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13.6.13 Nach dem Hochwasser kommt die Hitze

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  • 13.6.13 Nach dem Hochwasser kommt die Hitze

    Hallo,

    in den deutschen Hochwasserregionen - an der Donau und an der Elbe sind immer noch viele Regionen überflutet - wird sich die Situation in den kommenden Tagen deutlich entspannen. Zumindest bis 20. Juni sieht es in Deutschland nicht nach flächendeckenden Starkregen aus, lokale, aber nur kurzzeitige Wiederanstiege durch Gewitterregen schließt das nicht aus.

    In Österreich ist die Lage etwas schwieriger, denn mit Beginn der Hitzewelle ab Montag klettert die Schneefallgrenze über 4000 m an, damit setzt bis in die Hochlagen der Alpen Schneeschmelze ein, und ein Großteil der gewaltigen Neuschneemengen, die während dem Hochwasserereignis fielen, taut ab. Wie sich das auf die Pegelstände auswirken wird, muss man abwarten.

    Die Prognose für die nächsten Tage ist mit großen Unsicherheiten behaftet:

    Zunächst der sichere Bereich:

    Nachdem heute, am 13. Juni anno 2013, erstmals in diesem Jahr mit über 30 Grad in Westösterreich endlich die 30-Grad-Marke geknackt wurde, erfasst eine Kaltfront in der Nacht auf Freitag die Nordalpen. Die Schneefallgrenze liegt meist um 2000 m oder etwas darüber.

    Am Freitag schwächt sich die Kaltfront nach Osten deutlich ab, das östliche Bergland kommt großteils trocken davon, hier frischt in der Früh kräftiger Nordwestwind auf, auch ein paar dichtere Wolken ziehen durch, das wars auch schon. In den Südalpen entstehen nach freundlichem Start Schauer und Gewitter, die meisten entlang des Tiroler Hauptkamms bis Oberkärnten. Hagel und stürmische Böen sind nicht auszuschließen, lokaler Starkregen kann bei instabilen Hängen zum Kollaps führen. Bitte erkundigt euch für die Tourenplanung, welche Gebiete durch das Juni-Hochwasser gefährdet sind.

    Das Wochenende bringt leider auch heute noch keine Klarheit:


    Das amerikanische GFS-Modell zeigt am Samstag im gesamten Bergland erhöhtes Schauer- und Gewitterrisiko, wobei der Schwerpunkt zwischen Nordtirol und Salzkammergut liegt. Nach dieser Modellsimulation besteht die größte Gefahr in Starkregen und lokal erneuten Murenabgängen/Erdrutschen.

    Das europäische EZMWF-Modell sieht zwar insgesamt weniger Gewitterbereitschaft, dafür mehr Höhenwind und somit im Fall einer Gewitterbildung höhere Unwettergefahr, was Hagel und Sturm betrifft.

    Wenn man beide Modellrechnungen mittelt, würde ich im Bergland von den meisten Gewittern ausgehen, lokal mit Hagel und Sturmböen. Im Osten und Süden geringere Gefahr von Hagel/Sturm, die wenigsten Gewitter zwischen Eisenwurzen und Schneeberg/Wienerwald. Aufgrund der nassen Vorgeschichte muss man in Gewittern jedoch auf den Starkregen achten - das ist selbst dann die Hauptgefahr, wenn wir 5 cm Hagel erwarten (tun wir aber NICHT).

    Für Sonntag ists genau umgekehrt:

    GFS sieht nur vom Tiroler Hauptkamm über Kärnten bis zum Steirischen Hügelland erhöhtes Gewitterpotential.

    Die Europäer schmieren den Niederschlag bis nach Niederösterreich, da wären auch die Voralpen bis Schneeberg und Wienerwald betroffen.

    In beiden Fällen liegt bei zurückgehendem Westwind in der Höhe (langsam ziehende Gewitter) der Schwerpunkt im Starkregen.

    Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Nacht auf Sonntag, wo bei beiden Modellen, besonders GFS, Schauer über die Alpen nordostwärts ziehen. Diese Restfeuchte kann den Grundstein für neue Gewitterbildungen am Folgetag legen (Persistenzprognose) - Ausmaß der nächtlichen Schauer ist leider unsicher.

    *******

    Trend ab Montag

    Am Montag deutlicher Temperaturanstieg in allen Höhen, in 3000 m um +6 Grad, in den Niederungen verbreitet um 30 Grad, im Oberinntal bis 33 Grad. Dazu in der Höhe schwacher Südwind, butterzarter Südföhn, der in den Tälern durch die Talaufwinde aber großteils weggedrückt wird. Im westlichen Bergland gehen am Nachmittag und Abend lokale Wärmegewitter nieder, dabei besteht lokal Unwettergefahr durch Starkregen, großen Hagel und Sturmböen.

    Am Dienstag wird es noch eine Spur heißer, in 1500 m von Ost nach West +18 bis +24 Grad, in 3000 m um 8 Grad. In den Niederungen 32 bis 35 Grad. Lokale Hitzegewitter entstehen am ehesten in den Nordalpen sowie im Steirischen Hügelland - dabei besteht Unwettergefahr.

    Bei den Europäern wird die Hitzewelle ab Donnerstag von Westen beendet, bei den Amerikanern dauert sie bis in den Freitag hinein an.

    Zusammengefasst alle Gefahren der kommenden Wetterlage:


    * In den Hochwasserregionen durch lokal heftige Gewitter erneute Gefahr von Muren oder Erdrutschen.
    * Besonders an den Bächen der Nordalpen, die in den Hochlagen große Neuschneemengen erhalten haben, besteht durch Schneeschmelze erhöhte Hochwassergefahr, da die Temperaturen auch in der Nacht deutlich im positiven Bereich bleiben.
    * In den Hochwasserregionen bzw. generell in den feuchten Regionen Gefahr einer Gelsenplage.
    * Mit der Hitze erhöhte Unwettergefahr in Wärmegewittern (neben Starkregen auch großer Hagel und Sturmböen)

    Gruß,Felix
    http://www.wetteran.de

  • #2
    AW: 13.6.13 Nach dem Hochwasser kommt die Hitze

    Vielen Dank für die (für mich) wenig erfreuliche Prognose. Mehr als 25° brauche ich wirklich nicht.
    "Glück, das kann schon sein: man hat es fast hinter sich und einen Schluck Wasser noch dazu." (Malte Roeper)

    https://www.instagram.com/grandcapucin38/

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    • #3
      AW: 13.6.13 Nach dem Hochwasser kommt die Hitze

      Hier in Salzburg solls echt heiss werden, blöd weil ich meine neuen Hochtourenschuhe (Spantik) mal testen sollte am Fels. Da schmilzt dann mein Fuss darin

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      • #4
        AW: 13.6.13 Nach dem Hochwasser kommt die Hitze

        Samstag und Sonntag wie erwartet unsicher. Gestern gab es in den Nördlichen Kalkalpen einige, heftige Gewitter mit großen Regenmengen, sonst etwas schwächere Gewitter. Heute ging es überhaupt viel später als erwartet los, wahrscheinlich haben die nächtlichen Schauerreste den Ablauf gestört.

        Für die kommende Woche gibt es wenig Neues:


        Von Montag bis Donnerstag überall heiß, im Osten wird der Höhepunkt am Dienstag erreicht, im Westen am Donnerstag.

        Gewitterrisiko:

        Montag: Im westlichen Bergland
        Dienstag, Mittwoch: Zentralalpen, Steirisches Hügelland
        Donnerstag: generell gering, unsicher
        Freitag: sehr unsicher, von Westen Abkühlung

        Gewitter werden nicht verbreitet auftreten, zeigen dann aber enormes Unwetterpotential im Sinne von tropisch anmutendem Starkregen, großem Hagel und Sturmböen.

        Noch ein Wort zu den Höchstwerten:

        In der HEUTE war von "mehr als 40 Grad" in Österreich die Rede - bitte nicht ernstnehmen!


        Denn: Der bisherige Österreich-Rekord liegt bei 39,7 Grad und wurde am 27. Juli 1983 in Dellach/Drautal (600m), Kärnten aufgestellt. Am selben Tag wurden in Deutschland auch +40,2 (Oberpfalz) erreicht, im Jahrhundertsommer 2003 nur von Meteomedia-Stationen übertroffen (+403, in Perl-Nennig im Saarland), aber nicht offiziell bestätigt. In 1500 m Höhe wurden demnach rund 30 Grad erreicht, die Modellarchivkarten zeigen (auflösungsbedingt) nur etwa +25 Grad.

        Damals setzte die Warmluftzufuhr allerdings etwas östlicher an, sodass die Heißluftzunge bis nach Oberkärnten reichte. In den kommenden Tagen befindet sich die Hitzeblase aber nördlich der Alpen, mit bis zu +26 Grad in 1500 m am Mittwoch und Donnerstag zwischen Arlberg und Berchtesgadner Land. Außerhalb der Alpen, also im Donauraum und in den südlichen Beckenlagen kommt die Temperatur in 1500 m nicht über +22 Grad hinaus, in Oberkärnten am Mittwoch bis zu +24 Grad.

        Wenn man die Höhenlage einbezieht, kann man maximal (!) - sofern Saharastaub das Sonnenlicht nicht behindert und der starke Hochdruckeinfluss die vertikale Durchmischung nicht hindert - im Flachland Spitzenwerte von (1 Grad pro 100 m Erwärmung) 35 Grad erwarten, mit Stadteffekt in Wien 36 oder 37 Grad, in Oberkärnten nicht mehr als 34 Grad und in Westösterreich höhenbedingt (Landeck, Imst) ebenfalls 34-35 Grad.

        In Innsbruck könnte der zunehmende Südföhn am Donnerstag durch den Einbezug kühlerer Luft von Südtirol/Brenner die Höchstwerte etwas dämpfen. 40 Grad sehe ich utopisch, auch Werte über 38 Grad sind eher unwahrscheinlich. Aber ob 33 oder 36 Grad - bei Bergtouren ziehe ich dann lieber eine kühle Klamm vor.
        Zuletzt geändert von Exilfranke; 16.06.2013, 19:08.
        http://www.wetteran.de

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        • #5
          AW: 13.6.13 Nach dem Hochwasser kommt die Hitze

          Gestern gab es weniger Gewitter als erwartet, heute dafür mehr. Ursachenforschung ist im Gange... heute waren die Energiewerte enorm, am Oberrand dessen, was in den Alpen so beobachtet wird, deswegen enorm viel Regen, massenweise Hagel, in der Schweiz 5 cm groß, in Polen bis zu 9 cm! Sturmböen gab es auch, am Bodensee sogar Orkanböen. Hohe Energie ist aber nicht alles, denn diese muss freigesetzt werden. Dass es dafür heute gelangt hat, lag u.a. an der extrem feuchten Bodenluft. Das war das Prozent Luftfeuchte mehr, das meist fehlt. Heute hat alles gepasst.

          Morgen erwarte ich trotzdem weniger als heute.
          http://www.wetteran.de

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          • #6
            AW: 13.6.13 Nach dem Hochwasser kommt die Hitze

            Vielen Dank für das Update, deine Berichte führen mich echt in Versuchung, mich mal in eine grundlegende Meteorologievorlesung reinzusetzen, die sind auf der Uni gleich neben uns. Wenn ich nur nicht so auf Kriegsfuß mit dem nicht-chemischen Rechnen wäre. (Kriegsfuß ist gut, bin einfach zu blöd dafür )

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            • #7
              AW: 13.6.13 Nach dem Hochwasser kommt die Hitze

              Zitat von Exilfranke
              In der HEUTE war von "mehr als 40 Grad" in Österreich die Rede - bitte nicht ernstnehmen !
              Ich nehm` schon lang nix mehr ernst !

              Und "mehr als 40 Grad" bezieht sich wohl auf "in der Sonne".

              36,5 Grad im Schatten - und das gab es heute - ist allerdings nicht gar so weit entfernt.

              Dieser Satz zum nächsten Sonntag gfoit ma, Felix, ganz echt :

              Zitat von Exilfranke
              Die Europäer schmieren den Niederschlag bis nach Niederösterreich, da wären auch die Voralpen bis Schneeberg und Wienerwald betroffen.
              Das wird jetzt echt spannend : WER HAT RECHT ? Europäer oder Amis ?

              ( Zum Glück ist das in diesem Fall nur eine meteorologische Frage ! )
              Zuletzt geändert von Willy; 18.06.2013, 23:52.
              TOUREN PLANEN - TOUREN (ERFOLGREICH) DURCHFÜHREN - TOUREN DOKUMENTIEREN

              Das ist auch eine Art "Heilige Dreifaltigkeit" !

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