Der gestrige Tag war wieder mal einer für die Rekorde ...
30°C in Ćuprija/Serbien, 27,8°C in Leibnitz (Oktoberrekord Steiermark liegt bei 28,0), 26°C in Hurbanovo (Slowakei)
Zahlreiche Stationsrekorde in der südlichen Steiermark, auch die 25°C in Andau/Seewinkel am Sonntag waren rekordverdächtig.
Auch heute sind die Werte wieder frühlingshaft. Schuld an dieser Lage ist eine kräftige Südströmung, die in Nordafrika ansetzt,
und gleichzeitig sehr hoher Luftdruck in allen Schichten. Gewöhnlich verhindert um diese Jahreszeit die Absinkinversion, dass die warme Luft bis zum Boden herabgemischt wird.
Sie ist derzeit aber so flach, dass die föhnige Südwestströmung (in Unterkärnten und der südlichen Steirmark Jauk) bzw. die Sonneneinstrahlung noch ausreicht, um die Inversion zu beseitigen,
daher gibt es österreichweit momentan zweistellige Höchstwerte bis in die hohen 20er, selbst in Flachlandregionen. Ausgenommen sind nur die hartnäckigen Nebelgebiete zwischen Strengberge und Mostviertel sowie Teilen des Waldviertels.
Apropos Nebel. Der Oktober könnte in Wien auch eine ungewöhnlich lange Serie an Nebeltagen in Folge bereitstellen. Begonnen hat es mit beinahe ganztägigem Nebel am Samstag, 12. Oktober, unterbrochen nur am Mittwoch, 16.10., mit Frontdurchgang. Gestern, 21.10., hat er sich rasch aufgelöst, da war die Inversion extrem seicht.
Hier ein Bild meines Kollegen Nikolas Zimmermann vom Kahlenberg gestern Vormittag:
nz.jpg
(Quelle: Twitter)
Auch heute ging die Nebelauflösung relativ flott. Sowohl gestern als auch heute herrscht eine schwache Nordkomponente am Boden zum Zeitpunkt. Das scheint die Nebelauflösung zu begünstigen, weil der Wienerwald damit nicht angeströmt wird - was Aufsteigen und Kondensation bedeuten würde.
Überhaupt ist das Thema Nebel immer noch eine der größten Herausforderungen für Meteorologen, trotz "Supercomputer" und extrem hochaufgelöster Modelle. Extrem wichtig ist die Windrichtung am Boden, die Temperaturschichtung und die Sonneneinstrahlung, übergeordnete Druckänderungen (Druckwellen) können den Nebel innerhalb kurzer Zeit auflösen.
Der vergangene Sonntag war so ein extrem spannender Tag.
In Wien gibt es das Phänomen des Wiener Wirbels - Vortex Vindobonensis: http://www.wetteran.de/wp-content/up...dobonensis.pdf
Dieses Mal war es eher ein "vortex petronellcarnuntumensis"....
Satellitenbild vom sichtbaren Kanal (Quelle: Kachelmannwetter), am 20.10.2019, 12.00 Uhr (links) und 16.00 Uhr (rechts)
vortexpetronell.jpg
Bis Mittag wurde die Ostgrenze des Nebels deutlich angefräst, von Ungarn und vom Burgenland her sorgte lebhaft auffrischender Südostwind für Erwärmung und Nebelauflösung. Zeitweise betrug die Temperaturdifferenz zwischen Parndorfer Platte und Wienerwald 7 Grad C und mehr. Der Nebel ging nachfolgend am Flughafen und auch in der Stadt auf.
Am Nachmittag hielt sich mit dem Südostwind über dem Donauraum und Waldviertel weiterhin eine hartnäckige Nebelschicht, die nicht mehr aufging. Der Wienerwaldostrand lag in der Sonne mit Nordwestwind, die Grenze der wärmsten Luft mit lebhaftem Südostwind lag genau südöstlich des Leithagebirges. Zu dem Zeitpunkt und bis knapp vor 19.00 dominierten zwei Windregime im Wiener Becken: Das großräumige (synoptische) Südföhnregime mit Umströmen des Alpenbogens und Südostwind in der Höhe. Durch die unterschiedliche Erwärmung am Boden gab es aber noch eine kleinräumige Zirkulation, denn rein thermisch befand sich der höhere Luftdruck in der beständigen Nebelsuppe über dem Mostviertel, während der Luftdruck durch die starke Erwärmung im Wiener Becken stärker fiel. Das erklärt die Nordwest- und Westwinde am späten Nachmittag bis zum Abend. Damit schwappte auch die dunstig-kühlere Luftmasse vom Wienerwald zurück ins Wiener Becken. Am Flughafen fiel die Temperatur innerhalb einer Stunde von 19 auf 15 Grad C und vom Tower aus sah man einen flachen, dunstigen Gürtel vom Leithagebirge bis zum Alpenostrand. Zum Zeitpunkt meines Schichtendes um 19.00 hatte sich der Südostwind schon auf Turmhöhe (90m) vorgearbeitet, während am Boden noch Nordwestwind herrschte. Dann ging die Sonne unter und es fehlte ein Zeitfenster von einer halben Stunde bis Stunde, sonst hätte es der Südwind bis zum Flughafen geschafft.
Diese Mikrozirkulation kann beachtliche Windscherungen zur Folge haben (bodennah Nordwestwind, darüber lebhafter Südostwind), ist also flugmeteorologisch bedeutsam.
Im Gegensatz zum typischen Wiener Wirbel war die Zirkulation südostwärts verschoben, darum in Eigenkreation petronellcarnuntumensis genannt, weil dort das Zentrum des Minitiefs lag.
Ausblick:
Das spätsommerliche Oktoberwetter dauert noch bis Donnerstag, 24.10., an. Bis dahin am wärmsten in Lagen oberhalb von 500 bis 1000m mit teilweise sommerlichen Nachmittagswerten (25 Grad und mehr), morgen und am Donnerstag mit Föhnunterstützungen auch in vielen Niederungen, erneut auch in der südlichen Steiermark. Lebhafter Südföhn. Nebelfelder bleiben weiterhin sehr seicht, ganztägig halten sie sich vor allem in Oberösterreich, im westlichen Mostviertel und Teilen des Waldviertels.
In der Nacht auf Freitag bringt eine schwache Kaltfrontokklusion eine deutliche Abkühlung in der Höhe, die 1500m-Temperatur sinkt von 17-20°C auf 5-7°C, etwas milder bleibt es mit leichtem Nordföhn an der Alpensüdseite. Damit lösen sich die meisten Nebelfelder auf, sofern noch vorhanden. In Vorarlberg und Nordtirol bricht der Föhn noch am Donnerstagabend zusammen und vorübergehend kann es kräftig regnen. Auch am Freitag bleibt es im Nordalpenbereich bis etwa Pinzgau stark bewölkt und zeitweise fällt Regen. Schnee fällt nur im Hochgebirge (über 2600m). Von Salzburg ostwärts zerbröselt die Front und es bleibt trocken. Lebhafter Westwind sorgt aber auch am Alpenostrand, dass die dunstige Mittelmeerpampe endlich ausgeräumt wird.
Am Samstag, Nationalfeiertag, verstärkt sich der Hochdruckeinfluss wieder. Eine nennenswerte Südwestströmung gibt es nur in den Hochlagen, darunter bleibt es verbreitet windschwach. In 1500m steigen die Werte recht einheitlich alpenweit wieder auf 10 bis 13 Grad. Die Nullgradgrenze liegt über 3000m. Die üblichen Nebelfelder halten sich wieder entlang der Donau und Wiener Becken sowie inneralpin (Mürztal), und lösen sich meist bis zum späten Nachmittag auf.
Ob sich die Großwetterlage danach umstellt, ist noch nicht ganz fix. Es zeichnet sich ein erbitterter Kampf zwischen einem kräftigen Tief über den Azoren und einem umfangreichen Tiefdrucksystem über Skandinavien ab. Das eine schaufelt subtropische Warmluft aus Südwesten zu uns, das andere polare Kaltluft arktischen Ursprungs aus Norden.
In der Nacht auf Sonntag übrigens Umstellung der Uhren auf Winterzeit, d.h., sie werden eine Stunde zurückgestellt von 03 auf 02 Uhr.
Am Sonntag befindet sich der Alpenraum bzw. Mitteleuropa an der Luftmassengrenze, allerdings noch auf der warmen Seite. In der Höhe legt der Westwind deutlich zu und wird in freien Lagen über 2500m stürmisch. Mit aufkommendem starkem Westwind auch entlang der Voralpen zeichnet sich ein Tag mit extremer Fernsicht ab (blöd, dass ich mir einen Dienst dahin getauscht habe ...).
Die deutliche Abkühlung könnte dann ab Montag beginnen, die Nullgradgrenze gegen 1000m absinken. Das ist aber noch unsicher. Außerdem wird danach ein Rückdrehen auf Südwest gerechnet, wobei mit der eingeflossenen Kaltluft nicht mehr die Höchstwerte von dieser Woche erreicht würden.
Gruß,Felix
30°C in Ćuprija/Serbien, 27,8°C in Leibnitz (Oktoberrekord Steiermark liegt bei 28,0), 26°C in Hurbanovo (Slowakei)
Zahlreiche Stationsrekorde in der südlichen Steiermark, auch die 25°C in Andau/Seewinkel am Sonntag waren rekordverdächtig.
Auch heute sind die Werte wieder frühlingshaft. Schuld an dieser Lage ist eine kräftige Südströmung, die in Nordafrika ansetzt,
und gleichzeitig sehr hoher Luftdruck in allen Schichten. Gewöhnlich verhindert um diese Jahreszeit die Absinkinversion, dass die warme Luft bis zum Boden herabgemischt wird.
Sie ist derzeit aber so flach, dass die föhnige Südwestströmung (in Unterkärnten und der südlichen Steirmark Jauk) bzw. die Sonneneinstrahlung noch ausreicht, um die Inversion zu beseitigen,
daher gibt es österreichweit momentan zweistellige Höchstwerte bis in die hohen 20er, selbst in Flachlandregionen. Ausgenommen sind nur die hartnäckigen Nebelgebiete zwischen Strengberge und Mostviertel sowie Teilen des Waldviertels.
Apropos Nebel. Der Oktober könnte in Wien auch eine ungewöhnlich lange Serie an Nebeltagen in Folge bereitstellen. Begonnen hat es mit beinahe ganztägigem Nebel am Samstag, 12. Oktober, unterbrochen nur am Mittwoch, 16.10., mit Frontdurchgang. Gestern, 21.10., hat er sich rasch aufgelöst, da war die Inversion extrem seicht.
Hier ein Bild meines Kollegen Nikolas Zimmermann vom Kahlenberg gestern Vormittag:
nz.jpg
(Quelle: Twitter)
Auch heute ging die Nebelauflösung relativ flott. Sowohl gestern als auch heute herrscht eine schwache Nordkomponente am Boden zum Zeitpunkt. Das scheint die Nebelauflösung zu begünstigen, weil der Wienerwald damit nicht angeströmt wird - was Aufsteigen und Kondensation bedeuten würde.
Überhaupt ist das Thema Nebel immer noch eine der größten Herausforderungen für Meteorologen, trotz "Supercomputer" und extrem hochaufgelöster Modelle. Extrem wichtig ist die Windrichtung am Boden, die Temperaturschichtung und die Sonneneinstrahlung, übergeordnete Druckänderungen (Druckwellen) können den Nebel innerhalb kurzer Zeit auflösen.
Der vergangene Sonntag war so ein extrem spannender Tag.
In Wien gibt es das Phänomen des Wiener Wirbels - Vortex Vindobonensis: http://www.wetteran.de/wp-content/up...dobonensis.pdf
Dieses Mal war es eher ein "vortex petronellcarnuntumensis"....
Satellitenbild vom sichtbaren Kanal (Quelle: Kachelmannwetter), am 20.10.2019, 12.00 Uhr (links) und 16.00 Uhr (rechts)
vortexpetronell.jpg
Bis Mittag wurde die Ostgrenze des Nebels deutlich angefräst, von Ungarn und vom Burgenland her sorgte lebhaft auffrischender Südostwind für Erwärmung und Nebelauflösung. Zeitweise betrug die Temperaturdifferenz zwischen Parndorfer Platte und Wienerwald 7 Grad C und mehr. Der Nebel ging nachfolgend am Flughafen und auch in der Stadt auf.
Am Nachmittag hielt sich mit dem Südostwind über dem Donauraum und Waldviertel weiterhin eine hartnäckige Nebelschicht, die nicht mehr aufging. Der Wienerwaldostrand lag in der Sonne mit Nordwestwind, die Grenze der wärmsten Luft mit lebhaftem Südostwind lag genau südöstlich des Leithagebirges. Zu dem Zeitpunkt und bis knapp vor 19.00 dominierten zwei Windregime im Wiener Becken: Das großräumige (synoptische) Südföhnregime mit Umströmen des Alpenbogens und Südostwind in der Höhe. Durch die unterschiedliche Erwärmung am Boden gab es aber noch eine kleinräumige Zirkulation, denn rein thermisch befand sich der höhere Luftdruck in der beständigen Nebelsuppe über dem Mostviertel, während der Luftdruck durch die starke Erwärmung im Wiener Becken stärker fiel. Das erklärt die Nordwest- und Westwinde am späten Nachmittag bis zum Abend. Damit schwappte auch die dunstig-kühlere Luftmasse vom Wienerwald zurück ins Wiener Becken. Am Flughafen fiel die Temperatur innerhalb einer Stunde von 19 auf 15 Grad C und vom Tower aus sah man einen flachen, dunstigen Gürtel vom Leithagebirge bis zum Alpenostrand. Zum Zeitpunkt meines Schichtendes um 19.00 hatte sich der Südostwind schon auf Turmhöhe (90m) vorgearbeitet, während am Boden noch Nordwestwind herrschte. Dann ging die Sonne unter und es fehlte ein Zeitfenster von einer halben Stunde bis Stunde, sonst hätte es der Südwind bis zum Flughafen geschafft.
Diese Mikrozirkulation kann beachtliche Windscherungen zur Folge haben (bodennah Nordwestwind, darüber lebhafter Südostwind), ist also flugmeteorologisch bedeutsam.
Im Gegensatz zum typischen Wiener Wirbel war die Zirkulation südostwärts verschoben, darum in Eigenkreation petronellcarnuntumensis genannt, weil dort das Zentrum des Minitiefs lag.
Ausblick:
Das spätsommerliche Oktoberwetter dauert noch bis Donnerstag, 24.10., an. Bis dahin am wärmsten in Lagen oberhalb von 500 bis 1000m mit teilweise sommerlichen Nachmittagswerten (25 Grad und mehr), morgen und am Donnerstag mit Föhnunterstützungen auch in vielen Niederungen, erneut auch in der südlichen Steiermark. Lebhafter Südföhn. Nebelfelder bleiben weiterhin sehr seicht, ganztägig halten sie sich vor allem in Oberösterreich, im westlichen Mostviertel und Teilen des Waldviertels.
In der Nacht auf Freitag bringt eine schwache Kaltfrontokklusion eine deutliche Abkühlung in der Höhe, die 1500m-Temperatur sinkt von 17-20°C auf 5-7°C, etwas milder bleibt es mit leichtem Nordföhn an der Alpensüdseite. Damit lösen sich die meisten Nebelfelder auf, sofern noch vorhanden. In Vorarlberg und Nordtirol bricht der Föhn noch am Donnerstagabend zusammen und vorübergehend kann es kräftig regnen. Auch am Freitag bleibt es im Nordalpenbereich bis etwa Pinzgau stark bewölkt und zeitweise fällt Regen. Schnee fällt nur im Hochgebirge (über 2600m). Von Salzburg ostwärts zerbröselt die Front und es bleibt trocken. Lebhafter Westwind sorgt aber auch am Alpenostrand, dass die dunstige Mittelmeerpampe endlich ausgeräumt wird.
Am Samstag, Nationalfeiertag, verstärkt sich der Hochdruckeinfluss wieder. Eine nennenswerte Südwestströmung gibt es nur in den Hochlagen, darunter bleibt es verbreitet windschwach. In 1500m steigen die Werte recht einheitlich alpenweit wieder auf 10 bis 13 Grad. Die Nullgradgrenze liegt über 3000m. Die üblichen Nebelfelder halten sich wieder entlang der Donau und Wiener Becken sowie inneralpin (Mürztal), und lösen sich meist bis zum späten Nachmittag auf.
Ob sich die Großwetterlage danach umstellt, ist noch nicht ganz fix. Es zeichnet sich ein erbitterter Kampf zwischen einem kräftigen Tief über den Azoren und einem umfangreichen Tiefdrucksystem über Skandinavien ab. Das eine schaufelt subtropische Warmluft aus Südwesten zu uns, das andere polare Kaltluft arktischen Ursprungs aus Norden.
In der Nacht auf Sonntag übrigens Umstellung der Uhren auf Winterzeit, d.h., sie werden eine Stunde zurückgestellt von 03 auf 02 Uhr.
Am Sonntag befindet sich der Alpenraum bzw. Mitteleuropa an der Luftmassengrenze, allerdings noch auf der warmen Seite. In der Höhe legt der Westwind deutlich zu und wird in freien Lagen über 2500m stürmisch. Mit aufkommendem starkem Westwind auch entlang der Voralpen zeichnet sich ein Tag mit extremer Fernsicht ab (blöd, dass ich mir einen Dienst dahin getauscht habe ...).
Die deutliche Abkühlung könnte dann ab Montag beginnen, die Nullgradgrenze gegen 1000m absinken. Das ist aber noch unsicher. Außerdem wird danach ein Rückdrehen auf Südwest gerechnet, wobei mit der eingeflossenen Kaltluft nicht mehr die Höchstwerte von dieser Woche erreicht würden.
Gruß,Felix
Kommentar