«Mama und Papa erhalten endlich ihre Beerdigung»
Quelle: www.20min.ch
Auf dem Tsanfleuron-Gletscher sind zwei mumifizierte Leichen entdeckt worden. Sie lagen seit langem unter dem Eis. Eine Walliserin glaubt, dass es sich um ihre Eltern handelt.
Oberhalb von Les Diablerets VD auf dem Tsanfleuron-Gletscher sind am Donnerstag von einem Pistenbully-Fahrer zwei Leichen gefunden worden. Es handelt sich um einen Mann und eine Frau, die nebeneinander lagen. Sie dürften Jahrzehnte im Eis gelegen haben, da sie Kleider aus der Kriegszeit trugen.
Für Marceline Udry-Dumoulin steht fest, dass es sich um ihre Eltern handelt: den 40-jährigen Schuhmacher Marcelin und seine 37-jährige Frau und Lehrerin Francine. Die formelle Identifizierung steht noch aus. Udry, eine heute 79-jährige Walliserin, verlor mit vier Jahren auf einen Schlag beide Elternteile.
Sieben Kinder wurden zu Waisen
Die beiden waren am 15. August 1942 von Chandolin VS zu einer Berner Alp aufgebrochen, erzählt sie der Zeitung «Le Matin». «Sie wollten wie immer ihr Vieh füttern», erzählt Udry. «Es war das erste Mal, dass meine Mutter meinen Vater auf eine solche Exkursion begleitete. Zuvor war sie immer schwanger gewesen und hatte unter solchen Bedingungen keine Reise machen können.»
Obwohl das Paar am selben Abend zurückerwartet worden war, kehrte es nie heim. Suchmannschaften hätten zweieinhalb Monate lang in Gletscherspalten nach den beiden gesucht. «Eines Tages musste man sich damit abfinden. Sie würden nicht mehr zurückkommen», so Udry. Das Paar hinterliess sieben Kinder.
Bruder hielt Gedenkmesse auf dem Gletscher
An die Zeit hat Udry nur noch wenige Erinnerungen. «Ich weiss noch, wie die Schwester meines Vaters auf der Treppe im Haus weinte, während sie mich in den Arm nahm. Kurz darauf wurden wir Kinder getrennt und in verschiedenen Familien untergebracht. Ich konnte bei meiner Tante bleiben. Ich hatte Glück.»
In der Nachkriegszeit hätten sich die Geschwister immer weiter voneinander entfernt. «Wir lebten alle in der Region, aber wir waren füreinander Fremde geworden», sagt sie der Zeitung. «Dann hielt einer meiner Brüder, der in der Zwischenzeit Priester geworden war, 1957 eine Gedenkmesse auf dem Gletscher. Das war der grosse Moment der Wiedervereinigung für uns.»
Die Hoffnung nie verloren
Zwar hätten sie alle ein erfülltes Leben gehabt, doch das Verschwinden der Eltern liess die Kinder nicht los. «Ich bin selbst dreimal auf den Gletscher gestiegen, immer um sie zu suchen», sagt die Walliserin. «Ich fragte mich immer, ob sie gelitten haben und was aus ihnen geworden ist. Es ist ein Glück, dass ich nun Antworten auf diese Fragen habe.»
Nun hat Udry ihren Frieden. «Mama und Papa bekommen endlich ihre Beerdigung.» Dafür will die Seniorin aber nicht Schwarz tragen. «Ich denke, Weiss ist eher angebracht. Es repräsentiert die Hoffnung, die ich nie verloren habe.»
s.a.: Pistenbully-Fahrer findet zwei mumifizierte Leichen
orf: Schweizer Gletscher gab nach 75 Jahren Leichen frei
Quelle: www.20min.ch
Auf dem Tsanfleuron-Gletscher sind zwei mumifizierte Leichen entdeckt worden. Sie lagen seit langem unter dem Eis. Eine Walliserin glaubt, dass es sich um ihre Eltern handelt.
Oberhalb von Les Diablerets VD auf dem Tsanfleuron-Gletscher sind am Donnerstag von einem Pistenbully-Fahrer zwei Leichen gefunden worden. Es handelt sich um einen Mann und eine Frau, die nebeneinander lagen. Sie dürften Jahrzehnte im Eis gelegen haben, da sie Kleider aus der Kriegszeit trugen.
Für Marceline Udry-Dumoulin steht fest, dass es sich um ihre Eltern handelt: den 40-jährigen Schuhmacher Marcelin und seine 37-jährige Frau und Lehrerin Francine. Die formelle Identifizierung steht noch aus. Udry, eine heute 79-jährige Walliserin, verlor mit vier Jahren auf einen Schlag beide Elternteile.
Sieben Kinder wurden zu Waisen
Die beiden waren am 15. August 1942 von Chandolin VS zu einer Berner Alp aufgebrochen, erzählt sie der Zeitung «Le Matin». «Sie wollten wie immer ihr Vieh füttern», erzählt Udry. «Es war das erste Mal, dass meine Mutter meinen Vater auf eine solche Exkursion begleitete. Zuvor war sie immer schwanger gewesen und hatte unter solchen Bedingungen keine Reise machen können.»
Obwohl das Paar am selben Abend zurückerwartet worden war, kehrte es nie heim. Suchmannschaften hätten zweieinhalb Monate lang in Gletscherspalten nach den beiden gesucht. «Eines Tages musste man sich damit abfinden. Sie würden nicht mehr zurückkommen», so Udry. Das Paar hinterliess sieben Kinder.
Bruder hielt Gedenkmesse auf dem Gletscher
An die Zeit hat Udry nur noch wenige Erinnerungen. «Ich weiss noch, wie die Schwester meines Vaters auf der Treppe im Haus weinte, während sie mich in den Arm nahm. Kurz darauf wurden wir Kinder getrennt und in verschiedenen Familien untergebracht. Ich konnte bei meiner Tante bleiben. Ich hatte Glück.»
In der Nachkriegszeit hätten sich die Geschwister immer weiter voneinander entfernt. «Wir lebten alle in der Region, aber wir waren füreinander Fremde geworden», sagt sie der Zeitung. «Dann hielt einer meiner Brüder, der in der Zwischenzeit Priester geworden war, 1957 eine Gedenkmesse auf dem Gletscher. Das war der grosse Moment der Wiedervereinigung für uns.»
Die Hoffnung nie verloren
Zwar hätten sie alle ein erfülltes Leben gehabt, doch das Verschwinden der Eltern liess die Kinder nicht los. «Ich bin selbst dreimal auf den Gletscher gestiegen, immer um sie zu suchen», sagt die Walliserin. «Ich fragte mich immer, ob sie gelitten haben und was aus ihnen geworden ist. Es ist ein Glück, dass ich nun Antworten auf diese Fragen habe.»
Nun hat Udry ihren Frieden. «Mama und Papa bekommen endlich ihre Beerdigung.» Dafür will die Seniorin aber nicht Schwarz tragen. «Ich denke, Weiss ist eher angebracht. Es repräsentiert die Hoffnung, die ich nie verloren habe.»
s.a.: Pistenbully-Fahrer findet zwei mumifizierte Leichen
orf: Schweizer Gletscher gab nach 75 Jahren Leichen frei
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