Hallo,
bisher hat Hurrikan SANDY über 65 Tote in der Karibik verursacht, und vor allem jene getroffen, die zu den ärmsten Ländern der Welt gehören (Haiti). Derzeit zieht der Sturm in unveränderter Stärke auf die Ostküste der USA zu, und hat zu teilweisen Evakuierungen in New York geführt.
In den Medien trifft man jedoch auf teils sehr widersprüchliche und vor allem irreführende Erklärungen zu dem, was in den kommenden Tagen abläuft:
Auf der orf.at-Seite liest man derzeit:
Die Süddeutsche Zeitung schreibt:
http://www.sueddeutsche.de/panorama/...nten-1.1508548
und im "Spiegel" ist zu lesen:
DerStandard schreibt dagegen:
Quelle: http://derstandard.at/1350259521604/...ikan-Sandy-vor
DANKE liebe StandardOnline-Redakteure, die sich kürzlich wegen ungleicher Bezahlung (gegenüber den Print-Redakteuren) in einem offenen Brief an ihren Chef gewandt haben, denn die Standard-Erklärung ist von allen die einzig Richtige!
***
Was die anderen Medien daraus gemacht haben, erinnert ein wenig an das Spiel "Stille Post". Die Benennung des Sturms als "Frankenstorm" interpretierten Journalisten als unabhängiges Tief, aus einer Kaltfront wurde ebenfalls ein Wintersturm, und am besten ist sowieso - ganz Emmerich-like - man lässt drei Stürme zusammenprallen. Was deutschsprachige Journalisten weder verstehen noch gewillt sind zu recherchieren, ist die unterschiedliche Bedeutung des Begriffs "storm". Im Deutschen denkt man zwangsläufig an einen Wintersturm (= ein kräftiges Tiefdruckgebiet bzw. an ein Orkantief), seltener auch an einen Sturm in Zusammenhang mit einem Gewitter.
Im Englischen bzw. Amerikanischen bedeutet "storm" aber noch viel mehr:
snowstorm (Blizzard)
hailstorm (Hagelunwetter)
rainstorm (Sturzregen)
windstorm (schwere Sturm/Orkanböen, meist in Zusammenhang mit einem Gewitter)
thunderstorm (Gewitter)
usw...
Ein heftiges Wetterereignis ist in den USA ein 'storm'.
Tatsächlich läuft bei SANDY folgendes ab: Es handelt sich um einen kräftigen Tropensturm (derzeit noch Hurrikan), der sich vor der Küste in ein außertropisches Orkantief umwandelt. Durch die großen Luftdruckunterschiede zwischen höherem Luftdruck auf dem Kontinent und dem Kerndruck des Orkans wird kalte Luft kanadischen Ursprungs herantransportiert. Diese Kaltluft kühlt sich durch den starken Niederschlag so weit ab, dass der Niederschlag in Schneefall übergeht. Dies ist auch dadurch begünstigt, dass durch den niedrigen Umgebungsdruck die Nullgradgrenze weit absinkt.
Ungewöhnlich ist dieser Vorgang an sich nicht, er kommt jährlich mehrfach auf dem Nordatlantik vor. Außergewöhnlich ist aber der Ort und die Heftigkeit, in der sich dieser Vorgang vollzieht.
ATIR.JPG
Quelle: http://www.hurricanezone.net/atlantic/satellite.html
Um 21.45 MEZ befand sich SANDY noch südöstlich der US-Ostküste.
gfs_cape_usa36.png
Quelle: http://www.lightningwizard.com/maps
Gemäß Prognose des amerikanischen GFS-Modells (dargestellt ist der Bodendruck in hPa) wird der Kern des Sturms in der Nacht auf Dienstag, und zwar um 01 MEZ, auf die Küste treffen. Die stärksten Winde mit Windspitzen über 150 km/h halten etwa 6 Stunden lang an, im Lauf des Dienstags, spätestens Dienstagnachmittag unserer Zeit, schwächt sich der Sturm dann deutlich ab. Regen fällt aber noch über längere Zeit, teils auch Schnee.
Wie ihr anhand der Karte relativ leicht erkennen könnt, existiert nur ein (!) Tiefdruckgebiet, keine zwei und auch keine drei.
Fehlt noch das letzte Rädchen:
kaltluft.PNG
Quelle: www.wetterzentrale.de/topkarten
Beim "Landfall" wird warme Luft westwärts auf den Kontinent befördert, während im Gegenzug kalte Luft von Kanada her südostwärts strömt. Die Appalachen verlaufen als Südwest-Nordost-orientierte Barriere, womit die kräftige Nordwestströmung genau auf das Gebirge prallt. Entsprechend ist dort ein Blizzard zu erwarten. In den Niederungen reicht die Abkühlung vermutlich nicht aus, um Blizzardbedingungen zu erzeugen, bzw. wenn, dann nur vorübergehend, da sich der Sturm im Land rasch abschwächt.
Wie ihr seht, prallt da also auch kein Sturm auf eine Kaltfront, wie es manche Journalisten formulieren (bzw. abkupfern), sondern die kalte Luft ist Folge der Tiefdruckentwicklung. Je schwächer das Tief, desto weniger Kaltluft.
Bleibt noch die Frage, weshalb sich SANDY nochmals verstärkt:
Das ist zugegeben nicht mehr so einfach zu erklären ...
bisher hat Hurrikan SANDY über 65 Tote in der Karibik verursacht, und vor allem jene getroffen, die zu den ärmsten Ländern der Welt gehören (Haiti). Derzeit zieht der Sturm in unveränderter Stärke auf die Ostküste der USA zu, und hat zu teilweisen Evakuierungen in New York geführt.
In den Medien trifft man jedoch auf teils sehr widersprüchliche und vor allem irreführende Erklärungen zu dem, was in den kommenden Tagen abläuft:
Auf der orf.at-Seite liest man derzeit:
Denn Meteorologen warnen, dass „Sandy“ in Kombination mit einer Kaltfront, die sich vom Westen her nähert, zu einem „Jahrhundertsturm“ werden könnte.
[...]
Befürchtet wird vor allem, dass der Hurrikan im Nordosten der USA auf einen Wintersturm stößt, der vom Westen her über das Land zieht.
[...]
Befürchtet wird vor allem, dass der Hurrikan im Nordosten der USA auf einen Wintersturm stößt, der vom Westen her über das Land zieht.
Wegen des gewaltigen Ausmaßes des Sturms und weil das Aufeinandertreffen von gleich drei Stürmen so selten vorkommt, "können wir uns nicht festlegen, wer das Schlimmste abbekommt", sagt Rick Knabb vom Nationalen Hurrikanzentrum in Miami, Florida.
und im "Spiegel" ist zu lesen:
Am Dienstagmorgen trifft "Sandy" nach den jetzigen Berechnungen im Umland von New York oder New Jersey auf das Tief "Frankenstorm", zudem wird aus dem Süden Kanadas eine Kaltfront erwartet.
[...]
Als eine Mischung aus Tropen- und Wintersturm könnte "Sandy" Experten zufolge dem östlichen Drittel der USA Starkregen und Schnee bringen.
[...]
"Sandy" kommt für die Tropensturm-Saison spät und weist gleichzeitig typische Eigenschaften eines Wintersturms auf. Aus dieser Kombination, so fürchteten Experten, könnte ein besonders schwerer Sturm mit katastrophalen Folgen entstehen. Wegen dieses Ausmaßes und der zeitlichen Nähe zu Halloween am Mittwoch wird "Sandy" in den USA auch "Monstersturm" genannt.
[...]
Als eine Mischung aus Tropen- und Wintersturm könnte "Sandy" Experten zufolge dem östlichen Drittel der USA Starkregen und Schnee bringen.
[...]
"Sandy" kommt für die Tropensturm-Saison spät und weist gleichzeitig typische Eigenschaften eines Wintersturms auf. Aus dieser Kombination, so fürchteten Experten, könnte ein besonders schwerer Sturm mit katastrophalen Folgen entstehen. Wegen dieses Ausmaßes und der zeitlichen Nähe zu Halloween am Mittwoch wird "Sandy" in den USA auch "Monstersturm" genannt.
[...]
DANKE liebe StandardOnline-Redakteure, die sich kürzlich wegen ungleicher Bezahlung (gegenüber den Print-Redakteuren) in einem offenen Brief an ihren Chef gewandt haben, denn die Standard-Erklärung ist von allen die einzig Richtige!
***
Was die anderen Medien daraus gemacht haben, erinnert ein wenig an das Spiel "Stille Post". Die Benennung des Sturms als "Frankenstorm" interpretierten Journalisten als unabhängiges Tief, aus einer Kaltfront wurde ebenfalls ein Wintersturm, und am besten ist sowieso - ganz Emmerich-like - man lässt drei Stürme zusammenprallen. Was deutschsprachige Journalisten weder verstehen noch gewillt sind zu recherchieren, ist die unterschiedliche Bedeutung des Begriffs "storm". Im Deutschen denkt man zwangsläufig an einen Wintersturm (= ein kräftiges Tiefdruckgebiet bzw. an ein Orkantief), seltener auch an einen Sturm in Zusammenhang mit einem Gewitter.
Im Englischen bzw. Amerikanischen bedeutet "storm" aber noch viel mehr:
snowstorm (Blizzard)
hailstorm (Hagelunwetter)
rainstorm (Sturzregen)
windstorm (schwere Sturm/Orkanböen, meist in Zusammenhang mit einem Gewitter)
thunderstorm (Gewitter)
usw...
Ein heftiges Wetterereignis ist in den USA ein 'storm'.
Tatsächlich läuft bei SANDY folgendes ab: Es handelt sich um einen kräftigen Tropensturm (derzeit noch Hurrikan), der sich vor der Küste in ein außertropisches Orkantief umwandelt. Durch die großen Luftdruckunterschiede zwischen höherem Luftdruck auf dem Kontinent und dem Kerndruck des Orkans wird kalte Luft kanadischen Ursprungs herantransportiert. Diese Kaltluft kühlt sich durch den starken Niederschlag so weit ab, dass der Niederschlag in Schneefall übergeht. Dies ist auch dadurch begünstigt, dass durch den niedrigen Umgebungsdruck die Nullgradgrenze weit absinkt.
Ungewöhnlich ist dieser Vorgang an sich nicht, er kommt jährlich mehrfach auf dem Nordatlantik vor. Außergewöhnlich ist aber der Ort und die Heftigkeit, in der sich dieser Vorgang vollzieht.
ATIR.JPG
Quelle: http://www.hurricanezone.net/atlantic/satellite.html
Um 21.45 MEZ befand sich SANDY noch südöstlich der US-Ostküste.
gfs_cape_usa36.png
Quelle: http://www.lightningwizard.com/maps
Gemäß Prognose des amerikanischen GFS-Modells (dargestellt ist der Bodendruck in hPa) wird der Kern des Sturms in der Nacht auf Dienstag, und zwar um 01 MEZ, auf die Küste treffen. Die stärksten Winde mit Windspitzen über 150 km/h halten etwa 6 Stunden lang an, im Lauf des Dienstags, spätestens Dienstagnachmittag unserer Zeit, schwächt sich der Sturm dann deutlich ab. Regen fällt aber noch über längere Zeit, teils auch Schnee.
Wie ihr anhand der Karte relativ leicht erkennen könnt, existiert nur ein (!) Tiefdruckgebiet, keine zwei und auch keine drei.
Fehlt noch das letzte Rädchen:
kaltluft.PNG
Quelle: www.wetterzentrale.de/topkarten
Beim "Landfall" wird warme Luft westwärts auf den Kontinent befördert, während im Gegenzug kalte Luft von Kanada her südostwärts strömt. Die Appalachen verlaufen als Südwest-Nordost-orientierte Barriere, womit die kräftige Nordwestströmung genau auf das Gebirge prallt. Entsprechend ist dort ein Blizzard zu erwarten. In den Niederungen reicht die Abkühlung vermutlich nicht aus, um Blizzardbedingungen zu erzeugen, bzw. wenn, dann nur vorübergehend, da sich der Sturm im Land rasch abschwächt.
Wie ihr seht, prallt da also auch kein Sturm auf eine Kaltfront, wie es manche Journalisten formulieren (bzw. abkupfern), sondern die kalte Luft ist Folge der Tiefdruckentwicklung. Je schwächer das Tief, desto weniger Kaltluft.
Bleibt noch die Frage, weshalb sich SANDY nochmals verstärkt:
Das ist zugegeben nicht mehr so einfach zu erklären ...
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