Einen schönen Nachmittag im neuen Jahr,
das hoffentlich bei allen ohne gröbere Zwischenfälle begonnen hat :-)
Das Winterwetter in Österreich dauert noch bis Mittwoch, 5.1., an,
nachfolgend etabliert sich eine milde und lebhafte Südwestströmung. Was das bedeutet, lässt sich erahnen: Föhn und Tauwetter in den Nordalpen, lebhafter Südostwind und Hochnebel am Alpenostrand, leichte Stauniederschläge in den Südalpen.
An der großräumigen Wetterlage mit hohem Luftdruck über dem Polarkreis ändert sich zunächst wenig, um Mitte Jänner herum soll nach jetzigem Stand der Modellprognosen aber zunehmend tiefer Luftdruck (in höheren Schichten) dort einkehren. Wenn dies geschieht, kann uns im weiteren Lauf eine milde Westwetterlage drohen. Sollte sich der hohe Luftdruck dagegen regenerieren, besteht noch die Möglichkeit auf eine längere Rückkehr des Winters. Eine genauere Einschätzung traue ich mir heute noch nicht zu.
===========<<<================>>>==============
Zum Hintergrund:
Seit einigen Wochen ist der Alpenraum vom Atlantiktiefdruckgeschehen abgekoppelt, da sich über dem Nordatlantik ein kräftiges Hochdruckgebiet breitgemacht hat (man nennt es auch blockierendes Hoch). Es lenkt die Tiefs und Frontenzüge nördlich und südlich vorbei. Bei uns regiert dagegen zwischen dem Hoch und der beständigen Tiefdruckzone über Osteuropa eine Nordostströmung. Im Gegensatz zu den Kaltwintern wie 1995/1996 sind in diese Strömung Feuchtgebiete (nein, nicht Roches Bestseller) eingelagert, die immer wieder für teils kräftige Schneefälle in Mitteleuropa sorgen, zudem auch für andauernde Kaltluftzufuhr.
Dies äußert sich in einer bemerkenswerten Anzahl von Rekorden:
Der Dezember war in Schweden und Irland der kälteste seit 100 Jahren (ja selbst die kalten Kriegswinter und der berüchtigte Winter 1928/29 wurden damit geschlagen), in England und Schottland der kälteste seit Aufzeichnungsbeginn (1772), in Deutschland der kälteste seit 1969, in Potsdam (Brandenburg) der zweitkälteste und zudem schneereichste seit Aufzeichnungsbeginn 1893, in Österreich immerhin noch knapp der kälteste Dezember seit 1969, wobei die Abweichungen hier nicht so drastisch wie in Deutschland (5-6 Grad unter dem Monatsdurchschnitt Dezember) sind.
In anderen Regionen, z.B. Frankreich, Benelux, Tschechien, Polen, dürfte es ähnlich ausschauen. Diese Kälterekorde können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Jahr 2010 global das wärmste seit Aufzeichnungsbeginn sein wird. In Erinnerung dürften vielen noch die Rekordhitze in Russland sein.
Wie passt nun dieser kalte Winter in den Kontext der Klimaerwärmung? Sehr gut. In den Medien wird die Erwärmung immer direkt an die Temperaturen weitergegeben. Das ist allerdings falsch. Im Gegensatz zu den Tropen leben wir in einer windbeeinflussten Klimazone, wo der Großteil der Temperaturänderung an Advektion gebunden ist (lat advehi = heranführen), d.h. es werden wärmere und kältere Luftmassen herangeführt, das bewirkt bei uns Temperaturanstiege und -abnahmen. Durch die globale Erwärmung ändert sich allerdings die Häufigkeit von Wetterlagen (wie - ist die Gretchenfrage), d.h. haben wir häufiger trockene Südwestlagen, gibts sowas wie den Sommer 2003, gibts stattdessen mehr feuchte Nordlagen, gibts sowas wie den Winter 2009/2010 und 2010/2011. Durch die beständige Warm- oder Kaltluftzufuhr wirds dann wärmer oder kalter als somst.
Die Kausalkette lautet also (immer noch vereinfacht):
Globale Erwärmung => Änderung der Häufigkeit von Wetterlagen => wärmer/kälter
und nicht
Globale Erwärmung => wärmer
Zurück zur Ausgangslage, und ein kurzer Erklärungsversuch:
Die folgende Wettermodellkarte zeigt die Vorhersage des amerikanischen GFS-Modells für Nordhalbkugel, von heute morgen (6z-Lauf) links für Montag, 03. Jänner 01 MEZ, und rechts für Sonntag, 9. Jänner, 07 MEZ.
Die weißen Linien sind Isobaren, also Linien gleichen Bodendrucks (in Hektopascal), farbig dargestellt ist die 500 hPa-Druckfläche in geopotentielle Dekameter (normale Höhenmeter mal ein Faktor der Schwerebeschleunigung), auch Geopotential genannt. Vereinfacht: je höher die Druckfläche liegt, umso höher der Luftdruck, je tiefer, desto niedriger. Gelb und rot sind also Hochdruckgebiete in der Höhe, grün und blau Tiefdruckgebiete. Die Darstellung in einer Karte erlaubt es uns Meteorologen also, zu sagen, ob man hochreichend ein Tief- oder ein Hochdruckgebiet vorliegen hat. Das ist ziemlich wichtig, da das Wetter in der Höhe gemacht wird. Das Bodenhoch ist also nur die Folge eines Höhenhochs. Mit dem Wissen, dass die Luft um ein Tief gegen den Uhrzeigersinn und um ein Hoch mit dem Uhrzeigersinn zirkuliert, kann man nun auch feststellen, welche Luftmasse herantransportiert wird (rote und blaue Pfeile).
Die Ausgangslage (links) spiegelt die Nachrichten in den Medien wider:
Blizzard und Winterwetter in den USA, aber auch Rekordkälte und -schnee in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas. Das blockierende Hoch über dem Atlantik trennt uns von der milden Atlantikluft.
Eine Woche später hat sich die Lage des Blockadehochs entscheidend verlagert, es befndet sich nun nicht mehr über dem Atlantik, sondern über Alaska! Das Geopotential über dem Atlantik ist deutlich gesunken und bis auf ein schwaches Bodenhoch von Portugal bis Irland ist die Nabelschnur Europas zum Atlantik wieder hergestellt. Beständige Kaltlufzufuhr regiert weiterhin über Nordamerika, nun aber unter Hochdruckeinfluss (kalt, trocken), während bei uns Warmluftzufuhr aus Südwest vorherrscht.
Im für Winterfans ungünstigen Fall bleibt diese neue Konstellation mit dem Hoch über Alaska längere Zeit bestehen, und pumpt so Kaltluft Richtung Neufundland, was die Atlantiktiefgebärmaschine anwirft und bei uns beständig Südwestlagen hervorruft. Erst, wenn sich wieder ein neues Hoch über dem Atlantik aufbaut, kann sich bei uns wieder die kalte Nordlage durchsetzen.
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Gleich zu den weiteren Aussichten im Einzelnen....
Gruß,Felix
das hoffentlich bei allen ohne gröbere Zwischenfälle begonnen hat :-)
Das Winterwetter in Österreich dauert noch bis Mittwoch, 5.1., an,
nachfolgend etabliert sich eine milde und lebhafte Südwestströmung. Was das bedeutet, lässt sich erahnen: Föhn und Tauwetter in den Nordalpen, lebhafter Südostwind und Hochnebel am Alpenostrand, leichte Stauniederschläge in den Südalpen.
An der großräumigen Wetterlage mit hohem Luftdruck über dem Polarkreis ändert sich zunächst wenig, um Mitte Jänner herum soll nach jetzigem Stand der Modellprognosen aber zunehmend tiefer Luftdruck (in höheren Schichten) dort einkehren. Wenn dies geschieht, kann uns im weiteren Lauf eine milde Westwetterlage drohen. Sollte sich der hohe Luftdruck dagegen regenerieren, besteht noch die Möglichkeit auf eine längere Rückkehr des Winters. Eine genauere Einschätzung traue ich mir heute noch nicht zu.
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Zum Hintergrund:
Seit einigen Wochen ist der Alpenraum vom Atlantiktiefdruckgeschehen abgekoppelt, da sich über dem Nordatlantik ein kräftiges Hochdruckgebiet breitgemacht hat (man nennt es auch blockierendes Hoch). Es lenkt die Tiefs und Frontenzüge nördlich und südlich vorbei. Bei uns regiert dagegen zwischen dem Hoch und der beständigen Tiefdruckzone über Osteuropa eine Nordostströmung. Im Gegensatz zu den Kaltwintern wie 1995/1996 sind in diese Strömung Feuchtgebiete (nein, nicht Roches Bestseller) eingelagert, die immer wieder für teils kräftige Schneefälle in Mitteleuropa sorgen, zudem auch für andauernde Kaltluftzufuhr.
Dies äußert sich in einer bemerkenswerten Anzahl von Rekorden:
Der Dezember war in Schweden und Irland der kälteste seit 100 Jahren (ja selbst die kalten Kriegswinter und der berüchtigte Winter 1928/29 wurden damit geschlagen), in England und Schottland der kälteste seit Aufzeichnungsbeginn (1772), in Deutschland der kälteste seit 1969, in Potsdam (Brandenburg) der zweitkälteste und zudem schneereichste seit Aufzeichnungsbeginn 1893, in Österreich immerhin noch knapp der kälteste Dezember seit 1969, wobei die Abweichungen hier nicht so drastisch wie in Deutschland (5-6 Grad unter dem Monatsdurchschnitt Dezember) sind.
In anderen Regionen, z.B. Frankreich, Benelux, Tschechien, Polen, dürfte es ähnlich ausschauen. Diese Kälterekorde können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Jahr 2010 global das wärmste seit Aufzeichnungsbeginn sein wird. In Erinnerung dürften vielen noch die Rekordhitze in Russland sein.
Wie passt nun dieser kalte Winter in den Kontext der Klimaerwärmung? Sehr gut. In den Medien wird die Erwärmung immer direkt an die Temperaturen weitergegeben. Das ist allerdings falsch. Im Gegensatz zu den Tropen leben wir in einer windbeeinflussten Klimazone, wo der Großteil der Temperaturänderung an Advektion gebunden ist (lat advehi = heranführen), d.h. es werden wärmere und kältere Luftmassen herangeführt, das bewirkt bei uns Temperaturanstiege und -abnahmen. Durch die globale Erwärmung ändert sich allerdings die Häufigkeit von Wetterlagen (wie - ist die Gretchenfrage), d.h. haben wir häufiger trockene Südwestlagen, gibts sowas wie den Sommer 2003, gibts stattdessen mehr feuchte Nordlagen, gibts sowas wie den Winter 2009/2010 und 2010/2011. Durch die beständige Warm- oder Kaltluftzufuhr wirds dann wärmer oder kalter als somst.
Die Kausalkette lautet also (immer noch vereinfacht):
Globale Erwärmung => Änderung der Häufigkeit von Wetterlagen => wärmer/kälter
und nicht
Globale Erwärmung => wärmer
Zurück zur Ausgangslage, und ein kurzer Erklärungsversuch:
Die folgende Wettermodellkarte zeigt die Vorhersage des amerikanischen GFS-Modells für Nordhalbkugel, von heute morgen (6z-Lauf) links für Montag, 03. Jänner 01 MEZ, und rechts für Sonntag, 9. Jänner, 07 MEZ.
Die weißen Linien sind Isobaren, also Linien gleichen Bodendrucks (in Hektopascal), farbig dargestellt ist die 500 hPa-Druckfläche in geopotentielle Dekameter (normale Höhenmeter mal ein Faktor der Schwerebeschleunigung), auch Geopotential genannt. Vereinfacht: je höher die Druckfläche liegt, umso höher der Luftdruck, je tiefer, desto niedriger. Gelb und rot sind also Hochdruckgebiete in der Höhe, grün und blau Tiefdruckgebiete. Die Darstellung in einer Karte erlaubt es uns Meteorologen also, zu sagen, ob man hochreichend ein Tief- oder ein Hochdruckgebiet vorliegen hat. Das ist ziemlich wichtig, da das Wetter in der Höhe gemacht wird. Das Bodenhoch ist also nur die Folge eines Höhenhochs. Mit dem Wissen, dass die Luft um ein Tief gegen den Uhrzeigersinn und um ein Hoch mit dem Uhrzeigersinn zirkuliert, kann man nun auch feststellen, welche Luftmasse herantransportiert wird (rote und blaue Pfeile).
Die Ausgangslage (links) spiegelt die Nachrichten in den Medien wider:
Blizzard und Winterwetter in den USA, aber auch Rekordkälte und -schnee in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas. Das blockierende Hoch über dem Atlantik trennt uns von der milden Atlantikluft.
Eine Woche später hat sich die Lage des Blockadehochs entscheidend verlagert, es befndet sich nun nicht mehr über dem Atlantik, sondern über Alaska! Das Geopotential über dem Atlantik ist deutlich gesunken und bis auf ein schwaches Bodenhoch von Portugal bis Irland ist die Nabelschnur Europas zum Atlantik wieder hergestellt. Beständige Kaltlufzufuhr regiert weiterhin über Nordamerika, nun aber unter Hochdruckeinfluss (kalt, trocken), während bei uns Warmluftzufuhr aus Südwest vorherrscht.
Im für Winterfans ungünstigen Fall bleibt diese neue Konstellation mit dem Hoch über Alaska längere Zeit bestehen, und pumpt so Kaltluft Richtung Neufundland, was die Atlantiktiefgebärmaschine anwirft und bei uns beständig Südwestlagen hervorruft. Erst, wenn sich wieder ein neues Hoch über dem Atlantik aufbaut, kann sich bei uns wieder die kalte Nordlage durchsetzen.
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Gleich zu den weiteren Aussichten im Einzelnen....
Gruß,Felix
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