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Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

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  • #16
    AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

    Bericht Nr. 11:

    Die Berge sind in zauberhaftes Abendrot gehuellt. Wenig spaeter ist es Nacht - ein unglaublicher Sternenhimmel ueber der Wueste Baluchistans. Einige wenige Huetten. Wieder wird es eine scharfe Sauce, in der ein Stueck Fleisch schwimmt geben, dazu eine Chapati, so wie jeden Abend. Und wir sitzen am Boden und bestaunen die Trucks, die hier ihren Stop machen - fahrende Lichtspiele. Und wir trinken mit den Fahrern Tee, plaudern, geniessen, dass wir an diesem abgeschiedenen Ort sein duerfen.
    Habe ich nicht ein grosses Projekt vor? Ist da nicht ein Zeitplan? Will ich nicht auf den Everest? All das ist hier weit weg. Hier gibt es nur das Heute. Selbst Quetta ist unendlich weit weg. Die naechsten Stunden, nichts ist vorhersehbar. Hier in der Wueste sind wir reduziert auf das Wesentliche. Wo werde ich schlafen? Wo bekomme ich etwas zu essen? Gibt es Wasser? Und genau dieses Leben an der Basis ist einfach wunderschoen - der Weg zum Everest als Ziel lang gehegter Lebenstraeume.
    Damit es nicht zu verwirrend wird - ein bisschen Reisechronologie:
    Am 20.12. startete ich aus Zahedan, und das mit einiger Unsicherheit. Der hygienische Standard des Iran ist wohl in der Wueste Baluchistans kaum zu finden. Und dennoch brauche ich viel Hygiene. Schliesslich ist meine Operationswunde noch offen, und das sicher noch 14 Tage. Nach sechs Stunden erreiche ich die pakistanische Grenze. Ich schiebe mein Rad aus dem Grenzbereich heraus und sehe neben den vielen Baluchen einen, der so ganz anders aussieht. Es ist Markus aus Deutschland, der seit 15 Monaten mit dem Fahrrad unterwegs ist. Sein Fahrrad hat er bereits auf dem Dach des Busses nach Quetta festgemacht. So gut wie kein Radfahrer faehrt durch diesen Teil Baluchistans, die Strecke gilt als sehr gefaehrlich. Als er hoert, dass ich trotz allem mit dem Fahrrad weiter will, laedt er kurzerhand wieder sein Fahrrad vom Bus ab - und nun sind wir zu zweit unterwegs - fuer mich wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Die Nacht verbringen wir in dem Grenzdorf Taftan, und wir begreifen - wir sind nun wirklich im urtuemlichen Asien angekommen.
    Am naechsten Tag gleich eine maechtige Etappe von 130 km, bis wir das erste Dorf erreichen - Nok Kundi. Hier in der Wueste Baluchistans gibt es kaum Siedlungen - nur etwa alle 100 km eine kleine Oase, einige Huetten, einige kleine Laeden, ein Platz, wo man (und vor allem die zahlreichen Trucker) eine warme Mahlzeit bekommt - ja, wir sind auch in dieser einsamen Gegend noch immer auf der Hauptverbindung Europa-Asien.
    Ein leerer Raum, wir breiten unsere Matten und Schlafsaecke aus - die Wuestennaechte werden empfindlich kalt.
    Am folgenden Tag erreichen wir nach 115 km den Ort Yak Mach. Was wird nicht alles geschrieben ueber die Strecke Taftan-Quetta. Scheinbar kann man sie kaum ueberleben. Tatsache ist, dass sich die Baluchen nicht wirklich als Pakistanis fuehlen. In dieser Gegend gilt das Stammesrecht, nicht das pakistanische. Das heisst aber nicht, dass es Gaesten deshalb schlechter geht. Wir haben die Baluchen dieser Region als extrem liebenswert und gastfreundlich erlebt und auch sehr viele Stunden guter Gespraeche mit ihnen verlebt (mit Englisch geht es doch ganz gut in Pakistan).
    Dalbandin, etwas groesser als die beiden anderen Orte, erreichen wir am 23.12. Und hier gibt es sogar ein Hotel - Betten, Kaltwasser und einige Stunden Strom pro Tag. Als wollten wir die Gunst der Stunde fuer froehliche Weihnachten nutzen, werden Markus und ich fast synchron krank, fiebern etwas und verbringen gleich auch den 24. und 25.12. in Dalbandin.
    26.12. - on the road again. Nach 105 km erreichen wir einige Huetten, der Ort wird Padaq genannt. Wieder findet sich ein leerer Raum, auf dessen Boden wir unsere Matten ausbreiten koennen.
    Am 27.12. sind wir gerade mal 21 km unterwegs, als wir von zwei Baluchen auf einem Motorrad, die sich als Polizisten ausweisen, angehalten. Wir muessen sofort zur naechsten Polizeistation zurueckkehren. Wir haben diese gerade erst vor 5 Minuten passiert. Und just genau danach kam die Meldung, dass es vor uns entlang der Strasse zu "Attacken" mit etlichen Toten gekommen sei und nun die Strasse fuer jedermann gesperrt sei. Spaeter sickert durch, dass es Kaempfe zwischen Regierungstruppen und der Armee eines der lokalen Stammesfuersten gewesen war und dass 14 Menschen dabei ums Leben kamen. Wir verbringen den Tag und die Nacht in dieser Ansammlung von Huetten, die Khuchaki Cha genannt wird. Morgen geht es weiter? Inshallah! (so Gott will)
    28.12. Gott wollte! Die Strasse ist wieder frei und wir wollen Noushki, das groesste Dorf entlang der Strecke, gerade vor dem grossen Anstieg in die Berge gelegen, erreichen. Gut zwei Stunden sind wir unterwegs und die Vegetation wird reicher. Oase reiht sich an Oase - Felder. Und da sehen wir sie, etwa 100 m von der Strasse entfernt. Es gibt sie also doch, eingehuellt in bodenlange Schleier! Frauen! Wir sind heute den 9. Tag in Baluchistan und haben bisher noch keine Frau gesehen. Wir haben in Doerfern mit wenigen Huetten verweilt und dort wohl jeden Mann kennengelernt, aber nie eine Frau gesehen. Wo waren sie? Stets in den winzigen Huetten ohne Licht? Ich weiss es nicht. Aber jetzt wissen wir, dass es auch in Baluchistan Frauen gibt.
    29.12. Wir wollen endlich hinein in den Luxus von Quetta - weiche Betten, warmes Wasser, Baeckereien. Darum nehmen wir einen extrem harten Radtag in Kauf - 144 km hinauf in das fast 2000 m hoch gelegene Quetta, eine Fahrt durch eine faszinierende Gebirgswueste. In der Dunkelheit erreichen wir die Stadt und bald haben wir ein wunderschoenes Zimmer - fuer zwei (Ruhe)Tage beginnt ein anderes Leben.

    Tagesetappen:
    20.12. Zahedan - Grenze - Taftan: 100,5 km
    21.12. Taftan - Nok Kundi: 131,1 km
    22.12. Nok Kundi - Yak Mach: 114,6 km
    23.12. Yak Mach - Dalbandin: 59,8 km
    24.12. Dalbandin
    25.12. Dalbandin
    26.12. Dalbandin - Padaq: 105,3 km
    27.12. Padaq - Umkehrpunkt (Polizei) - Khuchaki Cha: 23,1 km
    28.12. Khuchaki Cha - Noushki: 81,4 km
    29.12. Noushki - Quetta: 144,0 km
    30.12. Quetta (Ruhertag)
    LGr. Pablito

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    • #17
      AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

      Bericht Nr. 12:

      Multan, 8.1.2006

      Silvester haben wir in Quetta verbracht. Die Nacht brachte das, was wir uns in unseren Landen erwarten - Schneefall.
      Am Neujahrstag starten wir hinaus in eine weisse Landschaft. Es ist bitterkalt, nach zwei Stunden ist meine Getraenkeflasche gefroren. Wie es wohl meinem Insulin im Rucksack geht? Ich will es gar nicht wissen. Eine Stunde spaeter erreichen Markus und ich den Bolan-Pass und dort beginnt eine 70 km lange Abfahrt in den Fruehling, von 1800m hinunter auf 200m.
      In den naechsten Tagen wird die Temperatur in Quetta auf minus 15 absinken. Wir sind gerade noch rechtzeitig "entkommen". Der Wintereinbruch ist auch der Grund, warum wir nicht die wesenlich kuerzere Route ueber Ziarat und Loralai genommen haben. Da geht es zum Teil ohne Asphalt auf 3000 m hinauf - wir waeren im Schnee erstickt oder bestenfalls erfroren.
      Nach 170km, knapp vor der Stadt Sibi nimmt uns die Polizei in Empfang. Fuer die naechste Woche kommen wir nicht mehr von der Polizei los. Stets wollen sie, dass wir unsere Raeder auf ihre Pick-Ups aufladen und sie uns zur naechsten Polizeistation bringen, wo uns das naechste Pick-Up uebernehmen soll. Wir setzen uns aber ueberall durch, bleiben auf unseren Raedern und machen unsere Tour so, wie wir wollen. Wir koennen aber nicht verhindern, dass immer wieder Polizei auftaucht und uns manchmal sogar den ganzen Tag hinterherfaehrt. Bei jeder Pause steigen sie aus und setzen sich mit ihren Kalaschnikows schuetzend neben uns. Das beeintraechigt natuerlich unsere Freiheit, unsere Gespraeche mit den Einheimischen. Wovor wollt ihr uns schuetzen? Vor dem freundlichsten Volk der Welt?, frage ich immer wieder die Polizisten. Aber sie haben ihre Anweisungen, zudem koennen sie kaum Englisch. Sie meinen, dass sie nur so unsere Sicherheit garantieren koennen. Wir hingegen erleben die Pakistanis als wunderbares, gastfreundliches Volk. Von Feindschaft gegen die Westler ist nichts zu merken, nie ein schlechtes Wort. Es gibt nur die allgemeine Ablehnung von George Bush, aber diese kann ich durchaus mit den Pakistanis teilen. Die Pakistanis bedauern auch, dass sie in den Weltmedien in den Ruf gekommen sind, ein Terroristen-Volk zu sein und Polizei-Eskorten, wie wir sie erlebt haben, koennen einen wirklich daran glauben lassen. Unberechtigterweise! Es gibt sehr wohl Anschlaege in Pakistan. Diese richten sich aber nie gegen Touristen, sondern betreffen meist Spannungen zwischen lokalen Stammes-Armeen und der Regierung.
      Die dauernde Polizei-Praesenz hat zumindest dazu gefuehrt, dass wir maechtig Kilometer gemacht haben - wir wollten einfach weiter.
      Am 3.1. erreichten wir in Sukkur den Indus. Seitdem sind wir im Flachland unterwegs. Die Gegend ist nicht mehr so einsam wie in Baluchistan, jede Menge Doerfer und Kleinstaedte mit zum Teil beaengstigendem Verkehrschaos - die einzig wirkliche Gefahr, die wir bisher in Pakistan ausmachen konnten.
      Am 6.1. erreichten wir Bahalwapur, die erste Stadt, in die sich zumindest hin und wieder Touristen verirren. Hier gelingt es uns endlich, der Polizei klarzumachen, dass wir keine weiteren Eskorten wollen. Und sie haben es bisher auch tatsaechlich akzeptiert. Vielleicht auch deshalb, weil wir nun das von Tourisen besuchte Pakistan erreicht haben.
      Gestern legten wir ohne jegliche Begleitung die 100 km von Bahawalpur nach Multan zurueck. Eine eineinhalb Millionen-Stadt, die im Staub und im Verkehrschaos zu ersticken scheint. Kein wirklich schoener Platz zum Bleiben, aber wir brauchen ein bisschen Erholung, um die Abnuetzungerscheinungen in Grenzen zu halten. In den letzen 7 Tagen haben wir 935 km zurueckgelegt.

      Tagesetappen:
      1.1. Quetta - Sibi: 174,4 km
      2.1. Sibi - Jacobabad: 167,7 km
      3.1. Jacobabad - Sukkur: 87,9 km
      4.1. Sukkur - Sadiqabad: 170,3 km
      5.1. Sadiqabad - Khanpur: 74,9 km
      6.1. Khanpur - Bahawalpur: 156,3 km
      7.1. Bahawalpur - Multan: 103,0 km
      LGr. Pablito

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      • #18
        AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

        Jaja, da Geri bringt e wos weiter!

        Ob er es bis 8848m rauf schafft weiß i ned genau, i glaub dazu braucht er eine ordentliche Portion Glück!
        Ich drück ihm aber die Daumen!

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        • #19
          AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

          Bericht Nr. 13:

          Amritsar, 15.1.2006

          Ja, jetzt hab ich es mal bis Indien geschafft. Morgen gehts weiter Richtung
          Dehli.

          Liebe Gruesse

          Geri

          Gestern zu Mittag haben Markus und ich die pakistanisch-indische Grenze passiert - die beruehmte Wagah/Atari-border, der einzige Grenzuebergang zwischen diesen beiden riesigen Staaten. Eineinhalb Stunden spaeter waren wir in Amritsar, der heiligen Stadt der Sikh mit ihrem Goldenen Tempel.
          Die Tage von Multan bis Amritsar verliefen recht ereignislos. Wir haben die 360 km von Multan nach Lahore in 3 Tagen zurueckgelegt (10.-12.Jaenner), die Naechte haben wir in Restaurants an der Strasse verbracht. Es war eine Fahrt durch ebenes Gelaende, Gehoefte, Aecker, Wasserbueffel, einige wenige, recht aermliche Staedte mit der fuer Suedasien ueblichen Verkehrshektik. Im Gegensatz zu Baluchistan ist diese Gegend dicht besiedelt, man sieht hier dauernd Menschen, in allen Farben gekleidet - ein buntes Bild.
          Den 13. Jaenner verbrachten wir in Lahore, eine Weltstadt mit 5 Millionen Einwohnern. Lahore ist einer der wenigen Plaetze in Pakistan, wo man alte islamische Kulturgueter findet - und diese Kultur unterscheidet sich stark von der arabischen oder persischen.
          Nun liegt Pakistan hinter mir, mehr noch, drei Monate intensivster Begegnung mit der islamischen Welt liegen hinter mir - eine Begegnung, die sich meist abseits der Touristenpfade abspielte.
          Es war eine unheimlich bereichernde Zeit fuer mich, eine Zeit, die ich absolut nicht unter dem Begriff Extremsport, sondern unter dem Begriff Traumurlaub einordnen moechte. Ich bin schon viel gereist, aber nie habe ich solch durchgehende Gastfreundschaft wie in diesen fuenf Laendern erlebt. Nie ein boeses Wort gehoert, nie finanziell ueber den Tisch gezogen, keine unfairen Preise, "welcome" war wohl das haeufigste Wort, das ich zu hoeren bekam.
          Ich musste begreifen, dass Meining gemacht wird, auch meine Meinung und meine Vorurteile. Auch wenn ich mich noch so sehr fuer medienkritisch halte, ich kann der Meinungsmache nicht entkommen, und die anderen Traveller offensichtlich auch nicht. Seit Monaten ist keiner mehr mit dem Fahrrad zur Gaenze (inclusive Baluchistan und Sindh) durch Pakistan gefahren, weil es als lebensgefaehrlich gilt - das Land der Terroristen und unregierbaren Stammesfuersten. Auch ich hatte ein flaues Gefuehl in der Magengrube, als ich die Grenze vom Iran nach Pakistan ueberschritt. Die Pakistanis wissen, dass sie in der westlichen Welt als Volk der Terroristen gelten und sie wissen auch (ebenso wie ich), wie ungerecht dieses Urteil ist. Immer wieder kommen sie auf diese Ungerechtigkeit zu sprechen. Es nagt an ihnen. Und in vorauseilendem Gehorsam gegenueber dem Westen werden Reisende abseits der Touristenpfade dann noch von voellig unnoetigen Polizeieskorten begleitet, die glauben machen, dass das Land wirklich gefaehrlich sei. De facto ist Touristen in Pakistan nie etwas passiert, was man von Amerika und Europa nicht behaupten kann.
          Wild sehen sie schon aus, die Baluchen - zum Fuerchten. Doch wenn sie naeher kommen, verzieht sich ihr Mund, ein warmherziges Laecheln wird unter den wild-wallenden Baerten sichtbar, Sekunden spaeter ist man zum Tee oder zum Essen eingeladen.
          Auch der vom Westen bedrohte Iran war ganz anders, als ich ihn auf Grund der Berichterstattung erwartet hatte. Ich kenne in Wien etliche junge, moderne Iraner und ich habe mich oft gewundert, warum sie so gerne in ihr Land fahren - nicht auf Kurzbesuch bei Verwandten, sondern auf ein, zwei, drei Jahre. Warum verlassen sie die Freiheit und gehen in die Sklaverei? Das war meine Frage. Nun weiss ich, dass man in diesem modernen Land ein sehr angenehmes Leben fuehren kann (auch als Frau), dass man kaum in seiner Freiheit eingeschraenkt ist, dass man weder zur Religion noch zu irgendeiner Heirat gezwungen wird. Die Aussagen des Praesidenten stoeren nicht nur den Westen, sondern machen auch die Iraner nicht recht gluecklich. Sie identifizieren sich nicht mit seinen juengsten Ausspruechen. Es macht sie auch nachdenklich, dass ihr Praesident genau jene Aussagen liefert, die die Amerikaner und Teile des Westeuropas brauchen, um ihr Land zu diskreditieren und isolieren.
          Meine letzten Stunden und Radkilometer in der islamischen Welt. Markus und ich sitzen am Strassenrand, von einigen pakistanischen Bauern zum Tee eingeladen. Wieder bedauern die Menschen, welch negative Meinung ueber ihr Volk verbreitet wird. Zur gleichen Zeit werden am anderen Ende des Landes, an der afghanischen Grenze achtzehn Bewohner eines Dorfes, darunter Frauen und Kinder, erschossen - von einer Macht, die die Welt mit ihrer Demokratie und die Pakistanis mit den Werten der "zivilisierten Welt" begluecken will.
          Nun bin ich in einer voellig anderen Welt, auch wenn sich die Menschen und auch die Landschaft diesseits und jenseits der Grenze gleichen. Die sozialen Unterschiede sind hier in Indien viel krasser. Extem Reiche, daneben Menschen, die sich in und von Muellhalden ernaehren. Man bekommt hier alles in Indien, aber nur wenige koennen es sich auch leisten. Meinen ersten Tag in Indien habe ich stets in der Naehe des grossen Heiligtums der Sikh-Religion, dem Goldenen Tempel, verbracht und das mit Tausenden von Pilgern aus dem ganzen Land.
          LGr. Pablito

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          • #20
            AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

            Bericht Nr. 14:

            Delhi, 20.1.2006

            Knapp 500 km haben wir von Amritsar nach Delhi zurueckgelegt. Die Strasse ist gut, es ist immerhin der National Highway Nr.1, das Wetter war es nicht unbedingt – Regen und eine Menge Gegenwind. Uebernachtet haben wir in Doerfern und Kleinstaedten, in denen nie ein Tourist haelt – Phagwara, Mandi Gobindgarh, Nilokheri – und hier erlebt man, dass die Inder abseits der Touristenattraktionen ein sehr angenehmes Volk sind, hilfsbereit, immer freundlich, und viele koennen auch gut Englisch, was den Kontakt erleichtert.
            In den 80-iger Jahren war ich dreimal in Indien gewesen. Damals war das Reisen zwar auch nicht schwer gewesen, aber es war doch komplett anders als in der westlichen Welt. Das Land hat sich seither unheimlich weiter entwickelt. Man bekommt so ziemlich alles hier, westlicher Komfort ist ueberall verfuegbar, man kann ein wirklich angenehmes Leben fuehren – wenn man das noetige Kleingeld hat. Dieses scheint auch vielen Indern zur Verfuegung zu stehen. Umso krasser empfindet man heute die Elendsviertel, wo die Menschen noch immer halbnackt auf und aus Muellhalden leben. Und dieses Elend ist ueberall sichtbar, selbst in hochmodernen Shopping Malls.
            Die Grossstaedte Indiens bleiben ein Wechselbad der Gefuehle. Ich liebe sie nicht. Die sozialen Gegensaetze sind hier besonders spuerbar, und ich bin ein Teil von ihnen – auf der reichen Seite – was das Gewissen auch nicht gerade erleichtert. Hinzu kommt das dauernd herrschende Verkehrschaos mit ohrenbetaeubendem Gehupe, und auch hier bin ich ein Teil davon – diesmal allerdings auf der Seite der Schwaechsten, jener der Radfahrer. Jedes Vorwaertskommen im Rikscha-, Bus- und Wasserbueffel-Wagen-Gewirr wird zur Harakiri-Aktion – besser erst nachher denken.
            Gestern war es erst halbvier, als wir gerade noch 35 km bis Delhi hatten. Ploetzlich bildete ich mir ein, es doch noch bis in die Stadt schaffen au wollen. Keine sehr intelligente Aktion, sich bei Einbruch der Dunkelheit in die abendliche Rush-hour dieses weitgehend unbekannten Grossstadt-Molochs zu wagen, und das mit Fahrraedern. Trotzdem Markus und ich hielten durch – bis knapp einen Kilometer vor unserem Ziel, der Traveller- und Hotelszene von Pahar Ganj. Dann haben wir uns im naechtlichen Verkehrsgewirr verloren und mussten unsere eigenen Wege gehen, das heisst, jeder hat in einem anderen Hotel eingecheckt. Beide sind wir dann ins naechste Internet-Café gerast und eine Stunde spaeter haben wir uns wieder gefunden und wenigstens gemeinsam diniert.
            Heute machte ich dann wieder eine Sightseeing-Tour durch die indische Hauptstadt – etwas abgekuerzt, ich bin schliesslich schon das vierte Mal hier.
            Ich freue mich schon wieder auf die Landstrasse, wenn ich den Grassstadtlaerm hinter mir lassen aknn, auf die laendliche Atmosphaere, die einfachen Huetten, das saftige Gruen der Felder, die Wasserbueffel. Hier sind die Menschen auch arm, aber sie wissen in Wuerde zu leben, die sozialen Gegensaetze sind weniger spuerbar. Der menschliche Zusammenhalt ist spuerbar, auch fuer mich als Fremden.

            Tagesetappen ab Multan (hab ich letztes Mal vergessen):

            10.1. Multan – Chichawatni: 137,5 km
            11.1. Chichawatni – Pattoki: 133,1, km
            12.1. Pattoki – Lahore: 95,4 km
            13.1. Lahore – Ruhetag
            14.1. Lahore – pak./ind.Grenze – Amritsar: 57,7 km
            15.1. Amritsar – Ruhetag
            16.1. Amritsar – Phagwara: 107,6 km
            17.1. Phagwara – Mandi Gobindgarh: 96,6 km
            18.1. Mandi Gobindgarh – Nilokheri: 127,5 km
            19.1. Nilokheri – Delhi (Pahar Ganj): 158,7 km
            20.1. Delhi – Ruhetag

            Und wieder einige Blutzucker-Tagesmittelwerte:
            10.1. 193
            11.1. 124
            12.1. 88
            13.1. 129
            14.1. 148
            15.1. 97
            16.1. 107
            17.1. 85
            18.1. 77
            19.1. 90
            LGr. Pablito

            Kommentar


            • #21
              AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

              Zitat von pablito
              Bericht Nr. 13:

              Amritsar, 15.1.2006
              Hier ein Foto von unserem Geri:
              Angehängte Dateien
              LGr. Pablito

              Kommentar


              • #22
                AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

                he,

                laut Kirschi (Markus Kirschner = Sohn von Geri) hat Geri noch ca. 600km zu radln bis er in Kathmandu ankommt!
                Jetzt heißts halt gscheit trainieren, damit es zu keinem Problemen am Everest kommt!

                Kommentar


                • #23
                  AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

                  Bericht Nr. 15:

                  Lucknow, Uttar Pradesh, 25.1.2006

                  500 km auf einer rumpligen Landstrasse durch den bevoelkerungsreichsten
                  Bundesstaat Indien - Uttar Pradesh.

                  Liebe Gruesse aus Lucknow

                  Geri

                  Lucknow, 25.1.2006

                  Die Zeit mit Markus ist vorbei. Es war einfach super, mit ihm die 2500 km von der iraniwch/pakistanischen Grenze bis Delhi zu radeln. Auch sein Ziel ist Kathmandu, doch will er sich wesentlich mehr Zeit nehmen, dorthin zu kommen. So tranken wir am Freitag noch ein Abschiedsbier, er faehrt weiter nach Rajastan, ich nach Katmandu. Dort hoffen wir uns in den naechsten Wochen wieder zu treffen. Markus ist ein Super-Kumpel und nicht nur das Radfahren verbindet uns. Auch er liebt die Berge, hat mit dem Trisul auch schon einen Gipfelerfolg auf einem 7000er. Aus einem voellig normal verlaufenden Berufsleben ist er ausgestiegen, hat sich auf das Rad gesetzt und ist von zu Hause losgefahren - in die Welt - frei - der Traum vieler. Aber er wird auch wieder heimkehren - dann, wenn ihm danach ist. Schaut doch mal auf seiner Webseite vorbei - www.schnizl.ch.tf - er gestaltet sie uebrigens selbst, von den Internet-Cafes aus.
                  Am Samstag war ich dann wieder allein auf der Strasse. Waren die bisher durchfahrenen Laender schon nicht gerade radfahrergerecht, so uebertrifft Indien alles, obwohl es hier mehr Radfahrer als irgendwo (vielleicht ausgenommen China) gibt. Bis Delhi habe ich das auf dem gut ausgebauten Highway Nr.1 kaum gemerkt. Aber jetzt, auf diesem rumpligen, schmalen Straesschen, das sich anmasst, Highway 24 zu heissen, kriege ich das indische Verkehrschaos total ab. 20-30 mal pro Tag lande ich im Strassengraben oder im Sand neben der Strasse. Hier herrscht totale Kampflinie und es regiert das Recht des Staerkeren. Dauern muss mal alle entgegenkommenden Autos argwoehnisch beobachten, was koennte er jetzt machen. Gleichzeitig muss man das Terrain neben der Strasse im Auge behalten. Ist es geeignet, um das Rad schnell von der Strasse zu lenken, oder gibt es halbmeterhohe Stifen? Die Fahrzeuge ueberholen ohne Ruecksicht auf die Schwachen des Strassenverkehrs und dann muss man sein Rad neben die Strasse lenken, stehenbleiben, neu anfahren. Anfangs entwickelte ich richtige Aggressionen gegen die tonnenschweren Killermaschinen, irgendwann muss man sich damit abfinden, das die Verkehrsregeln hier andere sind. Die armen Inder auf ihren klapprigen, ganglosen Raedern tun es auch - ohne zu murren, wie ich es immer wieder tue. Wenn man dann einen dieser Brutalo-Truck-Lenker an einem Rastplatz trifft und mit ihm einen Tee trinkt, ist er der netteste Mensch. Er wuerde es gar nicht verstehen, wenn man ihn wegen seiner Fahrweise kritisiert - das ist Indien.
                  Bei Lucknow kam ich an einen geschlossenen Bahnschranken - und das dauert in Indien - gut eine halbe Stunde. Auf beiden Seiten des Schranken stauen sich die Fahrzeuge ueber die gesamte Strassenbreite. Wenn dieser dann aufgeht - ja, dann geht gar nichts mehr.
                  Indien hat mehr als eine Milliarde Menschen. Der Bundesstaat Uttar Pradesh, den ich jetzt durchquere, ist kleiner als Deutschland und hat fast 200 Milionen Menschen. Von Delhi bis Lucknow habe ich 500 km Landstrasse befahren, immer waren Menschen um mich. Viele Doerfer, die Strasse voll mit Menschen, Bus- und Truckgehupe, zwischendurch etwas abgehoben die Oberschicht in PKWs. Haben diese Reichen irgendeine Verbindung zu den teilweise elend lebenden Menschenmassen an der Strasse? Es scheint nicht so - sie brausen nur hupend und platzfordernd hindurch. Und alles springt zur Seite. Der Strassenverkehr spiegelt in vielen das soziale Gefuege der indischen Gesellschaft - der groesste der Teil der Bevoelkerung muss zur Seite springen, um nicht ueberrollt zu werden.
                  Seit gestern bin ich in Lucknow, der Hauptstadt von Uttar Pradesh. Den Namen der Stadt kennt wohl kaum jemand, aber sie hat fast 3 Millionen Einwohner und bietet auch einige kulturelle Highlights, dazu den Komfort der Grossstadt. Grund genug fuer mich, hier einen Ruhetag einzulegen.

                  Tagesetappen:
                  21.1. Delhi - Paikbara: 163,7 km
                  22.1. Paikbara - Tankstelle an der Strasse: 145,5 km
                  23.1. Tankstelle - Sitapur: 137,4 km
                  24.1. Sitapur - Lucknow: 93,4 km
                  25.1. Lucknow - Ruhetag
                  LGr. Pablito

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                  • #24
                    AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

                    Bericht Nr. 16:

                    Kathmandu, 2.2.2006

                    Endlich angekommen! Hier mein Bericht.

                    Liebe Gruesse

                    Geri

                    Es ist Donnerstag, halbeins, ich kaempfe mich eine letzte Kehre hinauf, vor mir liegt eine unscheinbar wirkende Anhoehe. Hinter mir fallen die Haenge hunderte Meter ab, Reisterrassen im steilsten Gelaende, einfache, braun und weiss gefaerbte Landhaeuser. In endlosen Serpentinen schlaengelt sich die Strasse den Hang herauf. Hunderte von LKWs haengen hier kilometerlang im Stau, der von den zahlreichen Polizeikontrollen geschaffen wird.
                    Der Rand des riesigen Hochtales ist erreicht – das Ende eines zweitaegigen, kraeftezehrenden Anstiegs. Monatelang habe ich von dieser Anhoehe getraeumt. Jetzt rolle ich einfach drueber, schalte in die naechst hoeheren Gaenge und geniesse die Abfahrt. Ausrollen – wenig spaeter fuellt sich die Strasse mit Menschen – die Vorstaedte. Eine Stunde spaeter werden mir die Strassen vertraut, ich kenne mich aus, brauche niemanden mehr nach dem Weg zu fragen. Ich fahre durch das halb geoeffnete Tor und bin in « meinem » Kathmandu Guest House. Ausgerollt – nach 7871 km !
                    Neun Tage sind seit meinem letzten Bericht aus Lucknow vergangen. Die Zeit erscheint mir wie eine Ewigkeit – so voll ist sie mit Erlebnissen, guten wie schlechten.
                    Donnerstag morgens bin ich aus Lucknow Richtung Faizabad los. Ich hatte immer Schwierigkeiten mit der Geringachtung menschlichen Lebens seitens der indischen Oberschicht. Als Radfahrer hat sich dieser Eindruck noch verstaerkt. Es ist nationaler Feiertag und viel Privatverkehr ist unterwegs, d.h. die Oberschiccht in ihren 4x-Gefaehrten. Ungebremst rasen sie durch zahlreichen Doerfer an der Strasse. Einer dieser Landrover kann beim Ueberholen im Ort nicht mehr bremsen, versucht es gar nicht. Eine alte Frau fliegt in hohem Bogen durch die Luft, sie ist sofort tot. Der Fahrer haelt nicht einmal an. Die kastenlosen Dorfbewohner nehmen es hin. Kaum ein Aufschrei, keine Wut. Spaeter wird man sie von der Strasse schaffen. Die Lethargie dieser Aermsten der Armen erinnert mich an die Antilopen im Sueden Afrikas. Ein Tier ihrer Herde wird von Geparden gerissen, sie schauen kurz auf, laufen einige Meter und grasen weiter. Ich will raus aus diesem Land, das ist mein erster Gedanke. Ich muss mich nicht an alle Landessitten gewoehnen. Abends lerne ich in Faizabad vier Jugendliche aus der Oberschicht kennen. Nette, hoefliche Jungs, Schueler einer Eliteschule. Stolz erzaehlen sie mir, dass sie einen sozial engagierten Lehrer haben, der mit ihnen eine Exkursion in ein Dorf gemacht hat. So konnten sie einmal mit « diesen » Menschen sprechen. Was fuer eine geteilte Gesellschaft ! Gandhi mag noch so viele Denkmaeler in diesem Land haben, er ist laengst in den Herzen der Menschen gestorben.
                    Zwischen Faizabad und Gorakpur wird der sogenannte Highway zum Schlagloch-Feld. Es gibt kein normales Vorwaertskommen mehr, ein Rumpeln von einem Loch ins naechste. Ich staune, dass mein Rad dies unbeschadet uebersteht und wundere mich, dass ein Land, das mit Atomwaffen spielt, seinen Menschen keine brauchbaren Strassen bauen kann (immerhin ist das ein Highway).
                    Am Samstag kaempfe ich mich weiter in Schlangenlinien durch und an den Schlagloechern vorbei – bis Gorakpur. Dahinter erreiche ich eine ueberraschend gut befahrbare Landstrasse. Vergnuegliches Fahren durch eine liebliche Landschaft – die Sonne scheint, kaum Verkehr, nur endlos viele Radfahrer. Man kann nebeneinander her fahren, miteinander plaudern, sofern es die Sprachkenntnisse zulassen. Ich bin auf den letzten hundert Kilometern nach Nepal. Um fuenf am Nachmittag erreiche ich die Grenze. Es ist hier jede Menge Leben, doch ausschliesslich Inder und Nepali, die hier ohne Formalitaeten verkehren duerfen. Die Grenzstationen sind so versteckt, dass ich bereits in Nepal bin, ehe ich bemerke, dass mir noch der Ausreisestempel aus Indien fehlt. Also nochmals retour, in wenigen Minuten ist alles erledigt. Ich bin endlich wieder in « meinem » Nepal, dem letzten Land meiner Reise. Ich liebe dieses Land, seine Leute, meine Stimmung ist im absoluten Hoch. Aber auch dieses Land hat derzeit massive Probleme. Der ungeliebte Koenig tyrranisiert sein Volk derzeit mit einem Ausnahmezustand – Ausgangssperre ab 20 Uhr bis 4 Uhr, unzaehlige Check-Point an den Strassen, die den Verkehr teilweise zum Erliegen bringen. Die Maoisten reagieren mit Attentaten auf Armee- und Polizeiposten und rufen, ebenso wie die anerkannten politischen Parteien zu landesweiten Streiks auf, die das Land teilweise lahmlegen. Niemand weiss, ob die Situation in einem Buergerkrieg eskalieren wird.
                    Abgesehen von den Staus und der Ausgangssperre scheint das Leben aber normal weiter zu gehen und auch ich fuehle mich hier voellig sicher.
                    Am Sonntag radle ich durch das Tiefland Nepals, das fast auf Meeresniveau liegende Terai – eine liebliche Landschaft, links (noerdlich) neben mir beginnen die Berge. Dies macht das Radeln muehsam. Die vielen Bachtaeler, die nach Sueden fliessen, fuehren dazu, dass es kaum flache Strassenstuecke gibt, nur steiles Rauf oder steiles Runter.
                    Montags verlasse ich bei Naraynghat das Terai, fahre nach Noden, hinein in die Berge. Malerische, tief eingeschnittene Schluchten, wilde Fluesse, Reisterrassen, malerische Dorfer und Gehoefte. So sehr ich das Radeln in dieser Landschaft geniesse, das dauernde Rauf-Runter zehrt an den Kraeften. Abends finde ich eine nette Unterkunft direkt am heiligen Trisuli-Fluss. Zeit, morgen einen Ruhetag einzulegen !
                    Mittwoch morgens - noch sind es 100 km bis nach Kathmandu. Doch es sind beinharte 100 km. Von 200m Seehoehe steigt die Strasse auf 85 km auf 1600 m an. Das waere noch nicht so schlimm, waere dies nicht ein dauerndes Auf und Ab. 50 m rauf, 50 m runter, 100 m rauf, 90 m runter – kaum ein Hoehengewinn. Auf dieser Strecke legt man wohl mehrere Tausend Hoehenmeter zurueck, getroestet wird man durch eine grandiose Landschaft mit tief eingeschnittenen Taelern.
                    Eine letzte spartanische Nacht habe ich im Dorf Naubise, 30 km vor Kathmandu verbracht. Heute habe ich dann diesen letzten Anstieg geschafft – mein (erstes) grosses Ziel erreicht. Mein Rad habe ich weg gesperrt - in den naechsten Tagen werde ich den Luxus von Kathmandu geniessen – schliesslich muss ich mir wieder einige der Kilos anfuttern, die ich dann am Everest vermutlich wieder verlieren werde.

                    Schoene Gruesse aus Kathmandu (2.2.2006)
                    Ich melde mich bald wieder. Auch wenn die Expedition erst Ende Maerz beginnt – ich muss ja noch die gesamte Wegstrecke bis Namche Bazar (Beginn der Expedition) per Rad (ca. 3-4 Tage) und zu Fuss (ca. 1 Woche) zuruecklegen, zudem werde ich einige Zeit in den Bergen Nepals trekken.
                    LGr. Pablito

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                    • #25
                      AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

                      Nachtrag zu Bericht Nr. 16:

                      Kathmandu, 3.2.2006

                      Gestern ist es spaet geworden am Computer und ich musste schnell machen, um
                      den Bericht noch fertig zu bringen. Ich moechte noch einiges hinzufuegen.

                      Mein "Ich will raus aus Indien" klingt sehr negativ. Nein, Indien ist ein
                      sehenswertes Land mit liebenswerten, hilfsbereiten Menschen (besonders
                      abseits der Touristenpfade). Besonders mit den Menschen der unteren
                      Mittelschicht hatte ich beste Erfahrungen. Mit ihnen kann man ein wenig
                      kommunizieren und sie helfen ohne irgendeine Gegenleistung zu erwarten. Es
                      ist einzig dieses gesellschaftliche System, das fundiert durch eine Religion
                      eine Klassen(Kasten)gesellschft hoffaehig macht - dies und die daraus
                      resultierende Verelendung der Massen kann ich nicht ertragen.

                      Tagesetappen:
                      26.1. Lucknow - Faizabad: 133,6 km
                      27.1. Faizabad - Khalilabad: 116,1 km
                      28.1. Khalilabad - Grenze zu Nepal - Bhairawa: 137,4 km
                      29.1. Bhairawa - Kawasoti: 107,8 km
                      30.1. Kawasoti - Kurintar: 78,0 km
                      31.1. Kurintar - Ruhetag
                      1.2. Kurintar - Naubise: 79,0 km
                      2.2. Naubise - Kathmandu: 29,2 km

                      15.10 - 2.2. Amman - Totes Meer - Kathmandu: 7870,8 km

                      Blutzuckermittelwerte:

                      26.1. 168
                      27.1. 99
                      28.1. 52
                      29.1. 83
                      30.1. 96
                      31.1. 144
                      1.2. 57
                      2.2. 70

                      Liebe Gruesse aus Kathmandu
                      LGr. Pablito

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                      • #26
                        AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

                        Eine österreichische Tageszeitung bringt in ihrer morgigen Ausgabe einen symapthischen Bericht über diese bewundernswerte Aktion :

                        Ein weiterer Auszug daraus :

                        "Die Ruhetage will der Mathematiklehrer nutzen,
                        um Kräfte für den riskanten Aufstieg zum Mount Eveverst zu sammeln
                        und an Gewicht zuzulegen."
                        Angehängte Dateien
                        Zuletzt geändert von Willy; 09.02.2006, 20:59.
                        TOUREN PLANEN - TOUREN (ERFOLGREICH) DURCHFÜHREN - TOUREN DOKUMENTIEREN

                        Das ist auch eine Art "Heilige Dreifaltigkeit" !

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                        • #27
                          AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

                          Danke Willy, für deinen Beitrag! Das sieht ja mein Freund Geri echt cool aus auf dem Bild.

                          Ich habe den Geri kennengelernt 1990, als wir gemeinsam auf der Schwarzenberghütte/Glocknergruppe einen Eiskurs absolviert haben!
                          Damals habe ich auch meine einzige Eiswand bezwungen die Bärenkopf-Nordwand...!
                          LGr. Pablito

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                          • #28
                            AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

                            Hallo pablito!

                            Weißt du genaueres über die Gruppe Engländer, die vor ungefähr 2 Monaten die gleiche Route wie Geri begonnen haben und nun "jagd" auf Geri Winkler machen wollen?

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                            • #29
                              AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

                              Zitat von Jaschomo
                              Hallo pablito!

                              Weißt du genaueres über die Gruppe Engländer, die vor ungefähr 2 Monaten die gleiche Route wie Geri begonnen haben und nun "jagd" auf Geri Winkler machen wollen?
                              Nein davon weiß ich rein gar nichts!

                              Aus der U-Bahnzeitung "Heute" vom 10.02.06:
                              Angehängte Dateien
                              LGr. Pablito

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                              • #30
                                AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

                                Kathmandu, 11.2.2006

                                Hatte eine wunderschoene Woche in Kathmandu - hier mein Bericht Nr. 17:

                                Zu viert in Kathmandu! Eine herrliche Woche! Ich wusste schon, warum ich die letzten Tage so in die Pedale getreten habe, um es gerade noch vor "den Meinen" nach Kathmandu zu schaffen. Am Freitag sind meine Freundin Sylvi, ihr Sohn Valentin und Heidi, unsere Freundin aus Kaernten, "zu mir" auf Besuch gekommen. Acht Tage echter Tourist in der nepalesischen Hauptstadt, feines Essen, ausschlafen, besichtigen.
                                Nach zwei Tagen loeste sich die grosse Muedigkeit - die Bergetappen der letzten Tage haben mich richtig geschlaucht - in mir auf. Wir haben die Koenigsstaedte Bhaktapur, Patan und Kathmandu angesehen, sind viel durch weniger touristische Gegenden und Strassen gebummelt, haben auch Ausfluege in laendliche Regionen gemacht. Nachdem ich schon einige Male in der Gegend gewesen bin, habe ich ein bisschen den Reisefuehrer gemacht - musste aber feststellen, dass es mir ganz schoen an Hintergrundwissen fehlt. Die Zeit haette ruhig laenger dauern koennen, aber Sylvi und Heidi mussten heute heimfliegen.
                                In der Woche habe ich maechtig aufgetankt, und das werde ich auch brauchen. Valentin wird noch in Nepal bleiben. Morgen werden wir uns mit dem Rad Richtung Jiri aufmachen, das Ende der Strasse (3-4 Tage, ca. 200km). Danach werden wir weiter ins Khumbu-Gebiet trekken - nach Namche Basar (7-8 Tage), dem Hauptort des Sherpa-Volkes, wo ich Ende Maerz mit meiner Expedition zum Everest starten werde. Zeitmaessig bin ich also nicht im Stress, werde danach Urlaub in den Bergen machen, Hauptbetonung auf Urlaub, und mich langsam auf die Expedition vorbereiten.
                                Ich will weiter aktuell bleiben, weiss aber noch nicht, wann und wo ich das naechste Mal Zugang zum Internet habe. Ich werde mein Bestes tun.

                                Liebe Gruesse

                                Geri
                                LGr. Pablito

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