Zunächst ein kleiner Rückblick:
Am 4. Juni 2011 zog ein kräftiges Hagelgewitter von Südosten über den Osten von Wien hinweg. Dabei gab es 2cm großen Hagel, Böen um 100km/h und Starkregen. Ich hatte Spätdienst mit einem Kollegen und vor lauter Aufregung schlossen wir die Terrassentür nicht und die Hagelkörner kullerten quer durchs Büro. Einen Blitz hab ich als Schnappschuss eingefangen.
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Nach so einem markanten Ereignis sieht es derzeit nicht aus, jedenfalls, was Sturm und Hagel betrifft. Die Hauptgefahr war, ist und bleibt der Starkregen.
Das ist jetzt der Klimawandel, eine andere Schlussfolgerung gibt es momentan nicht. Die Wetterlagen bleiben über Wochen hinweg ortsfest, so war der April durchwegs trocken und der Mai zumindest gewittrig feucht. Anfang der 90er herrschte über Monate hinweg ein sehr instabiler Zustand mit Westwindstürmen, während die jetzigen gradientarmen Lagen eher stabil sind. Gradientarm heißt im Mai (und Juni) allerdings, dass die Luftmasse nie ausgetauscht wird, nie richtig abtrocknet. Die bodennahe Grundschicht ist triefend feucht, die Vegetation hilft mit. Bis auf das Italientief Mitte Mai gab es keinen richtigen Luftmassenwechsel/Kaltfrontdurchgang mehr. Die Strömung ist bodennah schwach, aber auch in der Höhe schwach. So bleiben Gewitter ortsfest und entladen gewaltige Regenmengen. In sehr feuchter Luft leitet der Strom noch besser als in trockener Luft, was die Blitzschlaggefahr erhöht. Über Ungeziefer ist schon genug gesagt worden, drei Generationen Borkenkäfer und gefühlte 10 Generationen Zecken (v.a. die Nymphen sind derzeit extrem aktiv). Die seit April andauernde Wärme bis in die Hochlagen macht dem Permafrost zu schaffen. Der Altschnee ist im Rekordtempo geschmolzen, auch wenn jetzt in etlichen Rinnen und schattigen Nordlagen immer noch unterschätzte Altschneefelder liegen. Am Hochkalter (Bereich Ofentalhörndl) ist vor kurzem eine gewaltige Lawine abgegangen. Die Steinschlaggefahr wird weiter zunehmen in diesem Sommer). Gewissermaßen im Glück war man bisher, was großflächige Überschwemmungen betrifft. Eine Wiederholung von Pfingsten 1999 ist ausgeblieben, nach dem Galtürwinter. Allerdings fehlen jetzt in mittleren Lagen auch die puffernden Altschneemassen. Flächendeckender Regen fehlt schon seit längerem, in einigen Regionen ist es staubtrocken, wodurch Starkniederschläge oberflächlich abgeführt werden, was Vermurungsgefahr bedeutet. Wie man sieht, bringt das für einige "cool, jeden Tag kurze Hose, baden, grillen-"Menschen auch so einige Nachteile mit sich.
Wie geht es weiter? Die nächsten 7-10 Tage ändert sich nichts. Es ist kein Tag innerhalb dieses Zeitraums absehbar, wo ich klar sagen kann, da schaut es österreichweit stabil aus, oder wo ich bestimmte Regionen auf der sicheren Seite sehe. Auch temperaturmäßig tut sich wenig, es bleibt im gesamten Zeitraum schwülwarm, gebietsweise mit über 30°C. Etwas kühler sieht momentan der Sonntag (10.6.) aus, mit auflebendem Westwind und Einströmen stabilerer Luft (Keilachse). Die Andeutung eines Kaltfrontdurchgangs ist frühestens nächsten Dienstag (12.6.) in Sicht.
Wettermodelle darf man nicht 1:1 interpretieren, speziell Niederschlag nicht, schon gar nicht konvektiv (schauerförmig).
Der über 3 Stunden aufsummierte Niederschlag beim amerikanischen GFS-Modell, hier für den Zeitraum 14.00 bis 17.00 MESZ morgen Nachmittag ...
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... deutet Gewitter entlang der gesamten Alpensüdseite an, sowie am Alpenostrand und im Böhmerwald, Mühlviertel, Waldviertel. Nördlich der Alpen gibt es nur schwache Signale (0,0-0,1mm), entlang der tschechischen Grenze, über Rax-Schneeberg sowie Richtung Lungau dagegen starke Signale (6-8 Liter pro Quadratmeter). Je höher die angezeigte Regenmenge pro Gitterpunkt und Zeitraum, bei gleichzeitig hoher Labilität und Umgebungsfeuchte, desto heftiger fällt der Starkregen aus. Zumal die Gewitter ja ortsfest sind und sich alles, was in der Wolke an Wasser enthalten ist, an Ort und Stelle ausregnet. Deswegen kann ich aus dieser Karte alleine schon abschätzen, dass wieder lokale Gewitter mit über 50 l/qm, oder gar über 80 l/qm niedergehen werden. Nur den genauen Ort kann ich nicht sagen. Es gibt ein paar klassische Regionen wie Oberes Mühlviertel/Böhmerwald, Rax-Schneeberg-Wechsel, Hohe Wand auch seit neuestem, das gesamte Steirische Hügelland, die Nockberge. Bei Gewittern im Nordalpenraum ist das Wandergebiet um Salzburg herum immer mit dabei: Hochkönig bzw. gesamte Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen, südliche Osterhorngruppe, Salzkammergut.
Schnellziehende Gewitter sind viel einfacher zu prognostizieren, sie sind fast immer an Fronten gebunden, die räumlich und zeitlich gut erfassbar sind. Meist entstehen Gewitter dann vorlaufend zur Front an einer Konvergenz. Was durch ist, ist durch. Dann Zwischenhocheinfluss, etc.
Diese langsam ziehenden Störungen/Gewitter derzeit sind für jeden Meteorologen ein Graus und Steilvorlage für Fehlprognosen. Meist sind sich die Modelle nicht einig, dann entscheiden größere Gewitter am Vorabend, wie stabil es in derselben Region am Folgetag ist. Das haben Modelle selten gut drin, bzw. muss man sich wirklich die Mühe machen, die einzelnen Läufe der jeweiligen Modelle zu verfolgen - das ist vergleichbar mit dem, was Lawinenexperten machen, die im Laufe eines Winters die einzelnen Niederschlagsereignisse inklusive Wind und Temperatur im Hinterkopf behalten müssen, um zu beurteilen, ob ein Hang labil oder stabil ist.
Ich versuchs dennoch - Angaben ohne Gewähr.
Morgen, Dienstag, strömt im gesamten Nordalpenbereich aus Nordosten bodennah trockenere Luft heran. Hier bilden sich erst am späten Nachmittag und Abend größere Quellwolken, aber nur isolierte Gewitter. Von Süd- und Osttirol bis Niederösterreich hingegen labiler und schon in der Früh und am Vormittag im Osten punktuell erste Schauer, am Nachmittag verbreitet Gewitter. Der Wind in der Höhe bleibt schwach, der Starkregen ortsfest, mitunter ist kleiner Hagel dabei, der die Kanalisation verstopfen kann. Unwettergefahr!
Am Mittwoch dreht die Höhenströmung auf Süd zurück, bleibt aber zu schwach für Föhn. Am Alpenostrand erneut vormittags oder spätvormittags schon erste Gewitter, sonst ab Mittag und Nachmittag im gesamten Alpenraum recht verbreitet. Nur schwache Nordwärtsverlagerung, dabei sind die Regenmengen erneut die Hauptgefahr. Die Gewitter dauern bis in die Nacht hinein an.
Am Donnerstag sehen Kärnten und die Niederösterreichischen Voralpen ein wenig begünstigt aus, sonst wenig Änderung, im Tagesverlauf einige Schauer und Gewitter. Leicht föhnige Südwestströmung.
Freitag ähnlich, wobei die Südwestströmung am Südostrand der Alpen etwas zulegt und damit auch Hagel/Sturm ein Thema werden können. Insgesamt etwas länger stabil am Vormittag.
Trend fürs Wochenende:
Am Samstag von Tirol westwärts, am Sonntag überall abnehmende Gewitterneigung und etwas kühler mit auflebendem Nordwestwind, allerdings auch mehr Wolken. Niederschlagsverteilung unsicher.
Gruß,Felix
Am 4. Juni 2011 zog ein kräftiges Hagelgewitter von Südosten über den Osten von Wien hinweg. Dabei gab es 2cm großen Hagel, Böen um 100km/h und Starkregen. Ich hatte Spätdienst mit einem Kollegen und vor lauter Aufregung schlossen wir die Terrassentür nicht und die Hagelkörner kullerten quer durchs Büro. Einen Blitz hab ich als Schnappschuss eingefangen.
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5.JPG
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Nach so einem markanten Ereignis sieht es derzeit nicht aus, jedenfalls, was Sturm und Hagel betrifft. Die Hauptgefahr war, ist und bleibt der Starkregen.
Das ist jetzt der Klimawandel, eine andere Schlussfolgerung gibt es momentan nicht. Die Wetterlagen bleiben über Wochen hinweg ortsfest, so war der April durchwegs trocken und der Mai zumindest gewittrig feucht. Anfang der 90er herrschte über Monate hinweg ein sehr instabiler Zustand mit Westwindstürmen, während die jetzigen gradientarmen Lagen eher stabil sind. Gradientarm heißt im Mai (und Juni) allerdings, dass die Luftmasse nie ausgetauscht wird, nie richtig abtrocknet. Die bodennahe Grundschicht ist triefend feucht, die Vegetation hilft mit. Bis auf das Italientief Mitte Mai gab es keinen richtigen Luftmassenwechsel/Kaltfrontdurchgang mehr. Die Strömung ist bodennah schwach, aber auch in der Höhe schwach. So bleiben Gewitter ortsfest und entladen gewaltige Regenmengen. In sehr feuchter Luft leitet der Strom noch besser als in trockener Luft, was die Blitzschlaggefahr erhöht. Über Ungeziefer ist schon genug gesagt worden, drei Generationen Borkenkäfer und gefühlte 10 Generationen Zecken (v.a. die Nymphen sind derzeit extrem aktiv). Die seit April andauernde Wärme bis in die Hochlagen macht dem Permafrost zu schaffen. Der Altschnee ist im Rekordtempo geschmolzen, auch wenn jetzt in etlichen Rinnen und schattigen Nordlagen immer noch unterschätzte Altschneefelder liegen. Am Hochkalter (Bereich Ofentalhörndl) ist vor kurzem eine gewaltige Lawine abgegangen. Die Steinschlaggefahr wird weiter zunehmen in diesem Sommer). Gewissermaßen im Glück war man bisher, was großflächige Überschwemmungen betrifft. Eine Wiederholung von Pfingsten 1999 ist ausgeblieben, nach dem Galtürwinter. Allerdings fehlen jetzt in mittleren Lagen auch die puffernden Altschneemassen. Flächendeckender Regen fehlt schon seit längerem, in einigen Regionen ist es staubtrocken, wodurch Starkniederschläge oberflächlich abgeführt werden, was Vermurungsgefahr bedeutet. Wie man sieht, bringt das für einige "cool, jeden Tag kurze Hose, baden, grillen-"Menschen auch so einige Nachteile mit sich.
Wie geht es weiter? Die nächsten 7-10 Tage ändert sich nichts. Es ist kein Tag innerhalb dieses Zeitraums absehbar, wo ich klar sagen kann, da schaut es österreichweit stabil aus, oder wo ich bestimmte Regionen auf der sicheren Seite sehe. Auch temperaturmäßig tut sich wenig, es bleibt im gesamten Zeitraum schwülwarm, gebietsweise mit über 30°C. Etwas kühler sieht momentan der Sonntag (10.6.) aus, mit auflebendem Westwind und Einströmen stabilerer Luft (Keilachse). Die Andeutung eines Kaltfrontdurchgangs ist frühestens nächsten Dienstag (12.6.) in Sicht.
Wettermodelle darf man nicht 1:1 interpretieren, speziell Niederschlag nicht, schon gar nicht konvektiv (schauerförmig).
Der über 3 Stunden aufsummierte Niederschlag beim amerikanischen GFS-Modell, hier für den Zeitraum 14.00 bis 17.00 MESZ morgen Nachmittag ...
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... deutet Gewitter entlang der gesamten Alpensüdseite an, sowie am Alpenostrand und im Böhmerwald, Mühlviertel, Waldviertel. Nördlich der Alpen gibt es nur schwache Signale (0,0-0,1mm), entlang der tschechischen Grenze, über Rax-Schneeberg sowie Richtung Lungau dagegen starke Signale (6-8 Liter pro Quadratmeter). Je höher die angezeigte Regenmenge pro Gitterpunkt und Zeitraum, bei gleichzeitig hoher Labilität und Umgebungsfeuchte, desto heftiger fällt der Starkregen aus. Zumal die Gewitter ja ortsfest sind und sich alles, was in der Wolke an Wasser enthalten ist, an Ort und Stelle ausregnet. Deswegen kann ich aus dieser Karte alleine schon abschätzen, dass wieder lokale Gewitter mit über 50 l/qm, oder gar über 80 l/qm niedergehen werden. Nur den genauen Ort kann ich nicht sagen. Es gibt ein paar klassische Regionen wie Oberes Mühlviertel/Böhmerwald, Rax-Schneeberg-Wechsel, Hohe Wand auch seit neuestem, das gesamte Steirische Hügelland, die Nockberge. Bei Gewittern im Nordalpenraum ist das Wandergebiet um Salzburg herum immer mit dabei: Hochkönig bzw. gesamte Chiemgauer und Berchtesgadener Alpen, südliche Osterhorngruppe, Salzkammergut.
Schnellziehende Gewitter sind viel einfacher zu prognostizieren, sie sind fast immer an Fronten gebunden, die räumlich und zeitlich gut erfassbar sind. Meist entstehen Gewitter dann vorlaufend zur Front an einer Konvergenz. Was durch ist, ist durch. Dann Zwischenhocheinfluss, etc.
Diese langsam ziehenden Störungen/Gewitter derzeit sind für jeden Meteorologen ein Graus und Steilvorlage für Fehlprognosen. Meist sind sich die Modelle nicht einig, dann entscheiden größere Gewitter am Vorabend, wie stabil es in derselben Region am Folgetag ist. Das haben Modelle selten gut drin, bzw. muss man sich wirklich die Mühe machen, die einzelnen Läufe der jeweiligen Modelle zu verfolgen - das ist vergleichbar mit dem, was Lawinenexperten machen, die im Laufe eines Winters die einzelnen Niederschlagsereignisse inklusive Wind und Temperatur im Hinterkopf behalten müssen, um zu beurteilen, ob ein Hang labil oder stabil ist.
Ich versuchs dennoch - Angaben ohne Gewähr.
Morgen, Dienstag, strömt im gesamten Nordalpenbereich aus Nordosten bodennah trockenere Luft heran. Hier bilden sich erst am späten Nachmittag und Abend größere Quellwolken, aber nur isolierte Gewitter. Von Süd- und Osttirol bis Niederösterreich hingegen labiler und schon in der Früh und am Vormittag im Osten punktuell erste Schauer, am Nachmittag verbreitet Gewitter. Der Wind in der Höhe bleibt schwach, der Starkregen ortsfest, mitunter ist kleiner Hagel dabei, der die Kanalisation verstopfen kann. Unwettergefahr!
Am Mittwoch dreht die Höhenströmung auf Süd zurück, bleibt aber zu schwach für Föhn. Am Alpenostrand erneut vormittags oder spätvormittags schon erste Gewitter, sonst ab Mittag und Nachmittag im gesamten Alpenraum recht verbreitet. Nur schwache Nordwärtsverlagerung, dabei sind die Regenmengen erneut die Hauptgefahr. Die Gewitter dauern bis in die Nacht hinein an.
Am Donnerstag sehen Kärnten und die Niederösterreichischen Voralpen ein wenig begünstigt aus, sonst wenig Änderung, im Tagesverlauf einige Schauer und Gewitter. Leicht föhnige Südwestströmung.
Freitag ähnlich, wobei die Südwestströmung am Südostrand der Alpen etwas zulegt und damit auch Hagel/Sturm ein Thema werden können. Insgesamt etwas länger stabil am Vormittag.
Trend fürs Wochenende:
Am Samstag von Tirol westwärts, am Sonntag überall abnehmende Gewitterneigung und etwas kühler mit auflebendem Nordwestwind, allerdings auch mehr Wolken. Niederschlagsverteilung unsicher.
Gruß,Felix
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