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Klettersteige: Bergretter kritisieren Tourismus

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  • Klettersteige: Bergretter kritisieren Tourismus

    Quelle: ORF



    Fachleute kritisieren den Trend zu immer mehr schwierigen Klettersteigen im hochalpinen Gelände, die Touristiker mit Leitern und Stahlseilen versehen lassen, um Gäste anzulocken. Aktueller Anlass ist der Ausbau eines alten Steiges auf das Selbhorn bei Maria Alm (Pinzgau).

    Das Selbhorn in den Nördlichen Kalkalpen Salzburgs ist mit 2.655 Metern der höchste und einer der einsamsten Gipfel des Steinernen Meeres - zwei Meter höher als die benachbarte und viel bekanntere Schönfeldspitze.

    Vom idyllischen Talort Maria Alm sind es mehr als 1.800 Höhenmeter ganz hinauf. Der Saalfeldener Klaus Wagenbichler, stellvertretender Landesleiter der Salzburger Bergrettung, prophezeit, dass hier nun nach dem Königsjodler-Klettersteig auf dem Hochkönig ein neuer Brennpunkt entsteht - mit gefährlichen Einsätzen zur Rettung Erschöpfter und Unterkühlter.

    Wagenbichler verweist auf die topografischen Gegebenheiten: „Allein der Aufstieg auf dem Normalweg ist für Geübte mit vier Stunden zu kalkulieren. Dazu kommen die zwangsläufige Langsamkeit auf Klettersteigen und der dann noch sehr lange Abstieg. Es gibt keine Schutzhütte im gesamten Bereich. Die Tour über mindestens acht Stunden kann wohl auch härter werden als der Königsjodler auf dem Hochkönig - besonders bei instabilem oder schlechtem Wetter, kürzeren Tagen und schlechter bzw. nicht vorhandener Planung.“

    Bürgermeister Alois Gadenstätter (Wählergemeinschaft Maria Alm) sieht die Sache anders. Der örtliche Sportartikel-Händler betont, er kenne den alten Klettersteig durch die Südwestwand selbst schon aus seinen Jugendtagen. Der technische Ausbau der Stahlseile und Leitern werde derzeit sehr sorgfältig und gut gemacht: „Ich sehe nicht, dass unser neuer Klettersteig so ein großes Problem wird. Der Anstieg hat eine gewisse Länge, aber der Steig selbst scheint mir nicht so lang zu sein. Und das ist schon richtig, dass es da oben keine Hütte gibt. Aber wir müssen halt noch viel in die Aufklärung der Bergsteiger hineingehen.“

    Auf die Frage, ob das jetzt Trend bei Tourismusverbänden sei, mit immer noch schwierigeren, längeren und höher gelegenen Eisenwegen die Gäste im harten Wettbewerb anzulocken, sagt Bürgermeister Gadenstätter: „Gewisse Attraktionen müssen sein, dass muss man schon zugeben. Aber der Klettersteig da hinauf auf unser Selbhorn erscheint mir nicht als Gefahr für die Zukunft.“
    Ehrenamtler befürchten noch mehr Einsätze

    In Fachkreisen gebe es großes Unverständnis, sagt der stellvertretende Landesleiter Klaus Wagenbichler von der Salzburger Bergrettung: „Solche Projekte sind für jede unserer Ortsstellen auch organisatorisch ein Problem. Unsere Einsatzkräfte sind ehrenamtlich tätig. Sie arbeiten in ihren normalen Berufen und gehen von dort in ihre Einsätze, mit Duldung ihrer Arbeitgeber. An Wochenenden haben sie frei wie viele andere. Und wir werden in Zukunft immer noch mehr Freizeit investieren müssen, um Leute aus Bergnot zu retten, die hochalpinen Klettersteigen nicht gewachsen sind.“
    Auch Bergführerverband dagegen

    Auch Günter Karnutsch, Obmann der staatlich geprüften Berg- und Skiführer in Salzburg, kritisiert den Ausbau: „Es geht in eine völlig falsche Richtung. Wir predigen seit Jahren, dass die Leute nicht ohne genaue Tourenplanung, Erfahrung und Training in solche Klettersteige gehen sollten. Es nützt recht wenig, die Zahl der gefährlichen Einsätze nimmt zu. Und daneben bauen Tourismusverbände immer wieder neue Eisenwege - so weit oben.“

    Karnutsch verweist auf vielfältige Risiko-Faktoren, die im Hochgebirge zu berücksichtigen seien - zusätzlich zu Gefahren auf Klettersteigen in talnahen Bereichen, mit denen sich besonders Newcomer im eigenen Interesse beschäftigen sollten, so der Bergführer-Obmann.
    Neuer Steig demnächst fertig

    Laut dem Almer Bürgermeister Alois Gadenstätter wird der neue Klettersteig auf den höchsten Berg des Steinernen Meeres schon in den kommenden Tagen fertig. Zuständig für mögliche Einsätze auf dem Selbhorn ist künftig die Ortsstelle der Bergrettung in der benachbarten Stadt Saalfelden, die auch den östlichen Mitterpinzgau betreut.

    Das Selbhorn sollte laut Experten nur bei trockenem Fels und nur von hervorragenden Bergsportlern angegangen werden. Selbst nach kurzen Regenschauern seien einige Stellen nur noch schwierig zu begehen, besonders im Abstieg.
    Den Abstand zwischen Brett und Kopf nennt man geistigen Horizont

  • #2
    AW: Klettersteige: Bergretter kritisieren Tourismus

    Was? Aufs Selbhorn wird ein Klettersteig gebaut? Das habe ich gar nicht mitbekommen! Weiß jemand näheres, wie das aussehen soll? Wird der alte "Klettersteig" (es ist ja kein Klettersteig im klassischen Sinne) nur saniert, oder wird noch mehr Eisen angebracht? Hoffe inständig auf Variante 1.
    "Gegen Vernunft habe ich nichts, ebenso wenig wie gegen Schweinebraten! Aber ich möchte nicht ein Leben leben, in dem es tagaus tagein nichts anderes gibt als Schweinebraten" - Paul Feyerabend

    Kommentar


    • #3
      AW: Klettersteige: Bergretter kritisieren Tourismus

      Hochalpine Klettersteige sind schon eine seltsame Geschichte. Ich habe es mir letztes Wochenende an der Hochalmspitze auch wieder gedacht. Klar hat es mir Spaß gemacht und klar - ohne Steig wäre ich zumindest bei den aktuellen Bedingungen den Detmolder Grat nicht hochgekommen. Aber eigentlich ist es pervers, dass solche Grate versichert werden.

      Nun gibt es die diversen Steige im Hochgebirge aus den verschiedensten Gründen (Krieg, Tourismus), aber es wäre schön, wenn wenigstens nicht noch mehr hinzu kämen und auch keine klassischen versicherten Steige zu vollwertigen Klettersteigen ausgebaut würden.
      Tourenberichte und Sonstiges auf www.deichjodler.com

      Kommentar


      • #4
        AW: Klettersteige: Bergretter kritisieren Tourismus


        Warum nur?
        Der schöne alte Steig.

        Kommentar


        • #5
          AW: Klettersteige: Bergretter kritisieren Tourismus

          Ganz einfach, wenn der Bürgermeister "meint", dass der KS nicht schwierig sei, sollte die Gemeinde einfach die Kosten für ev. Einsätze übernehmen. Oder die Behörde,(also Land) die den Bau bewilligt hat.

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          • #6
            AW: Klettersteige: Bergretter kritisieren Tourismus

            skeptisch darf man da schon sein, (den tourimus-klettersteiggeher) auf das selbhorn zu locken.
            aber was soll´s, die tour aufs selbhorn hat bestimmt ihre reize.

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            • #7
              AW: Klettersteige: Bergretter kritisieren Tourismus

              Ich kenne den Steig nicht... Aber könnt Ihr mir mal erklären was Ihr als hochalpinen Klettersteig empfindet? Stüdelgrat? Mürztalersteig (GK), Dachstein Normalweg?... Mehr Stahlseile fallen mir spontan nicht ein, aber wäre interessant wie da das Verhältnis zum beschriebenen ist...
              Drei Worte die dir die Angst nehmen:
              Steig du vor!

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              • #8
                AW: Klettersteige: Bergretter kritisieren Tourismus

                Zitat von wolfgang schiffermayer Beitrag anzeigen
                Ganz einfach, wenn der Bürgermeister "meint", dass der KS nicht schwierig sei, sollte die Gemeinde einfach die Kosten für ev. Einsätze übernehmen. Oder die Behörde,(also Land) die den Bau bewilligt hat.
                Genau! Oder noch besser: Die Gemeinde stellt eine eigene, bezahlte Einsatztruppe für Klettersteige auf die Beine...
                Außerdem könnte man den Bürgermeister einladen, doch einmal bei einem "Sauwettereinsatz" der Bergrettung mitzumarschieren, wenigstens für ein paar Stunden...
                Den Klettersteigboom sehe ich auch anderweitig in einem sehr schrägen Licht:
                Vor allem dann, wenn man natürlichen Anstiegslinien ausweicht und krampfhaft Stellen mit "D" und mehr einzubauen versucht.
                Als ungeheure Respektlosigkeit empfinde ich es außerdem, wenn bestehende Kletterrouten skrupellos überdrahtet werden.

                Kommentar


                • #9
                  AW: Klettersteige: Bergretter kritisieren Tourismus

                  Mit welchem Utensil kann man so ein Drahtseil eigentlich am einfachsten durchschneiden? Nur hypothetisch natürlich!
                  "Gegen Vernunft habe ich nichts, ebenso wenig wie gegen Schweinebraten! Aber ich möchte nicht ein Leben leben, in dem es tagaus tagein nichts anderes gibt als Schweinebraten" - Paul Feyerabend

                  Kommentar


                  • #10
                    AW: Klettersteige: Bergretter kritisieren Tourismus

                    Bürgermeister Alois Gadenstätter (Wählergemeinschaft Maria Alm) sieht die Sache anders. Der örtliche Sportartikel-Händler betont, er kenne den alten Klettersteig durch die Südwestwand selbst schon aus seinen Jugendtagen. Der technische Ausbau der Stahlseile und Leitern werde derzeit sehr sorgfältig und gut gemacht: „Ich sehe nicht, dass unser neuer Klettersteig so ein großes Problem wird. Der Anstieg hat eine gewisse Länge, aber der Steig selbst scheint mir nicht so lang zu sein. Und das ist schon richtig, dass es da oben keine Hütte gibt. Aber wir müssen halt noch viel in die Aufklärung der Bergsteiger hineingehen.“


                    Leider kenne ich das Gebiet nicht, aber laut eure Beschreibung ziemlich "abgelegen".
                    Das heißt also, es dürfen nur solche raufgehen die eine Eintrittskarte beim Bürgermeister gelöst haben, die durch ihm ausgesucht wurden, wenn es ja eh nicht so tragisch ist.
                    So wie Tauernfuchs geschrieben hat, Bürgermeister mitnehmen aber nur bei stürmischen, regnerischen und saukalten Wetter und die Kosten dem Bürgermeister persönlich verrechnen!!!

                    Lg Der Wandersmann

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                    • #11
                      AW: Klettersteige: Bergretter kritisieren Tourismus

                      Vier Stunden Aufstieg, acht Stunden insgesamt ... mon dieu!

                      Womöglich nimmt die Gemeinde das zum Anlaß, gleich auch noch eine Seilbahn zu bauen
                      Zuletzt geändert von Flachlandtiroler; 17.07.2014, 14:21. Grund: Tippfehler

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                      • #12
                        AW: Klettersteige: Bergretter kritisieren Tourismus

                        Für mich, BJ 48, sind "hochalpine Klettersteige" Stüdlgrat, Detmoldergrat etc. In meinen Sturm.- und Drangjahren sind wir z.B. diese Anstiege ohne Seilsicherung bzw. Fixseilen geklettert. Auch mehrmals, ohne Probleme, da gut vorbereitet, Training in der Halle. V mit Bergschuhen obligat.
                        Heute hat der Stüdlgrat seinen Reiz für mich verloren,( nicht nur wegen des Alters!). Er gehört zu den "hochalpinen Klettersteigen". Sollte also, gegenüber früher, für nicht so engagierte Bergsteiger, kein Problem darstellen.
                        Die "Verkabelung" unserer Berge und klassischen Routen, ist halt ein Trend, da fällt mir auch noch die "Glödisspitze in der Schobergruppe ein.
                        Man möge dazu stehen wie man will, Sicherheit ist halt ein Trend der viele Vorteile bringt .

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                        • #13
                          AW: Klettersteige: Bergretter kritisieren Tourismus

                          Zitat von Fritz_Phantom Beitrag anzeigen
                          Mit welchem Utensil kann man so ein Drahtseil eigentlich am einfachsten durchschneiden? Nur hypothetisch natürlich!
                          Denk ich mir auch öfters.
                          mMn müsste jeder K-Steig am Beginn mind. 2 Auslese-Seillängen beinhalten, mit Notausstieg-Möglichkeit für die Überforderten.
                          Dann kämen die Untauglichen erst gar nicht auf die Idee, sich diese Tortur anzutun.

                          Ich bin Bergrettungsförderer, aber selbst dabei sein möchte ich nicht. Permanent die fadisierenden Selbstüberschätzten herunterzuholen, bzw aus den Lawinene auszugraben, tu ich mir nicht an.

                          Und wenn man diese Ungeübten vor der Tour abhalten will, ist es Freiheitsberaubung....

                          Jeder Einsatz mit geschmalzenem Selbstbehalt, trotz Versicherung!!

                          Und diese an den Einstiegen veröffentlichen.

                          Kommentar


                          • #14
                            AW: Klettersteige: Bergretter kritisieren Tourismus

                            Also mit einer Benzinflex müsste es eigentlich gehen. Wie wäre das dann eigentlich? Das kann ja kaum ein Strafbestand sein, oder? Ich meine, wenn irgendjemand das Recht hat da einfach einen schönen Wanddurchstieg mit Eisen zuzubauen, dann müsste ich doch das gleiche Recht haben, diese Drahtseile wieder zu entfernen, oder?
                            "Gegen Vernunft habe ich nichts, ebenso wenig wie gegen Schweinebraten! Aber ich möchte nicht ein Leben leben, in dem es tagaus tagein nichts anderes gibt als Schweinebraten" - Paul Feyerabend

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