Von gestern 7 Uhr bis heute 7 Uhr betrugen die Spitzenböen durch Föhn in Österreich:
Patscherkofel 140 km/h
Innsbruck-Flughafen 104 km/h
Hollenthon 86 km/h
Steinach i. Tirol 72 km/h
In Wien war Unterlaa (10. Bezirk) Spitzenreiter mit 65 km/h, kräftigere Böen gab es auch in Zwerndorf/Marchfeld sowie in Neusiedl am See mit 72 km/h.
Interessanter als der Wind ist die Temperaturverteilung gestern bis 19 Uhr MEZ. Hier die Spitzenreiter:
Weyer +19,8
Golling +19,7
Kufstein +19,1
Kirchberg an der Pielach +19,0
St.Wolfgang +18,9
Waidhofen/Ybbs +18,9
Bludenz +18,6
In den von stürmischen Südföhn am stärksten betroffenen Orten in Westösterreich wie Brand oder Innsbruck lag die Höchsttemperatur nur bei 12-14 Grad. Hier wirkte sich die Verdunstungskälte der über den Alpenhauptkamm reichenden Staubewölkung dämpfend auf die Temperaturerwärmung aus (die Wolkenluft wird in die trockene Föhnluft getrieben und die Verdunstung bewirkt einen Wärmeentzug).
In den von mir favorisierten Orten für die 20 Grad, im südlichen Steinfeld bis östlich der Rax wurden "nur" 17-18 Grad gemessen.
Die Tiefstwerte der vergangenen Nacht:
Wiener Neustadt +10,5
Bludenz +9,9
Jenbach +9,8
Pottschach-Ternitz +9,6
Innsbruck +9,2
Hier sieht man, dass der Föhn die Nacht durchwegs blies, und zwar an der gesamten Alpennordseite.
Warum ist der Föhn nachts kälter als tagsüber? In Puchberg am Schneeberg waren es gegen Mitternacht kurzzeitig knapp 15 Grad, sonst lagen die Föhnwerte deutlich darunter.
In der Nacht kühlt die Föhnschicht durch mangelnde Sonneneinstrahlung ab und die Obergrenze der Föhnschicht sinkt ab, zudem sorgt die anhaltende Staubewölkung + geringe Niederschläge weiterhin für Verdunstungskälte.
So war Innsbruck heute früh exakt mit 1500 m durchmischt (0 + 9 = 9).
Heute ist der Föhn im Westen deutlich schwächer als erwartet, auch im Osten halten sich die Windspitzen in Grenzen. Von den Temperaturen her ist es allerdings so wie erwartet im Osten am wärmsten.
Die Spitzenböen seit heute, 07 Uhr:
Patscherkofel 115 km/h
Hollenthon 79 km/h
Auf den Bergen weht weiterhin Orkan am Hauptkamm, sonst meist nur Sturmböen, in den Niederungen verbreitet Böen zwischen 40 und 60 km/h.
Die Höchstwerte bis 14 Uhr:
Wien-Unterlaa +19,4
Wien-Donaufeld +18,9
Innsbruck +13,2
Trotz keiner Sonne ist es österreichweit in Wien derzeit am wärmsten bei Südwind. Wenn die Sonne als Wärmespender nicht in Frage kommt, kann es nur der Wind bzw. der Föhn sein.
Abschließend noch drei Satellitenbilder (Quelle: http://www.sat24.com, http://frailea.chmi.cz/meteo/sat/avhrr/index.php, http://saturn.unibe.ch/rsbern/ )
Bild 1 zeigt ein infrarotes Satellitenbild um ca. 10.40 MEZ heute vormittag,
man sieht sehr schön eine ausgedehnte, am Südrand abgeschnittene Leewolke, die sich von den Walliser Alpen über das Appenzeller Land und Oberbayern bis ins oberösterreichische Seengebiet und die Ennstaler Alpen erstreckt.
Bild 2 zeigt ein gefärbtes Infrarotsatellitenbild um 12.28 MEZ, das die Temperatur der Wolkenobergrenzen dargestellt. Diese sind in der Farblegende links oben in Kelvin angegeben, bzw. darunter (von mir) in Grad Celsius. Je kälter, desto höher die Wolke. Tiefe Wolken sind wärmer und erscheinen über -30 Grad weiß oder grau. Verbreitet herrschen in der Leewolke Temperaturen zwischen -55 und -60 Grad. Mit Hilfe eines Vertikalprofils (Radiosondenaufstieg) der Temperatur lässt sich bestimmen, in welcher Höhe sich die Bewölkung befindet. Hier zwischen 9000 und 11000 m Höhe.
Bild 3 zeigt ein visuelles (sichtbares) Satellitenbild um 13.15 MEZ
Die schmale dunkle Linie, die sich vom Appenzeller Land, über den Bregenzerwald, Wettersteingebirge, Kitzbüheler Alpen bis Salzburg zieht, markiert wiederum den Südrand der Leewolke. Sie reicht bis in den südlichen Wiener Raum und verdunkelt hier derzeit komplett die Sonne.
Föhnige Auflockerungen durch den Jauk machen sich auch nördlich der Karnischen Alpen in Unterkärnten bemerkbar.
Die Ursache der Leewolke kurz anhand einer primitiven Skizze dargestellt, die einen Querschnitt von Südtirol durch das Inntal bei Innsbruck bis auf die bayrische Alpennordseite macht.
Die Föhnströmung sinkt auf der windabgewandten Seite des Patscherkofels bzw. Brenners ins Inntal ab, dadurch kommt es zur Wolkenauflösung. Kleinere Schwingungen (nicht eingezeichnet) hinterm Hauptkamm sorgen für erste Föhnfischwolken. Auf der windzugewandten Seite des Karwendels gibt es ein erstes Aufsteigen der Föhnluft und Wolkenbildung, die berüchtigte Wolkenschlange an der Nordkette (dazu passend die Volksmundregel "Hat der Solstein einen Sabel, wird das Wetter miserabel). Je feuchter die Föhnluft, umso stärker die Wolkenbildung. Indiz für eine beginnende Wetterverschlechterung.
Hinterm Karwendel sinkt die Föhnströmung nochmals ab, dann gibts ein markanteres Aufsteigen, dadurch erneut Kondensation und Wolkenbildung.
Da es im Alpenvorland kein die Föhnströmung störendes Hindernis mehr gibt, ist die Wolkenbildung großflächig gegeben.
Das Inntal ist dagegen recht schmal zwischen Hauptkamm und Karwendel eingeschlossen, daher sind die Vertikal- und Horizontalausdehnungen der Leewolken hier geringer als im Alpenvorland.
Langer Rede kurzer Sinn:
die Wolke entsteht, weil sich die Luft im Alpenvorland ungestört vertikal und horizontal ausbreiten kann. Das funktioniert nicht immer, dazu ist entscheidend, wie der Wind mit der Höhe zu/abnimmt, und wie stabil die vertikale Luftschichtung ist.
Gruß,Felix
Patscherkofel 140 km/h
Innsbruck-Flughafen 104 km/h
Hollenthon 86 km/h
Steinach i. Tirol 72 km/h
In Wien war Unterlaa (10. Bezirk) Spitzenreiter mit 65 km/h, kräftigere Böen gab es auch in Zwerndorf/Marchfeld sowie in Neusiedl am See mit 72 km/h.
Interessanter als der Wind ist die Temperaturverteilung gestern bis 19 Uhr MEZ. Hier die Spitzenreiter:
Weyer +19,8
Golling +19,7
Kufstein +19,1
Kirchberg an der Pielach +19,0
St.Wolfgang +18,9
Waidhofen/Ybbs +18,9
Bludenz +18,6
In den von stürmischen Südföhn am stärksten betroffenen Orten in Westösterreich wie Brand oder Innsbruck lag die Höchsttemperatur nur bei 12-14 Grad. Hier wirkte sich die Verdunstungskälte der über den Alpenhauptkamm reichenden Staubewölkung dämpfend auf die Temperaturerwärmung aus (die Wolkenluft wird in die trockene Föhnluft getrieben und die Verdunstung bewirkt einen Wärmeentzug).
In den von mir favorisierten Orten für die 20 Grad, im südlichen Steinfeld bis östlich der Rax wurden "nur" 17-18 Grad gemessen.
Die Tiefstwerte der vergangenen Nacht:
Wiener Neustadt +10,5
Bludenz +9,9
Jenbach +9,8
Pottschach-Ternitz +9,6
Innsbruck +9,2
Hier sieht man, dass der Föhn die Nacht durchwegs blies, und zwar an der gesamten Alpennordseite.
Warum ist der Föhn nachts kälter als tagsüber? In Puchberg am Schneeberg waren es gegen Mitternacht kurzzeitig knapp 15 Grad, sonst lagen die Föhnwerte deutlich darunter.
In der Nacht kühlt die Föhnschicht durch mangelnde Sonneneinstrahlung ab und die Obergrenze der Föhnschicht sinkt ab, zudem sorgt die anhaltende Staubewölkung + geringe Niederschläge weiterhin für Verdunstungskälte.
So war Innsbruck heute früh exakt mit 1500 m durchmischt (0 + 9 = 9).
Heute ist der Föhn im Westen deutlich schwächer als erwartet, auch im Osten halten sich die Windspitzen in Grenzen. Von den Temperaturen her ist es allerdings so wie erwartet im Osten am wärmsten.
Die Spitzenböen seit heute, 07 Uhr:
Patscherkofel 115 km/h
Hollenthon 79 km/h
Auf den Bergen weht weiterhin Orkan am Hauptkamm, sonst meist nur Sturmböen, in den Niederungen verbreitet Böen zwischen 40 und 60 km/h.
Die Höchstwerte bis 14 Uhr:
Wien-Unterlaa +19,4
Wien-Donaufeld +18,9
Innsbruck +13,2
Trotz keiner Sonne ist es österreichweit in Wien derzeit am wärmsten bei Südwind. Wenn die Sonne als Wärmespender nicht in Frage kommt, kann es nur der Wind bzw. der Föhn sein.
Abschließend noch drei Satellitenbilder (Quelle: http://www.sat24.com, http://frailea.chmi.cz/meteo/sat/avhrr/index.php, http://saturn.unibe.ch/rsbern/ )
Bild 1 zeigt ein infrarotes Satellitenbild um ca. 10.40 MEZ heute vormittag,
man sieht sehr schön eine ausgedehnte, am Südrand abgeschnittene Leewolke, die sich von den Walliser Alpen über das Appenzeller Land und Oberbayern bis ins oberösterreichische Seengebiet und die Ennstaler Alpen erstreckt.
Bild 2 zeigt ein gefärbtes Infrarotsatellitenbild um 12.28 MEZ, das die Temperatur der Wolkenobergrenzen dargestellt. Diese sind in der Farblegende links oben in Kelvin angegeben, bzw. darunter (von mir) in Grad Celsius. Je kälter, desto höher die Wolke. Tiefe Wolken sind wärmer und erscheinen über -30 Grad weiß oder grau. Verbreitet herrschen in der Leewolke Temperaturen zwischen -55 und -60 Grad. Mit Hilfe eines Vertikalprofils (Radiosondenaufstieg) der Temperatur lässt sich bestimmen, in welcher Höhe sich die Bewölkung befindet. Hier zwischen 9000 und 11000 m Höhe.
Bild 3 zeigt ein visuelles (sichtbares) Satellitenbild um 13.15 MEZ
Die schmale dunkle Linie, die sich vom Appenzeller Land, über den Bregenzerwald, Wettersteingebirge, Kitzbüheler Alpen bis Salzburg zieht, markiert wiederum den Südrand der Leewolke. Sie reicht bis in den südlichen Wiener Raum und verdunkelt hier derzeit komplett die Sonne.
Föhnige Auflockerungen durch den Jauk machen sich auch nördlich der Karnischen Alpen in Unterkärnten bemerkbar.
Die Ursache der Leewolke kurz anhand einer primitiven Skizze dargestellt, die einen Querschnitt von Südtirol durch das Inntal bei Innsbruck bis auf die bayrische Alpennordseite macht.
Die Föhnströmung sinkt auf der windabgewandten Seite des Patscherkofels bzw. Brenners ins Inntal ab, dadurch kommt es zur Wolkenauflösung. Kleinere Schwingungen (nicht eingezeichnet) hinterm Hauptkamm sorgen für erste Föhnfischwolken. Auf der windzugewandten Seite des Karwendels gibt es ein erstes Aufsteigen der Föhnluft und Wolkenbildung, die berüchtigte Wolkenschlange an der Nordkette (dazu passend die Volksmundregel "Hat der Solstein einen Sabel, wird das Wetter miserabel). Je feuchter die Föhnluft, umso stärker die Wolkenbildung. Indiz für eine beginnende Wetterverschlechterung.
Hinterm Karwendel sinkt die Föhnströmung nochmals ab, dann gibts ein markanteres Aufsteigen, dadurch erneut Kondensation und Wolkenbildung.
Da es im Alpenvorland kein die Föhnströmung störendes Hindernis mehr gibt, ist die Wolkenbildung großflächig gegeben.
Das Inntal ist dagegen recht schmal zwischen Hauptkamm und Karwendel eingeschlossen, daher sind die Vertikal- und Horizontalausdehnungen der Leewolken hier geringer als im Alpenvorland.
Langer Rede kurzer Sinn:
die Wolke entsteht, weil sich die Luft im Alpenvorland ungestört vertikal und horizontal ausbreiten kann. Das funktioniert nicht immer, dazu ist entscheidend, wie der Wind mit der Höhe zu/abnimmt, und wie stabil die vertikale Luftschichtung ist.
Gruß,Felix
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