Hallo,
nach einer schöpferischen Pause melde ich mich mit einer neuen Wetterprognose zurück. Diese gestaltet sich nicht einfach, da ab Donnerstag bereits die Modelle deutlich auseinander gehen. Entsprechend wird man derzeit in den Nachrichten, Zeitungen und Online-Angeboten verschiedene bzw. mitunter schwammige Wetterberichte lesen.
Ziemlich sicher sind derzeit nur der morgige Dienstag und der Mittwoch, danach kann man nur Trends angeben, die tendenziell die Alpensüdseite begünstigt sehen.
Schuld an der großen Unsicherheit trägt die derzeitige Hurrikan-Aktivität auf dem Atlantik. Tropenstürmen fußen auf Gewitterwolken, und alles, was mit Gewittern zu tun hat, ist von den Wettermodellen schwer zu erfassen. Hurrikan IRENE war ein vergleichsweise hervorragend prognostizierter Tropensturm, was seine Zugbahn und Intensität betrifft. Die Tropenstürme sind trotz ihrer optisch riesigen Ausdehnung relativ kleinräumig und "schlüpfen" den Modellen wortwörtlich durchs Gitter.
Exkurs: Modellauflösung
Wettermodelle besitzen eine bestimmte Modellauflösung, die durch ein Gitter bestimmt wird. Dieses Gitter hat bestimmte Abstände, beispielsweise 17 km bei dem europäischen EZMWF-Modell.
Meteorologische Prozesse, die größer als der Gitterabstand sind, können relativ gut simuliert werden, beispielsweise Warm- und Kaltfronten oder Hoch- und Tiefdruckgebiete.
Prozesse, die kleiner als der Gitterabstand sind, müssen dagegen 'parametrisiert' bzw. interpoliert werden. Dazu müssen bestimmte Annahmen getroffen werden, und wie nahe die Modellprognosen der Realität entsprechen, hängt von der Qualität der Annahmen ab.
Eine Gewitterwolke besitzt beispielsweise zu Beginn nur einen Durchmesser von wenigen Kilometern, jedenfalls deutlich unter 17 km. Das Modell ist also nicht in der Lage, diese Gewitterwolke zu Beginn zu erfassen, erst später, wenn das Gewitter ausgewachsen ist, und über 15 km groß wird, ist eine Prognose möglich. Mittlerweile gibt es auch kleinräumigere Modelle (Gitterpunktsabstand: 4-12 km), die aber noch diverse Kinderkrankheiten besitzen und eine Genauigkeit vortäuschen, die nicht gegeben ist. Je höher die Auflösung, umso besser die Prognose - dieser Zirkelschluss gilt folglich nicht immer.
Nun ist ein ausgewachsener Tropensturm - ein Hurrikan - zwar deutlich größer als 17 km, eher mehrere 100 km, aber die Ursache ist eine gänzlich andere als die von den gewöhnlichen Tiefdruckgebieten unserer Breiten. Ein Hurrikan bildet keine Fronten, da er keinen Luftmassenwechsel bringt (vor und nach dem Hurrikan herrscht kaum ein Temperaturunterschied). Er wandelt Energie durch Gewitterwolkenbildung um, und damit haben die Modelle weiterhin Schwierigkeiten. So sind sie derzeit nicht in der Lage, den tiefsten Luftdruck im Kern von Tropenstürmen zu erfassen: Je stärker die Gewitterbildung, umso mehr latente Wärme (durch Kondensation) wird freigesetzt, und diese Wärme bedingt Druckfall. Je stärker aber der Sturm, umso mehr diktiert er seine Verlagerungsrichtung selbst, und nicht die Umgebungsströmung.
Erst recht schwierig wird es, wenn ein Tropensturm zwischen Kanada und Grönland die Frontalzone entert und sich in ein gewöhnliches Tiefdruckgebiet umwandelt.
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Lange Rede, kurzer Sinn:
die Unsicherheit ab Wochenmitte ergibt sich aus einer Störungszone über der US-Ostküste (weitere, heftige Regenfälle), die nachfolgend unterschiedlich berechnet wird, die Unsicherheit zum Wochenende hin ergibt sich aus der unklaren Entwicklung Ex-Katias beim Übertritt auf den Nordatlantik.
Konkret heißt das:
Variante A:
Mittwoch und Donnerstag leicht wechselhaft an der Alpennordseite mit ein paar Schauern, am Donnerstag allerdings schon stabiler. Südlich des Hauptkamms freundlicher mit mehr Sonne und weitgehend trocken.
Freitag und Samstag trocken-spätsommerlich warm. Am Sonntag mit Annäherung einer Kaltfront von West nach Ost zunehmend gewittrig
Variante B:
Mittwoch an der Alpennordseite wechselhaft mit einigen Schauern, zum Teil über den Hauptkamm übergreifend (östlich der Tauern). Am Donnerstag im Tagesverlauf von Norden her Schauer, abends und nachts nordseitig teils intensiver Regen, auf ganz Österreich sowie das nördliche Südtirol übergreifend.
Freitag nachlassender Regen im Norden, aber noch viele Restwolken. Im Süden freundlicher. Am Samstag und Sonntag durchwegs trocken und wärmer.
Wenn man andere Wettermodelle einbezieht, dann stellen die vorgestellten Varianten Extreme dar, zwischen die sich die anderen Modelle einordnen. Eine bestimmte Variante ist daher schwer zu bevorzugen.
Vereinigt man beide Varianten, könnte die Prognose so aussehen:
Morgen, Dienstag, nach Abzug der Kaltfront im Südosten und Auflösung von Restwolken zunehmend sonnig, im östlichen Alpenraum anfangs lebhafter Nordwestwind, der untertags rasch nachlässt. Der Tag geht überall trocken zu Ende, die 0°C-Grenze liegt verbreitet um 3500 m.
Am Mittwoch in der ersten Tageshälfte nach Auflösung von Nebel/Hochnebelfeldern zunächst sonnig oder locker bewölkt. Ab Mittag von Nordwesten her Aufzug kompakter Wolkenfelder und speziell an der Alpennordseite einzelne Schauer. In den steir.-niederösterr. Alpen kräftig auffrischender Nordwestwind mit Sturmböen auf den Gipfeln sowie in Scharten.
Donnerstag tendenziell im Süden freundlicher mit längeren Sonnenanteilen, im Norden unbeständig und kühler, ebenso Freitag.
Am Samstag ruhiges Spätsommerwetter mit Nebel in der Früh, aber guter Fernsicht tagsüber. Warm.
Sonntag zentralalpin zunehmendes Gewitterrisiko, sonst freundlich.
Gruß,Felix
nach einer schöpferischen Pause melde ich mich mit einer neuen Wetterprognose zurück. Diese gestaltet sich nicht einfach, da ab Donnerstag bereits die Modelle deutlich auseinander gehen. Entsprechend wird man derzeit in den Nachrichten, Zeitungen und Online-Angeboten verschiedene bzw. mitunter schwammige Wetterberichte lesen.
Ziemlich sicher sind derzeit nur der morgige Dienstag und der Mittwoch, danach kann man nur Trends angeben, die tendenziell die Alpensüdseite begünstigt sehen.
Schuld an der großen Unsicherheit trägt die derzeitige Hurrikan-Aktivität auf dem Atlantik. Tropenstürmen fußen auf Gewitterwolken, und alles, was mit Gewittern zu tun hat, ist von den Wettermodellen schwer zu erfassen. Hurrikan IRENE war ein vergleichsweise hervorragend prognostizierter Tropensturm, was seine Zugbahn und Intensität betrifft. Die Tropenstürme sind trotz ihrer optisch riesigen Ausdehnung relativ kleinräumig und "schlüpfen" den Modellen wortwörtlich durchs Gitter.
Exkurs: Modellauflösung
Wettermodelle besitzen eine bestimmte Modellauflösung, die durch ein Gitter bestimmt wird. Dieses Gitter hat bestimmte Abstände, beispielsweise 17 km bei dem europäischen EZMWF-Modell.
Meteorologische Prozesse, die größer als der Gitterabstand sind, können relativ gut simuliert werden, beispielsweise Warm- und Kaltfronten oder Hoch- und Tiefdruckgebiete.
Prozesse, die kleiner als der Gitterabstand sind, müssen dagegen 'parametrisiert' bzw. interpoliert werden. Dazu müssen bestimmte Annahmen getroffen werden, und wie nahe die Modellprognosen der Realität entsprechen, hängt von der Qualität der Annahmen ab.
Eine Gewitterwolke besitzt beispielsweise zu Beginn nur einen Durchmesser von wenigen Kilometern, jedenfalls deutlich unter 17 km. Das Modell ist also nicht in der Lage, diese Gewitterwolke zu Beginn zu erfassen, erst später, wenn das Gewitter ausgewachsen ist, und über 15 km groß wird, ist eine Prognose möglich. Mittlerweile gibt es auch kleinräumigere Modelle (Gitterpunktsabstand: 4-12 km), die aber noch diverse Kinderkrankheiten besitzen und eine Genauigkeit vortäuschen, die nicht gegeben ist. Je höher die Auflösung, umso besser die Prognose - dieser Zirkelschluss gilt folglich nicht immer.
Nun ist ein ausgewachsener Tropensturm - ein Hurrikan - zwar deutlich größer als 17 km, eher mehrere 100 km, aber die Ursache ist eine gänzlich andere als die von den gewöhnlichen Tiefdruckgebieten unserer Breiten. Ein Hurrikan bildet keine Fronten, da er keinen Luftmassenwechsel bringt (vor und nach dem Hurrikan herrscht kaum ein Temperaturunterschied). Er wandelt Energie durch Gewitterwolkenbildung um, und damit haben die Modelle weiterhin Schwierigkeiten. So sind sie derzeit nicht in der Lage, den tiefsten Luftdruck im Kern von Tropenstürmen zu erfassen: Je stärker die Gewitterbildung, umso mehr latente Wärme (durch Kondensation) wird freigesetzt, und diese Wärme bedingt Druckfall. Je stärker aber der Sturm, umso mehr diktiert er seine Verlagerungsrichtung selbst, und nicht die Umgebungsströmung.
Erst recht schwierig wird es, wenn ein Tropensturm zwischen Kanada und Grönland die Frontalzone entert und sich in ein gewöhnliches Tiefdruckgebiet umwandelt.
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Lange Rede, kurzer Sinn:
die Unsicherheit ab Wochenmitte ergibt sich aus einer Störungszone über der US-Ostküste (weitere, heftige Regenfälle), die nachfolgend unterschiedlich berechnet wird, die Unsicherheit zum Wochenende hin ergibt sich aus der unklaren Entwicklung Ex-Katias beim Übertritt auf den Nordatlantik.
Konkret heißt das:
Variante A:
Mittwoch und Donnerstag leicht wechselhaft an der Alpennordseite mit ein paar Schauern, am Donnerstag allerdings schon stabiler. Südlich des Hauptkamms freundlicher mit mehr Sonne und weitgehend trocken.
Freitag und Samstag trocken-spätsommerlich warm. Am Sonntag mit Annäherung einer Kaltfront von West nach Ost zunehmend gewittrig
Variante B:
Mittwoch an der Alpennordseite wechselhaft mit einigen Schauern, zum Teil über den Hauptkamm übergreifend (östlich der Tauern). Am Donnerstag im Tagesverlauf von Norden her Schauer, abends und nachts nordseitig teils intensiver Regen, auf ganz Österreich sowie das nördliche Südtirol übergreifend.
Freitag nachlassender Regen im Norden, aber noch viele Restwolken. Im Süden freundlicher. Am Samstag und Sonntag durchwegs trocken und wärmer.
Wenn man andere Wettermodelle einbezieht, dann stellen die vorgestellten Varianten Extreme dar, zwischen die sich die anderen Modelle einordnen. Eine bestimmte Variante ist daher schwer zu bevorzugen.
Vereinigt man beide Varianten, könnte die Prognose so aussehen:
Morgen, Dienstag, nach Abzug der Kaltfront im Südosten und Auflösung von Restwolken zunehmend sonnig, im östlichen Alpenraum anfangs lebhafter Nordwestwind, der untertags rasch nachlässt. Der Tag geht überall trocken zu Ende, die 0°C-Grenze liegt verbreitet um 3500 m.
Am Mittwoch in der ersten Tageshälfte nach Auflösung von Nebel/Hochnebelfeldern zunächst sonnig oder locker bewölkt. Ab Mittag von Nordwesten her Aufzug kompakter Wolkenfelder und speziell an der Alpennordseite einzelne Schauer. In den steir.-niederösterr. Alpen kräftig auffrischender Nordwestwind mit Sturmböen auf den Gipfeln sowie in Scharten.
Donnerstag tendenziell im Süden freundlicher mit längeren Sonnenanteilen, im Norden unbeständig und kühler, ebenso Freitag.
Am Samstag ruhiges Spätsommerwetter mit Nebel in der Früh, aber guter Fernsicht tagsüber. Warm.
Sonntag zentralalpin zunehmendes Gewitterrisiko, sonst freundlich.
Gruß,Felix
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