Ein Skigebiet ohne einen einzigen Tag Liftbetrieb
Die aktuelle Wintersaison ist für das privat betriebene Skigebiet Unterberg, 50 Kilometer von Wien entfernt, bereits die zweite mit einem Totalausfall seit 2015. Der Klimawandel verschärft die Situation.
Pernitz – Wenn man auf dem Gipfel des knapp 1.350 Meter hohen Unterbergs in den Gutensteiner Alpen seinen Blick bei guter Sicht schweifen lässt, ist es vom Neusiedler See bis zum nahen Schneeberg nur eine kurze Kopfbewegung. Aber nicht nur das Panorama lockt Wintersportler in das kleine, unscheinbare niederösterreichische Skigebiet bei Pernitz, sondern auch ein bisschen Exotik: Schneekanonen und Kunstschnee gibt es hier nicht.
Diese Strategie geht freilich nur auf, wenn reichlich weißes Zeug vom Himmel fällt. Diese Wintersaison ist für das privat geführte, nur eine knappe Autostunde von Wien entfernte Skigebiet (710 bis 1.340 Meter Seehöhe) wirtschaftlich gesehen ein Desaster: Die vier Schlepplifte wurden keinen einzigen Tag in Betrieb genommen. Auf dem Berg unterwegs waren heuer ausschließlich Tourengeher oder (Schneeschuh-)Wanderer, die die wenigen Tage mit Schneefall ausnützten. Weil kein Skibetrieb war, entfiel für Tourengeher auch die sonst übliche Parkplatzgebühr in Höhe von acht Euro.
Zuletzt von fünf Wintern nur drei mit Skibetrieb
"Natürlich ist das keine angenehme Situation", sagt Erich Panzenböck. Der Unternehmer aus Pernitz hat das Skigebiet erst 2014 gemeinsam mit seinem Bruder, einem Freund und einer weiteren Familie übernommen und vor der Schließung bewahrt. Der aktuelle Totalausfall ist aber schon der zweite Winter ohne Skibetrieb nach der Saison 2015/16. Im Klartext heißt das: In fünf Jahren gab es gerade einmal drei Winter mit Liftbetrieb.
Dass der Klimawandel die Situation verschärft, ist Panzenböck bewusst. "Das Skigebiet existiert seit 1969. Es gab immer wieder Winter mit wenig Schnee. Aber dass es nach vier Jahren schon wieder eine Nullersaison gibt, ist höchst ungewöhnlich." Noch ist das Skigebiet Unterberg nicht gefährdet, sagt Panzenböck, der auch ein Café und ein Planungsbüro betreibt. "Kommende Saison wollen wir wieder starten. Aber wenn zwei, drei Winter hintereinander zu bleibt, dann wird es extrem schwierig."
Auch diesmal müssen die privaten Unternehmer wieder "einige tausend Euro Fixkosten" ohne Einnahmen verkraften: für Instandsetzung, Wartung oder Überprüfung der technischen Geräte. Für zwei Hütten, die nur bei Skibetrieb laufen, oder für die Skischule, den Skiverleih oder Zulieferbetriebe bedeutet der heurige Winter einen Komplettausfall.
Skigebiet Alpl sperrte zu, Lifte in St. Corona abgebaut
Dass vor allem im Osten Österreichs kleine, niedriger gelegene Skigebiete ohne massive Kunstschneeproduktion über kurz oder lang dem Untergang geweiht sind, wissen aber auch die Unterberger Liftler. Vor ein paar Jahren sperrte etwa das nahe Skigebiet am Alpl bei Krieglach endgültig zu. In St. Corona am Wechsel wurden die Sessellifte abgebaut: Das Skigebiet positionierte sich zuletzt erfolgreich neu als Familienarena mit Zauberteppich für die Kleinsten und als Mountainbike-Gebiet.
In Losenheim am Fuße des Schneebergs war der Vierersessellift in diesem Winter nur genau vier Tage für Skifahrer benützbar. Dort gibt es zwar sechs Schneeerzeuger: Die konnten wegen der zu hohen Temperaturen aber nicht arbeiten. Die "herausfordernden Witterungsbedingungen", wie es von den Betreibern heißt, führten dazu, dass 2016 ein 5.000 Quadratmeter großer Mattenhang finanziert wurde, auf dem unabhängig von der Schneelage im Winter und Sommer Skifahren möglich ist.
Auch auf der Hohe-Wand-Wiese in Wien gibt es seit ein paar Jahren einen Zauberteppich und Rutschmatten für die Skianfänger. Die Wiese samt Schlepplift hat mangels Schnee ausgedient. Dafür werden die Trails rund um das Areal bald wieder von Mountainbikern gestürmt.
In das Wechsel-Skigebiet Mönichkirchen-Mariensee wurden seit 2006 hingegen mehr als zwanzig Millionen Euro für Schneekanonen, Speicherteiche, vier neue Lifte und Riesenparkplätze investiert. Das Skigebiet gehört mittlerweile dem Land Niederösterreich.
Hoffnung auf schneereiche Winter lebt
Beim privat betriebenen Skigebiet Unterberg ruht die Hoffnung weiter auf schneereichen Wintern: In der Vorsaison etwa gab es gleich 54 Liftbetriebstage. 38.000 Wintersport-Aficionados genossen die Pisten. "So, wie wir jetzt nicht in Panik verfallen, sind wir damals auch nicht übermütig geworden", sagt Panzenböck. "Unsere treuen Gäste werden wiederkommen." Nachsatz: "Wenn auch der Schnee wiederkommt."
(David Krutzler, 6.3.2020)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/200...ag-liftbetrieb
Die aktuelle Wintersaison ist für das privat betriebene Skigebiet Unterberg, 50 Kilometer von Wien entfernt, bereits die zweite mit einem Totalausfall seit 2015. Der Klimawandel verschärft die Situation.
Pernitz – Wenn man auf dem Gipfel des knapp 1.350 Meter hohen Unterbergs in den Gutensteiner Alpen seinen Blick bei guter Sicht schweifen lässt, ist es vom Neusiedler See bis zum nahen Schneeberg nur eine kurze Kopfbewegung. Aber nicht nur das Panorama lockt Wintersportler in das kleine, unscheinbare niederösterreichische Skigebiet bei Pernitz, sondern auch ein bisschen Exotik: Schneekanonen und Kunstschnee gibt es hier nicht.
Diese Strategie geht freilich nur auf, wenn reichlich weißes Zeug vom Himmel fällt. Diese Wintersaison ist für das privat geführte, nur eine knappe Autostunde von Wien entfernte Skigebiet (710 bis 1.340 Meter Seehöhe) wirtschaftlich gesehen ein Desaster: Die vier Schlepplifte wurden keinen einzigen Tag in Betrieb genommen. Auf dem Berg unterwegs waren heuer ausschließlich Tourengeher oder (Schneeschuh-)Wanderer, die die wenigen Tage mit Schneefall ausnützten. Weil kein Skibetrieb war, entfiel für Tourengeher auch die sonst übliche Parkplatzgebühr in Höhe von acht Euro.
Zuletzt von fünf Wintern nur drei mit Skibetrieb
"Natürlich ist das keine angenehme Situation", sagt Erich Panzenböck. Der Unternehmer aus Pernitz hat das Skigebiet erst 2014 gemeinsam mit seinem Bruder, einem Freund und einer weiteren Familie übernommen und vor der Schließung bewahrt. Der aktuelle Totalausfall ist aber schon der zweite Winter ohne Skibetrieb nach der Saison 2015/16. Im Klartext heißt das: In fünf Jahren gab es gerade einmal drei Winter mit Liftbetrieb.
Dass der Klimawandel die Situation verschärft, ist Panzenböck bewusst. "Das Skigebiet existiert seit 1969. Es gab immer wieder Winter mit wenig Schnee. Aber dass es nach vier Jahren schon wieder eine Nullersaison gibt, ist höchst ungewöhnlich." Noch ist das Skigebiet Unterberg nicht gefährdet, sagt Panzenböck, der auch ein Café und ein Planungsbüro betreibt. "Kommende Saison wollen wir wieder starten. Aber wenn zwei, drei Winter hintereinander zu bleibt, dann wird es extrem schwierig."
Auch diesmal müssen die privaten Unternehmer wieder "einige tausend Euro Fixkosten" ohne Einnahmen verkraften: für Instandsetzung, Wartung oder Überprüfung der technischen Geräte. Für zwei Hütten, die nur bei Skibetrieb laufen, oder für die Skischule, den Skiverleih oder Zulieferbetriebe bedeutet der heurige Winter einen Komplettausfall.
Skigebiet Alpl sperrte zu, Lifte in St. Corona abgebaut
Dass vor allem im Osten Österreichs kleine, niedriger gelegene Skigebiete ohne massive Kunstschneeproduktion über kurz oder lang dem Untergang geweiht sind, wissen aber auch die Unterberger Liftler. Vor ein paar Jahren sperrte etwa das nahe Skigebiet am Alpl bei Krieglach endgültig zu. In St. Corona am Wechsel wurden die Sessellifte abgebaut: Das Skigebiet positionierte sich zuletzt erfolgreich neu als Familienarena mit Zauberteppich für die Kleinsten und als Mountainbike-Gebiet.
In Losenheim am Fuße des Schneebergs war der Vierersessellift in diesem Winter nur genau vier Tage für Skifahrer benützbar. Dort gibt es zwar sechs Schneeerzeuger: Die konnten wegen der zu hohen Temperaturen aber nicht arbeiten. Die "herausfordernden Witterungsbedingungen", wie es von den Betreibern heißt, führten dazu, dass 2016 ein 5.000 Quadratmeter großer Mattenhang finanziert wurde, auf dem unabhängig von der Schneelage im Winter und Sommer Skifahren möglich ist.
Auch auf der Hohe-Wand-Wiese in Wien gibt es seit ein paar Jahren einen Zauberteppich und Rutschmatten für die Skianfänger. Die Wiese samt Schlepplift hat mangels Schnee ausgedient. Dafür werden die Trails rund um das Areal bald wieder von Mountainbikern gestürmt.
In das Wechsel-Skigebiet Mönichkirchen-Mariensee wurden seit 2006 hingegen mehr als zwanzig Millionen Euro für Schneekanonen, Speicherteiche, vier neue Lifte und Riesenparkplätze investiert. Das Skigebiet gehört mittlerweile dem Land Niederösterreich.
Hoffnung auf schneereiche Winter lebt
Beim privat betriebenen Skigebiet Unterberg ruht die Hoffnung weiter auf schneereichen Wintern: In der Vorsaison etwa gab es gleich 54 Liftbetriebstage. 38.000 Wintersport-Aficionados genossen die Pisten. "So, wie wir jetzt nicht in Panik verfallen, sind wir damals auch nicht übermütig geworden", sagt Panzenböck. "Unsere treuen Gäste werden wiederkommen." Nachsatz: "Wenn auch der Schnee wiederkommt."
(David Krutzler, 6.3.2020)
Quelle: https://www.derstandard.at/story/200...ag-liftbetrieb
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