28.10.2019 Nur kurzzeitig kühler, dann erneut höhenmild und föhnig

[Exilfranke]

Manchmal ist es ratsam, sich nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Für wenige Modell-Läufe zeigten die führenden Mittelfristmodelle einen markanten Kaltlufteinbruch am kommenden Wochenende, dann war er wieder weg und jetzt sieht es bis weit in den November nach einer Fortsetzung des milden Hochdruckwetters aus, wenn auch nur noch in höheren Lagen.

Interessanter ist mal wieder, was außerhalb von Europa passiert:

Schon wieder ein Rekord. Dieses Mal Hurrikan PABLO, der aus einem außertropischen Tief entstand, für das Hurrikanzentrum in Miami eher überraschend,
denn die Meeresoberflächentemperaturen betrugen nur rund 22°C. In vielen Lehrbüchern finden sich 26,5°C als Schwellenwert für Tropensturmbildung - allerdings veraltet, wie dieses Paper von Roc McTaggart-Cowan (2015) zeigt. Demnach entstanden viele Tropenstürmer auch bei deutlich kälterem Wasser. Entscheidend ist vielmehr, wie tief die Tropopause ist, die Höhenkaltluft weit nach unten ziehen kann und somit den vertikalen Temperaturunterschied verschärft, der die treibende Kraft für kräftige Gewitter ist. Das ist vor allem bedeutsam, wenn die Tropenstürme aus ehemaligen Frontalzonen (gewöhnliche Tiefdruckgebiete) entstehen und entsprechend andere Umgebungsbedingungen vorliegen als bei Tropenstürmen im Mittelatlantik oder im Golf von Mexiko.

PABLO zog noch als Tropensturm an den Azoren vorbei, schwächte sich dann aber nicht ab, sondern verstärkte sich am Nachmittag zum Hurrikan.
Die Intensivierung geschah über 19-20°C kühlem Wasser. Es handelt sich um den östlichsten Hurrikan seit Aufzeichnungsbeginn (18.3°W), zuvor war es Hurrikan VINCE (2005) mit 18,9°W. Oder mit anderen Worten: Noch nie kam ein Hurrikan Europa so nahe!

Hurrikan PABLO - kleinräumig, aber mit ausgeprägtem Auge am 27.10.2019, 15.15 MEZ

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Hurrikan PABLO um 20 Uhr MEZ am Höhepunkt seiner Karriere, mit 80mph Mittelwind, ein lupenreiner Kategorie-1-Hurrikan.

Damit war PABLO auch der stärkste Hurrikan soweit nördlich (44.7°N) so spät im Jahr seit 1894, über 17°C kaltem Wasser!

peakwinds.jpg

Kurz danach hat sich PABLO rasch abgeschwächt und ist von dem eigenen Zentraltief, an dessen Vorderseite es nach Nordosten zog, eingefangen und aufgesaugt worden.

Bis Donnerstag ist nicht ausgeschlossen, dass wir nochmals einen Tropen- oder Subtropensturm auf dem Nordatlantik sehen, denn es vollzieht sich bei einem gealterten Sturmtief eine ähnliche Entwicklung.

Wem das jetzt zu kompliziert war: Im FOCUS ist eine ungewöhnlich korrekte fachliche Darstellung (für Journalisten) über PABLO erschienen:

https://www.focus.de/wissen/natur/me..._11281944.html

[Exilfranke]

Wahrscheinlich hat PABLO da ins Handwerk gepfuscht, was den Kaltlufteinbruch am kommenden Wochenende betrifft.

GFS-500 hPa + Bodendruck Karten für heute abend, 22 Uhr und Dienstagnacht (Mittwoch, 01 Uhr),
vereinfacht gesagt bedeutet blau kalt und rot warm, bezogen auf durchschnittlich 5,5km Höhe.

Zwischenablage03.jpg
Ex-Pablo ist noch als flaches Tiefdruckgebiet vorhanden, das Höhenhoch und Bodenhoch sitzt südlich von Island. In den alten Läufen war Pablo weniger ausgeprägt bzw. die Zugbahn des Tiefs anders und der Kaltlufteinbruch (blau markiert die Trogachse) über Mitteleuropa markanter. Jetzt rutscht das Hoch bis Mittwoch aber schon nach Mitteleuropa hinein, die Trogachse wird deutlich abgeschwächt und über dem Alpenraum bildet sich eine markante Luftmassengrenze aus.

Genug Theorie ...

Bis morgen Abend strömt mit mäßigem bis lebhaftem Nordwind kältere Luft in den Alpenraum. In 1500m gehen die Werte von aktuell +5 noch weiter hinab auf -1°C am Alpenostrand. Milder bleibt es westlich der Koralpe mit +2 bis +5°C. Bis Mittag regnet es verbreitet im Nordstau, die Schneefallgrenze liegt anfangs auf 1800m. Bis zum Abend dehnen sich die flächigen Niederschläge an die Alpensüdseite aus und dauern weiter an. Die Schneefallgrenze sinkt etwa östlich einer Linie Koralpe-Salzburg auf unter 1500m ab.

Am Mittwoch gehen die Modelle bereits auseinander. Bei GFS beschränkt sich der Niederschlag auf den Nordwesten, bei EZWMF ist ganztägig der gesamte Alpenraum betroffen und der Niederschlag klingt erst Mittwochabend ab. Die Schneefallgrenze sinkt verbreitet unter 1500m ab, östlich von Salzburg auf 600-800m. Schwerpunkt der Niederschläge im Nordstau von Vorarlberg bis Salzkammergut mit 15-25 l/qm. Der Wind bleibt in allen Höhen recht schwach, im Hochgebirge lebhaft aus West.

Der Donnerstag verläuft dann voraussichtlich in Vorarlberg und Nordtirol noch stark bewölkt mit zeitweise leichten Niederschlägen, die Schneefallgrenze steigt wieder Richtung 2000m an. Die mildere Luft setzt sich sonst nur in der Höhe durch. In den Niederungen verbreitet trüb durch Restwolken und Hochnebel. In 1500m von Ost nach West -3 bis +6°C.

Am Freitag, Allerheiligen, zeichnet sich im Süden und Osten mit aufkommenden Südostwind länger Hochnebel ab, der im Gegensatz zu den Oktobernebeltagen relativ weit hinauf reichen kann (über 1000m Seehöhe). Die eingeflossene Kaltluft ist deutlich mächtiger und die milde Luft setzt sich nur in mittleren Lagen durch. In 1500m 1 bis 10°C, mit den höchsten Werten in den westlichen Nordalpen. Sonst einiges an hoher und mittelhoher Bewölkung, aber freundlich, auf den Bergen leicht föhniger Südwind.

Trend fürs Wochenende:

Am Samstag, Allerseelen, werden in 1500m schon wieder 4-13°C erreicht, die Inversion verschärft sich, der Südföhn wird stärker, der Nebel in den Niederungen kann dennoch zäh bleiben. Gleichzeitig zieht von Westen eine Warmfront mit Schichtwolken durch, der Nebel wird dann von tiefen Wolken abgelöst, die vor allem nördlich des Alpenhauptkamms zeitweise Regen bringen können. In den Hochlagen weht kräftiger West- bis Südwind, mit stärker föhnigem Charakter westlich der Hohen Tauern.

Für Sonntag zeichnet sich dann eine heftige Südföhnlage ab mit Sturm und Orkan auf den Bergen, dazu wieder sehr mild mit 5 bis 15°C in 1500m, und bei durchgreifendem Föhn schon wieder deutlich über 20°C in einigen Niederungen, vor allem östlich von Salzburg. Im Süden markanter Südstau, der übergreifen könnte (Dimmerföhn).

Gruß,Felix

[Nokia]

Wow - detaillierte und umfangreiche Vorhersage. "That can what" wie der Mostviertler gerne sagt. Vielen Dank.

[climby]

Dann können die Tourenski wieder zurück in den Speicher, macht auch nichts, gehen wir weiter Bergsteigen. Danke für die Prognose, hab ab morgen 5 Tage frei, da geht schon dann schon was herbstliches.

Viele Liebe Grüße von climby

[Exilfranke]

Bis Donnerstag ist nicht ausgeschlossen, dass wir nochmals einen Tropen- oder Subtropensturm auf dem Nordatlantik sehen, denn es vollzieht sich bei einem gealterten Sturmtief eine ähnliche Entwicklung.

Subtropensturm Rebekah bestätigt meine Vorhersage: https://www.nhc.noaa.gov/gtwo.php?basin=atlc&fdays=2

[anakin]

DH wir können mit Niederschlag rechnen und mit Glück Schnee?