Ideales Wanderwetter derzeit in meinen Augen, in der Früh angenehm kühl, tagsüber nicht mehr drückend warm, dazu oft gute Fernsicht.
Grund für die derzeitige Hochdruckphase ist das Zweigespann aus Ex-Kategorie-5-Hurrikan DORIAN und Ex-Tropensturm GABRIELLE, das einen mächtigen Warmluftberg vor sich hergeschoben hat:
850 hPa Geopotential (ca. 1500m Seehöhe) + Temperatur am Dienstag, 10.09, 14.00 MESZ und am Donnerstag, 12.09., 02 MESZ
doriangabrielle.jpg
Am Dienstag befand sich Ex-Dorian noch bei Island, der breite Warmsektor erstreckte sich von Irland bis zu den Azoren. Ex-Gabrielle verlor zu diesem Zeitpunkt gerade seine tropischen Eigenschaften und wurde von der Kaltfront Ex-Dorians eingefangen. Die Zugrichtung beider Systeme war West-Ost (zonal) und so wurde auch der Azorenkeil nach Osten ausgeweitet, was bei uns eine deutliche Wetterbesserung zur Folge hatte.
Am Donnerstag, Mitternacht, lag Ex-Dorian bereits über dem Nordmeer, Ex-Gabrielle war nur mehr als Isohypsenknick vor Irland erkennbar. Anders als bei Ex-Dorian fand keine Umwandlung in ein extratropisches Sturmtief statt. Die mitgeführte Warmluft hat den zonalen Keil aber verstärkt. Das hatte jedoch eine schwerwiegende Nebenwirkung: Der kräftige Trog über den Balearen wurde durch den Keilaufbau abgeschnürt und vertieft. Das hat zu schweren Unwettern über Südostspanien und auf den Balearen geführt. So gab es gestern in Otinyent nahe Alicante innerhalb 24 Stunden 284 l/qm Niederschlag.
Im Satellitenfilm schaut das so aus: https://kachelmannwetter.com/de/sat/...00z.html#play2
Simulationen zeigen, dass der Abschnürungsprozess des Tiefs über den Balearen auch mit gewöhnlichen Tiefdruckgebieten stattgefunden hätte, das vermehrte Auftreten von Ex-Tropenstürmen führt also nicht zwangsläufig (indirekt) zu stärkeren Niederschlagen im Mittelmeerraum. (Studie hier: https://rmets.onlinelibrary.wiley.co...0.1002/qj.2419).
Zu guter letzt ... aktuell formiert sich vor den Bahamas der nächste Tropensturm, der wahrscheinlich auch die Gebiete betreffen wird, die von DORIAN verwüstet wurde (aktuell 250 Tote, 2500 Vermisste). Die Wettermodelle gehen derzeit völlig auseinander, was die Zukunft dieses Sturms betrifft. Das amerikanische Modell lässt ihn schwach vor der US-Küste verhungern, das europäische Modell zeigt eine sprunghafte Verstärkung vor Florida zum Hurrikan, und in weiterer Folge in der letzten Septemberdekade auch in Richtung Nordatlantik ziehen, was indirekt wieder uns betreffen kann. Weitere Tropenstürme sind bis dahin zwischen Karibik und Westafrika in Entstehung, es bleibt also spannend. Je nach Größe des Sturms kann die Großwetterlage bei uns dadurch markant kippen.
Zurück zum Alpenraum: Die ehemals tropische Warmluft der Ex-Tropenstürme macht sich bei uns am Wochenende vor allem in Gestalt einer extrem hohen Nullgradgrenze (zwischen 4000 und 4600m) bemerkbar. In 1500m liegen sie verbreitet um 16°C. Das heißt stabile Luftschichtung, lediglich am Sonntagabend über Südtirol ein geringes Risiko für Wärmegewitter. In den Hochlagen sowie auf exponierten Gipfeln am Alpenostrand weht lebhafter Nordwestwind, sonst bleibt es windschwach.
Am Montag wird die Strömung einen Tick zyklonaler, auf den Bergen verstärkt sich der Wind, die Temperaturen bleiben aber gleich. An der Alpensüdseite wird die Luft etwas feuchter und am späten Nachmittag und Abend können von Südtirol bis zu den Karawanken lokale Gewitter entstehen. Sonst oft nur geringe Quellbewölkung.
Am Dienstag greift eine schwache Kaltfront auf den Alpenraum über, beeinflusst aber vorwiegend die Alpensüdseite, wo es mit leichter Nordföhntendenz deutlich wärmer und labiler wird. In Südtirol und Oberkärnten nähern sich die Höchstwerte nochmals knapp der 30°C-Marke, ehe am Nachmittag verbreitet Gewitter entstehen, die durchaus heftig ausfallen können. Im Nordalpenbereich ziehen zwar tiefe Wolken auf, bringen aber keinen Niederschlag. Im Hochgebirge sowie auf den exponierten Voralpengipfeln im Osten bleibt der Nordwestwind kräftig. Von Nord nach Süd +12 bis +19°C in 1500m am Nachmittag.
In der Nacht auf Mittwoch und am Mittwoch strömt von Norden her bodennah sukzessiv kältere Luft heran, die mit der Umströmung des Alpenbogens auch die südliche Steiermark und das Lavanttal erreicht. In Osttirol und Oberkärnten nachmittags noch +12°C in 1500m, auf der Rax nur noch +4°C. Im verbleibenden Warmluftzipfel bleibt die Luft schauer- und gewitteranfällig, sonst wirkt die Abkühlung stabilisierend.
Trend für die zweite Wochenhälfte:
Am Donnerstag unter Hochdruckeinfluss allmählich abnehmende Bodenwinde, in windgeschützten Lagen ist leichter Frost möglich. Nachmittags in 1500m von Nordost nach Südwest +2 bis +7°C.
Am Freitag verstärkt sich die Kaltluftzufuhr aus Nordost wieder, der Temperaturgradient zwischen Osttirol und Alpenostrand verstärkt sich auf 0 bis 10°C, dazu verbreitet gering bewölkt doer wolkenlos. In windgeschützten inneralpinen Lagen leichte bis mäßige Nachtfröste.
Die führenden Mittelfristmodelle ICON, EZWMF und GFS sind sich in der grundsätzlichen Entwicklung einig:
Am Wochenende Hochdruckeinfluss, Montag bis Mittwoch im Südwesten wärmer und gewitteranfällig, ab Donnerstag überall kälter, aber unter Hochdruckeinfluss freundlich.
Gruß,Felix
Grund für die derzeitige Hochdruckphase ist das Zweigespann aus Ex-Kategorie-5-Hurrikan DORIAN und Ex-Tropensturm GABRIELLE, das einen mächtigen Warmluftberg vor sich hergeschoben hat:
850 hPa Geopotential (ca. 1500m Seehöhe) + Temperatur am Dienstag, 10.09, 14.00 MESZ und am Donnerstag, 12.09., 02 MESZ
doriangabrielle.jpg
Am Dienstag befand sich Ex-Dorian noch bei Island, der breite Warmsektor erstreckte sich von Irland bis zu den Azoren. Ex-Gabrielle verlor zu diesem Zeitpunkt gerade seine tropischen Eigenschaften und wurde von der Kaltfront Ex-Dorians eingefangen. Die Zugrichtung beider Systeme war West-Ost (zonal) und so wurde auch der Azorenkeil nach Osten ausgeweitet, was bei uns eine deutliche Wetterbesserung zur Folge hatte.
Am Donnerstag, Mitternacht, lag Ex-Dorian bereits über dem Nordmeer, Ex-Gabrielle war nur mehr als Isohypsenknick vor Irland erkennbar. Anders als bei Ex-Dorian fand keine Umwandlung in ein extratropisches Sturmtief statt. Die mitgeführte Warmluft hat den zonalen Keil aber verstärkt. Das hatte jedoch eine schwerwiegende Nebenwirkung: Der kräftige Trog über den Balearen wurde durch den Keilaufbau abgeschnürt und vertieft. Das hat zu schweren Unwettern über Südostspanien und auf den Balearen geführt. So gab es gestern in Otinyent nahe Alicante innerhalb 24 Stunden 284 l/qm Niederschlag.
Im Satellitenfilm schaut das so aus: https://kachelmannwetter.com/de/sat/...00z.html#play2
Simulationen zeigen, dass der Abschnürungsprozess des Tiefs über den Balearen auch mit gewöhnlichen Tiefdruckgebieten stattgefunden hätte, das vermehrte Auftreten von Ex-Tropenstürmen führt also nicht zwangsläufig (indirekt) zu stärkeren Niederschlagen im Mittelmeerraum. (Studie hier: https://rmets.onlinelibrary.wiley.co...0.1002/qj.2419).
Zu guter letzt ... aktuell formiert sich vor den Bahamas der nächste Tropensturm, der wahrscheinlich auch die Gebiete betreffen wird, die von DORIAN verwüstet wurde (aktuell 250 Tote, 2500 Vermisste). Die Wettermodelle gehen derzeit völlig auseinander, was die Zukunft dieses Sturms betrifft. Das amerikanische Modell lässt ihn schwach vor der US-Küste verhungern, das europäische Modell zeigt eine sprunghafte Verstärkung vor Florida zum Hurrikan, und in weiterer Folge in der letzten Septemberdekade auch in Richtung Nordatlantik ziehen, was indirekt wieder uns betreffen kann. Weitere Tropenstürme sind bis dahin zwischen Karibik und Westafrika in Entstehung, es bleibt also spannend. Je nach Größe des Sturms kann die Großwetterlage bei uns dadurch markant kippen.
Zurück zum Alpenraum: Die ehemals tropische Warmluft der Ex-Tropenstürme macht sich bei uns am Wochenende vor allem in Gestalt einer extrem hohen Nullgradgrenze (zwischen 4000 und 4600m) bemerkbar. In 1500m liegen sie verbreitet um 16°C. Das heißt stabile Luftschichtung, lediglich am Sonntagabend über Südtirol ein geringes Risiko für Wärmegewitter. In den Hochlagen sowie auf exponierten Gipfeln am Alpenostrand weht lebhafter Nordwestwind, sonst bleibt es windschwach.
Am Montag wird die Strömung einen Tick zyklonaler, auf den Bergen verstärkt sich der Wind, die Temperaturen bleiben aber gleich. An der Alpensüdseite wird die Luft etwas feuchter und am späten Nachmittag und Abend können von Südtirol bis zu den Karawanken lokale Gewitter entstehen. Sonst oft nur geringe Quellbewölkung.
Am Dienstag greift eine schwache Kaltfront auf den Alpenraum über, beeinflusst aber vorwiegend die Alpensüdseite, wo es mit leichter Nordföhntendenz deutlich wärmer und labiler wird. In Südtirol und Oberkärnten nähern sich die Höchstwerte nochmals knapp der 30°C-Marke, ehe am Nachmittag verbreitet Gewitter entstehen, die durchaus heftig ausfallen können. Im Nordalpenbereich ziehen zwar tiefe Wolken auf, bringen aber keinen Niederschlag. Im Hochgebirge sowie auf den exponierten Voralpengipfeln im Osten bleibt der Nordwestwind kräftig. Von Nord nach Süd +12 bis +19°C in 1500m am Nachmittag.
In der Nacht auf Mittwoch und am Mittwoch strömt von Norden her bodennah sukzessiv kältere Luft heran, die mit der Umströmung des Alpenbogens auch die südliche Steiermark und das Lavanttal erreicht. In Osttirol und Oberkärnten nachmittags noch +12°C in 1500m, auf der Rax nur noch +4°C. Im verbleibenden Warmluftzipfel bleibt die Luft schauer- und gewitteranfällig, sonst wirkt die Abkühlung stabilisierend.
Trend für die zweite Wochenhälfte:
Am Donnerstag unter Hochdruckeinfluss allmählich abnehmende Bodenwinde, in windgeschützten Lagen ist leichter Frost möglich. Nachmittags in 1500m von Nordost nach Südwest +2 bis +7°C.
Am Freitag verstärkt sich die Kaltluftzufuhr aus Nordost wieder, der Temperaturgradient zwischen Osttirol und Alpenostrand verstärkt sich auf 0 bis 10°C, dazu verbreitet gering bewölkt doer wolkenlos. In windgeschützten inneralpinen Lagen leichte bis mäßige Nachtfröste.
Die führenden Mittelfristmodelle ICON, EZWMF und GFS sind sich in der grundsätzlichen Entwicklung einig:
Am Wochenende Hochdruckeinfluss, Montag bis Mittwoch im Südwesten wärmer und gewitteranfällig, ab Donnerstag überall kälter, aber unter Hochdruckeinfluss freundlich.
Gruß,Felix
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