Nach dem rekordwarmen Februarausklang bleiben wir vorerst auf überdurchschnittlichem Niveau. Zwar geht es die nächsten 7-10 Tage deutlich wechselhafter weiter, zwischendurch bringen föhnige Südwestlagen aber immer wieder frühlingshafte Werte. Neuschnee fällt, wenn überhaupt, nur noch oberhalb 1200-1500m.
Rückblick zu gestern:
Neue Februarrekorde gab es gestern nicht nur in Österreich mit Güssing (24,2°C), sondern auch in Belgien (Dourbes, 22°C), Großbritannien (Kew Garden, 21,2°C), Niederlande (Arcen, 20,5°C), Luxemburg Flughafen 19,8°C und Schweden (Karlshamn, 16,7°C).
Die gestrigen Höchstwerte bei (c) Kachelmannwetter:
Zwischenablage01.jpg
In ganz Europa fiel der Februar deutlich zu warm aus, ebenso in Teilen Sibiriens und besonders krass in der Arktis/Alaska, wo die Temperaturen derzeit bis zu 20 Grad vom Mittel abweichen.
temp_anomalie.jpg
Quelle: http://www.karstenhaustein.com/climate.php
Das Ungewöhnliche an der gestrigen Rekordwärme war, dass keine Zufuhr afrikanischer Subtropenluft stattfand, sondern das Gegenteil, eine straffe nordwestliche Höhenströmung:
2019022812_25.gif
Dargestellt sind die Temperaturen in 850 hPa Druckfläche (entspricht im Mittel 1500m Seehöhe). Man sieht das Tief über England, das in der Folgenacht und heute den Niederschlag im Alpenraum gebraucht hat (Schnee allerdings erst ab rund 1300m). Über dem Alpenraum dominiert ein Keil mit dichter Isohypsendrängung (der Wind weht grob parallel zu den Isohypsen und ist je stärker, desto enger die Isohypsen beieinander liegen). An der Alpensüdseite werden die 10°C in 1500m oft vollständig zum Boden durchmischt, was in 300-400m dann Höchstwerte über 20°C ergibt.
Während im Süden föhnige Effekte eine Rolle spielten, kam dazu auch das starke Absinken unter Hochdruckeinfluss:
sounding.jpg
Der Wetterballonaufstieg von Wien vom 28. Februar, mittags, eingeblendet ein Aufstieg vom 07.Februar 2019, ebenfalls mittags. Je enger Temperatur und Taupunkt beieinander liegen, desto feuchter die Luft. Anfang Februar herrschte eine eher typische Hochdrucklage mit sehr feuchter Bodenschicht und knappen Plusgraden. Die feuchte Schicht deutet auf Hochnebel hin. Darüber die sehr trockene Luft im Bereich des Hochs (absinkende Luftmassen). Ende Februar reicht die Trockenschicht dagegen bis zum Erdboden. Vielfach wurden nachmittags im Süden Österreichs nur 12-20% relative Feuchte gemessen, extreme Werte für die Niederungen. Die Wärme war also hausgemacht.
(Grafik im Anhang ganz unten, sorry für die Umstände)
Das zeigt auch das Trajektorienmodell von NOAA, die Luftmassen kamen aus England bzw. Holland und sind sukzessive abgesunken.
Der morgige Samstag bringt vom Tiroler Unterland ostwärts noch stärkere Bewölkung und schwache Regenschauer, oberhalb 1100-1300m fällt Schnee. Weiter im Westen lockern die Wolken schon öfter sonnig auf, im Süden mit leichter Föhntendenz länger sonnig. Dazu weht entlang der Voralpen und am Alpenostrand lebhafter Nordwestwind.
Am Sonntag stellt sich eine lebhafte Westströmung in den Hochlagen ein, unterhalb weht seichter Südföhn. Dazu höhenmild und je nach durchgreifendem Wind wieder frühlingshafte Werte in den Niederungen. Von teilweise dichter hoher und mittelhoher Bewölkung abgesehen ein freundlicher Tag.
In der Nacht auf Montag und Montagvormittag vor der Kaltfront wird der Südföhn allmählich hochreichend. Der Montag verläuft anfangs noch aufgelockert bewölkt nach Osten hin, im äußersten Westen kommt am Nachmittag bereits die Kaltfront mit Schauern und vereinzelt Gewittern. Dabei Sturmböen aus Nordwest. Sonst föhnig und sehr mild. Eine gleichzeitige Italientiefbildung schwächt die Intensität der Kaltfront voraussichtlich von Salzburg ostwärts rasch ab, sodass im Osten nicht mehr viel Niederschlag ankommt, nur noch stürmischer Nordwestwind. Der Schwerpunkt der Niederschläge wird derzeit in Nordtirol, Salzburg, Kärnten und in der westlichen Steiermark gerechnet. Schnee fällt oberhalb von 900-1100m.
Der Dienstag verläuft unter schwachem Zwischenhocheinfluss oft wechselnd bis stark bewölkt. Im Südosten und Osten anfangs noch tiefe Restbewölkung, im Westen und Nordwesten im Tagesverlauf Durchzug hoher und mittelhoher Wolken. Um Null Grad in 1500m und leicht südföhnig. Am Abend quert ein thermischer Trog (Höhenkaltluft) den östlichen Nordalpenraum, dabei kurzzeitig stürmisch auffrischender Westwind und entlang der Voralpen mitunter zeitweise Regen, oberhalb von 1200-1400m Schneefall. (Unsicherheiten)
Für Mittwoch zeichnet sich über der Nordsee das nächste Sturmtief ab, auf dessen Vorderseite im Alpenraum Zufuhr warmer Luftmassen und kräftiger Südföhn. Im Föhn wieder über 20 Grad, sonst 15-20°C. Wolkenstau an der Alpensüdseite, jedoch kaum Niederschläge. Die zugehörige Kaltfront würde erst in der Folgenacht auf die Nordalpen übergreifen, im Zuge einer weiteren Italientiefbildung könnte dabei aber nochmal Schnee bis in die Niederungen fallen. (Unsicherheiten)
Am Wechselspiel aus sehr milden, föhnigen Phasen und stürmischen Nordwestlagen ändert sich auch in den Folgetagen wenig. Klar ist vorerst nur folgendes: Alles, was jetzt an Neuschnee fällt, bleibt unterhalb 1200-1500m höchstens vorübergehend liegen, oberhalb bis auf weiteres wieder erhebliche Triebschneeansammlungen, für die Lawinengefahr vor allem oberhalb der Waldgrenze bedeutsam, weil ab rund 1500-1700m vollständig Neuschnee fallen wird und das auf der kompakten Altschneegrundlage wahrscheinlich wenig Halt finden wird. Die zwischenzeitlichen Wärmeeinschube bringen immer wieder erhöhte Gefahr für Locker- und Gleitschneelawinen, da es mit Föhneinfluss teils auch nachts recht mild bleiben wird. In Summe also ein Lawinen-3er, so meine Einschätzung als Laie.
Passts bitte auf euch auf.
Gruß,Felix
Rückblick zu gestern:
Neue Februarrekorde gab es gestern nicht nur in Österreich mit Güssing (24,2°C), sondern auch in Belgien (Dourbes, 22°C), Großbritannien (Kew Garden, 21,2°C), Niederlande (Arcen, 20,5°C), Luxemburg Flughafen 19,8°C und Schweden (Karlshamn, 16,7°C).
Die gestrigen Höchstwerte bei (c) Kachelmannwetter:
Zwischenablage01.jpg
In ganz Europa fiel der Februar deutlich zu warm aus, ebenso in Teilen Sibiriens und besonders krass in der Arktis/Alaska, wo die Temperaturen derzeit bis zu 20 Grad vom Mittel abweichen.
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Quelle: http://www.karstenhaustein.com/climate.php
Das Ungewöhnliche an der gestrigen Rekordwärme war, dass keine Zufuhr afrikanischer Subtropenluft stattfand, sondern das Gegenteil, eine straffe nordwestliche Höhenströmung:
2019022812_25.gif
Dargestellt sind die Temperaturen in 850 hPa Druckfläche (entspricht im Mittel 1500m Seehöhe). Man sieht das Tief über England, das in der Folgenacht und heute den Niederschlag im Alpenraum gebraucht hat (Schnee allerdings erst ab rund 1300m). Über dem Alpenraum dominiert ein Keil mit dichter Isohypsendrängung (der Wind weht grob parallel zu den Isohypsen und ist je stärker, desto enger die Isohypsen beieinander liegen). An der Alpensüdseite werden die 10°C in 1500m oft vollständig zum Boden durchmischt, was in 300-400m dann Höchstwerte über 20°C ergibt.
Während im Süden föhnige Effekte eine Rolle spielten, kam dazu auch das starke Absinken unter Hochdruckeinfluss:
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Der Wetterballonaufstieg von Wien vom 28. Februar, mittags, eingeblendet ein Aufstieg vom 07.Februar 2019, ebenfalls mittags. Je enger Temperatur und Taupunkt beieinander liegen, desto feuchter die Luft. Anfang Februar herrschte eine eher typische Hochdrucklage mit sehr feuchter Bodenschicht und knappen Plusgraden. Die feuchte Schicht deutet auf Hochnebel hin. Darüber die sehr trockene Luft im Bereich des Hochs (absinkende Luftmassen). Ende Februar reicht die Trockenschicht dagegen bis zum Erdboden. Vielfach wurden nachmittags im Süden Österreichs nur 12-20% relative Feuchte gemessen, extreme Werte für die Niederungen. Die Wärme war also hausgemacht.
(Grafik im Anhang ganz unten, sorry für die Umstände)
Das zeigt auch das Trajektorienmodell von NOAA, die Luftmassen kamen aus England bzw. Holland und sind sukzessive abgesunken.
Der morgige Samstag bringt vom Tiroler Unterland ostwärts noch stärkere Bewölkung und schwache Regenschauer, oberhalb 1100-1300m fällt Schnee. Weiter im Westen lockern die Wolken schon öfter sonnig auf, im Süden mit leichter Föhntendenz länger sonnig. Dazu weht entlang der Voralpen und am Alpenostrand lebhafter Nordwestwind.
Am Sonntag stellt sich eine lebhafte Westströmung in den Hochlagen ein, unterhalb weht seichter Südföhn. Dazu höhenmild und je nach durchgreifendem Wind wieder frühlingshafte Werte in den Niederungen. Von teilweise dichter hoher und mittelhoher Bewölkung abgesehen ein freundlicher Tag.
In der Nacht auf Montag und Montagvormittag vor der Kaltfront wird der Südföhn allmählich hochreichend. Der Montag verläuft anfangs noch aufgelockert bewölkt nach Osten hin, im äußersten Westen kommt am Nachmittag bereits die Kaltfront mit Schauern und vereinzelt Gewittern. Dabei Sturmböen aus Nordwest. Sonst föhnig und sehr mild. Eine gleichzeitige Italientiefbildung schwächt die Intensität der Kaltfront voraussichtlich von Salzburg ostwärts rasch ab, sodass im Osten nicht mehr viel Niederschlag ankommt, nur noch stürmischer Nordwestwind. Der Schwerpunkt der Niederschläge wird derzeit in Nordtirol, Salzburg, Kärnten und in der westlichen Steiermark gerechnet. Schnee fällt oberhalb von 900-1100m.
Der Dienstag verläuft unter schwachem Zwischenhocheinfluss oft wechselnd bis stark bewölkt. Im Südosten und Osten anfangs noch tiefe Restbewölkung, im Westen und Nordwesten im Tagesverlauf Durchzug hoher und mittelhoher Wolken. Um Null Grad in 1500m und leicht südföhnig. Am Abend quert ein thermischer Trog (Höhenkaltluft) den östlichen Nordalpenraum, dabei kurzzeitig stürmisch auffrischender Westwind und entlang der Voralpen mitunter zeitweise Regen, oberhalb von 1200-1400m Schneefall. (Unsicherheiten)
Für Mittwoch zeichnet sich über der Nordsee das nächste Sturmtief ab, auf dessen Vorderseite im Alpenraum Zufuhr warmer Luftmassen und kräftiger Südföhn. Im Föhn wieder über 20 Grad, sonst 15-20°C. Wolkenstau an der Alpensüdseite, jedoch kaum Niederschläge. Die zugehörige Kaltfront würde erst in der Folgenacht auf die Nordalpen übergreifen, im Zuge einer weiteren Italientiefbildung könnte dabei aber nochmal Schnee bis in die Niederungen fallen. (Unsicherheiten)
Am Wechselspiel aus sehr milden, föhnigen Phasen und stürmischen Nordwestlagen ändert sich auch in den Folgetagen wenig. Klar ist vorerst nur folgendes: Alles, was jetzt an Neuschnee fällt, bleibt unterhalb 1200-1500m höchstens vorübergehend liegen, oberhalb bis auf weiteres wieder erhebliche Triebschneeansammlungen, für die Lawinengefahr vor allem oberhalb der Waldgrenze bedeutsam, weil ab rund 1500-1700m vollständig Neuschnee fallen wird und das auf der kompakten Altschneegrundlage wahrscheinlich wenig Halt finden wird. Die zwischenzeitlichen Wärmeeinschube bringen immer wieder erhöhte Gefahr für Locker- und Gleitschneelawinen, da es mit Föhneinfluss teils auch nachts recht mild bleiben wird. In Summe also ein Lawinen-3er, so meine Einschätzung als Laie.
Passts bitte auf euch auf.
Gruß,Felix