Hallo,
die erste Umwandlung dieses Jahr eines ehemaligen Hurrikans, hier BERTHA, in ein Sturmtief der gemäßigten Breiten (und ein gemäßigtes Sturmtief), sorgt über den Britischen Inseln für einen der stärksten Stürme im August seit vielen Jahren, auch die Nordsee wird betroffen sein. Den Alpenraum erfasst Ex-Bertha mit einer voraussichtlich markanten Kaltfront erst im Laufe des Montags. Bis dahin fließt aber noch reichlich Schmelzwasser die Donau hinab, denn die Wettermodelle haben nach wie vor große Schwierigkeiten zu erfassen, was sich zwischen Samstag und Montag über West- und Mitteleuropa abspielen wird.
Am Freitag sind sich die Modelle aber noch einig: Das steuernde Zentraltief liegt nordwestlich von Irland, ein flaches Randtief liegt über dem Ärmelkanal und ist in eine zunehmend kräftige südwestliche Höhenströmung eingebettet. Damit wird wärmere, aber auch instabile Luft herangeführt. Instabil deswegen, weil die Warmluft bodennah schneller vorankommt als in der Höhe (-> vertikaler Temperaturunterschied, Destabilisierung). Vom Rätikon bis Hohe Tauern sowie an der Alpensüdseite herrscht ein gewisses Wärmegewitterrisiko, während nördlich des Hauptkamms am späten Nachmittag und Abend föhniger Südwind für Absinken und trockenere Luftmassen sorgt. Allgemein geht die Gewitterneigung am späten Abend wieder deutlich zurück. Höchstwerte: in 3000 m um +8 Grad, in 2000 m +16 Grad.
Am Samstag verstärkt sich das erwähnte Randtief über der Nordsee, und beschleunigt den ersten Kaltfrontdurchgang. Allerdings steilt nach dem Randtief die Höhenströmung weiter auf Süd bis Südwest auf, sodass die kältere Luft nicht bis zu den Alpen vorankommt und stattdessen rückläufig wird. Das bedeutet für den Ostalpenraum, dass sich zwar schwül-heiße und recht labile Luft auf weite Teile des Berglands ausbreiten, aber voraussichtlich nicht den Alpenostrand erreichen. Längere Zeit oder sogar gänzlich trocken kann es daher vom Oststeirischen Hügelland über Wechsel und Rax-Schneeberg-Region bis zum Wienerwald bleiben. In Westösterreich beginnt der Tag hingegen schon am Vormittag teils bewölkt und ab Mittag entstehen Schauer und Gewitter, die tagsüber rasch ostwärts voranschreiten. Symptomatisch für diesen Sommerverlauf ist die Höhenströmung zum Zeitpunkt der Gewittertätigkeit deutlich am Abflauen und alle Modelle geben sehr starke Signale für abermals große Regenmengen. Darüber hinaus ist auch der Energiegehalt der Luftmasse relativ hoch (> 1000 J/kg), auch Hagel von 2-3 cm Größe und Sturmböen sind nicht auszuschließen. Die Temperaturen sind mit der Höhe ähnlich wie am Vortag, allerdings verschiebt sich der Hitzeschwerpunkt an den Alpenostrand.
Am Sonntag zieht das Randtief ab, nachfolgend sorgt ein schwaches Zwischenhoch für trockene Verhältnisse im Ostalpenraum, aber nur bis zum späten Sonntagvormittag ist das in den beiden wichtigsten Modellen ECMWF (benutzen v.a. ZAMG und ORF) und GFS (benutzt auch UBIMET neben anderen) abgesichert. Während GFS wiederum nur über den westlichen Gebirgsgruppen bei föhnigem Südwind ein geringes Wärmegewitterrisiko sieht, ist bei EZMWF entlang des gesamten Alpenhauptkamms, aber auch am Alpenostrand mit lokalen, durchaus heftigen Gewittern zu rechnen.
Der Grund für diese Diskrepanz liegt in der unterschiedlichen Simulation von Ex-BERTHA. Bei GFS verstärkt sich der ehemalige Tropensturm zu einem Sturmtief über England mit 985 hPa Kerndruck, während bei EZMWF noch vor Ex-Bertha ein weiteres, kleinräumiges Tief über Benelux entsteht. Dadurch bleibt die Strömung in der Höhe mehr westlich als südwestlich, und damit kann sich das Zwischenhoch nicht durchsetzen. Das kleinräumige Tief verstärkt sich in der Folge und erreicht mit rund 990 hPa Kerndruck die Nordsee gegen Mitternacht, während Ex-Bertha sich zunehmend über Deutschland in Wohlgefallen auflöst, also zum Lercherlschas mutiert.
Was bedeutet das für Montag?
Nach GFS erfasst bereits am Vormittag die Alpennordseite eine kräftige Druckwelle mit stark auffrischendem Westwind, die kühlere Luft einströmen lässt. Gewitter entstehen zunächst nur über den Zentralalpen und der Alpensüdseite, wo die wärmere, instabile Luft noch nicht ausgeräumt wurde. Nach diesem Szenario gehen die Gewitter vermehrt in gewittrigen Starkregen über und breiten sich bis Montagnacht bis ins östliche Bergland aus. Nach Mitternacht ist der Kas bissen, also Front samt Regen aus Österreich abgezogen.
Bei EZMWF ist zwar ebenfalls nach Mitternacht das Gröbste durch, aber der Schwerpunkt läge hier in den Nordalpen bis einschließlich Wienerwald, während die Alpensüdseite zunächst trocken bliebe und erst am Abend hier die Gewitter durchgehen.
So viel erstmal zum Wochenende.
Gruß,
Felix
PS: Das erste Randtief am Freitag kann im Südwesten von Deutschland erhöhtes Unwetterpotential verursachen, da hier kräftige Winde und Instabilität zusammentreffen, am Samstag wird es dann im nördlich und östlich der Elbe spannend, am Sonntag mit Ex-Bertha oder eventuellem Tief davor zeichnet sich dann ein sehr explosives Gemisch über ganz Deutschland ab. Schwere Sturmböen in Gestalt einer Gewitterlinie bzw. sogar lokale Tornadogefahr sind dann nicht ausgeschlossen.
die erste Umwandlung dieses Jahr eines ehemaligen Hurrikans, hier BERTHA, in ein Sturmtief der gemäßigten Breiten (und ein gemäßigtes Sturmtief), sorgt über den Britischen Inseln für einen der stärksten Stürme im August seit vielen Jahren, auch die Nordsee wird betroffen sein. Den Alpenraum erfasst Ex-Bertha mit einer voraussichtlich markanten Kaltfront erst im Laufe des Montags. Bis dahin fließt aber noch reichlich Schmelzwasser die Donau hinab, denn die Wettermodelle haben nach wie vor große Schwierigkeiten zu erfassen, was sich zwischen Samstag und Montag über West- und Mitteleuropa abspielen wird.
Am Freitag sind sich die Modelle aber noch einig: Das steuernde Zentraltief liegt nordwestlich von Irland, ein flaches Randtief liegt über dem Ärmelkanal und ist in eine zunehmend kräftige südwestliche Höhenströmung eingebettet. Damit wird wärmere, aber auch instabile Luft herangeführt. Instabil deswegen, weil die Warmluft bodennah schneller vorankommt als in der Höhe (-> vertikaler Temperaturunterschied, Destabilisierung). Vom Rätikon bis Hohe Tauern sowie an der Alpensüdseite herrscht ein gewisses Wärmegewitterrisiko, während nördlich des Hauptkamms am späten Nachmittag und Abend föhniger Südwind für Absinken und trockenere Luftmassen sorgt. Allgemein geht die Gewitterneigung am späten Abend wieder deutlich zurück. Höchstwerte: in 3000 m um +8 Grad, in 2000 m +16 Grad.
Am Samstag verstärkt sich das erwähnte Randtief über der Nordsee, und beschleunigt den ersten Kaltfrontdurchgang. Allerdings steilt nach dem Randtief die Höhenströmung weiter auf Süd bis Südwest auf, sodass die kältere Luft nicht bis zu den Alpen vorankommt und stattdessen rückläufig wird. Das bedeutet für den Ostalpenraum, dass sich zwar schwül-heiße und recht labile Luft auf weite Teile des Berglands ausbreiten, aber voraussichtlich nicht den Alpenostrand erreichen. Längere Zeit oder sogar gänzlich trocken kann es daher vom Oststeirischen Hügelland über Wechsel und Rax-Schneeberg-Region bis zum Wienerwald bleiben. In Westösterreich beginnt der Tag hingegen schon am Vormittag teils bewölkt und ab Mittag entstehen Schauer und Gewitter, die tagsüber rasch ostwärts voranschreiten. Symptomatisch für diesen Sommerverlauf ist die Höhenströmung zum Zeitpunkt der Gewittertätigkeit deutlich am Abflauen und alle Modelle geben sehr starke Signale für abermals große Regenmengen. Darüber hinaus ist auch der Energiegehalt der Luftmasse relativ hoch (> 1000 J/kg), auch Hagel von 2-3 cm Größe und Sturmböen sind nicht auszuschließen. Die Temperaturen sind mit der Höhe ähnlich wie am Vortag, allerdings verschiebt sich der Hitzeschwerpunkt an den Alpenostrand.
Am Sonntag zieht das Randtief ab, nachfolgend sorgt ein schwaches Zwischenhoch für trockene Verhältnisse im Ostalpenraum, aber nur bis zum späten Sonntagvormittag ist das in den beiden wichtigsten Modellen ECMWF (benutzen v.a. ZAMG und ORF) und GFS (benutzt auch UBIMET neben anderen) abgesichert. Während GFS wiederum nur über den westlichen Gebirgsgruppen bei föhnigem Südwind ein geringes Wärmegewitterrisiko sieht, ist bei EZMWF entlang des gesamten Alpenhauptkamms, aber auch am Alpenostrand mit lokalen, durchaus heftigen Gewittern zu rechnen.
Der Grund für diese Diskrepanz liegt in der unterschiedlichen Simulation von Ex-BERTHA. Bei GFS verstärkt sich der ehemalige Tropensturm zu einem Sturmtief über England mit 985 hPa Kerndruck, während bei EZMWF noch vor Ex-Bertha ein weiteres, kleinräumiges Tief über Benelux entsteht. Dadurch bleibt die Strömung in der Höhe mehr westlich als südwestlich, und damit kann sich das Zwischenhoch nicht durchsetzen. Das kleinräumige Tief verstärkt sich in der Folge und erreicht mit rund 990 hPa Kerndruck die Nordsee gegen Mitternacht, während Ex-Bertha sich zunehmend über Deutschland in Wohlgefallen auflöst, also zum Lercherlschas mutiert.
Was bedeutet das für Montag?
Nach GFS erfasst bereits am Vormittag die Alpennordseite eine kräftige Druckwelle mit stark auffrischendem Westwind, die kühlere Luft einströmen lässt. Gewitter entstehen zunächst nur über den Zentralalpen und der Alpensüdseite, wo die wärmere, instabile Luft noch nicht ausgeräumt wurde. Nach diesem Szenario gehen die Gewitter vermehrt in gewittrigen Starkregen über und breiten sich bis Montagnacht bis ins östliche Bergland aus. Nach Mitternacht ist der Kas bissen, also Front samt Regen aus Österreich abgezogen.
Bei EZMWF ist zwar ebenfalls nach Mitternacht das Gröbste durch, aber der Schwerpunkt läge hier in den Nordalpen bis einschließlich Wienerwald, während die Alpensüdseite zunächst trocken bliebe und erst am Abend hier die Gewitter durchgehen.
So viel erstmal zum Wochenende.
Gruß,
Felix
PS: Das erste Randtief am Freitag kann im Südwesten von Deutschland erhöhtes Unwetterpotential verursachen, da hier kräftige Winde und Instabilität zusammentreffen, am Samstag wird es dann im nördlich und östlich der Elbe spannend, am Sonntag mit Ex-Bertha oder eventuellem Tief davor zeichnet sich dann ein sehr explosives Gemisch über ganz Deutschland ab. Schwere Sturmböen in Gestalt einer Gewitterlinie bzw. sogar lokale Tornadogefahr sind dann nicht ausgeschlossen.
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