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Regelwerk für die Benutzung des Forums Gipfeltreffen

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Änderungen von Beiträgen werden - soweit irgend möglich – unter Angabe des Änderungsgrundes gekennzeichnet. Eingriffe, die den Sinn eines Beitrags verändern, werden nicht vorgenommen. Für die geänderten Teile eines Beitrags haftet der ursprüngliche Ersteller nicht.

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11) Regelwidriges Verhalten

User/-innen, die sich regelwidrig verhalten, werden per PN verwarnt und/oder gesperrt. Art und Dauer der Maßnahme richten sich nach der Schwere und der Häufigkeit der Regelübertretung/en. Die betroffenen User/-innen werden darüber per Mail informiert. Ein Posten unter einer anderen Registrierung in der Zeit der Accountsperre ist verboten und zieht automatisch eine Verlängerung der Sperre nach sich.

Wer gegen geltendes Recht verstößt, wird im Ernstfall von uns zur Anzeige gebracht.

12) Information

Die Forumsbetreiber behalten sich das Recht vor,
- alle registrierten User/-innen in unregelmäßigen Abständen über Themen rund um das Bergsteigen, alpiner Sicherheit, Risikomanagement und Weiterbildung per Mail zu informieren und
- dieses Regelwerk jederzeit abzuändern.

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Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

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neue Beiträge

  • #31
    AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

    Ich hab nun endlich den Link zur "Gegenveranstaltung" gefunden.
    Insgesamt 14 Briten machen jagd auf Geri.

    Infos: http://www.everestmax.com/


    Danke an das Alpinum-Forum!

    Kommentar


    • #32
      AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

      Hallo Jaschomo,

      hast schon für diese Expediton gespendet - wenn nicht schau mal da rein:

      http://www.everestmax.com/supportus.htm
      LGr. Pablito

      Kommentar


      • #33
        AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

        Zitat von pablito
        hast schon für diese Expediton gespendet
        Nein, hab ich noch nicht!

        Kommentar


        • #34
          AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

          Hier der Bericht Nr. 18:

          Kathmandu, 16.2.2006

          Hier der letzte Bericht meiner Radtour. Nun gehts ans Trekken. Ich weiss
          noch nicht, wann ich mich wieder melden kann.

          Liebe Gruesse

          Geri

          Kathmandu, 16.2.2006

          In meinem vorletzten Bericht habe ich geschrieben: Ausgerollt - nach 7871 km! Das war emotional richtig, denn Kathmandu war waehrend fast vier Monaten mein grosses Ziel gewesen. Aber ganz richtig war es nicht. Da fehlten noch die knapp 200 km nach Jiri, wo die Strasse endet und der Fussweg ueber die Berge bis ins Everest-Gebiet beginnt.
          Am Sonntag, den 12.2. machte ich mich auf, der letzte Teil meiner Radtour. Valentin begleitete mich an diesem Tag. Es war eine gemuetliche Fahrt durch eine grossartige Terrassenlandschaft mit einer gewalten Abfahrt von 1600m hinunter auf 700m (Dhulikel nach Dholghat), dann wieder leicht aufwaerts bis Khadichaur, einem Strassendorf, das vorwiegend als Bus-Stop dient. Wir finden eine einfache Unterkunft.
          In Khadichaur an der Strasse nach Tibet zweigt die beruehmte Bergstrasse nach Jiri ab, der schwerste Teil meiner 8000km langen Radtour. Valentin kehrt nach Kathmandu zurueck, denn sein geliehenes Rad ist nicht gemacht fuer derartige Anstiege. Eine eindrucksvolle, einspurige Bergstrasse mit extrem loechrigen Asphalt. Es geht zuerst 33 km stetig hinauf mit durchschnittlich 6,2% Steigung, von 750m hinauf auf 2700m. Dort oben ist es schon richtig kalt, aber mir ist ganz schoen heiss. Da hab ich nicht wenig das Rad geschoben - nach fast 8 Stunden erreiche ich den hoechsten Punkt. Die letzten 23 km nach Charikot sind fast durchgehende Abfahrt, jetzt laesst sich die steile Terrasenlandschft mit den idyllischen Doerfern und den freundlichen Menschen so richtig geniessen. Knapp vor der Dunkelheit erreiche ich nach 54 km (Stundenmittel 7,2 km/h!!) Charikot, ein Dorf in 2000m Hoehe mit einigen einfachen Unterkuenften.
          Ich bin gewarnt. Heute erwartet mich in etwa das Gleiche wie gestern. Der Tag beginnt mit einer faszinierenden Abfahrt nach Tamba Khosi, das tief unten im Tal- oder besser Schluchtgrund auf 900m liegt. Dann beginnt ein 26 km langer Anstieg hinauf auf 2600m (durchschnittlich 7%). Ich brauche es kaum zu erwaehnen, dass ich das Rad mehr geschoben als gefahren habe. 13 km vor Jiri bin ich ziemlich platt, doch dann komme ich um eine Kurve, sehe ein paar Huetten und die Passhoehe. Die letzten 13 km meiner 8000km-Tour sind eine vergnuegliche Abfahrt, vorbei an lieblichen Siedlungen (mit aggressiven Hunden, die auf die Jagd auf Radfahrer spezialisiert zu sein scheinen), steile Terrassen-Kulturen, bluehender Rhododendron. Am 14.2. um 16.40 Uhr rolle ich nun wirklich aus - in Jiri nach 8068 km.
          Nun ist die Radtour wirklich zu Ende. Oft bin ich in den Medien als Extremsportler bezeichnet worden. Das bin ich mit Sicherheit nicht, und diese Radtour hatte nichts mit Extremsport zu tun. Ich habe und hatte auch nicht vor, irgendwelche Weltrekorde aufzustellen. Ich habe mir ein (mich) faszinierendes Ziel gesetzt, und ich werde versuchen, es zu realisieren. Ich will einfach diesen Traum leben, egal wie viele andere es auch oder besser machen. Andere machen solche Radtouren auch, wenn es auch nicht viele sind. Viel mehr koennten es tun, wenn sie bereit waeren, sich auf die Ungewissheiten und Unsicherheiten einer solchen Reise einzulassen. Es war eine wunderbare Genusstour eines Hobbysportlers, ein tolles Abenteuer in der Begegnung mit vielfaeltigen Volksgruppen, faszinierender Natur und Kultur und teils extrem einfachen Lebensverhaeltnissen. Zufaellig bin ich Diabetiker. Ich habe eine Menge Erfahrungen gesammelt, wie man mit seinem Diabetes unter solchen Lebensbedingungen umgeht. Ich werde spaeter diese Erfahrungen niederschreiben, vielleicht sind manche auch fuer andere Diabetiker hilfreich. Mit Sicherheit hatte ich noch nie so gute Blutzuckerwerte wie in diesen vier Monaten – das liegt wohl auch an der konstanten sportlichen Betaetigung.
          Eines war allerdings doch sensationell an dieser Tour – mein Rad. Nur zweimal musste ich den Schlauch meines Hinterrades kleben, einmal den Schlauch wechseln, sonst NICHTS! Ich habe noch nie einen Langzeit-Radfahrer getroffen, der so wenige Probleme mit seinem Rad hatte. Hier mein Dank an Wolfgang Fuchs aus Mank (Niederosterreich). Er das Rad fuer meine Tour ausgewaehlt, in langen Gespraechen speziell an meine Beduerfnisse angepasst, und zudem mir alle Komponenten erklaert. Wer eine groessere Radtour ins Auge fast und kein Fachmann ist, koennte daran denken, den Umweg ueber Mank zu wagen. Das war wirklich eine grossartige Betreuung, und sie hat mir viel Stress erspart.
          In Jiri (Seehoehe: 1950m) gibt es eine Menge Lodges, doch neben mir nur einen zweiten Touristen. Die Menschen sind verzweifelt, war doch lange der Tourismus hier die Haupteinnahmequelle. Die zahlreichen Medienberichte, die Nepal als gefaehrliches Reiseland darstellen auf Grund des Konflikts Koenig - entmachtete 7- Parteien-Koalition - Maoisten halten die Touristen ab, die 65% der Einnahmen Nepals ausmachen. Ich habe mich trotz Kenntnis der politischen Spannungen noch nie unsicher in Nepal gefuehlt. Einmal mehr die Erkenntnis, dass Medienberichte grossen Einfluss auf die Aengste der Menschen haben, die bei genauerer Betrachtung unbegruendet sind (vgl. meine Berichte ueber Tuerkisch-Kurdistan, Iran, Pakistan).
          Gestern bin ich mit dem Bus nach Kathmandu zurueckgekehrt. Der Bus hat 10 Stunden fuer die knapp 200km gebraucht, obwohl er volles Rohr gefahren ist. Hier habe ich nun mein Rad zerlegt und verpackt, Valentin wird es auf seinem Heimflug mitnehmen. Morgen brechen wir gemeinsam mit dem Bus wieder nach Jiri auf, um den Fussweg von Jiri nach Namche Basar, wo die Expedition beginnen wird, zurueckzulegen. Es soll eine wunderschoenige, gut einwoechige Wanderung sein. Valentin wird mich einen grossen Teil des Weges begleiten, ehe er sich vom kleinen Flughafen Lukla in den Bergen auf den Heimflug nach Oesterreich machen muss.

          Tagesetappen:
          12.2. Kathmandu - Khadichaur: 82,6, km
          13.2. Khadichaur - Charikot: 56,0 km
          14.2. Charikot - Jiri: 59,0 km
          LGr. Pablito

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          • #35
            AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

            Bericht über Kisan vom Fr. 17.03.06:

            Hallo,

            hier eine kleine Geschichte ueber einen jungen Nepali

            Liebe Gruesse

            Geri

            Es existiert so etwas wie Verbundenheit, wenn man sich tagelang auf demselben Weg befindet, sich immer wieder begegnet, innehaelt, ein wenig plaudert. Das ist so bei uns in den Alpen, und das ist auch hier in Nepal so. In Nuntala, am Ende des vierten Trekking-Tages, habe ich Kisan zum ersten Mal getroffen. Ich habe ihn fuer einen Lodge-Besitzer oder den Dorflehrer oder einfach fuer den Sohn aus einer wohlhabenden Familie des Ortes gehalten. Seine offene Art, sein freundliches und doch selbstbewusstes Auftreten, sein perfektes Englisch, all dies liess mich ihn der gebildeten Oberschicht zuordnen. Aber da lag ich voellig falsch.
            Kisan lebt nicht in Nuntala, er ist wie ich auf dem Weg. Und wie er auf dem Weg ist! Seit Tagen schwanken meine Gefuehle zwischen Bewunderung und Bedauern, wenn ich sie sehe – die Helden des (Fuss-)Highways von Jiri nach Namche Bazar. Ich spreche von den Traegern, die in geflochtenen Koerben riesige Lasten ueber holprige Wege transportieren. Sie versorgen die Doerfer entlang der Route mit allen lebensnotwendigen und auch weniger notwendigen Guetern. Und sie sind selbstaendige Unternehmer. Je mehr sie auf ihren Ruecken, oder besser gesagt auf ihre Stirn laden, desto mehr verdienen sie. Die Koerbe liegen auf dem Ruecken auf und werden mittels eines Bandes, das mit der Stirn gehalten wird, getragen.
            Unmengen von Traegern kaempfen sich ueber die steilen Fusswege, unter ihnen auch Frauen und 12-13-jaehrige Kinder. Oft bilden sie Gruppen, die ueber die gesamte Strecke oder gleich fuer mehrere Jahre zusammenbleiben und sich gegenseitig unterstuetzen. Wie Bergsteiger in grossen Hoehen kommen sie sehr langsam, aber stetig voran. (Etwa) Hundert Schritte, dann eine Rast im Stehen. Alle Traeger fuehren einen T-foermigen Stock mit sich. Beim Gehen im teils schwierigen Gelaende hilft er ihnen, das Gleichgewicht zu halten, beim Rasten klemmen sie ihn unter den Korb und koennen so entlastet im Stehen Pause machen. Bei allen Lodges und Teehaeusern gibt es kleine Mauern, wo die Koerbe in 70-80 cm Hoehe abgestellt werden koennen. Vom Boden wuerde man diese Lasten wohl kaum in die Hoehe bringen.
            Kisan lebt im kleinen Dorf Chitre, kaum eine Stunde zu Fuss von Jiri entfernt. Mit seinen 21 Jahren ist er schon verheiratet und stolzer Vater einer 16 Monate alten Tochter. Seit Jahren versorgen er und seine Freunde die Menschen der Solu Khumbu-Region mit Lebensmitteln, Kleidung, Schuhen und sogar HiFi-Geraeten. Am liebsten tragen sie ihre Lasten bis hinauf nach Namche Bazar, denn dann koennen sie pro Kilogramm den groessten Gewinn machen. Zehn Tage benoetigen sie fuer diese Strecke, fuer die ich als Trekker mit 20 kg Gepaeck 6 Tage brauche. Die Ausruestung der Traeger ist extrem duerftig. Zum einen wird reduziert, da alles getragen warden muss, zum anderen koennen sich diese Menschen keine bessere Ausruestung leisten. Alle bewaeltigen sie die schwierigen Wege in falschen Converse-Schuhen ohne Sohlen-Profil, manche muessen sich sogar mit Flip-Flop begnuegen. Wenn es moeglich ist, versuchen Kisan und seine Freunde Namche Bazar stets am Freitag zu erreichen. Denn dann koennen sie am woechentlichen Samstagsmarkt ihre Waren selbst verkaufen. Das bringt bis zu 100 Rupien pro Kilogramm an Gewinn (1 Euro = 85 Rupien). Fuer jene Waren, die sie am Markttag nicht verkaufen koennen, haben sie ein kleines Lager in Namche angelegt.
            Gut ausgeschlafen schlendere ich zu Namches Samstagsmarkt. Da stehen sie schon, Kisan und seine Freunde, bieten ihre Waren feil, lachen, plaudern, feilschen. Diesmal hat Kisan 95 Kilogramm in das 3450 Meter hoch gelegene Namche Bazar hinauf geschleppt. Dennoch ist er nur wenige Stunden nach mir dort oben angekommen – getragen wird von den ersten Sonnenstrahlen bis zur Dunkelheit. Wenn alles optimal laeuft, koennte er so 9500 Rupien (ca. 110 Euro) Gewinn machen. Aber Gewinn ist nicht gleich Gewinn. Schliesslich muss er waehrend seiner Zwei Wochen-Tour (in drei Tagen laeuft er ohne Gepaeck nach Jiri zurueck) auch seinen Lebensunterhalt bestreiten. 350 Rupien pro Tag, wenn er diszipliniert lebt; aber manchmal hauen die Jungs gehoerig auf den Putz und dann sind gleich mal 600-700 Rupien weg (zum Vergleich: ich habe waehrend meines Trekkings gut 1000 Rupien pro Tag verbraucht, dabei aber auch eher auf den Putz gehauen).
            Wenn Kisan seine Waren gut in Namche Bazar anbringt und diszipliniert lebt, dann kann er nach zwei Wochen mit 4500 Rupien (ca. 53 Euro) heimkehren. Das ist viel Geld fuer einen Nepali in so kurzer Zeit und 10-12 solcher Touren kann er pro Jahr machen.
            “Diesmal laufe ich nicht nach Jiri zurueck”, erklaert er mir und seine Augen leuchten auf. In Lukla wird er auf eine deutsche Trekking-Gruppe warten, fuer die er als Traeger arbeiten wird. “Das ist gutes Geld und leichte Arbeit.” 500 Rupien erhaelt er pro Tag, sogar 900, wenn er fuer sein Essen und Schlafen selbst aufkommen muss - mehr Geld als er bei seiner ueblichen Traeger-Arbeit verdienen wuerde. Zudem sind die Lasten fuer Traeger von Trekking-Gruppen auf 20-30 kg limitiert. Da fliegt man ja foermlich ueber die Wege. Nur die Kaelte, die wird Kisan zu schaffen machen. Er wird keine andere Ausruestung haben als jene, mit der er nach Namche aufgestiegen ist – kein Schlafsack, keine Decke, keine warme Bekleidung, kein solides Schuhwerk. Und mit Trekking-Gruppen muss er doch in Hoehen von ueber 5000 Metern aufsteigen. Trotzdem sieht Kisan seine Arbeit mit Touristen als absoluten Traumjob an – ein- bis zweimal pro Jahr kann er diesen Gluecksfall geniessen.
            Kisan hat nur wenige Jahre die Grundschule besucht. Sein wirklich erstaunliches Englisch hat er ausschliesslich durch seine Arbeit mit Touristen erlernt. Schreiben kann er Englisch allerdings nicht. Gerne wuerde er als Trekking-Guide fix fuer eine Agentur arbeiten, aber dafuer benoetigt man nun auch schon in Nepal eine Lizenz. Auch ein halbjaehriges College in Kathmandu wuerde er gerne besuchen. Aber das kostet 18000 Rupien, mit Lebenshaltungskosten in der Hauptstadt ist er schnell bei 50000 Rupien (ca. 600 Euro) angelangt, ohne etwas in dieser Zeit zu verdienen. Solche Traeume muss er als junger Vater wohl weit, weit wegschieben. Seiner Froehlichkeit scheint dies aber keinen Abbruch zu tun. Am Ende des Markttages verstaut er seine Waren im Lager, lachend laufen er und seine Freunde hinunter nach Lukla. Ein neuer Tag – ein neues Glueck!
            LGr. Pablito

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            • #36
              AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

              Hallo Pablito,
              ich muss es jetzt endlich loswerden - bin gespannter Mitleser Deiner Postings von Geri und wünsche ihm nur das beste. Schön, dass wir von Dir auf dem Laufenden gehalten werden.
              Kann manchmal das nächste Lebenszeichen kaum erwarten
              Zuletzt geändert von swe68; 19.03.2006, 13:33.
              -------

              viele Grüße
              Stephanie

              http://www.werner-fotos.net
              (letztes Update: 11.06)

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              • #37
                AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

                Bericht Nr. 20:

                Hallo,

                hier ist mein letzter Bericht VOR der Expedition. Ich freue mich schon auf
                die naechsten Tage, wenn ich mein Team kennenlernen werde.

                Liebe Gruesse

                Geri

                Langsam wird es ernst. Aufbruch der Gruppe nach Namche Bazar/Syangboche am 29. Maerz. Ja, ich spuere schon ein bisschen die Aufregung aus der Magengrube hoch kriechen. Es ist wohl vor allem die Spannung – wer und wie sind die Menschen, mit denen ich die naechsten zweieinhalb Monate verbringen werde. Die Aktivitaeten innerhalb der Expedition werden waehrend der naechsten drei Wochen kaum Anlass fuer Aufregung geben. Da geht noch alles extrem gemuetlich zu.
                Vermutlich ist dieser letzte Bericht vor der Expedition der geeignete Platz, einmal zu erklaeren, wie so eine 8000er-Expedition ablaeuft. Allen, die noch nicht duenne Hoehenluft geschnuppert haben, wird wohl das Verstaendnis dafuer fehlen, dass wir mehr als zwei Monate fuer diesen Berg benoetigen, und uns womoeglich dann noch fuer dieses Schneckentempo als “Helden” feiern lassen.
                Nun, wie laeft das Ganze ab:
                Ende Maerz startet die Expedition in Namche Bazar, dem Hauptort des Sherpa-Volkes, auf 3440 Meter Seehoehe. 11-13 Tage warden wir benoetigen, um in das 5250 Meter hoch gelegene Everest-Basislager zu gelangen. Das ist etwa die doppelte Zeit, die durchschnittliche, oft wenig trainierte Trekker fuer diese Strecke benoetigen. Wenn wir uns mal im Basislager eingerichtet haben, bleiben wir dort fast nichtstuend 5-7 Tage, ehe wir uns an den Berg heranwagen. Das hoert sich ziemlich nach einem Ausflug eines Pensionistenheims an.
                Warum benoetigen wir doppelt so lange wie durchschnittliche Trekker? Der Trekker schlaeft 1-2 Naechte ueber 5000m (meist in Gorak Shep auf 5100m), besteigt den Kala Pattar (5545m), besucht vielleicht in einem Tagesausflug von Gorak Shep das Basislager. Das heisst, die Trekker muessen nicht auf 5250m und hoeher mehrere Wochen leben, und das macht den grossen Unterschied. Auch die Trekker muessen sich an Hoehen von ueber 5000m anpassen (man koennte Namche – Gorak Shep in 2-3 Tagen machen), aber die Anpassung muss nicht so behutsam sein, dass man dann etliche Wochen in grossen Hoehen verbringen kann.

                Angeblich wuerde es kein Mensch ueberleben, sollte er versuchen, auf Basislger-Hoehe dauerhaft zu wohnen. Nun, diese gemuetliche und langsame Wanderung durch das Sherpa-Gebiet wird sicher genuss- und abwechslungsreich. Wir werden in den Doerfern der Sherpa leben (Sherpa ist der Name des Volkes, das in der Everest-Region lebt), wir werden buddhistische Kloester besuchen und die grossartige Bergwelt geniessen.

                Die anschliessende etwa einwoechige Ruhezeit im Basislager werden wir aktiv verbringen, mit Wanderungen, mit Vorbereitungen fuer den Aufstieg – Rumhaengen foerdert nicht wirklich die Anpassung.
                Wir werden auf der Route der Erstbesteiger (Edmund Hillary und Tenzing Norgay) aufsteigen. Diese hatten 10 Lager am Berg (Basislager + Lager I-IX). Wir werden nur fuenf Lager am Berg errichten – das Basislager (5250m), das Lager I (5900m), das Lager II (6500m), das Lager III (7300m) und das Lager IV (7900m). Niemand darf sich vorstellen, dass an den Lagerplaetzen irgendwelche Infrastruktur wie Huetten, etc. existieren. Die Lagerplaetze sind einfach guenstige Plaetze, wo man seine Zelte aufstellen kann.
                Dem knapp zweiwoechigen Marsch ins Basislager und der folgenden Ruhewoche im Basislager folgt der erste Aufstieg am Berg. Wir wollen zwei Naechte in Lager I und zwei bis drei in Lager II verbringen. Danach geht es wieder zurueck ins Basislager – etwa eine Woche Pause.

                Danach kommt der zweite Aufstieg am Berg. Diesmal soll auch zumindest eine Nacht in Lager III verbracht werden. Nun sind wir bereits auf 7300m und es sind nur noch 1500m zum Gipfel, aber das hilft alles nichts – wieder zurueck ins Basislager. Und nicht nur das! Unsere Expedition wird nun, und das macht NUR unsere Expedition, bis in das Sherpa-Dorf Deboche in 3700m Hoehe absteigen – dort wo es bereits Vegetation gibt, wo man ”dicke” Luft atmen kann und wo man auch ein Bier trinken kann. Einige Tage relaxen, dann Rueckkehr ins Basislager – Gesamtdauer des Ausflugs “in die Tiefe” etwa 8 Tage.
                Und dann heist es auf einen guenstigen Wetterbericht warten – der Everest ist nur an wenigen Tagen im Jahr (nach dem Nachlassen der Jetstreams irgendwann im Mai und vor dem Eintreffen des Monsuns (Ende Mai/Anfang Juni) besteigbar. Sobald die Meteorologen gruenes Licht geben, wollen wir in 8-10 Tagen (Idealfall) vom Basislager zum Gipfel und zurueck. Im Notfall koennen wir einige Tage in Lager II warten. Weiter oben ist ein solches Warten fuer den Koerper unmoeglich, ohne dass dieser voellig kraftlos wird. Oberhalb von Lager III wollen wir unsere Atmung mit kuenstlichen Sauerstoff unterstuetzen. Die wirklich guten Bergsteiger (ca. 40 Sherpa und 40 Bergsteiger aus dem Rest der Welt) haben den Everest schon ohne Zuhilfenahme von kuenstlichen Sauerstoff geschafft (erstmals 1978 Reinhold Messner und Peter Habeler). Mit diesen Spitzenleuten wage ich mich allerdings nicht zu vergleichen.

                Die Rueckkehr vom Basislger nach Kathmandu dauert im allgemeinen weniger als eine Woche.

                Nun, wie wird es mit meinen Berichten weitergehen? Ich selbst kann zwar Emails schreiben, aber keine Bilder versenden. Die Expedition selbst wird allerdings taeglich selbst einen Bericht in englischer Sprache samt Bildern ins Netz stellen. Diese bebilderten Berichte sind in den CURRENT CYBERCASTS auf http://www.alpineascents.com zu finden. Ich werde nach Moeglichkeit weiters woechentlich einen Bericht in deutscher Sprache versenden, der dann auf jenen Webseiten erscheinen wird, auf denen auch bisher meine Berichte erschienen sind.

                Ich werde waehrend der Expedition per Email erreichbar sein, allerdings nicht ueber meine beiden normalen Email-Adressen. Wer mir mailen will, muss [email protected] anmailen und in der Betreff-Zeile “For Everest: Geri Winkler” vermerken. Die Email muss in Plain Text verfasst sein und darf keine Dateianhaenge (Attachments) enthalten, die uebertragbare Datenmenge ist noch immer recht beschraenkt. Ich bitte um Verstaendnis, dass ich Email kaum beantworten werde koennen. Die kurze Zeit, die jeder einzelne von uns Zugang zum Computer haben wird, muss ich wohl nutzen, um meine deutschsprachigen Berichte zu verfassen.

                Wenn man laengere Zeit nichts von uns hoert, heists das nicht, dass etwas schief laeuft. Die meisten Ursachen fuer eine fehlende Verbindung zur Aussenwelt sind technischer Art und haben nichts mit irgendwelchen Gefahren am Berg zu tun.

                Ja, das waere es mal fues Erste. Die naechsten Berichte sind dann schon auf der Expeditionsseite abrufbar – ca. ab 29. Maerz.

                Hinweis fuer besonders Berginteressierte: das aktuelle Geschehen am Everest (Berichte ueber alle Expeditionen) wird ausfuehrlich auf der Seite http://www.everestnews.com dokumentiert.
                LGr. Pablito

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                • #38
                  AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

                  Also wenn ich richtig lese, dann war Geri Winkler oben :

                  May 20 8:50 am Everyone is on the Top!!!

                  May 20 – 8:50 am

                  And the second group arrives at the summit!!!
                  Now standing on the top are Lakpa, Vern, Jacques, Geri, Suzanne, Tsering, Mingma, and Fura Kancha. The weather is still excellent.
                  Both Dave and Lakpa say this is about the best they have ever had.
                  Both were taking pictures and talking on the radio with bare hands – No gloves !
                  And it is looking like the good conditions will continue for their descent to the South Col.
                  Here at base camp we are having a visit from the Indian Border Security Force team, whose members summited earlier this morning.
                  So we are all celebrating together. Now the job is for everyone to get down safe.
                  We will continue to monitor their progress down the mountain until they arrive safe back at the South Col.


                  Ich hebe nochmals aus dem Text heraus : No gloves !

                  http://www.alpineascents.com/everest-cybercast.asp

                  Obwohl es wieder Tote - Sherpas beim "Wegebau" - gegeben hat, war heuer offenbar ein sehr gutes Everest-Jahr !

                  Nochmals : Both Dave and Lakpa say this is about the best they have ever had.
                  Zuletzt geändert von Willy; 21.05.2006, 22:04.
                  TOUREN PLANEN - TOUREN (ERFOLGREICH) DURCHFÜHREN - TOUREN DOKUMENTIEREN

                  Das ist auch eine Art "Heilige Dreifaltigkeit" !

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                  • #39
                    AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

                    Mein Freund Geri Winkler hat sein Traumziel erreicht!
                    Scan10058_Größenveränderung.JPG
                    LGr. Pablito

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                    • #40
                      AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

                      Bericht Nr. 25:

                      Es ist der 29. Mai und ich habe es mit (Wetter)Hindernissen geschafft, wieder nach Kathmandu zu kommen. Die Menschen scheinen hier alle gluecklich und voller Hoffnung. Waehrend wir in den Bergen waren, musste der diktarorisch regierende Koenig nach wochenlangen Protesten einer geeinten Bevoelkerung seine Macht abgeben, eine allgemein akzeptierte Uebergangsregierung bereitet Parlamentswahlen vor. Das Land hat erstmals seit Jahren Frieden.

                      Fast drei Wochen hatte ich keine Moeglichkeit, Berichte zu schreiben. Ich hoffe aber doch, dass die englischsprachigen, fast taeglichen Berichte von Alpine Ascents entschaedigt haben.

                      Am 11.5. haben wir unseren "Urlaubsort" Deboche verlassen und sind in 3 Tagen wieder ins Basislager aufgestiegen. Eigentlich wollten wir hier einige Tage bleiben, doch die Wetterprognose zwang uns zu anderem. Es soll nur bis 20.5. schoen bleiben und dann fuer etliche Tage stark schneien. Das heisst, spaetestens am 15.5. in hoehere Regionen aufbrechen.

                      Am Montag, den 15.5. steigen wir in den fruehen Morgenstunden ein letztes Mal in de3n Eisfall ein. Unser Ziel ist nicht das lawinengefaehrdete Lager I, sondern gleich Lager II. Zwei Lawinen gehen unweit von uns ab, eine macht uns zu Schneemaennern. Mehr passiert nicht. Nach knapp 11 Stunden erreichen wir das komfortable Lager II, einen Ruhetag haben wir uns verdient. Dieses Lager, das im sonnenausgesetzten Western Cwm liegt, kann unheimlich heiss werden - am Ruhetag messen wir 40 Grad im Zelt - kaum auszuhalten.

                      Am 17.5. werden die ersten Gipfelerfolge auch von der Suedseite vermeldet. Wir steigen durch den steilen Teil der Lhotse-Wand zu bereits bekanntem Lager 3 in 7300m auf. Doch diesmal steht uns kein schlechter Schlaf ins Haus. Wir atmen beim Schlaf 0,5 l/min Sauerstoff, und das macht den grossen Unterschied.

                      Am naechsten Tag steigen wir weiter durch die steile Wand. Oberhalb des Gelben Bandes (7600m) wird die Lhotse=Wand dann flacher, ueber den Genfer Sporn erreichen wir nach gut 6 Stunden den beruehmten Suedsattel in 7930m Hoehe. Starker Wind, Flucht ins Zelt, einrichten fuer 30 Stunden auf diesem trostlosen Platz - oder doch viel weniger??

                      Ich bin mit Vern im Zelt - wir trinken und essen Nudelsuppe, die Blutzuckerwerte sind optimal.Die Bergsteiger-Prominenz wird etwas nervoes. Alle Wettervorhersagen geben an, dass nur noch in dieser Nacht der Gipfel moeglich ist, dann kommt starker Wind und Schneefall fuer mehrere Tage. Und heute ist der Wind auch schon bei 75 km/h!! Es hilft nichts, wir muessen um 23 Uhr raus in die stuermische Wirklichkeit und beginnen uns, das eisige Triangular Face hinaufzuarbeiten - und das nur nach wenigen Stunden Ruhe nach dem anstrengenden Aufstieg zum Suedsattel. Der spaete Aufbruch laesst uns nur 13 Stunden Zeit, um den Gipfel zu erreichen, 12 Uhr ist absolute Umkehrzeit, um noch vor der Dunkelheit das Zelt zu erreichen. Nach 2 Stunden ist unser erster Gipfelversuch zu Ende, bei kaum Sicht versuchen wir unser Lager zu erreichen. Erinnerungen an die Tragoedie von 1996 werden wach, ich kann nun verstehen, wie man den Suedsattel erreichen kann, ohne je sein Zelt zu finden. Es hat Kraft gekostet, aber jetzt heisst es erholen bis zum naechsten Abend und hoffen, dass dann kein Sturm blaest.

                      Der naechste Tag ist wunderschoen und windstill und er bleibt es bis zum Abend. Um 20 Uhr brechen wir auf, erreichen nach 2 Stunden steileres Gelaende mit Fixseilen und steigen bestaendig weiter, erreichen um 1.30 Uhr den Balcony, eine flache Stelle in 8430m, gut zum Rasten. Waehrend des steilen Anstiegs hinauf zum Suedgipfel wird es Tag, herrliche Ausblicke auf die Berggiganten Lhotse, Makalu und das tibetische Hochplateau. Um 6.30 ist der zweithoechste Gipfel der Welt (8751m) erreicht. Nochmals eine laengere Pause.

                      Um 7 Uhr errerichen Dave, Ali, Chris, Chewang und Thapke den Gipfel. Fuer den Rest der Truppe dauert der ausgesetzte Gipfelgrat mit dem beruehmten (aber wenig Furcht einfloessenden) Hillary-Step noch fast 2 Stunden - knapp vor 9 Uhr stehen wir auf dem Dach der Welt in 8850m Hoehe. Ich spuere auch in dieser sauerstoffarmen Welt, was mir hier gelungen ist und ich bin ziemlich bewegt. Dennoch weiss ich, dass noch ein gefaehrlicher Abstieg vor mir liegt und Sicherheit erst im Basislager gegeben ist. Es werden beinharte 2 Tage des Abstiegs und erst unten faellt die Riesenlast ab.

                      Vom 24.-26.Mai wandern Suzanne, Chris und ich nach Lukla (die anderen chartern einen Helikopter, Dave versucht den Lhotse solo). Das wandern ist nun mit zerschundenen Fuessen kein Vergnuegen mehr, wir wollen nur noch heim. Nach wetterbedingtem Festsitzen in Lukla haben wir nun endlich den Luxus von Kathmandu errreicht. Allerdings ist unser Gepaeck in Lukla haengengeblieben. Die Sehnsucht nach der Heimat wird nun immer groesser, fast 8 Monate bin ich nun unterwegs.

                      In Kathmandu habe ich gelesen, dass ich als der erste Diabetiker am Everest gefeiert werde. Das ist zwar dem Buchstaben nach richtig, aber Bergsteigen soll kein Wettlauf sein. Nachdem es Jahrzehnte unmoeglich schien, dass ein Diabetiker den Everest erreichen kann, haben nun fast gleichzeitig zwei Diabetiker den Gipfel erreicht - der Amerikaner Will Cross am 23.5. Er hat auch noch eine Menge anderer Abenteuer bestanden (www.peaksandpoles.com). Ich glaube, man kann sagen, dass WIR (beide) einiges an neuen Akzenten fuer das Diabetikerleben aufgezeigt haben.

                      Bis bald in der Heimat

                      Geri Winkler
                      LGr. Pablito

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                      • #41
                        AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

                        Hier eine Zusammenfassung des unmittelbaren Gipfelanstieges auf den Everest von GERI WINKLER, die ich heute per Mail erhalten habe:

                        Hallo,

                        hier ist mein Bericht von den entscheidenden Tagen am Everest.
                        Liebe Grüße

                        Geri

                        DER AUFSTIEG AUF DAS DACH DER WELT:
                        Teil I:
                        15. Mai, 4 Uhr morgens – noch liegen Dunkelheit und eisige Kälte über dem Basislager des Mount Everest. Nun ist es so weit, wir wollen wirklich hinauf auf das Dach der Welt. Kein Training mehr an Eiswänden, keine Akklimatisationstour – nur noch hinauf, jetzt oder nie. Wer wird es mir nachher glauben, dass nichts härter ist an diesem Berg als dieses nächtliche „Anlassen“ des Körpers. Ist der Anstieg später auch noch so anstrengend, die Körperfunktionen aber bereits in Fahrt, ist alles viel leichter. Das Öffnen des wohlig warmen Schlafsacks, das Anziehen unzähliger Kleidungsschichten, jedes Berühren der Zeltwände führt zu einem feinen Eisregen auf den halbnackten Körper. Das Frühstück wird hinuntergewürgt – schmecken kann es in dieser Höhe und bei diesen Temperaturen sowieso nicht, zwei Liter Charantea bereite ich zu, dann lege ich den Klettergurt an. Inzwischen ist es Tag geworden, ich kann die Stirnlampe wegpacken. Die Kälte wird aber noch mehrere Stunden den Berg überziehen. Zuletzt die größte Herausforderung, das Anlegen der Steigeisen – ohne Handschuhe. Das Ganze muss ganz schnell gehen, sonst erholen sich die klammen Finger für Stunden nicht.
                        Nur wenige Minuten benötigen wir bis zum Einstieg in den berühmt berüchtigten Khumbu-Eisfall. Dort warten bereits Reporter und Kameramann der BBC, um mit mir ein letztes Interview zu machen. Die Tatsache, dass ich meinen Anstieg am tiefsten Punkt der Erde, am Toten Meer in Jordanien, mit dem Fahrrad begonnen habe und dass ich zudem Diabetiker bin, hat ziemliche Beachtung im Basislager gefunden. Einige der ganz großen Bergsteiger, die ich bisher nur aus aufregenden Bergbüchern und Zeitschriftenartikeln gekannt habe, haben mir ihre Anerkennung ausgesprochen. Der Nationalheld der Nepali, Apa Sherpa, der Mensch mit den meisten Gipfelerfolgen am Mount Everest, hat sich deshalb sogar mit mir fotografieren lassen. All das hat mich natürlich ein wenig mit Stolz erfüllt, aber nun hat das alles wenig Bedeutung für mich, solange ich nicht diesen endlosen, aber wunderschönen Anstieg am höchsten Punkt der Erde vollenden kann.

                        Vor mehr als sieben Monaten habe ich meine Heimat verlassen, nun liegt die härteste Woche vor mir. Was habe ich doch für großartige und vergnügliche Abenteuer in dieser Zeit erlebt. Rekorde und sportliche Höchstleistungen habe ich dabei nie im Sinn gehabt, Lebensfreude und Genuss – darauf war ich aus gewesen und bin nie enttäuscht worden. Das Rad hat mir alle Türen geöffnet. Kein Verkehrsmittel ist besser geeignet, den Menschen in ihrer Ursprünglichkeit zu begegnen. Und ich habe mir Zeit genommen, bin an vielen Orten mehrere Tage geblieben. Keine kulturelle oder natürliche Schönheit habe ich ausgelassen, oft habe ich es genossen, bloß das einfache Dorfleben für eine Weile mitzuleben. Oft war es eine einsame Welt, das Leben auf seine Basis reduziert – die Wüste, ein Weg, mein Rad und ich. Die Wanderung durch die Bergwelt Nepals bis ins Basislager habe ich als Fortsetzung meiner Radtour empfunden – reiner Genuss, bewegendes Erleben. Während all der Monate haben mir meine Vorräte an Insulin, Messstreifen und Tee ein Leben ohne Beschränkung ermöglicht. Nie in meinem langen Diabetikerleben habe ich derart gute Blutzucker-Werte gehabt wie auf meiner 8000 km langen Radtour und der darauf folgenden Wanderung. Nur am Mount Everest selbst, da habe ich nicht den Mut aufgebracht, an diesen Idealwerten festzuhalten. Der Berg ist zu steil, zu schwer, zu kalt, um an beliebiger Stelle auf eine Unterzuckerung reagieren zu können. Ich habe meine Blutzucker-Zielwerte deutlich über dem Normbereich angesetzt.

                        Ein letztes Mal arbeiten wir uns hinauf durch das zauberhafte Labyrinth aus Eintürmen und Gletscherspalten. Die faszinierende Schönheit der Landschaft ist trügerisch. Der steile Gletscherbruch ist in stetiger Bewegung. Wehe dem Menschen, der sich gerade dort befindet, wo Eiswände dadurch erschüttert werden. Über uns ein mächtiges Donnern. Von der Westschulter des Everest geht eine Lawine ab, wird im Eisfall abrupt gestoppt. Eine Wolke aus feinem Schnee bedeckt den Himmel. Sekunden später stehen wir als Schneemänner da. Niemand ist zu Schaden gekommen – Aufatmen, befreites Lachen, wir steigen weiter. Über dem Popcorn benannten Gewirr aus Eisblöcken kommen wir in eine Landschaft aus bedrückend hohen Eistürmen. Hier haben vor knapp einem Monat drei Sherpa ihr Leben lassen müssen. Leise, so als ob wir die Eisgiganten nicht in ihrem Schlaf stören wollen, kämpfen wir uns hinauf durch diese unheimliche Szenerie. Durchatmen, als wir nach gut vier Stunden die Kante erreichen, wo das Gletschereis des Western Cwm in die Tiefe des Eisfalls abbricht. Die ersten Sonnenstrahlen erreichen uns hier bei der Rast und in Minuten sind wir „aufgetaut“. Schicht um Schicht wird die Kleidung abgelegt, später wandern wir freizügig im Unterhemd über das Gletschereis. Der Western Cwm ist die einzige wirklich einfache Passage des Anstiegs auf den Everest, sanft ansteigend, das höchste Tal der Welt – eine faszinierende Landschaft. Links erhebt sich der Everest, rechts der Nuptse. Vor mir liegt der Lhotse (vierthöchster Berg der Welt, 8516m) mit der 1500 Meter hohen Lhotse-Wand, die aus dieser Perspektive unbezwingbar steil aussieht. Auch im Western Cwm sind wie im Eisfall viele der schaurig tiefen Gletscherspalten auf schwankenden, horizontal gelegten Alu-Leitern zu überwinden – jedes Mal ein kleiner Adrenalin-Kick. Zu Mittag erreichen wir das lawinengefährdete Lager 1 in 6000 Metern Höhe und entscheiden uns für den Weitermarsch zu Lager 2, das fast am Ende des Western Cwm auf Moränenhügeln liegt.
                        Zwei Etappen an einem Tag, das schreit fast nach einem Ruhetag. Und wir können ihn genießen, die Sonne heizt das Zelt auf über 40 Grad auf. Leider ist noch kein Team der Südseite auf dem Südsattel, um diesen herrlichen Tag für den Gipfelangriff zu nützen. Von der tibetischen Nordseite werden über Funk einige Gipfelerfolge gemeldet.
                        17. Mai – nach zweistündigem Zustieg stehen wir am Fuß der Lhotse-Wand. Der Aufstieg ist nicht spektakulär, der ständig wechselnde Ausblick auf die umgebenden Berggiganten lässt aber keinen Wunsch offen. Der Schneefall der letzten Wochen hat hier kaum Spuren hinterlassen, Blankeis überzieht diese steile, 1500 Meter hohe Wand. Zwei etwas flachere Absätze in etwa 7300 Metern – hier errichten die Expeditionen ihr Lager 3. Stark geneigt kleben die Zelte hier am Hang, kaum einen Meter entfernt von einer tiefen Spalte. Ohne Selbstsicherung sollte man hier nicht aus dem Zelt treten. Nudelsuppe, Charantea, feste Nahrung will ich hier nicht mehr einnehmen, leichte Magenschmerzen. Für eine gute Nacht ist gesorgt, erstmals atmen wir künstlichen Sauerstoff. Das erleichtert das Einschlafen. Danach verrutscht die Maske und bläst den Sauerstoff ungenutzt ins Freie. Hauptsache Eingeschlafen – ich werde den Umgang mit diesem neuen Gerät auch noch lernen.
                        Am nächsten Tag setzen wir unseren Aufstieg durch die Lhotse-Wand fort – erstmals mit künstlichem Sauerstoff, 1,5 Liter/Minute. Bei sonnigem Wetter steigen wir langsam, aber ohne große Schwierigkeiten Meter um Meter hinauf. In knapp 7900 Metern Höhe klettern wir am Genfer Sporn, einer Felsnase, die vom Südsattel in der Mitte der Lhotse-Wand herabreicht. Auf der anderen Seite des Sporns plötzlich gänzlich anderes Wetter – ein Sturm erfasst uns, dass wir uns kaum auf den Beinen halten können. Da hier die Fixseile enden, ist extrem sauberes Steigen angesagt. Ein Fehltritt würde hier 1200 Meter tiefer enden. Zum Glück ist hier der Südsattel schon zum Greifen nahe, wo die vorausgeeilten Sherpa schon Zelte aufgestellt haben – Lager 4, das höchste Camp am Berg in 7930 Metern Höhe.
                        Schnell richten sich Vern und ich im windgeschüttelten Zelt ein, ich messe meinen Blutzucker. Sensationelle 83 mg/dl! Sensationell auch mein Blutzuckermessgerät, das in dieser Höhe noch verlässliche Werte liefert. Während all der Aufstiegstage war der Blutzucker stets dort, wo ich ihn haben wollte, manchmal sogar etwas darunter. In großen Höhen steigt der Blutzucker bei Diabetikern in gefährliche Höhen, früher hatte ich mehrfach 600 mg/dl oder HI(GH) gemessen. Dank Charantea kann ich nun mit fast normalen Werten in die Todeszone aufsteigen.
                        Ich lege mich zurück im Schlafsack, die Müdigkeit entweicht aus meinem Körper. Dreißig Stunden wollen wir hier am Südsattel warten und ruhen, ehe wir in der nächsten Nacht den Aufstieg wagen wollen. Doch erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Hektische Unterredungen der Expeditionsleiter am Südsattel. Bergsteigerlegende Guy Cotter kommt mehrfach in unser Zelt. Telefonate in die USA, nach Indien und in die Schweiz – dort, wo die für das Höhenbergsteigen kompetenten Wetteranalytiker sitzen. Die Vorhersagen sind deprimierend. Schon jetzt bläst der Wind mit 60 km/h über den Südsattel, in der Nacht soll er noch wesentlich stärker werden. Und für morgen sieht es ganz düster aus.
                        Dave Morton, unser Leiter, entscheidet sich für alles oder nichts. Noch in dieser Nacht, nach nur wenigen Stunden Ruhe, soll der Aufstieg zum Gipfel beginnen. Ellie, unsere Basecamp-Managerin, per Funk mit den Bergführern verbunden, wartet darauf jede Neuigkeit via Internet um den Erdball zu senden. Um 23 Uhr kommt die euphorische Meldung, dass wir auf dem Weg zum Gipfel sind. Drei Stunden später werden unsere Hoffnungen gedämpft. Aufgabe, Rückkehr zum Südsattel! Der Sturm ist immer heftiger geworden, unsere Chancen von Minute zu Minute gesunken. In diesen drei Stunden haben wir erlebt, in welches Inferno sich der Berg verwandeln kann. Unweit der Zelte, schon im Abstieg begriffen, hat sich ein White-out entwickelt – ein Schnee- und Eissturm, bei dem die Sicht praktisch auf null fällt. In diesen Momenten haben wir gesehen, welch perfekt eingespieltes Team die uns begleitenden Sherpa bilden. In Sekunden haben sie das gesamte Team zu einer Kette zusammengeschlossen und, für mich unerklärlich wie, den Weg zu den Zelten gefunden, die wir erst aus einem halben Meter Entfernung erkennen konnten. Der gescheiterte Gipfelangriff hat Kraft gekostet. Erschöpft schlüpfen wir in unsere Schlafsäcke und schlafen sofort ein.
                        Am nächsten Morgen wird uns bewusst, dass der nächste Abend unsere letzte Chance auf den Gipfel sein wird, doch die Wettervorhersage ist weiterhin schlecht. Die Sauerstoffreserven würden für eine weitere Nacht nicht ausreichen, der Südsattel würde zur Todesfalle werden, da der Körper in solchen Höhen extrem schnell abbaut. Irgendwann will man dann nur noch im Schlafsack liegen bleiben und kann sich zu keinem Abstieg mehr aufraffen. Überraschenderweise flaut der Wind während des Tages ab, die Hoffnung auf eine falsche Prognose steigt.
                        Wie ich später zu meinem Erstaunen erfahren habe, haben viele meiner Freunde, und auch Diabetiker und Berginteressierte, die ich nicht kenne, die folgende Nacht vor ihren Monitoren verbracht, um die Neuigkeiten vom Everest live mitzuerleben. Und es sollte eine spannende Nacht werden. Um 20 Uhr, noch immer ist es windstill, bricht die Gruppe zum Gipfel auf. Ich bin wieder einmal zu spät dran, mein niedriger Blutzucker muss noch auf die richtige Höhe getrieben werden. Eine Viertelstunde später sind auch Mingma und ich auf dem Weg nach oben und versuchen Anschluss an unsere Gruppe zu finden. Nach einer Stunde bin ich dran an meinen Freunden, aber vorne haben sich fünf von uns, etwas schneller als der Rest, bereits abgesetzt. Nun kämpfen sich zwei Gruppen (fünf und acht) im Schein der Stirnlampen Meter um Meter höher in der immer steiler werdenden Eiswand des Triangular Face. Langsam, kontinuierlich, ja nicht verausgaben!
                        Um 1:30 Uhr erreiche ich einen flachen Absatz, den Balcony in 8430 Metern Höhe. Hier würgen wir einige Kohlehydrate hinunter und versuchen so viel wie möglich zu trinken – eine richtige Qual. Im Dunkel der Nacht hebt sich die weiß-graue Silhouette des höchsten Berges der Welt ab, der markante Südgipfel und dahinter einige Zacken – eine davon muss der Hauptgipfel sein, 420 Meter über uns. Um 2:20 Uhr setzen wir unseren Anstieg über den Südostgrat fort, die Schritte werden immer langsamer. Immer wieder braucht jemand eine kurze Rast, es geht stockend voran. Mühsam ist es, die kurzen Felspassagen und eisigen Steilstufen zu überklettern – Atemlosigkeit. Ein goldener Streifen am Horizont über dem tibetischen Hochplateau, bald wird der Tag den Blick auf die grandiose Bergwelt freigeben. Ich erreiche einen Mini-Gipfel, dahinter geht es wenige Meter hinunter in einen schmalen Sattel – der Südgipfel mit 8751 Metern Höhe. Auf den Monitoren erscheint die Meldung, dass die gesamte zweite Gruppe den Südgipfel erreicht hat. Ich spüre die wärmende Sonne, es scheint ein wunderschöner Tag zu werden. Ich stehe wie gebannt auf dieser zweithöchsten Anhöhe der Erde. Vor mir liegt der messerscharfe Gipfelgrat, der auf beiden Seiten Tausende Meter in die Tiefe abbricht. Mitten im Grat eine felsige Steilstufe - der legendäre Hillary Step. Hinter mir ragen Lhotse und Makalu (der viert- und fünfthöchste Berg der Welt) aus einer grandiosen Berglandschaft von Sechs- und Siebentausendern heraus, rechts von mir die unendliche Weite Tibets, fast 5000 Meter unter mir. Gegen sieben Uhr raffen wir uns ein letztes Mal auf. Trotz Atemlosigkeit pure Faszination auf diesem exponierten Grat! Der Aufstieg über den gefürchteten Hillary Step (Schwierigkeit III in 8800 Metern Höhe) erweist sich leichter als erwartet. Plötzlich wird der Gipfelgrat flach und breit, 80 Meter vor mir ein kurzer, waagrechter Schneegrat, geschmückt mit dem Bunt buddhistischer Gebetsfahnen – das Dach der Welt. Minuten später geht eine Meldung übers Internet hinaus in die Welt:
                        LGr. Pablito

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                        • #42
                          AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

                          Teil II:

                          May 20 – 8:50 am

                          And the second group arrives at the summit!!! Now standing on the top are Lakpa, Vern, Jacques, Geri, Suzanne, Tsering, Mingma and Fura Kancha. The weather is still excellent…

                          Bewegende Augenblicke, die mir viel zu kurz werden. Nur langsam sickern all die überwältigenden Eindrücke in mein Bewusstsein. Ich setze mich auf den höchsten Punkt, neben mir das gerahmte Bild des Dalai Lama im Schnee. Der längste Anstieg auf dieser Erde hat hier sein Ende gefunden, doch Befreiung werde ich erst im Basislager verspüren. Der gefährlichste Teil der Besteigung liegt vor uns, der zweieinhalbtägige Abstieg. Erschöpfung und mangelnde Konzentration müssen wir in uns niederringen, wir dürfen uns keinen Fehltritt erlauben. Fünf Stunden später, nach mehr als achtzehn Stunden Kletterei, erreiche ich die Zelte am Südsattel.
                          Geschafft! Ich werde Wochen brauchen, um zu verarbeiten, was mir heute gelungen ist. Doch ganz ohne Probleme ist dieser Aufstieg nicht verlaufen. Kleine Fehler meinerseits haben sich summiert, mir Schwierigkeiten bereitet - zum Glück, ohne zur ernsten Gefahr zu werden. Ich messe meinen Blutzucker, der Wert liegt über 500 mg/dl. Hat mich die Kraft des Charantea verlassen? Nein, ich habe ihn gestern und heute gar nicht getrunken. Als ich meine Magenschmerzen erwähnte, haben die Bergführer gemeint, ich solle nur noch reines Wasser trinken. Was ich nicht geahnt habe: damit habe ich in doppelter Hinsicht auf die Wirkung des Tees verzichtet. Nie hätte ich gedacht, dass es eine derartige Qual ist, in großen Höhen reines Wasser zu trinken. Mit dem angenehm schmeckenden, reizarmen Charantea hatte ich nie solche Probleme gehabt. Völlig dehydriert bin ich ins Lager zurückgekehrt. Zudem scheint die Blutzucker-regulierende Wirkung des Tees in großen Höhen akut zu wirken, d.h. sie setzt recht schnell ein, hält aber auch nur 1-2 Tage an. Also anders als die Blutzuckerstabilisierung im „normalen Leben“. Diese setzt erst nach einigen Wochen ein, hält aber dann auch an, wenn man den Tee mehrere Tage nicht trinken kann. Nach meiner Rückkehr nach Österreich erfahre ich von Experten, dass nun Dehydrierung, extremer Adrenalin-Anstieg und Übersäuerung als Ursache für den bisher unerklärlichen Blutzucker-Anstieg in großen Höhen angesehen werden. Das hätte ich vorher wissen sollen.
                          Ein Fehler kommt selten allein. Nach Messung meines hohen Wertes spritze ich Insulin, lege es auf den Schlafsack und will mich für wenige Minuten ausruhen. Am nächsten Morgen wache ich auf, mein Insulin ist gefroren. Kein großes Problem, denn Vern und Dave haben Reserveampullen um den Hals am Körper getragen. Aber meine basale Spritze am Abend habe ich verschlafen. Der Blutzucker ist auf fast 600 mg/dl angestiegen. Wie soll ich in zwei Stunden mit dem Abstieg durch die steile Lhotse-Wand beginnen? Charantea und Insulin! Bis zum Aufbruch schaffe ich es, ihn auf 330 mg/dl zu senken. Müde, aber nicht unkonzentriert steige ich die Wand hinab und erreiche am Nachmittag mit 175 mg/dl Camp 2. Die Krise ist überwunden.
                          22. Mai – der letzte Tag am Berg! Ich fühle mich recht frisch, der Blutzucker ist im Zielbereich. Wir steigen ein letztes Mal durch den durch den nahenden Sommer aufgeweichten und damit sehr gefährlichen Khumbu-Eisfall. Am frühen Nachmittag erreichen wir die Zelte des Basislagers. Binnen Minuten entweicht die ungeheure Anspannung der letzten Wochen – fast körperlich spürbar. Nun sind wir in Sicherheit, zum Feiern aber noch zu müde. Mehrere Tage auf einfachen Wanderwegen – dann werden wir wieder die uns vertraute Welt erreichen.
                          Vor 22 Jahren war ich bis zum Basislager des Mount Everest gewandert, habe den Berg aus der Nähe gesehen. Damals hat mich Miyo Langsangma, die Göttin, die auf dem Gipfel der Welt residiert, in ihren Bann gezogen. Wenige Monate später bin ich Diabetiker geworden. Alle Träume waren zerronnen Langsam habe ich sie Schritt für Schritt zurück gewonnen. Nun, nach all den Jahren hat mich Miyo Langsangma wieder losgelassen. Mit zerschundenen Füßen wandere ich durch die blühenden Rhododendron-Wälder – glücklich – auf dem Weg nach Hause.
                          LGr. Pablito

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                          • #43
                            AW: Mit Diabetes Mellitus zum Everest...

                            Geri Winkler ist unter uns Diabetikern für absolut JEDEN ein Vorbild - eine Ikone sozusagen!

                            Mich würden so einige Dinge, wie er das alles macht, interessieren!
                            Aber vor allem würd mich interessieren, wie er sein Blutzucker Messgerät auf Temperatur hält! (hab nämlich derzeit selbst grössere Probleme damit...)
                            "Ein Gipfel gehört dir erst, wenn du wieder unten bist - denn vorher gehörst du ihm." (Hans Kammerlander)

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