Ich verfolg das Thema Klimaerwärmung ja selbst durch meinen Job mit, auch wenn es da nur im Vorhersagen geht,
aber es ist augenscheinlich, dass sich das Tempo der Klimaerwärmung beschleunigt und rasches Handeln gefragt ist,
und keine Rücksicht auf Wirtschaft und die Autoindustrie. Die eindringlichen Appelle der Wissenschaftler gibt es seit über 30 Jahren, wurden aber nie ernstgenommen.
Das Problem sind die Rückkopplungseffekte. Noch nie in der Geschichte der Menschheit war der Kohlendioxidgehalt so hoch wie jetzt,
mehr Kohlendioxid bedeutet übrigens auch weniger Sauerstoff zum Atmen. Die Meere versauern, weil sie den größten Teil des CO2 aufnehmen,
aber am Limit sind, was die Kapazität betrifft. Die Meere werden auch wärmer, dadurch kippen die Ökosysteme, Algenvermehrung, weniger Sauerstoff für die Fische, die warme Deckschicht verstärkt sich, dadurch kann das Meerwasser schlechter durchmischt werden und die Tiefseelebewesen bekommen noch weniger Sauerstoff. Das Meer dehnt sich auch aus und der Meeresspiegel steigt, ohne dass Eisschmelze stattfinden muss.
Dann brennen dummerweise große Flächen vom Regenwald, der CO2 absorbieren könnte. In Europa gehen die Wälder und Ackerbau durch die Dürresommer und Hitze kaputt.Alleine in Mitteleuropa hat sich die Anzahl der Hitzetage in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt. Der Borkenkäfer hat nicht mehr nur 1-2 Generationen im Jahr, sondern 3-4, dagegen sind die Wälder nicht gewappnet. Besonders nicht die Fichtenmonokulturen, die als Flachwurzler chancenlos sind, wenn der Boden einen Meter tief staubtrocken ist. Alleine in den letzten 3 Jahren sind 70% vom deutschen Wald kaputtgegangen, zwei Dürrejahre haben gereicht. Nicht auszudenken, wenn sich das fortsetzt.
Dann kommt die Versteppung durch die riesigen industriellen Anbauflächen, was weitere Vertrocknung begünstigt und nebenbei auch Insekten- und Vogelsterben verursacht. Die Vögel können sich an die starke Erwärmung übrigens nicht schnell genug anpassen. Der Druck auf viele Tierarten steigt, wenn es im März schon Sommertemperaturen hat und der Sommer bis in den Oktober geht.
Die Erwärmung bringt auch neue Schädlinge mit sich bzw. begünstigt mehrere Generationen von Schädlingsplagen,
von tropischen Erregern mal gar nicht zu sprechen. Ein paar solcher gefährlicher Erreger überwintern auch noch im ewigen Eis der Arktis und Sibirien, was derzeit auftaut, zusammen mit den riesigen Flächenbränden. Dass beim Auftauen vom Permafrost große Mengen an Treibhausgas Methan frei werden können, ist ja bekannt. In den letzten Jahren waren die Temperaturabweichungen nach oben in der Polarregion bei 10 Grad, nicht bei 2-3 Grad wie in Mitteleuropa. Die Arktis schmilzt im Rekordtempo, und weniger Eisflächen werfen auch weniger Sonnenlicht zurück, was die Erwärmung verstärkt. Bis vor etwa 10 Jahren dachte man, dass das für die Antarktis nicht zutrifft, die sogar gewachsen ist. Aber jetzt hat sich auch dort der Trend umgekehrt und der westantarktische Eisschild destablisiert. Deswegen hat der IPCC jetzt die Zahlen für den Meeresspiegelanstieg deutlich nach oben korrigiert.
Ein unangenehmer Nebeneffekt von wärmerer Luft ist, dass sie mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Daher gab es bei Hurrikan Harvey in Houston Rekordregenmengen, ebenso bei anderen Tropenstürmen, die aufs Land treffen. Wärmeres Ozeanwasser sorgt auch für stärkere Stürme. Bei uns nimmt die Gefahr von Überflutungen zu, siehe Junihochwasser 2013 oder die Überflutungen in Simbach am Inn 2016. Das mit dem mehr Regen wäre schön, wenn es die Dürre ausgleichen könnte. Problem dabei ist, dass der Regen innerhalb kurzer Zeit fällt und oberflächlich abrinnt. Versickern kann da kaum was und daher haben die Wälder und Äcker nichts von dem Rekordregen, eher verstärkt es die Erosion und Hangrutsche.
Für mich das deutlichste Zeichen, dass sich etwas sehr rasch ändert, waren die Rekordtemperaturen dieses Jahr. Vom 27.7.1983 bis diesen Sommer waren die 40,2°C in Roth, Mittelfranken, die magische Grenze. Kitzingen 2015 mit 40,3 knapp drüber. Jetzt wurde die 41-Grad Marke an etlichen Stationen durchbrochen. Rekorde wurden die letzten 3 Jahre rund um den Globus aufgestellt, nicht nur in Mitteleuropa, sondern selbst in den heißesten Regionen der Erde.
Und wenn man alles zusammennimmt, dann braucht es eine radikale Abkehr vom jetzigen Kapitalismus, vom ewigen Wirtschaftswachstum zulasten der Umwelt und des Klimas. Auch Nachhaltigkeit schafft Arbeitsplätze. Nur haben wir dafür eben nur noch wenige Jahre Zeit, weil wir die letzten 30 Jahre untätig waren. Eine globale Erwärmung von 1,5 Grad wird sich nicht halten lassen, realistisch sind 3 Grad. Aber mit dem deutschen Klimapaket werden es eher 4-5.
Das Argument, dass Deutschland (oder Österreich) nicht der größte Sünder ist, gilt nicht. Wenn alle so denken, handelt keiner und nehmen das ihrerseits als Rechtfertigung, nichts tun zu müssen. Deutschland ist immer noch eines der größeren Länder in der Welt. Und Europa muss sowieso seinen eigenen Weg finden, um nicht zwischen dem Handelskrieg zwischen China und den USA zerrieben zu werden.
Österreich hätte ein ureigenes Interesse daran, die Klimaerwärmung zu begrenzen. Was ich hier für Deutschland schrieb, gilt großteils auch für Österreich. Österreich ist außerdem Europameister in der Flächenversiegelung. Auch heuer gab es dutzende Rekorde an Berg- und Talstationen vor allem im Westen von Österreich. Etliche Tiefstwertrekorde wurden geknackt. Die Gefahr von Felsstürzen und Steinschlag nimmt zu. Das gefährdet gerade uns Wanderer und Kletterer. Die Gletscher tauen weiter ab. Das wird langfristig die Almwirtschaft verändern, die Flüsse führen weniger Wasser. Es hängt dann sehr davon ab, wie viel potentielles Schmelzwasser durch die Winterniederschläge noch zur Verfügung steht. Ein paar zu trockene und zu kalte Winter und es gibt ein echtes Problem. Dann produzieren auch die Kraftwerke an den Gletscherseen weniger Strom.
In Wien gab es Anfang der 90er noch 15 Tage über 30°C im Jahr, jetzt sind es 40! Auch die Anzahl der Nächte über 25 Grad ist gestiegen. Das hat deutliche Auswirkungen auf das gesundheitliche Wohlbefinden, auf die wirtschaftliche Produktivität. Magen-Darm-Erkrankungen durch verseuchte Lebensmittel sind ebenso am Vormarsch. Im Hochgebirge wirken sich die deutlich frostfreien Nächte so aus, dass die Schnee- und Eisschmelze nicht stoppt, dass der Permafrost weiter auftaut. Tagsüber fehlt dann der schützende Harschdeckel, d.h. alleine die Dauer, in der die Schmelzprozesse stattfinden, nimmt zu.
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Gleichzeitig kann man beobachten, wie die Waldgrenze ansteigt und die Almwirtschaft bedroht. Auf den Gipfeln steigt die Wiesengrenze an und die Schafe koten alles voll. Deutlich sieht man das z.b. auf der Nordkette. Nebenbei kommen noch so hübsche Tiere wie die Riesenzecke, die ihre Opfer aktiv jagt und nicht passiv auf Grashalmen auflauert.
Die Antwort heißt also ja, wir sind verantwortlich, der CO2-Wert ist aktuell 100 ppm über den Durchschnittswerten der letzten 800 000 Jahre.
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Rasches Handeln ist gefragt und ausnahmsweise keine österreichische Lösung. Dies so sozialverträglich zu gestalten, dass die Ärmeren nicht unter die Räder kommen und die Reicheren weiterhin ihre SUVs fahren, ist Aufgabe der Politik. Als Wissenschaftler kann man nur beraten und deutlich machen, was der Ist-Zustand des Klimas ist und was auf uns zukommen wird. Klimaschutz ist der falsche Begriff. Das Klima muss nicht geschützt werden, das kommt auch ohne uns klar. Die Menschheit muss vor den Auswirkungen geschützt werden.
Gruß,Felix
aber es ist augenscheinlich, dass sich das Tempo der Klimaerwärmung beschleunigt und rasches Handeln gefragt ist,
und keine Rücksicht auf Wirtschaft und die Autoindustrie. Die eindringlichen Appelle der Wissenschaftler gibt es seit über 30 Jahren, wurden aber nie ernstgenommen.
Das Problem sind die Rückkopplungseffekte. Noch nie in der Geschichte der Menschheit war der Kohlendioxidgehalt so hoch wie jetzt,
mehr Kohlendioxid bedeutet übrigens auch weniger Sauerstoff zum Atmen. Die Meere versauern, weil sie den größten Teil des CO2 aufnehmen,
aber am Limit sind, was die Kapazität betrifft. Die Meere werden auch wärmer, dadurch kippen die Ökosysteme, Algenvermehrung, weniger Sauerstoff für die Fische, die warme Deckschicht verstärkt sich, dadurch kann das Meerwasser schlechter durchmischt werden und die Tiefseelebewesen bekommen noch weniger Sauerstoff. Das Meer dehnt sich auch aus und der Meeresspiegel steigt, ohne dass Eisschmelze stattfinden muss.
Dann brennen dummerweise große Flächen vom Regenwald, der CO2 absorbieren könnte. In Europa gehen die Wälder und Ackerbau durch die Dürresommer und Hitze kaputt.Alleine in Mitteleuropa hat sich die Anzahl der Hitzetage in den letzten 30 Jahren mehr als verdoppelt. Der Borkenkäfer hat nicht mehr nur 1-2 Generationen im Jahr, sondern 3-4, dagegen sind die Wälder nicht gewappnet. Besonders nicht die Fichtenmonokulturen, die als Flachwurzler chancenlos sind, wenn der Boden einen Meter tief staubtrocken ist. Alleine in den letzten 3 Jahren sind 70% vom deutschen Wald kaputtgegangen, zwei Dürrejahre haben gereicht. Nicht auszudenken, wenn sich das fortsetzt.
Dann kommt die Versteppung durch die riesigen industriellen Anbauflächen, was weitere Vertrocknung begünstigt und nebenbei auch Insekten- und Vogelsterben verursacht. Die Vögel können sich an die starke Erwärmung übrigens nicht schnell genug anpassen. Der Druck auf viele Tierarten steigt, wenn es im März schon Sommertemperaturen hat und der Sommer bis in den Oktober geht.
Die Erwärmung bringt auch neue Schädlinge mit sich bzw. begünstigt mehrere Generationen von Schädlingsplagen,
von tropischen Erregern mal gar nicht zu sprechen. Ein paar solcher gefährlicher Erreger überwintern auch noch im ewigen Eis der Arktis und Sibirien, was derzeit auftaut, zusammen mit den riesigen Flächenbränden. Dass beim Auftauen vom Permafrost große Mengen an Treibhausgas Methan frei werden können, ist ja bekannt. In den letzten Jahren waren die Temperaturabweichungen nach oben in der Polarregion bei 10 Grad, nicht bei 2-3 Grad wie in Mitteleuropa. Die Arktis schmilzt im Rekordtempo, und weniger Eisflächen werfen auch weniger Sonnenlicht zurück, was die Erwärmung verstärkt. Bis vor etwa 10 Jahren dachte man, dass das für die Antarktis nicht zutrifft, die sogar gewachsen ist. Aber jetzt hat sich auch dort der Trend umgekehrt und der westantarktische Eisschild destablisiert. Deswegen hat der IPCC jetzt die Zahlen für den Meeresspiegelanstieg deutlich nach oben korrigiert.
Ein unangenehmer Nebeneffekt von wärmerer Luft ist, dass sie mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Daher gab es bei Hurrikan Harvey in Houston Rekordregenmengen, ebenso bei anderen Tropenstürmen, die aufs Land treffen. Wärmeres Ozeanwasser sorgt auch für stärkere Stürme. Bei uns nimmt die Gefahr von Überflutungen zu, siehe Junihochwasser 2013 oder die Überflutungen in Simbach am Inn 2016. Das mit dem mehr Regen wäre schön, wenn es die Dürre ausgleichen könnte. Problem dabei ist, dass der Regen innerhalb kurzer Zeit fällt und oberflächlich abrinnt. Versickern kann da kaum was und daher haben die Wälder und Äcker nichts von dem Rekordregen, eher verstärkt es die Erosion und Hangrutsche.
Für mich das deutlichste Zeichen, dass sich etwas sehr rasch ändert, waren die Rekordtemperaturen dieses Jahr. Vom 27.7.1983 bis diesen Sommer waren die 40,2°C in Roth, Mittelfranken, die magische Grenze. Kitzingen 2015 mit 40,3 knapp drüber. Jetzt wurde die 41-Grad Marke an etlichen Stationen durchbrochen. Rekorde wurden die letzten 3 Jahre rund um den Globus aufgestellt, nicht nur in Mitteleuropa, sondern selbst in den heißesten Regionen der Erde.
Und wenn man alles zusammennimmt, dann braucht es eine radikale Abkehr vom jetzigen Kapitalismus, vom ewigen Wirtschaftswachstum zulasten der Umwelt und des Klimas. Auch Nachhaltigkeit schafft Arbeitsplätze. Nur haben wir dafür eben nur noch wenige Jahre Zeit, weil wir die letzten 30 Jahre untätig waren. Eine globale Erwärmung von 1,5 Grad wird sich nicht halten lassen, realistisch sind 3 Grad. Aber mit dem deutschen Klimapaket werden es eher 4-5.
Das Argument, dass Deutschland (oder Österreich) nicht der größte Sünder ist, gilt nicht. Wenn alle so denken, handelt keiner und nehmen das ihrerseits als Rechtfertigung, nichts tun zu müssen. Deutschland ist immer noch eines der größeren Länder in der Welt. Und Europa muss sowieso seinen eigenen Weg finden, um nicht zwischen dem Handelskrieg zwischen China und den USA zerrieben zu werden.
Österreich hätte ein ureigenes Interesse daran, die Klimaerwärmung zu begrenzen. Was ich hier für Deutschland schrieb, gilt großteils auch für Österreich. Österreich ist außerdem Europameister in der Flächenversiegelung. Auch heuer gab es dutzende Rekorde an Berg- und Talstationen vor allem im Westen von Österreich. Etliche Tiefstwertrekorde wurden geknackt. Die Gefahr von Felsstürzen und Steinschlag nimmt zu. Das gefährdet gerade uns Wanderer und Kletterer. Die Gletscher tauen weiter ab. Das wird langfristig die Almwirtschaft verändern, die Flüsse führen weniger Wasser. Es hängt dann sehr davon ab, wie viel potentielles Schmelzwasser durch die Winterniederschläge noch zur Verfügung steht. Ein paar zu trockene und zu kalte Winter und es gibt ein echtes Problem. Dann produzieren auch die Kraftwerke an den Gletscherseen weniger Strom.
In Wien gab es Anfang der 90er noch 15 Tage über 30°C im Jahr, jetzt sind es 40! Auch die Anzahl der Nächte über 25 Grad ist gestiegen. Das hat deutliche Auswirkungen auf das gesundheitliche Wohlbefinden, auf die wirtschaftliche Produktivität. Magen-Darm-Erkrankungen durch verseuchte Lebensmittel sind ebenso am Vormarsch. Im Hochgebirge wirken sich die deutlich frostfreien Nächte so aus, dass die Schnee- und Eisschmelze nicht stoppt, dass der Permafrost weiter auftaut. Tagsüber fehlt dann der schützende Harschdeckel, d.h. alleine die Dauer, in der die Schmelzprozesse stattfinden, nimmt zu.
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Gleichzeitig kann man beobachten, wie die Waldgrenze ansteigt und die Almwirtschaft bedroht. Auf den Gipfeln steigt die Wiesengrenze an und die Schafe koten alles voll. Deutlich sieht man das z.b. auf der Nordkette. Nebenbei kommen noch so hübsche Tiere wie die Riesenzecke, die ihre Opfer aktiv jagt und nicht passiv auf Grashalmen auflauert.
Die Antwort heißt also ja, wir sind verantwortlich, der CO2-Wert ist aktuell 100 ppm über den Durchschnittswerten der letzten 800 000 Jahre.
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Rasches Handeln ist gefragt und ausnahmsweise keine österreichische Lösung. Dies so sozialverträglich zu gestalten, dass die Ärmeren nicht unter die Räder kommen und die Reicheren weiterhin ihre SUVs fahren, ist Aufgabe der Politik. Als Wissenschaftler kann man nur beraten und deutlich machen, was der Ist-Zustand des Klimas ist und was auf uns zukommen wird. Klimaschutz ist der falsche Begriff. Das Klima muss nicht geschützt werden, das kommt auch ohne uns klar. Die Menschheit muss vor den Auswirkungen geschützt werden.
Gruß,Felix
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