Hallo,
nachdem ich nach einwöchiger Grippepause (fieses Virus, was da grad umgeht) wieder den Verstand zurückgewonnen habe, darf ich auch an diesem außergewöhnlichen Winter wieder teilhaben, wenn auch für mich selbst leider die Schneeschuhtourensaison vorzeitig zu Ende gegangen ist (auf Anraten des Arztes). So gesehen ist Ostern für mich heuer kein Grund zur Freude, aber lamentieren bringt auch nichts.
Wie ihr mit Blick aus dem Fenster unschwer festgestellt haben dürftet, haben wir Winter. Immer noch. Wer Ende Feber dachte, jetzt sei es endlich vorbei mit dem geweckt werden durch auf Asphalt kratzende Schaufeln, hat sich bitter getäuscht. Der Winter läuft sich nicht tot. Und das längst nicht nur in Wien, nicht nur in Österreich. Der Norden und Osten Deutschlands erlebt nicht nur den sonnenscheinärmsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn, sondern auch den kältesten (kalendarischen!) Frühlingsanfang seit mindestens 130 Jahren. Schnee und Rekordkälte sind auch aus Benelux und Nordfrankreich sowie Großbritannien zu vermelden, selbst im obligatorisch kalten Russland gab es so viel Schnee seit über 50 Jahren nicht mehr, der Schneesturm in Kiew mit meterhohen Schneeverwehungen war in den letzten 100 Jahren noch nicht dagewesen. Winter weit und breit, in der Poebene, an der Adriaküste, im Osten der USA und selbst in Nordindien.
Ein simples "Hoch Jill über Skandinavien ist verantwortlich" erklärt aber nicht, weshalb wir seit Mitte Jänner eine Rekordzahl an Italientiefs erleben. Ich habe mir daher die Mühe gemacht, in eine professionelle Wetterkarte der Nordhalbkugel ein paar Farben einzubringen. Die Karte selbst zeigt die Druckverteilung am Boden (Isobaren, weiße Linien, in Hektopascal) und in der Höhe (Isohypsen, Farben, geopotentielle Dekameter). Vereinfacht gesagt: Entlang der schwarzen Linie verläuft die Frontalzone (Geburtsort für Tiefdruckgebiete), rote Farben zeigen hohen Druck in der Höhe und wärmere Luftmassen (in der Höhe!), grüne und blaue Farben stehen für Tiefdruck und kältere Luftmassen.
Da ist das Resultat schon außergewöhnlich: Pink umrahmt der Verlauf der Tiefdruckzone, die sich für die Jahreszeit etwa 500 km zu weit südlich erstreckt. Von der US-Ostküste bis Griechenland dehnt sich eine Tiefdruckrinne (aneinandergereihte Tiefdruckgebiete mit flacher Druckverteilung) aus, in dieser West-Ost-Erstreckung wirklich außergewöhnlich, habe ich persönlich um diese Jahreszeit noch nie gesehen. Hoher Luftdruck am Boden (und relativ gesehen auch in der Höhe) dagegen über weiten Teilen der Arktis und des Polarkreises. Darunter konnten sich die Luftmassen in den letzten Monaten kräftig auskühlen, sie blieben abgeschottet von der Tiefdrucktätigkeit und fachen die Kaltluftproduktion immer wieder an. Die warme Frühlingsluft wurde weit in den Süden verbannt, krebst da zwischen Florida, Kanaren, Nordafrika bis Nahost herum.
Schauen wir uns die Situation genauer an: Die Farben zeigen die beteiligten Luftmassen. Je wärmer, desto mehr gehen die Farbtöne ins Grüne und Gelbe.
Jedes kleine Tief bringt einen Schub Warmluft nach Osten bzw. Nordosten. Je weiter wir uns Richtung Europa bewegen, desto mehr dünnt diese Warmluftzufuhr allerdings aus. Und sie bringt uns in Österreich auch nichts außer Feuchtezufuhr und Aufgleitschneefälle von Süden her. Gleichzeitig saugt der tiefe Luftdruck im Mittelmeerraum die kalte Luft über der Arktis an. Zu uns dringt also die kältestmögliche Luftmasse um diese Jahreszeit, noch dazu über den Landweg von Russland her, das immer noch schneebedeckt ist. Die Luftmasse erwärmt sich also nicht, was sie über den Wasserweg tun würde (z.B. Nordsee), auch das unterstreicht ihren unbarmherzigen Charakter.
Wie gesagt, diese Großwetterlage herrscht bereits seit Mitte Jänner, und aus der Erfahrung als langjähriger Wetterkartenbetrachter kann ich sagen, dass diese insgesamte Konstellation in den letzten Winter seit 2003/2004 immer wieder vorkommt. Es war also ausgerechnet der Jahrhundertsommer 2003, der einen Wendepunkt des Wintertypus darstellt, das Bindeglied zwischen den milden Sturmwintern der 90er und der oft nicht extrem kalten, aber verhältnismäßig schneereichen Winter des 00er Jahrzehnts. Ich weiß das deshalb so genau, weil ich in meiner Kindheit in Unterfranken selten schneereiche Winter erlebt habe. Wenn mal 10 cm fielen, oder gar 20 cm, war das außergewöhnlich und dauerte selten länger als ein paar Tage an. Seit ich von daheim weg bin, schneit es dort immer wieder kräftig und ergiebig (Murphys Gesetz), legendär der 3. März 2006, als innerhalb 24 Stunden 40 cm fielen, mehr als ich in Innsbruck in 6 Jahren (2004-2010) je erlebt habe! Aber zurück zu heute: Der Prozess ist selbsterhaltend - dummerweise, denn die Tiefdruckgebiete über dem Atlantik und dem Mittelmeer befördern mit der - atypischen - östlichen Strömung ständig Kaltluft in den Atlantik und fachen die Tiefdrucktätigkeit dadurch immer wieder an. Bereits vor 2 Wochen äußerte ich die Befürchtung, dass sich der Frühling heuer deswegen hinauszögern wird, was sich jetzt bestätigt hat.
nachdem ich nach einwöchiger Grippepause (fieses Virus, was da grad umgeht) wieder den Verstand zurückgewonnen habe, darf ich auch an diesem außergewöhnlichen Winter wieder teilhaben, wenn auch für mich selbst leider die Schneeschuhtourensaison vorzeitig zu Ende gegangen ist (auf Anraten des Arztes). So gesehen ist Ostern für mich heuer kein Grund zur Freude, aber lamentieren bringt auch nichts.
Wie ihr mit Blick aus dem Fenster unschwer festgestellt haben dürftet, haben wir Winter. Immer noch. Wer Ende Feber dachte, jetzt sei es endlich vorbei mit dem geweckt werden durch auf Asphalt kratzende Schaufeln, hat sich bitter getäuscht. Der Winter läuft sich nicht tot. Und das längst nicht nur in Wien, nicht nur in Österreich. Der Norden und Osten Deutschlands erlebt nicht nur den sonnenscheinärmsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn, sondern auch den kältesten (kalendarischen!) Frühlingsanfang seit mindestens 130 Jahren. Schnee und Rekordkälte sind auch aus Benelux und Nordfrankreich sowie Großbritannien zu vermelden, selbst im obligatorisch kalten Russland gab es so viel Schnee seit über 50 Jahren nicht mehr, der Schneesturm in Kiew mit meterhohen Schneeverwehungen war in den letzten 100 Jahren noch nicht dagewesen. Winter weit und breit, in der Poebene, an der Adriaküste, im Osten der USA und selbst in Nordindien.
Ein simples "Hoch Jill über Skandinavien ist verantwortlich" erklärt aber nicht, weshalb wir seit Mitte Jänner eine Rekordzahl an Italientiefs erleben. Ich habe mir daher die Mühe gemacht, in eine professionelle Wetterkarte der Nordhalbkugel ein paar Farben einzubringen. Die Karte selbst zeigt die Druckverteilung am Boden (Isobaren, weiße Linien, in Hektopascal) und in der Höhe (Isohypsen, Farben, geopotentielle Dekameter). Vereinfacht gesagt: Entlang der schwarzen Linie verläuft die Frontalzone (Geburtsort für Tiefdruckgebiete), rote Farben zeigen hohen Druck in der Höhe und wärmere Luftmassen (in der Höhe!), grüne und blaue Farben stehen für Tiefdruck und kältere Luftmassen.
Da ist das Resultat schon außergewöhnlich: Pink umrahmt der Verlauf der Tiefdruckzone, die sich für die Jahreszeit etwa 500 km zu weit südlich erstreckt. Von der US-Ostküste bis Griechenland dehnt sich eine Tiefdruckrinne (aneinandergereihte Tiefdruckgebiete mit flacher Druckverteilung) aus, in dieser West-Ost-Erstreckung wirklich außergewöhnlich, habe ich persönlich um diese Jahreszeit noch nie gesehen. Hoher Luftdruck am Boden (und relativ gesehen auch in der Höhe) dagegen über weiten Teilen der Arktis und des Polarkreises. Darunter konnten sich die Luftmassen in den letzten Monaten kräftig auskühlen, sie blieben abgeschottet von der Tiefdrucktätigkeit und fachen die Kaltluftproduktion immer wieder an. Die warme Frühlingsluft wurde weit in den Süden verbannt, krebst da zwischen Florida, Kanaren, Nordafrika bis Nahost herum.
Schauen wir uns die Situation genauer an: Die Farben zeigen die beteiligten Luftmassen. Je wärmer, desto mehr gehen die Farbtöne ins Grüne und Gelbe.
Jedes kleine Tief bringt einen Schub Warmluft nach Osten bzw. Nordosten. Je weiter wir uns Richtung Europa bewegen, desto mehr dünnt diese Warmluftzufuhr allerdings aus. Und sie bringt uns in Österreich auch nichts außer Feuchtezufuhr und Aufgleitschneefälle von Süden her. Gleichzeitig saugt der tiefe Luftdruck im Mittelmeerraum die kalte Luft über der Arktis an. Zu uns dringt also die kältestmögliche Luftmasse um diese Jahreszeit, noch dazu über den Landweg von Russland her, das immer noch schneebedeckt ist. Die Luftmasse erwärmt sich also nicht, was sie über den Wasserweg tun würde (z.B. Nordsee), auch das unterstreicht ihren unbarmherzigen Charakter.
Wie gesagt, diese Großwetterlage herrscht bereits seit Mitte Jänner, und aus der Erfahrung als langjähriger Wetterkartenbetrachter kann ich sagen, dass diese insgesamte Konstellation in den letzten Winter seit 2003/2004 immer wieder vorkommt. Es war also ausgerechnet der Jahrhundertsommer 2003, der einen Wendepunkt des Wintertypus darstellt, das Bindeglied zwischen den milden Sturmwintern der 90er und der oft nicht extrem kalten, aber verhältnismäßig schneereichen Winter des 00er Jahrzehnts. Ich weiß das deshalb so genau, weil ich in meiner Kindheit in Unterfranken selten schneereiche Winter erlebt habe. Wenn mal 10 cm fielen, oder gar 20 cm, war das außergewöhnlich und dauerte selten länger als ein paar Tage an. Seit ich von daheim weg bin, schneit es dort immer wieder kräftig und ergiebig (Murphys Gesetz), legendär der 3. März 2006, als innerhalb 24 Stunden 40 cm fielen, mehr als ich in Innsbruck in 6 Jahren (2004-2010) je erlebt habe! Aber zurück zu heute: Der Prozess ist selbsterhaltend - dummerweise, denn die Tiefdruckgebiete über dem Atlantik und dem Mittelmeer befördern mit der - atypischen - östlichen Strömung ständig Kaltluft in den Atlantik und fachen die Tiefdrucktätigkeit dadurch immer wieder an. Bereits vor 2 Wochen äußerte ich die Befürchtung, dass sich der Frühling heuer deswegen hinauszögern wird, was sich jetzt bestätigt hat.
Kommentar