Einen schönen guten Abend !
Nachdem ich mich bei meinem gestrigen Update mit dem Fokus auf Ostösterreich womöglich Kummer bereitet habe , wieder ein umfassenderer Blick auf den Alpenraum.
Zunächst ein kurzer Rückblick auf den Wochenanfang
Starkniederschläge in den Südalpen, 31.10.-2.11.:
Eine unfassbare Woche ging zu Ende, unfassbar deswegen, da in der Bosco del Cansiglio im veneto-venzianischen grenzgebiet der südalpen unglaubliche Regenmengen gefallen sind. Innerhalb von nur 72 Stunden fielen in Piancavallo (Kreis Polcenigo, ca. 20 km nordwestlich von Pordenone) ganze 810 Liter pro Quadratmeter.
Auch sonst regnete es in den Südalpen zwischen Bassano und Julische Alpen enorme Mengen zwischen verbreitet 300 und 500 L/m² innerhalb 2-3 Tagen.
Hier ein Link zu den Auswirkungen: http://www.protezionecivile.fvg.it/P...erei.htm?pos=0
Klimawandel? Nein - alles schonmal vorgekommen, und zwar Anfang November 1966, da gab es bei einer ganz ähnlichen Wetterlage auch ähnliche Regensummen (bis zu 750 l/m² in 48 Stunden) in den Südalpen. Wer Englisch kann, kann sich hier einlesen: http://www.nat-hazards-earth-syst-sc...6-861-2006.pdf
Die Zutaten waren ideal:
ein Mittelmeertief, das sehr feuchte und warme Luft gegen die Südalpen schaufelt. Das mit einer anständigen Süd- bzw. Südostwindkomponente unterhalb Kammniveau, sodass es besonders in der ersten Gebirgskette nahe der Adria kräftig von Südosten stauen kann. Überdies waren die Niederschläge durchwegs schauerartig bzw. gewittrig durchsetzt geprägt, dank der warmen Adria und kalter Höhenluft (=> Labilisierung). Die Starkniederschläge erreichten noch die Karnischen Alpen, am Plöckenpass fielen immerhin 210 l/m² und in Kötschach-Mauthen 170 l/m². Markant unterschiedlich waren die Niederschlagsmengen von diesen Hotspots entfernt:
So fielen am 31.10. und 1.11. in
Kötschach-Mauthen: 157,8 l/m²
Dellach: 109,6 l/m²
Lienz: 33,0 l/m²
Hermagor: 13,5 l/m²
Besonders der Kontrast zwischen Kötschach und Hermagor auf relativ naher Entfernung beeindruckt. Zu den Ursachen kann ich nur spekulieren: wahrscheinlich gab es eine markante Windkonvergenz (Winde strömen zusammen) und dadurch verstärktes Aufsteigen.
Ein weiteres markantes Ereignis diese Woche war der Westföhn am Alpenostrand zwischen Rax und Wienerwald, 4.11. und 5.11.:
Hier wurden auch Temperaturekorde für November gebrochen. So wurde in Wiener Neustadt mit 23,1 Grad der alte Rekord von 20,9 geradezu pulverisiert. Spitzenreiter heute war Pottschach-Ternitz mit 23,7 Grad, aber auch sonst wurden von der Oststeiermark bis zum nördlichen Weinviertel verbreitet die 20 Grad überschritten. Dabei gab es kräftige bis stürmische Westwinde, mit den höchsten Windgeschwindigkeiten zwischen Wachau und Wien, wo sich das Donautal öffnet/verbreitert und dadurch eine Strömungsbeschleunigung erzwingt. Der Westwind überwindet den Wienerwald und durch das Absinken östlich davon erwärmt sich die Luft mit 1 Grad pro 100 m (wie bei Alpenföhn auch).
Zwei weitere Faktoren kommen im Gegensatz zum westlichen Donauraum dazu, wo es ebenfalls starke, aber nicht stürmische Böen gab, und außerdem kühler blieb.
1. je stärker der Wind, umso höher die Durchmischung mit höheren Luftschichten (wärmere Luft in der Höhe wird herabgeholt)
2. durch das Hindernis wird die Strömung zusätzlich zum Absinken erzwungen
Die Sonneneinstrahlung war stromaufwärts auch gegeben, spielt bei diesen Windgeschwindigkeiten aber kaum eine Rolle, was die Höchstwerte betrifft, siehe die Morgentemperaturen.
Abschließend noch zwei Skizzen zu einem Phänomen, das speziell zwischen Leithagebirge und Mostviertel auftritt, wenn eine starke West- oder Südströmung in der Höhe herrscht:
Schwarz sind die Linien gleichen Luftdrucks (Isobaren), rot sind die Windpfeile bei warmer Luft, blau bei kalter Luft.
Der Fall a) zeigt die Situation bei Südföhn, der tiefere Luftdruck liegt folglich an der Alpennordseite. Durch die Überströmung des Wienerwalds bildet sich bei Wien oft ein geschlossenes kleinräumiges Tiefdruckgebiet, der vortex vindobonensis (lateinisch vortex = wirbel, vindobonensis = Wiener..) - ein Leewirbel. Er saugt warme, trockene Winde von Süden (als Föhnluft über die Voralpen/Wienerwald) bzw. von Südosten (Pußtawind, von Ungarn) an, aber auch kalte Luft vom Donauraum bzw. Tullner Feld.
Dann geschehen Unterschiede wie vergangenen Sonntag, als Langenlebarn 7 Grad und Westwind hatte, während in Stockerau 14 Grad und Südostwind vorherrschten.
Im Fall b) kommt der Wind von Westen, der tiefere Luftdruck befindet sich entsprechend am Alpenostrand. Da der Wienerwald nicht so hoch wie die eigentlichen Alpen ist, fällt auch der Leewirbel meist schwächer aus, er bildet selten eine geschlossene Zirkulation aus, sondern ist als Leetrog sichtbar (d.h. die Isobaren bilden keine abgeschlossene Blase, sondern ähneln einem Futtertrog) . Nun ist es umgekehrt. Im Westen dieses Troges im Lee des Wienerwalds herrscht Absinken und ein warmer Föhnwind, während weiter im Osten noch kältere Luft aus Südost vorliegt.
Je nach Anströmung entstehen also im Wiener Raum teils große Unterschiede auf engstem Raum, was im Winter bei Westströmung zu starken Schneefällen im Seewinkel bis Schwechat führen kann, während die westlichen Bezirke Wiens schon mild im geringen Regen stehen. Dieses Phänomen ist auch dafür verantwortlich, dass die Hochnebelkante manchmal genau über Wien verläuft.
Je nach genauer Anströmung wurden schon Leewirbel im Tullner Feld, in Wien und im Steinfeld beobachtet.
Zusammengefasst entscheidet der Wiener Wirbel also darüber,...
...wie warm oder kalt es auf engstem Raum wird
...ob es Schnee oder Regen gibt
...ob es Hochnebel oder Sonne gibt
...ob die Luft dunstig und mit Schadstoffen verunreinigt oder klar und sauber ist.
...ob der Wind stark oder schwach ist und aus welcher Richtung er dabei kommt.
Der Wirbel ist dabei kein statisches (ortsfestes) Gebilde, sondern verlagert sich, verstärkt sich, löst sich auf. So hat sich bis heute auch
bis zum Leithagebirge und Marchfeld die wärmere Westwindluft durchgesetzt.
Für den Vorhersager keine einfache Sache, auch wenn es gewisse Anzeichen gibt, aber spannend alle Mal.
Im zweiten Teil dann zum Wochenendausblick:
Nachdem ich mich bei meinem gestrigen Update mit dem Fokus auf Ostösterreich womöglich Kummer bereitet habe , wieder ein umfassenderer Blick auf den Alpenraum.
Zunächst ein kurzer Rückblick auf den Wochenanfang
Starkniederschläge in den Südalpen, 31.10.-2.11.:
Eine unfassbare Woche ging zu Ende, unfassbar deswegen, da in der Bosco del Cansiglio im veneto-venzianischen grenzgebiet der südalpen unglaubliche Regenmengen gefallen sind. Innerhalb von nur 72 Stunden fielen in Piancavallo (Kreis Polcenigo, ca. 20 km nordwestlich von Pordenone) ganze 810 Liter pro Quadratmeter.
Auch sonst regnete es in den Südalpen zwischen Bassano und Julische Alpen enorme Mengen zwischen verbreitet 300 und 500 L/m² innerhalb 2-3 Tagen.
Hier ein Link zu den Auswirkungen: http://www.protezionecivile.fvg.it/P...erei.htm?pos=0
Klimawandel? Nein - alles schonmal vorgekommen, und zwar Anfang November 1966, da gab es bei einer ganz ähnlichen Wetterlage auch ähnliche Regensummen (bis zu 750 l/m² in 48 Stunden) in den Südalpen. Wer Englisch kann, kann sich hier einlesen: http://www.nat-hazards-earth-syst-sc...6-861-2006.pdf
Die Zutaten waren ideal:
ein Mittelmeertief, das sehr feuchte und warme Luft gegen die Südalpen schaufelt. Das mit einer anständigen Süd- bzw. Südostwindkomponente unterhalb Kammniveau, sodass es besonders in der ersten Gebirgskette nahe der Adria kräftig von Südosten stauen kann. Überdies waren die Niederschläge durchwegs schauerartig bzw. gewittrig durchsetzt geprägt, dank der warmen Adria und kalter Höhenluft (=> Labilisierung). Die Starkniederschläge erreichten noch die Karnischen Alpen, am Plöckenpass fielen immerhin 210 l/m² und in Kötschach-Mauthen 170 l/m². Markant unterschiedlich waren die Niederschlagsmengen von diesen Hotspots entfernt:
So fielen am 31.10. und 1.11. in
Kötschach-Mauthen: 157,8 l/m²
Dellach: 109,6 l/m²
Lienz: 33,0 l/m²
Hermagor: 13,5 l/m²
Besonders der Kontrast zwischen Kötschach und Hermagor auf relativ naher Entfernung beeindruckt. Zu den Ursachen kann ich nur spekulieren: wahrscheinlich gab es eine markante Windkonvergenz (Winde strömen zusammen) und dadurch verstärktes Aufsteigen.
Ein weiteres markantes Ereignis diese Woche war der Westföhn am Alpenostrand zwischen Rax und Wienerwald, 4.11. und 5.11.:
Hier wurden auch Temperaturekorde für November gebrochen. So wurde in Wiener Neustadt mit 23,1 Grad der alte Rekord von 20,9 geradezu pulverisiert. Spitzenreiter heute war Pottschach-Ternitz mit 23,7 Grad, aber auch sonst wurden von der Oststeiermark bis zum nördlichen Weinviertel verbreitet die 20 Grad überschritten. Dabei gab es kräftige bis stürmische Westwinde, mit den höchsten Windgeschwindigkeiten zwischen Wachau und Wien, wo sich das Donautal öffnet/verbreitert und dadurch eine Strömungsbeschleunigung erzwingt. Der Westwind überwindet den Wienerwald und durch das Absinken östlich davon erwärmt sich die Luft mit 1 Grad pro 100 m (wie bei Alpenföhn auch).
Zwei weitere Faktoren kommen im Gegensatz zum westlichen Donauraum dazu, wo es ebenfalls starke, aber nicht stürmische Böen gab, und außerdem kühler blieb.
1. je stärker der Wind, umso höher die Durchmischung mit höheren Luftschichten (wärmere Luft in der Höhe wird herabgeholt)
2. durch das Hindernis wird die Strömung zusätzlich zum Absinken erzwungen
Die Sonneneinstrahlung war stromaufwärts auch gegeben, spielt bei diesen Windgeschwindigkeiten aber kaum eine Rolle, was die Höchstwerte betrifft, siehe die Morgentemperaturen.
Abschließend noch zwei Skizzen zu einem Phänomen, das speziell zwischen Leithagebirge und Mostviertel auftritt, wenn eine starke West- oder Südströmung in der Höhe herrscht:
Schwarz sind die Linien gleichen Luftdrucks (Isobaren), rot sind die Windpfeile bei warmer Luft, blau bei kalter Luft.
Der Fall a) zeigt die Situation bei Südföhn, der tiefere Luftdruck liegt folglich an der Alpennordseite. Durch die Überströmung des Wienerwalds bildet sich bei Wien oft ein geschlossenes kleinräumiges Tiefdruckgebiet, der vortex vindobonensis (lateinisch vortex = wirbel, vindobonensis = Wiener..) - ein Leewirbel. Er saugt warme, trockene Winde von Süden (als Föhnluft über die Voralpen/Wienerwald) bzw. von Südosten (Pußtawind, von Ungarn) an, aber auch kalte Luft vom Donauraum bzw. Tullner Feld.
Dann geschehen Unterschiede wie vergangenen Sonntag, als Langenlebarn 7 Grad und Westwind hatte, während in Stockerau 14 Grad und Südostwind vorherrschten.
Im Fall b) kommt der Wind von Westen, der tiefere Luftdruck befindet sich entsprechend am Alpenostrand. Da der Wienerwald nicht so hoch wie die eigentlichen Alpen ist, fällt auch der Leewirbel meist schwächer aus, er bildet selten eine geschlossene Zirkulation aus, sondern ist als Leetrog sichtbar (d.h. die Isobaren bilden keine abgeschlossene Blase, sondern ähneln einem Futtertrog) . Nun ist es umgekehrt. Im Westen dieses Troges im Lee des Wienerwalds herrscht Absinken und ein warmer Föhnwind, während weiter im Osten noch kältere Luft aus Südost vorliegt.
Je nach Anströmung entstehen also im Wiener Raum teils große Unterschiede auf engstem Raum, was im Winter bei Westströmung zu starken Schneefällen im Seewinkel bis Schwechat führen kann, während die westlichen Bezirke Wiens schon mild im geringen Regen stehen. Dieses Phänomen ist auch dafür verantwortlich, dass die Hochnebelkante manchmal genau über Wien verläuft.
Je nach genauer Anströmung wurden schon Leewirbel im Tullner Feld, in Wien und im Steinfeld beobachtet.
Zusammengefasst entscheidet der Wiener Wirbel also darüber,...
...wie warm oder kalt es auf engstem Raum wird
...ob es Schnee oder Regen gibt
...ob es Hochnebel oder Sonne gibt
...ob die Luft dunstig und mit Schadstoffen verunreinigt oder klar und sauber ist.
...ob der Wind stark oder schwach ist und aus welcher Richtung er dabei kommt.
Der Wirbel ist dabei kein statisches (ortsfestes) Gebilde, sondern verlagert sich, verstärkt sich, löst sich auf. So hat sich bis heute auch
bis zum Leithagebirge und Marchfeld die wärmere Westwindluft durchgesetzt.
Für den Vorhersager keine einfache Sache, auch wenn es gewisse Anzeichen gibt, aber spannend alle Mal.
Im zweiten Teil dann zum Wochenendausblick:
Kommentar