Hallo,
nachfolgend die Antwort auf whitewaters Frage:
Ja, weil bei klassischen Nordstaulagen der Wind in der Höhe eher schwach ist, unterhalb Kammniveau meist auf Nord und dazu die Atmosphärenschichtung relativ stabil ist. Dann wird Luftströmung unterhalb Kammniveau blockiert und der Niederschlag wird nicht ins Lee verdriftet.
Ist natürlich "blöd" bzgl. der Wettervorhersage, da man strenggenommen in die Obersteiermark nördlich des Alpenhauptkamms und südlich des Alpenhauptkamms unterteilen müsste, welcher naturgemäß eine Wetterscheide bildet, jedenfalls in der Mehrzahl der Fälle, denn...
Ja, weil im Sommerhalbjahr die Stabilität der Atmsphärenschichtung herabgesetzt ist, weniger wird auf der Luvseite (Niedere Tauern) blockiert, mehr kann ins Lee strömen.
An besagten Tagen herrschte sowohl eine starke Nordwestströmung in der Höhe als auch unter Kammniveau eine neutrale bis instabile Luftschichtung, was beides die Überströmung (d.h. wenig wird blockiert) des Hauptkamms fördert, also im Grunde genommen die Mischung aus winterlicher Dynamik (starke Strömungen) und sommerlicher Instabilität (labile Schichtung).
Es hängt von den genannten Zutaten
- Intensität der Anströmung (in verschiedenen Höhen)
- Stabilität der Atmosphärenschichtung (abhängig von der vertikalen Temperatur- und Feuchteverteilung)
ab. Im Sommer ist die Stabilität allgemein geringer, im Winter dafür die Anströmung eher stärker.
Effektiver Nordstau wird dann produziert, wenn
- bodennah eine starke Nordströmung herrscht und die Höhenströmung nicht zu stark ist, um die Niederschlagsteilchen ins Lee der Gebirgszüge zu verfrachten (was vergangene Woche auch in Innsbruck passierte, wo trotz Nordföhn immerhin 40 mm Niederschlag fielen).
Ineffektiv ist der Stau dann, wenn
- bodennah Westwinde herrschen, die den Niederschlag von der Gebirgskette wegtragen (kein Stau)
Allgemein hängt der Stau von drei Faktoren ab:
- wie lange brauchen die Niederschlagsteilchen, um soweit anzuwachsen, dass sie schwer genug werden, um aus der Wolke zu fallen (Wachstumszeit)?
- wie lange brauchen die Niederschlagsteilchen, um am Boden anzukommen (Fallzeit)?
- wie groß ist Zeitdauer der Überströmung des Gebirges (Überströmzeit)?.
Wenn die Wachstums- und Fallzeit größer als die Überströmzeit ist, fällt der Niederschlag nicht im Luv, sondern erst im Lee aus, d.h. der Stau ist wenig effektiv.
Wenn sich der Niederschlag erst im Luv bildet, kann die Überströmzeit leicht zu groß sein, ist bereits Niederschlag vorhanden, ehe das Luv erreicht wird (z.B. herannahende Schauerstaffeln), ist die Wachstumszeit geringer und mehr Niederschlag fällt im Luv aus.
Bei kurzer Überströmzeit (= starke Anströmung), hängt es stark davon, ob es über den tiefen Regenwolken auch höhere Wolken gibt, die Eis/Niederschlagsteilchen in die Regenwolken "säen", was das Ausfällen von Regentropfen aus den Regenwolken begünstigt. (Dieser Prozess wird auch Seeder-Feeder-Effekt genannt).
Um zu Deiner Frage zurückzukommen - Schneeflocken sind leichter als Regentropfen, d.h. ihre Fallzeit ist viel größer, und sie können bei starker Anströmung rascher ins Lee verfrachtet werden als Regentropfen. Tendenziell würde man sich also bei gleichen Bedingungen (Anströmung, Stabilität) den stärkeren Stauniederschlag bei Regenwolken erwarten.
Darum ist es im Winter für effektiven Stauschneefall wichtig, dass die Anströmung über Kammniveau nicht zu groß wird, und bestenfalls über den tiefen Wolkenschichten noch höhere Wolkenschichten existieren (wenn z.B. Schauerwolken, die die Eisphase erreichen, mit eingelagert sind), die die tiefen Wolkenschichten mit Eiskristallen *säen*.
Ich hoffe, ich konnte Deine Fragen einigermaßen verständlich beantworten.
Eine physikalische (meteorologische) Erklärung kann man beispielsweise in diesem Vorlesungsskript für Gebirgsmeteorologie nachlesen (diente mir auch als Quelle):
http://imgi.uibk.ac.at/MEhrendorfer/...en_SS_2005.pdf
Gruß,Felix
nachfolgend die Antwort auf whitewaters Frage:
Zitat von whitewater
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Man kann davon ausgehen, dass im Winter für unser Gebiet die Wettervorhersage für den Süden der Steiermark dann eher zutrifft als die Wettervorhersage für die Obersteiermark, obwohl wir ja geografisch in der Obersteiermark liegen...
In den wärmeren Jahreszeiten ist es jedoch öfters der Fall, dass die Nordstaulagen eher bis in unser Gebiet durchdringen und erst weiter südlich (Gleinalpe, Stubalpe) hängen bleiben.
Gestern und heute schaut es allerdings so aus, dass wir trotz Nordstaulage doch nicht vom Schnee verschont geblieben sind und es weiter südlich auch noch Niederschläge gibt.
Hat dieses beobachtete Phänomen (Sommer-Winter) etwas mit der großräumigen Temperaturverteilung im Winter zu tun
- Intensität der Anströmung (in verschiedenen Höhen)
- Stabilität der Atmosphärenschichtung (abhängig von der vertikalen Temperatur- und Feuchteverteilung)
ab. Im Sommer ist die Stabilität allgemein geringer, im Winter dafür die Anströmung eher stärker.
Effektiver Nordstau wird dann produziert, wenn
- bodennah eine starke Nordströmung herrscht und die Höhenströmung nicht zu stark ist, um die Niederschlagsteilchen ins Lee der Gebirgszüge zu verfrachten (was vergangene Woche auch in Innsbruck passierte, wo trotz Nordföhn immerhin 40 mm Niederschlag fielen).
Ineffektiv ist der Stau dann, wenn
- bodennah Westwinde herrschen, die den Niederschlag von der Gebirgskette wegtragen (kein Stau)
und bleiben Schneewolken an Bergen eher hängen als Regenwolken?
Oder ist das nur ein regionales Phänomen?
Oder ist das nur ein regionales Phänomen?
- wie lange brauchen die Niederschlagsteilchen, um soweit anzuwachsen, dass sie schwer genug werden, um aus der Wolke zu fallen (Wachstumszeit)?
- wie lange brauchen die Niederschlagsteilchen, um am Boden anzukommen (Fallzeit)?
- wie groß ist Zeitdauer der Überströmung des Gebirges (Überströmzeit)?.
Wenn die Wachstums- und Fallzeit größer als die Überströmzeit ist, fällt der Niederschlag nicht im Luv, sondern erst im Lee aus, d.h. der Stau ist wenig effektiv.
Wenn sich der Niederschlag erst im Luv bildet, kann die Überströmzeit leicht zu groß sein, ist bereits Niederschlag vorhanden, ehe das Luv erreicht wird (z.B. herannahende Schauerstaffeln), ist die Wachstumszeit geringer und mehr Niederschlag fällt im Luv aus.
Bei kurzer Überströmzeit (= starke Anströmung), hängt es stark davon, ob es über den tiefen Regenwolken auch höhere Wolken gibt, die Eis/Niederschlagsteilchen in die Regenwolken "säen", was das Ausfällen von Regentropfen aus den Regenwolken begünstigt. (Dieser Prozess wird auch Seeder-Feeder-Effekt genannt).
Um zu Deiner Frage zurückzukommen - Schneeflocken sind leichter als Regentropfen, d.h. ihre Fallzeit ist viel größer, und sie können bei starker Anströmung rascher ins Lee verfrachtet werden als Regentropfen. Tendenziell würde man sich also bei gleichen Bedingungen (Anströmung, Stabilität) den stärkeren Stauniederschlag bei Regenwolken erwarten.
Darum ist es im Winter für effektiven Stauschneefall wichtig, dass die Anströmung über Kammniveau nicht zu groß wird, und bestenfalls über den tiefen Wolkenschichten noch höhere Wolkenschichten existieren (wenn z.B. Schauerwolken, die die Eisphase erreichen, mit eingelagert sind), die die tiefen Wolkenschichten mit Eiskristallen *säen*.
Ich hoffe, ich konnte Deine Fragen einigermaßen verständlich beantworten.
Eine physikalische (meteorologische) Erklärung kann man beispielsweise in diesem Vorlesungsskript für Gebirgsmeteorologie nachlesen (diente mir auch als Quelle):
http://imgi.uibk.ac.at/MEhrendorfer/...en_SS_2005.pdf
Gruß,Felix
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