Weil der Everest grad in der Presse aktuell ist:
Stand heute in der NÖN
Am Gipfel des Everest
Extrembergsteiger / Innerhalb von nur 24 Stunden hat der Seitenstettner Paul Niel zwei Achttausender bezwungen – als erster Österreicher und neunter Mensch.
Von Hermann Knapp
SEITENSTETTEN / Um 6.30 Uhr am 18. Mai stand der gebürtige Seitenstettner Paul Niel (34) am Gipfel des Mount Everest. „Es war ein unbeschreiblicher Anblick. Die Sonne war eben aufgegangen und strahlte die umliegenden Bergflanken an und da waren unzählige tibetanische Gebetsflaggen, die mich begrüßten. Ich war an diesem Tag als erster oben am Gipfel und für kurze Zeit alleine. Es war ein erhebendes Gefühl“, berichtet der Mostviertler.
Begonnen hat das Abenteuer für Paul Niel schon Ende März. Er brach mit einer internationalen Expedition nach Nepal auf, um sich langsam in der extremen Höhe zu akklimatisieren. „Mehrere Touren in Höhen von 6.000 bis 7.000 Meter haben den Körper auf den Sauerstoffmangel vorbereitet. Auf 8.000 Metern Höhe beträgt der Druck der Atmosphäre nur noch ein Drittel jenes auf Meereshöhe. Man nimmt daher pro Atemzug viel weniger Sauerstoff zu sich. Dem muss man sich schrittweise anpassen“, berichtet Niel.
Befreundeter Sherpa starb an Herzversagen
Zwei Touren verliefen problemlos. Auf der dritten wurde dem Mostviertler und seinen Kameraden aber unbarmherzig vor Augen geführt, dass der Tod bei diesem Abenteuer ihr ständiger Begleiter war: Ein befreundeter Sherpa starb an Herzversagen, ein anderer wurde durch einen Steinschlag am Kopf verletzt. Ans Aufgeben dachte Niel deswegen aber nicht.
Am 12. Mai brach er mit anderen Bergsteigern aus dem Basislager auf, stieg durch den gefährlichen Khumbu Eisfall (ein Eisbruch mit tiefen und breiten Spalten) ins Lager 2 hinauf und nach einer Ruhepause über das Lager 3 zum Lager 4 auf etwa 8.000 Metern Höhe empor.
Am 17. Mai unternahm Niel von dort aus einen ersten Gipfelversuch, der beinahe in einem Desaster geendet hätte. In der Nacht kam überraschend ein orkanartiger Wind auf. Der Seitenstettner entschloss sich auf halber Strecke in ca. 8.500 Metern Höhe umzukehren. Es war die richtige Entscheidung: „Ich war völlig erschöpft, aber extrem froh, als ich wieder heil in meinem Zelt war. Alles war vereist, an meinem Kinn und an meinem Bart hingen lange Eiszapfen und ich konnte die Zehen kaum mehr fühlen“, berichtet Niel. Ein paar Bergsteiger, die versuchten trotz des Sturms zum Gipfel vorzudringen, bezahlten das mit starken Erfrierungen an Händen und Füßen.
Auf 8.000 Metern Höhe wartete der Seitenstettner ab, denn die Wettervorhersage hatte für die Nacht des 18. Mai ein Abflauen des Sturmes prophezeit. Und so kam es auch. „Wir brachen am 17. Mai gegen 23 Uhr auf. Tatsächlich legte sich der Wind in den frühen Morgenstunden. Und die Augenblicke am Gipfel des Mount Everest entschädigten mich dann für alle Strapazen“, sagt der Mostviertler. Lange blieb er nicht auf dem höchsten Berg der Erde. Denn das Abenteuer war für Niel noch nicht zu Ende. Er hatte sich vorgenommen innerhalb von 24 Stunden zwei Achttausender zu besteigen, was vor ihm erst acht Menschen gelungen ist.
Nach kurzer Rast im Lager 4 ging es weiter zum Hochlager des Lhotse. Mit seinem Kletterpartner Chhewang Lendu Sherpa stieg Niel die sehr steile Lhotsewand empor und stand im Morgengrauen des 19. Mai auf dem Gipfel dieses immerhin 8.516 Meter hohen Berges. „Aufgrund des viel schwierigeren Anstiegs wird er weniger oft bezwungen als der Everest. Und wie nahe Leben und Tod zusammenhängen, erfährt man auf seinem Gipfel hautnah, denn zehn Meter darunter hängt ein 2012 verunglückter Tscheche wie eine Wachsfigur im Seil. Es ist ein schauriger Anblick“, sagt Niel. Auf dem Gipfel des Lhotse ließ der Mostviertler eine ganz besondere Gabe zurück: ein kleines Kreuz aus dem Stift Seitenstetten.
Bei der Rückkehr ins Lager 4 wartete das nächste Drama auf Niel. Aus einem Nachbarzelt drang ein Stöhnen. Ein Taiwanese lag mit einem Höhenhirnödem im Sterben. Der Seiten stettner und ein westlicher Guide leisteten Erste Hilfe, doch bis eine Gruppe Sherpas den Erkrankten erreichte, um ihn abzuseilen, war es zu spät – da war der 58-Jährige schon tot.
In Alpinistenkreisen wird oft der Massentourismus auf dem Mount Everest kritisiert. Er sei zum „höchsten Klettersteig der Welt“ verkommen und das Basislager ein „Spielplatz für Neureiche“. Im Rekordjahr 2007 sind 630 Bergsteiger am Gipfel gewesen, im heurigen 60. Jubiläumsjahr der Erstbesteigung durch Sir Edmund Hillary könnten es noch mehr werden. Niel hat vom Massenansturm aber nichts bemerkt. „Natürlich sind etliche Seilschaften unterwegs und man sieht auch Bergsteiger, die hier oben eigentlich nichts verloren hätten. Aber es ist nicht so, dass ein Sommertagstourismus wie am Großglockner herrscht.“
Den Streit zwischen Sherpas und drei westlichen Bergsteigern hat der Seitenstettner natürlich auch mitbekommen. Ein Schweizer wurde dabei niedergeschlagen und soll auch von einem Stein getroffen worden sein. Niel dazu: „Es war eine sehr unschöne Auseinandersetzung. Die Bergsteiger hatten aber auch eine vorherige Warnung, nicht zu klettern, ignoriert. In den Medien wurde das alles sehr einseitig dargestellt.“
Paul Niel war jedenfalls froh als er nach 80 Stunden in 8.000 Metern Höhe wieder zurück im Basislager auf rund 5.400 Metern Höhe war. „Ich war sehr erleichtert, als ich dort die Steigeisen abgeschnallt habe. Emotional waren das für mich die anstrengendsten Tage meines Lebens.“ Dennoch denkt er schon an das nächste Abenteuer: „Die Berge Alaskas warten schon auf mich.“
Stand heute in der NÖN
Am Gipfel des Everest
Extrembergsteiger / Innerhalb von nur 24 Stunden hat der Seitenstettner Paul Niel zwei Achttausender bezwungen – als erster Österreicher und neunter Mensch.
Von Hermann Knapp
SEITENSTETTEN / Um 6.30 Uhr am 18. Mai stand der gebürtige Seitenstettner Paul Niel (34) am Gipfel des Mount Everest. „Es war ein unbeschreiblicher Anblick. Die Sonne war eben aufgegangen und strahlte die umliegenden Bergflanken an und da waren unzählige tibetanische Gebetsflaggen, die mich begrüßten. Ich war an diesem Tag als erster oben am Gipfel und für kurze Zeit alleine. Es war ein erhebendes Gefühl“, berichtet der Mostviertler.
Begonnen hat das Abenteuer für Paul Niel schon Ende März. Er brach mit einer internationalen Expedition nach Nepal auf, um sich langsam in der extremen Höhe zu akklimatisieren. „Mehrere Touren in Höhen von 6.000 bis 7.000 Meter haben den Körper auf den Sauerstoffmangel vorbereitet. Auf 8.000 Metern Höhe beträgt der Druck der Atmosphäre nur noch ein Drittel jenes auf Meereshöhe. Man nimmt daher pro Atemzug viel weniger Sauerstoff zu sich. Dem muss man sich schrittweise anpassen“, berichtet Niel.
Befreundeter Sherpa starb an Herzversagen
Zwei Touren verliefen problemlos. Auf der dritten wurde dem Mostviertler und seinen Kameraden aber unbarmherzig vor Augen geführt, dass der Tod bei diesem Abenteuer ihr ständiger Begleiter war: Ein befreundeter Sherpa starb an Herzversagen, ein anderer wurde durch einen Steinschlag am Kopf verletzt. Ans Aufgeben dachte Niel deswegen aber nicht.
Am 12. Mai brach er mit anderen Bergsteigern aus dem Basislager auf, stieg durch den gefährlichen Khumbu Eisfall (ein Eisbruch mit tiefen und breiten Spalten) ins Lager 2 hinauf und nach einer Ruhepause über das Lager 3 zum Lager 4 auf etwa 8.000 Metern Höhe empor.
Am 17. Mai unternahm Niel von dort aus einen ersten Gipfelversuch, der beinahe in einem Desaster geendet hätte. In der Nacht kam überraschend ein orkanartiger Wind auf. Der Seitenstettner entschloss sich auf halber Strecke in ca. 8.500 Metern Höhe umzukehren. Es war die richtige Entscheidung: „Ich war völlig erschöpft, aber extrem froh, als ich wieder heil in meinem Zelt war. Alles war vereist, an meinem Kinn und an meinem Bart hingen lange Eiszapfen und ich konnte die Zehen kaum mehr fühlen“, berichtet Niel. Ein paar Bergsteiger, die versuchten trotz des Sturms zum Gipfel vorzudringen, bezahlten das mit starken Erfrierungen an Händen und Füßen.
Auf 8.000 Metern Höhe wartete der Seitenstettner ab, denn die Wettervorhersage hatte für die Nacht des 18. Mai ein Abflauen des Sturmes prophezeit. Und so kam es auch. „Wir brachen am 17. Mai gegen 23 Uhr auf. Tatsächlich legte sich der Wind in den frühen Morgenstunden. Und die Augenblicke am Gipfel des Mount Everest entschädigten mich dann für alle Strapazen“, sagt der Mostviertler. Lange blieb er nicht auf dem höchsten Berg der Erde. Denn das Abenteuer war für Niel noch nicht zu Ende. Er hatte sich vorgenommen innerhalb von 24 Stunden zwei Achttausender zu besteigen, was vor ihm erst acht Menschen gelungen ist.
Nach kurzer Rast im Lager 4 ging es weiter zum Hochlager des Lhotse. Mit seinem Kletterpartner Chhewang Lendu Sherpa stieg Niel die sehr steile Lhotsewand empor und stand im Morgengrauen des 19. Mai auf dem Gipfel dieses immerhin 8.516 Meter hohen Berges. „Aufgrund des viel schwierigeren Anstiegs wird er weniger oft bezwungen als der Everest. Und wie nahe Leben und Tod zusammenhängen, erfährt man auf seinem Gipfel hautnah, denn zehn Meter darunter hängt ein 2012 verunglückter Tscheche wie eine Wachsfigur im Seil. Es ist ein schauriger Anblick“, sagt Niel. Auf dem Gipfel des Lhotse ließ der Mostviertler eine ganz besondere Gabe zurück: ein kleines Kreuz aus dem Stift Seitenstetten.
Bei der Rückkehr ins Lager 4 wartete das nächste Drama auf Niel. Aus einem Nachbarzelt drang ein Stöhnen. Ein Taiwanese lag mit einem Höhenhirnödem im Sterben. Der Seiten stettner und ein westlicher Guide leisteten Erste Hilfe, doch bis eine Gruppe Sherpas den Erkrankten erreichte, um ihn abzuseilen, war es zu spät – da war der 58-Jährige schon tot.
In Alpinistenkreisen wird oft der Massentourismus auf dem Mount Everest kritisiert. Er sei zum „höchsten Klettersteig der Welt“ verkommen und das Basislager ein „Spielplatz für Neureiche“. Im Rekordjahr 2007 sind 630 Bergsteiger am Gipfel gewesen, im heurigen 60. Jubiläumsjahr der Erstbesteigung durch Sir Edmund Hillary könnten es noch mehr werden. Niel hat vom Massenansturm aber nichts bemerkt. „Natürlich sind etliche Seilschaften unterwegs und man sieht auch Bergsteiger, die hier oben eigentlich nichts verloren hätten. Aber es ist nicht so, dass ein Sommertagstourismus wie am Großglockner herrscht.“
Den Streit zwischen Sherpas und drei westlichen Bergsteigern hat der Seitenstettner natürlich auch mitbekommen. Ein Schweizer wurde dabei niedergeschlagen und soll auch von einem Stein getroffen worden sein. Niel dazu: „Es war eine sehr unschöne Auseinandersetzung. Die Bergsteiger hatten aber auch eine vorherige Warnung, nicht zu klettern, ignoriert. In den Medien wurde das alles sehr einseitig dargestellt.“
Paul Niel war jedenfalls froh als er nach 80 Stunden in 8.000 Metern Höhe wieder zurück im Basislager auf rund 5.400 Metern Höhe war. „Ich war sehr erleichtert, als ich dort die Steigeisen abgeschnallt habe. Emotional waren das für mich die anstrengendsten Tage meines Lebens.“ Dennoch denkt er schon an das nächste Abenteuer: „Die Berge Alaskas warten schon auf mich.“
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