Der Winter gibt sich noch nicht geschlagen, auch wenn die Schneedecke im Flachland jetzt sukzessive erodiert wird. Einerseits durch die Mildeinschübe, andererseits durch die zunehmende Globalstrahlung, die im Februar dafür sorgt, dass der Boden trotz Dauerfrost über Null Grad warm wird.
Rückblick auf das vergangene Wochenende, das ich in den Mürzsteger Alpen verbracht habe:
Samstag, 02.02.2019, 14.00 Lokalzeit
Zwei Tiefdruckgebiete beherrschen das Wetter in weiten Teilen Mittel- und Südeuropas mit ihren Frontensystemen. Ein kräftiges Tief über dem Mittelmeer schickt feuchtwarme Luft gegen die Südalpen, was für ergiebige Niederschläge und ein Verkehrschaos am Brenner sorgte. Quer über die Nordalpen wechselt die Front das Vorzeichen, über dem Norden Österreichs fließt bereits kältere Luft ein. Etwa westlich einer Linie St.Pölten - Mariazell - Lungau bleiben die Höchstwerte einstellig mit 3 bis 8 Grad, weiter östlich verbreitet 9 bis 15 Grad.
Weiter nördlich über Tschechien schließt das nächste Tief an, die zugehörige Okklusion staut von Nordwesten gegen das Erzgebirge und sorgt für einiges an Neuschnee. Der Osten und Südosten Österreichs einschließlich Mürzsteger Alpen liegen - im weiß eingekreisten Bereich - im Niemandsland zwischen den Fronten, wo die Wolken in allen Höhen deutlich auflockern.
Bild 33: Das sichtbare Satellitenbild um die gleiche Zeit zeigt aber noch mehr:
Kompakte Frontalbewölkung nur über Tirol, Oberkärnten, Teilen Salzburgs bis Oberösterreich. Weiter östlich größere Auflockerungen, ein paar hohe Wolken. Wir im weiß markierten Bereich profitieren von den Auflockerungen. Schwarz eingekreist außerdem ein Wolken- oder besser gesagt Strömungsphänomen, was typisch für Föhn ist: Leewellen. Die Winddaten von der Rax daneben zeigen an, dass tagsüber durchgehend Südwestwind wehte. Auf der windabgewandten Seite am Alpenostrand strömt die Luft bergab (Föhn), dabei entstehen Leewellen mit gleicher Amplitude und Wellenabstand - man spricht auch von gefangenen Leewellen (trapped leewaves). Sie deuten eine stabile Schichtung (Inversion) in der Höhe an. Der zugehörige Wetterballonaufstieg von der Hohen Warte zeigt diese in ca. 2000 Meter Höhe.
Wetterlage vom Sonntagvormittag, 10.00 Lokalzeit:
Eine breite Okklusionsfront liegt quer über Südostdeutschland bis Schweiz und Westösterreich. Der andauernde Schneefall lässt hunderte Flüge in München ausfallen. Dichte Bewölkung außerdem auch mit der strömungsparallelen Kaltfront von Bosnien bis Westungarn. Der eigentliche Luftmassenwechsel vollzieht sich fast unsichtbar dort, wo das blaue Dreieck den Vorstoß der bodennahen Kaltluft andeutet. In 3000 Metern wehte zum Zeitpunkt des Kaltfrontdurchgangs weiterhin Südwind, darunter strömte mit lebhaftem Nordwestwind die kältere Luft mit tiefer Bewölkung ein. Pink ist hier wolkenfrei, okkerbraun wie über Oberösterreich und Obersteiermark deutet tiefe Bewölkung an. Das erklärt auch den nicht sehr ergiebigen Schneefall am frühen Nachmittag.
Rechts der Windsprung um die Mittagszeit auf der Rax, verbunden mit dem Temperaturrückgang, etwas früher auf der Schneealm (Lurgbauer), das etwas westlicher liegt.
======================================== Rückblick Ende ==========================================
Zurück zur aktuellen Wetterlage:
Diese ist gekennzeichnet von einem in allen Höhen ausgeprägten Hochdruckgebiet, das langsam nach Südosten zurückweicht. In der Höhe ist sehr milde, aber auch sehr trockene Luft eingeflossen. Oberhalb von 800-1000m hat es bereits verbreitet Plusgrade, die relative Feuchte liegt aber oft unter 40%. In den Niederungen hält sich dagegen Frostluft, im Alpenvorland macht der Nebel und Hochnebel den Deckel darauf.
Donnerstag ... erreicht die Warmluftzufuhr am Vormittag ihren Höhepunkt mit 6 bis 10°C auf 1000m. Bodennah dominiert weiterhin dunst- und nebelanfällige Frostluft. Am Abend zieht von Vorarlberg bis Flachgau allmählich dichte Bewölkung auf, vorlaufend frischt zunächst auf den Bergen lebhafter Nordwestwind auf, der sich bis Mitternacht, zum Teil auch noch später im Donauraum bis in die Niederungen durchsetzt. Mit einer schwachen Okklusion, die nachtsüber die Nordalpen überquert und unter Auflösung den Alpenostrand erreicht, sickert wieder Höhenkaltluft ein. Dazwischen gibt es ein paar Stunden mit Warmluft in der Höhe und Frostluft am Boden, sodass der Niederschlag in den Gebieten, wo der Wind nicht gedreht hat, als gefrierender Regen fällt. Erst in der zweiten Nachthälfte geht der Niederschlag oberhalb von 700-900m wieder in Schnee über, aber ohne nennenswerte Mengen. Am Alpenostrand handelt es sich um eine maskierte Kaltfrontokklusion, mit dem stark auffrischenden Westwind wird die Kaltluft ausgeräumt und durch wärmere Luft ersetzt.
Freitag.... Zwischenhocheinfluss, in 1500m verbreitet um Null Grad, im Osten knapp darunter, im äußersten Westen eher darüber. Dazu weht im Osten in den Hochlagen noch lebhafter Nordwestwind, während es nach Westen zu bereits leicht föhnig wird. Störende Bewölkung gibt es tagsüber kaum.
Samstag ... bereits über Nacht die nächste markante Warmluftzufuhr mit Schwerpunkt Alpennordseite. In den Hochlagen frischt föhniger Südwestwind auf, am Alpennordrand teils stürmischer Westwind. In den Niederungen hingegen oft schwach windig. Die Kaltfront des zugehörigen Sturmtiefs über der Nordsee liegt parallel in der zügigen Westsüdwestströmung, die Luftmassengegensätze verschwinden und die Front löst sich auf, bevor sie die Nordalpen erreicht. Bis auf Gewölk in vorwiegend hohen und mittelhohen Luftschichten also kaum größere Auswirkungen.
In der Nacht auf Sonntag bildet sich an der Kaltfront ein Randtief, das noch ein paar Unsicherheiten in die Vorhersage bringt. Derzeit wird es über dem Norden Deutschlands gerechnet, sodass der Alpenraum in einer straffen West- bis Südwestströmung liegt: Ab der Nacht bis weit in den Sonntag hinein trocken und sehr mild in der Höhe, mit 5-8 Grad in 1500m und je nach turbulentem Herabmischen vorübergehend frühlingshafte Werte in den Niederungen. Sonnige Auflockerungen aber nur dort, wo die Leebewölkung weggetrocknet wird.
Niederschläge zeichnen sich erst in der Nacht auf Montag ab. Dann aber alpenweit heftig mit stürmisch auffrischendem Nordwestwind, Graupelgewittern und Schneefall bis in tiefe Lagen. In 1500m Temperaturrückgang um bis zu 10 Grad auf -5 Grad. Eine gleichzeitige Italientiefentwicklung kann der Alpensüdseite auch noch weiteren ergiebigen Neuschnee bescheren. Bis Dienstagmittag anhaltender Nordstau mit kräftigem Nordwestwind, in 1500m -8 bis -10 Grad. Soweit sind sich die Modelle dann wieder einig und weiter schauen wäre Frevel.
Gruß,Felix
PS: Heute vor 8 Jahren machte ich gemeinsam mit Bergfex,Wolfgang & CO meine erste Schneeschuhtour auf die Wildalpe (1523m), bei zweistelligen Plusgraden und Südföhn eine durchaus anstrengende Spurarbeit.
Rückblick auf das vergangene Wochenende, das ich in den Mürzsteger Alpen verbracht habe:
Samstag, 02.02.2019, 14.00 Lokalzeit
Zwei Tiefdruckgebiete beherrschen das Wetter in weiten Teilen Mittel- und Südeuropas mit ihren Frontensystemen. Ein kräftiges Tief über dem Mittelmeer schickt feuchtwarme Luft gegen die Südalpen, was für ergiebige Niederschläge und ein Verkehrschaos am Brenner sorgte. Quer über die Nordalpen wechselt die Front das Vorzeichen, über dem Norden Österreichs fließt bereits kältere Luft ein. Etwa westlich einer Linie St.Pölten - Mariazell - Lungau bleiben die Höchstwerte einstellig mit 3 bis 8 Grad, weiter östlich verbreitet 9 bis 15 Grad.
Weiter nördlich über Tschechien schließt das nächste Tief an, die zugehörige Okklusion staut von Nordwesten gegen das Erzgebirge und sorgt für einiges an Neuschnee. Der Osten und Südosten Österreichs einschließlich Mürzsteger Alpen liegen - im weiß eingekreisten Bereich - im Niemandsland zwischen den Fronten, wo die Wolken in allen Höhen deutlich auflockern.
Bild 33: Das sichtbare Satellitenbild um die gleiche Zeit zeigt aber noch mehr:
Kompakte Frontalbewölkung nur über Tirol, Oberkärnten, Teilen Salzburgs bis Oberösterreich. Weiter östlich größere Auflockerungen, ein paar hohe Wolken. Wir im weiß markierten Bereich profitieren von den Auflockerungen. Schwarz eingekreist außerdem ein Wolken- oder besser gesagt Strömungsphänomen, was typisch für Föhn ist: Leewellen. Die Winddaten von der Rax daneben zeigen an, dass tagsüber durchgehend Südwestwind wehte. Auf der windabgewandten Seite am Alpenostrand strömt die Luft bergab (Föhn), dabei entstehen Leewellen mit gleicher Amplitude und Wellenabstand - man spricht auch von gefangenen Leewellen (trapped leewaves). Sie deuten eine stabile Schichtung (Inversion) in der Höhe an. Der zugehörige Wetterballonaufstieg von der Hohen Warte zeigt diese in ca. 2000 Meter Höhe.
Wetterlage vom Sonntagvormittag, 10.00 Lokalzeit:
Eine breite Okklusionsfront liegt quer über Südostdeutschland bis Schweiz und Westösterreich. Der andauernde Schneefall lässt hunderte Flüge in München ausfallen. Dichte Bewölkung außerdem auch mit der strömungsparallelen Kaltfront von Bosnien bis Westungarn. Der eigentliche Luftmassenwechsel vollzieht sich fast unsichtbar dort, wo das blaue Dreieck den Vorstoß der bodennahen Kaltluft andeutet. In 3000 Metern wehte zum Zeitpunkt des Kaltfrontdurchgangs weiterhin Südwind, darunter strömte mit lebhaftem Nordwestwind die kältere Luft mit tiefer Bewölkung ein. Pink ist hier wolkenfrei, okkerbraun wie über Oberösterreich und Obersteiermark deutet tiefe Bewölkung an. Das erklärt auch den nicht sehr ergiebigen Schneefall am frühen Nachmittag.
Rechts der Windsprung um die Mittagszeit auf der Rax, verbunden mit dem Temperaturrückgang, etwas früher auf der Schneealm (Lurgbauer), das etwas westlicher liegt.
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Zurück zur aktuellen Wetterlage:
Diese ist gekennzeichnet von einem in allen Höhen ausgeprägten Hochdruckgebiet, das langsam nach Südosten zurückweicht. In der Höhe ist sehr milde, aber auch sehr trockene Luft eingeflossen. Oberhalb von 800-1000m hat es bereits verbreitet Plusgrade, die relative Feuchte liegt aber oft unter 40%. In den Niederungen hält sich dagegen Frostluft, im Alpenvorland macht der Nebel und Hochnebel den Deckel darauf.
Donnerstag ... erreicht die Warmluftzufuhr am Vormittag ihren Höhepunkt mit 6 bis 10°C auf 1000m. Bodennah dominiert weiterhin dunst- und nebelanfällige Frostluft. Am Abend zieht von Vorarlberg bis Flachgau allmählich dichte Bewölkung auf, vorlaufend frischt zunächst auf den Bergen lebhafter Nordwestwind auf, der sich bis Mitternacht, zum Teil auch noch später im Donauraum bis in die Niederungen durchsetzt. Mit einer schwachen Okklusion, die nachtsüber die Nordalpen überquert und unter Auflösung den Alpenostrand erreicht, sickert wieder Höhenkaltluft ein. Dazwischen gibt es ein paar Stunden mit Warmluft in der Höhe und Frostluft am Boden, sodass der Niederschlag in den Gebieten, wo der Wind nicht gedreht hat, als gefrierender Regen fällt. Erst in der zweiten Nachthälfte geht der Niederschlag oberhalb von 700-900m wieder in Schnee über, aber ohne nennenswerte Mengen. Am Alpenostrand handelt es sich um eine maskierte Kaltfrontokklusion, mit dem stark auffrischenden Westwind wird die Kaltluft ausgeräumt und durch wärmere Luft ersetzt.
Freitag.... Zwischenhocheinfluss, in 1500m verbreitet um Null Grad, im Osten knapp darunter, im äußersten Westen eher darüber. Dazu weht im Osten in den Hochlagen noch lebhafter Nordwestwind, während es nach Westen zu bereits leicht föhnig wird. Störende Bewölkung gibt es tagsüber kaum.
Samstag ... bereits über Nacht die nächste markante Warmluftzufuhr mit Schwerpunkt Alpennordseite. In den Hochlagen frischt föhniger Südwestwind auf, am Alpennordrand teils stürmischer Westwind. In den Niederungen hingegen oft schwach windig. Die Kaltfront des zugehörigen Sturmtiefs über der Nordsee liegt parallel in der zügigen Westsüdwestströmung, die Luftmassengegensätze verschwinden und die Front löst sich auf, bevor sie die Nordalpen erreicht. Bis auf Gewölk in vorwiegend hohen und mittelhohen Luftschichten also kaum größere Auswirkungen.
In der Nacht auf Sonntag bildet sich an der Kaltfront ein Randtief, das noch ein paar Unsicherheiten in die Vorhersage bringt. Derzeit wird es über dem Norden Deutschlands gerechnet, sodass der Alpenraum in einer straffen West- bis Südwestströmung liegt: Ab der Nacht bis weit in den Sonntag hinein trocken und sehr mild in der Höhe, mit 5-8 Grad in 1500m und je nach turbulentem Herabmischen vorübergehend frühlingshafte Werte in den Niederungen. Sonnige Auflockerungen aber nur dort, wo die Leebewölkung weggetrocknet wird.
Niederschläge zeichnen sich erst in der Nacht auf Montag ab. Dann aber alpenweit heftig mit stürmisch auffrischendem Nordwestwind, Graupelgewittern und Schneefall bis in tiefe Lagen. In 1500m Temperaturrückgang um bis zu 10 Grad auf -5 Grad. Eine gleichzeitige Italientiefentwicklung kann der Alpensüdseite auch noch weiteren ergiebigen Neuschnee bescheren. Bis Dienstagmittag anhaltender Nordstau mit kräftigem Nordwestwind, in 1500m -8 bis -10 Grad. Soweit sind sich die Modelle dann wieder einig und weiter schauen wäre Frevel.
Gruß,Felix
PS: Heute vor 8 Jahren machte ich gemeinsam mit Bergfex,Wolfgang & CO meine erste Schneeschuhtour auf die Wildalpe (1523m), bei zweistelligen Plusgraden und Südföhn eine durchaus anstrengende Spurarbeit.
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