eine wesentliche Komponente des Bergsteigens der Kick ist, der aus der Gefahr kommt?
                  Ja!

                  Für mich haben Berge, Linien, ... einen Aufforderungscharakter dem ich mich nicht entziehen kann. Und ja, einschlägige Begräbnisse sind auch dazu da wieder zusammenzukommen und versickernde Bergfreundschaften wieder aufleben zu lassen. Eine Gedächtnistour ist mMn der vielleicht beste Weg eines Dahingeschiedenen zu gedenken ...

                  Den Leuten mit dem Kick geh ich großräumigst aus dem weg
                  weil die nicht nur für sich selbst sondern vor allem für Andere eine Gefahr darstellen.
                  Marlene, was sagen deine Versicherungen zu deiner Einstellung?

                  Kommentar


                  • #10
                    AW: Bergsteigen und Tod

                    Die Ausführungen sind etwas überspitzt, aber die Quintessenz stimmt schon. Das Bergsteigen ist nicht nur das Streben nach "oben", sondern auch das "Der Chef über das Leben zu sein". Man begibt sich ja absichtlich in Situationen, bei denen es sehr schnell vorbei sein kann. Man nimmt das Risiko zu sterben also aktiv in die Hand. Man gibt dem Tod eine gute Chance zuzugreifen. Aber gerade das Erlebnis, es "überlebt" zu haben, brennt sich im Kopf ein.

                    Die Nicht-Bergsteiger und Wanderer mögen das nicht verstehen und müssen es auch nicht...

                    Ich setze mich nicht nur mit meinem möglichen Tod in den Bergen auseinander, sondern auch mit dem Tod meiner Bergkameraden(-innen).

                    Ich male mir die vorwurfsvollen Gesichter der Angehörigen aus, wenn ich der Letzte an seiner/ihrer Seite war und weiß, dass ich keine Worte für einen Trost finden kann.

                    Wollen wir hoffen, dass wir alle noch lange am Berg (über-) Leben.

                    Vl sollte ich auch endlich mal mein Buch "Die Psychologie des Bergsteigens" zu Ende lesen...

                    Kommentar


                    • #11
                      AW: Bergsteigen und Tod

                      Der "Kick" kommt dann, wenn man einer brenzligen Situation, in die man meist nicht geplant gerät, entkommen ist. Das kann ein sehr intensives Erlebnis sein.
                      Man sollte solche Erlebnisse selten haben.
                      Der wahre Kick ist allerdings der Flowzustand, wenn etwas perfekt gelingt.
                      Brauchst eh nur do auffi

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                      • #12
                        AW: Bergsteigen und Tod

                        Zitat von Guru Beitrag anzeigen
                        Der "Kick" kommt dann, wenn man einer brenzligen Situation, in die man meist nicht geplant gerät, entkommen ist. Das kann ein sehr intensives Erlebnis sein.
                        Man sollte solche Erlebnisse selten haben.
                        Der wahre Kick ist allerdings der Flowzustand, wenn etwas perfekt gelingt.
                        Du hast es etwas besser auf den Punkt gebracht...

                        Kommentar


                        • #13
                          AW: Bergsteigen und Tod

                          .

                          vermutlich sollte ich das nicht schreiben, weil ich dadurch nur mein
                          eigenes klischee bestätige aber was solls..

                          .
                          ich persönlich gebe ganz offen den adrenalin/endorphin rush als motivation
                          fürs bergsteigen zu.. und auch die angenehme relativierung von alltagsorgen
                          wenn man 8m über der letzten sicherung steht..
                          .
                          ich bin ja erst seit kurzem an bord und hab davor etliche andere "adrenalin"-sportarten betrieben (wurde als jugendlicher u.a. von "gefährlicher brandung" sozialisiert) ..
                          ..
                          aber bergsteigen bietet wirklich den längsten adrenalinausstoss (ganze wand)
                          bei objektiv eher geringem (statistischen) risiko von verletzung oder tod..
                          das verhältnis von objektiver und subjektiver gefahr ist beim klettern imho genau umgekehrt wie z.bsp. beim motroradfahren..
                          ist nebenbei "friedlich" (keine gegner) und durch die landschaft teils
                          fast transzendent. (berg groß/ich klein)..
                          für mich persönlich also echt ideal..
                          .
                          vor allem weil ich mich wirklich gerne leidenschaftlich fürchte..
                          vor allem vor etwas dass sowieso größer und stärker ist als ich..
                          (das dämpft mein übersteigertes selbstbewusstsein)
                          .
                          alle so 2-3 wochen will ich in der saison schon "gut durchgefürchtet" sein..
                          das ganze mit vertretbarem restsrisiko.. passt...
                          weil diese routen vergesse ich auch nie mehr..
                          .
                          beim profesionellem höhenbergsteigen sieht die statistik ein bissi anders aus
                          aber das wissen die proponenten eh.. und leben bzw sterben damit..
                          ..




                          .

                          but i see direct lines

                          Kommentar


                          • #14
                            AW: Bergsteigen und Tod

                            Ich möchte dem Verweis auf den Zeitungsartikel zur Diskussion über "Bergsteigen und Tod" noch ein persönlicheres Posting folgen lassen.

                            Die vor allem von Oswald Oelz formulierte Meinung ist mir persönlich sehr fremd. Erstens gehe ich weder anspruchsvolle Hochtouren noch Felsklettern, und zweitens bin ich generell ein vorsichtiger Mensch. Für etwas, das mir wichtig ist und viel bedeutet, nehme ich ein gewisses Restrisiko in Kauf (meist einfach deshalb, weil es schlicht unvermeidlich ist). Meine Motivation ist es allerdings ganz sicher nicht, im Risiko oder gar der Todesgefahr den besonderen "kick" zu spüren.

                            Sehr gut nachvollziehbar ist es mir, als "Ausgleich" zum Alltag, Beruf usw. in die Natur und speziell auch in die Berge zu gehen - aber eben nicht in erster Linie wegen eines eventuellen größeren Risikos. Den relativ größten Unsicherheitsfaktor bilden bei mir längere Touren allein - aber auch dort versuche ich selbstverständlich, Gefahren möglichst zu meiden.

                            Zugleich gehe ich davon aus, dass für einige (nicht für alle), die regelmäßig anspruchsvolle Touren unternehmen, ein entscheidender "kick" sehr wohl aus der Gefahr kommt. Silke Perathoners Äußerungen klingen für mich danach, dass sie dies bei Karl Unterkircher so erlebt und ihn zu verstehen versucht hat - und diese Sicht auch nach seinem tödlichen Unfall beibehalten hat. (Ich kann mir dabei kaum konkret vorstellen, wie es mir als betroffener Angehöriger ginge.)

                            Eine objektive Bewertung dieser Haltung scheint mir kaum möglich, ich maße mir daher selbstverständlich auch keine an. Sehr interessant finde ich hingegen, dass bereits mehrere von euch ganz persönlich geschrieben haben, welche Rolle die Gefahr für eure Touren- und Kletteraktivitäten spielt - oder auch nicht.
                            Wenn am Schluss dieses threads unterschiedliche persönliche Sichtweisen beieinander stehen und vielleicht im Ansatz ein wechselweises Verstehen gelungen ist, wäre ich mit seinem Verlauf zufrieden. Und hätte vor allem selbst interessante Einblicke bekommen, was Menschen regelmäßig in die Berge zieht.
                            Zuletzt geändert von Wolfgang A.; 02.11.2011, 17:46.
                            Lg, Wolfgang


                            Für mich ist Dankbarkeit ein Weg,
                            der sowohl für den Einzelnen
                            wie für die Welt zukunftsweisend ist.
                            (David Steindl-Rast)

                            Kommentar


                            • #15
                              AW: Bergsteigen und Tod

                              Ich machs nicht wegen der Gefahr, ich bin nicht besonders mutig. Ich möchte die Fähigkeiten, die ich im laufe der Jahre erworben habe, einsetzen und womöglich noch verbessern. Das Gefahrenpotenzial am Berg steigt mit den Fähigkeiten mit. Deshalb schauen Touren anderer für jeden riskant aus, wenn sie über dem persönlichen Niveau liegen.
                              Den oben erwähnten Flowzustand erreiche ich dann, wenn ich nahe meiner Grenzen gefordert bin und mich dabei wie automatisch bewege - also in meinem "Biotop" bin.
                              Gefährlicher ist die Suche danach: Fehlplanung, Selbstüberschätzung, Änderung der Verhältnisse, ...
                              Riskant ist es nur, wenn man Fehler macht.
                              Brauchst eh nur do auffi

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