Hallo,
aktuell speit der isländische Vulkan Lava(brocken) und Asche bis in große Höhen
http://eldgos.mila.is/eyjafjallajoku...thorolfsfelli/
(nett das neue Feature einer Infrarotkamera)
bei Tageslicht gibts hier immer wieder Augenweiden zu bestaunen
http://www.mulakot.net/images/myndavelar/14flugv.jpg
http://www.vodafone.is/eldgos/en
Es ist für mich das erste Mal, einen Vulkanausbruch live aus sicherer Entfernung mitzuerleben, und es dürfte überhaupt das erste Mal sein, dass man ihn weltweit über Webcam und Internet mitverfolgen kann. So gesehen schon etwas Besonderes, vor allem bei solchen Bildern:
Bild 1 zu Beginn der Ausbruchserie, Bild 2 Ende April/Anfang Mai, Bild 3 gestern
In allen 3 Fällen wird die Aschewolke nach Süd/Südosten abgetrieben, sodass die Hauptstadt Islands, Reyjkjavik, von der Asche verschont bleibt, das war vor 2 Wochen allerdings auch mal anders, als der Wind in Höhe des Vulkans auf Ost drehte. Da musste der Flughafen mal einen Tag dicht bleiben.
Das Satellitenbild vom 6. Mai 2010 zeigt speziell die Aschekonzentrationen in der Atmosphäre, hier rötlich eingefärbt.
Das Satellitenbild vom 7. Mai 2010 zeigt die Staubkonzentrationen (der Asche-Ausschnitt zeigt nur Island, deshalb...), Unschwer zu erkennen hat sich eine hochkonzentrierte Aschefahne ausgebildet, die mit der Höhenströmung südwärts driftet.
Anhand der zweiten Schliere weiter südlich sieht man auch, dass die Höhenströmung westlich von Island einen Knick macht. Dem Höhentief sei 'Dank', das uns dafür einen kühlen, unbeständigen Mai beschert, der auch in der zweiten Dekade kein Ende in Sachen Unbeständigkeit und Niederschläge im Alpenraum finden wird.
Nachfolgend noch ein paar Daten und Fakten zum Vulkan. Ich bin kein Vulkanologe, halte mich daher zurück mit Mutmaßungen, auch was den schlummernden Nachbarsvulkan 'Katla' betrifft, den übereifrige Webcamgucker andauernd ausbrechen lassen, nur weil die Webcam im Wind wackelt...
1. Warum war dieser Vulkanausbruch Mitte April in Europa so gravierend?
Das lag an den Strömungsverhältnissen, wir hatten zufällig zum Zeitpunkt des Ausbruchs eine straffe Nordwestströmung zwischen Island und Mitteleuropa, die die Asche in kurzer Zeit und ohne große Ausdünnung zu uns brachte.
2. Kann die Asche den Boden erreichen?
Theoretisch geschieht dies nur dann, wenn es starke Vertikalbewegungen gibt, also im Bereich von Abwinden in Schauern/Gewittern, die gleichzeitig die Asche auswaschen. Weiters gibt es absinkende Luftbewegung im Lee von Gebirgsketten (auch kleine Gebirgsketten wie die Mittelgebirge genügen), also Föhn, der die Asche bis in tiefe Lagen transportiert. Unter Hochdruckeinfluss sinkt die Asche zwar gemächlich ab, wird aber - sofern der Hochdruckeinfluss nicht zu stark ist, an der Temperaturinversion (Absinkinversion) gestoppt, verweilt also oberhalb der Inversion. Nachteilig wirkt sich im Hoch allerdings aus, dass die Luft mangels Wind kaum durchmischt wird und die Konzentrationen nur langsam ausdünnen.
Und natürlich, wenn die Aschekonzentration so hoch ist, dass die Asche schwerer als die Luft wird und es Ascheregen gibt, aber das ist nur in unmittelbarer Nähe des Vulkans der Fall bzw. bei extremen Eruptionen (vgl. Mount St. Helens, Ätna, Vesuv)
3. Gelangt die Asche in die Stratosphäre?
Zum Zeitpunkt der Eruption(en) Mitte April lag die Tropopause (die Grenzfläche zwischen Troposphäre und Stratosphäre) bei ca. 10.000m Höhe, abhängig von der Stärke der Eruption kann die Asche durchaus bis zur Stratosphäre gedrungen sein. Nach der großen Eruption bis vor wenigen Tagen war die Aschewolke kaum noch vorhanden bzw. sehr niedrig, sodass nichts so weit hinauf gelangen konnte, um nachhaltig 'klimawirksam' zu werden. Beim jüngsten Ausbruch ging es wieder bis 10000m, allerdings befindet sich die Tropoause derzeit bei rund 11000m.
4. Was sind die kurzfristigen Auswirkungen auf das Wetter?
Die Atmosphäre wird massiv mit zusätzlichen Kondensationskernen angereichert, die zur Anlagerung von (unterkühlten) Wassertropfen dienen können. Das fördert die Wolkenbildung, nicht zwingend aber die Niederschlagsbildung, wenn sich zwar viele kleine Tropfen bilden, die aber nicht groß/schwer genug sind, um auszufallen.
Je nach Intensität des Ascheschleiers kann die entstehende (milchige) Bewölkung die Sonneneinstrahlung vermindern, dadurch die fühlbare Wärme (Temperaturmaxima) herabsetzen und Schauer/Gewitterbildung unterdrücken.
Unsicherheit bzgl. Wolken/Niederschlagsbildung ist dahingehend gegeben, dass es von der Zusammensetzung/Art der Teilchen/Moleküle in der Aschewolke abhängt, ob es eine Verstärkung oder Abschwächung gibt.
Warum es bei Vulkanausbrüchen häufig blitzt, ist hier gut erklärt:
http://bazonline.ch/wissen/natur/War...story/27050116
5. Kann die Asche das Klima (= langfristig) beeinflussen?
Das hängt von vielen Faktoren ab, weswegen man da auch keine genauen Aussagen treffen kann, je weiter es in die Zukunft geht, nämlich davon...
a) wie lange der Ausbruch anhält
b) wie intensiv die Eruptionen sind
c) ob gleichzeitig Niederschlag den Auswurf auswäscht/ausdünnt
d) wie hoch die Tropopause liegt
e) die Zusammensetzung der Aschewolke
f) wo die großräumige Höhenströmung verläuft.
Denn Letzteres bestimmt, ob die Asche rasch um den Globus getragen wird, wie beim Pinatubo-Ausbruch (Juni 1991), oder längere Zeit an einem Ort verweilt.
Ein Vulkan in tropischen Breitenkreisen ist außerdem klimawirksamer, siehe http://blogs.ethz.ch/klimablog/2010/...-beeinflussen/
6. Warum ist die Asche für den Flugverkehr so gefährlich?
"Im schlimmsten Fall kann das Triebwerk ausfallen, denn sie brauchen zur Verbrennung von Kerosin Sauerstoff - und der ist in einer Wolke aus Vulkanasche knapp. Die Folge können Störungen des Antriebs sein."
"So kämen zwar Partikel in den Antrieb. Ein Triebwerk könne das aber verkraften,"
"Die aufgewirbelten Partikel haben außerdem einen ähnlichen Effekt wie ein Sandstrahler: Sie können die Fenster von Flugzeugen zerkratzen und dadurch die Sicht beeinträchtigen. Außerdem können die Sensoren der Messgeräte für Höhe und Geschwindigkeit ausfallen."
Quelle: http://www.tagesschau.de/inland/vulkanasche100.html
Wie mir ein Mitarbeiter der Deutschen Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen (die auch ein Forschungsflugzeug hochschickten, um die Aschekonzentration/zusammensetzung zu untersuchen) kürzlich erläuterte,
ist Asche deswegen so tückisch, weil sie schon bei 1200°C schmilzt und im Triebwerk Temperaturen um 1400°C herrschen. Saharastaub besteht hingegen aus Quarzsand, der erst bei 1600°C schmilzt. Daher beeinträchtigt Saharastaub vorwiegend die Sicht, aber weniger die Triebwerke.
Das kann passieren, wenn man durch eine Aschewolke fliegt, ist nicht zu empfehlen:
http://de.wikipedia.org/wiki/British-Airways-Flug_9
In meinen Augen war die Totalsperre völlig gerechtfertigt, lieber Millionenverluste als hunderte Tote. Das war ein Präzedenzfall, jetzt kann man die Gefahren besser einschätzen und auch frühzeitig Messflugzeuge hochschicken.
Fazit:
Eyjafjallajökull hat gehörig Wirbel ins Flugwettergeschehen über Europa gebracht. Plötzlich sind Meteorologen wieder in aller Munde, denn es hängt naturgemäß von der Strömung ab, ob die Asche zu uns kommt oder nicht, so wie damals bei Tschernobyl auch.
Am aktuellen Sauwetter im Mai trägt der Vulkanausbruch allerdings keine Schuld. Und ehe der Klimawandel bzw. die -erkältung bemüht wird: ähnlich kalt bzw. noch kälter war es Anfang Mai auch (u.a.) in den Jahren 2002,1985,1979,1974,1957,1913. Ohne Eyjafjallajökull.
Gruß,Felix
aktuell speit der isländische Vulkan Lava(brocken) und Asche bis in große Höhen
http://eldgos.mila.is/eyjafjallajoku...thorolfsfelli/
(nett das neue Feature einer Infrarotkamera)
bei Tageslicht gibts hier immer wieder Augenweiden zu bestaunen
http://www.mulakot.net/images/myndavelar/14flugv.jpg
http://www.vodafone.is/eldgos/en
Es ist für mich das erste Mal, einen Vulkanausbruch live aus sicherer Entfernung mitzuerleben, und es dürfte überhaupt das erste Mal sein, dass man ihn weltweit über Webcam und Internet mitverfolgen kann. So gesehen schon etwas Besonderes, vor allem bei solchen Bildern:
Bild 1 zu Beginn der Ausbruchserie, Bild 2 Ende April/Anfang Mai, Bild 3 gestern
In allen 3 Fällen wird die Aschewolke nach Süd/Südosten abgetrieben, sodass die Hauptstadt Islands, Reyjkjavik, von der Asche verschont bleibt, das war vor 2 Wochen allerdings auch mal anders, als der Wind in Höhe des Vulkans auf Ost drehte. Da musste der Flughafen mal einen Tag dicht bleiben.
Das Satellitenbild vom 6. Mai 2010 zeigt speziell die Aschekonzentrationen in der Atmosphäre, hier rötlich eingefärbt.
Das Satellitenbild vom 7. Mai 2010 zeigt die Staubkonzentrationen (der Asche-Ausschnitt zeigt nur Island, deshalb...), Unschwer zu erkennen hat sich eine hochkonzentrierte Aschefahne ausgebildet, die mit der Höhenströmung südwärts driftet.
Anhand der zweiten Schliere weiter südlich sieht man auch, dass die Höhenströmung westlich von Island einen Knick macht. Dem Höhentief sei 'Dank', das uns dafür einen kühlen, unbeständigen Mai beschert, der auch in der zweiten Dekade kein Ende in Sachen Unbeständigkeit und Niederschläge im Alpenraum finden wird.
Nachfolgend noch ein paar Daten und Fakten zum Vulkan. Ich bin kein Vulkanologe, halte mich daher zurück mit Mutmaßungen, auch was den schlummernden Nachbarsvulkan 'Katla' betrifft, den übereifrige Webcamgucker andauernd ausbrechen lassen, nur weil die Webcam im Wind wackelt...
1. Warum war dieser Vulkanausbruch Mitte April in Europa so gravierend?
Das lag an den Strömungsverhältnissen, wir hatten zufällig zum Zeitpunkt des Ausbruchs eine straffe Nordwestströmung zwischen Island und Mitteleuropa, die die Asche in kurzer Zeit und ohne große Ausdünnung zu uns brachte.
2. Kann die Asche den Boden erreichen?
Theoretisch geschieht dies nur dann, wenn es starke Vertikalbewegungen gibt, also im Bereich von Abwinden in Schauern/Gewittern, die gleichzeitig die Asche auswaschen. Weiters gibt es absinkende Luftbewegung im Lee von Gebirgsketten (auch kleine Gebirgsketten wie die Mittelgebirge genügen), also Föhn, der die Asche bis in tiefe Lagen transportiert. Unter Hochdruckeinfluss sinkt die Asche zwar gemächlich ab, wird aber - sofern der Hochdruckeinfluss nicht zu stark ist, an der Temperaturinversion (Absinkinversion) gestoppt, verweilt also oberhalb der Inversion. Nachteilig wirkt sich im Hoch allerdings aus, dass die Luft mangels Wind kaum durchmischt wird und die Konzentrationen nur langsam ausdünnen.
Und natürlich, wenn die Aschekonzentration so hoch ist, dass die Asche schwerer als die Luft wird und es Ascheregen gibt, aber das ist nur in unmittelbarer Nähe des Vulkans der Fall bzw. bei extremen Eruptionen (vgl. Mount St. Helens, Ätna, Vesuv)
3. Gelangt die Asche in die Stratosphäre?
Zum Zeitpunkt der Eruption(en) Mitte April lag die Tropopause (die Grenzfläche zwischen Troposphäre und Stratosphäre) bei ca. 10.000m Höhe, abhängig von der Stärke der Eruption kann die Asche durchaus bis zur Stratosphäre gedrungen sein. Nach der großen Eruption bis vor wenigen Tagen war die Aschewolke kaum noch vorhanden bzw. sehr niedrig, sodass nichts so weit hinauf gelangen konnte, um nachhaltig 'klimawirksam' zu werden. Beim jüngsten Ausbruch ging es wieder bis 10000m, allerdings befindet sich die Tropoause derzeit bei rund 11000m.
4. Was sind die kurzfristigen Auswirkungen auf das Wetter?
Die Atmosphäre wird massiv mit zusätzlichen Kondensationskernen angereichert, die zur Anlagerung von (unterkühlten) Wassertropfen dienen können. Das fördert die Wolkenbildung, nicht zwingend aber die Niederschlagsbildung, wenn sich zwar viele kleine Tropfen bilden, die aber nicht groß/schwer genug sind, um auszufallen.
Je nach Intensität des Ascheschleiers kann die entstehende (milchige) Bewölkung die Sonneneinstrahlung vermindern, dadurch die fühlbare Wärme (Temperaturmaxima) herabsetzen und Schauer/Gewitterbildung unterdrücken.
Unsicherheit bzgl. Wolken/Niederschlagsbildung ist dahingehend gegeben, dass es von der Zusammensetzung/Art der Teilchen/Moleküle in der Aschewolke abhängt, ob es eine Verstärkung oder Abschwächung gibt.
Warum es bei Vulkanausbrüchen häufig blitzt, ist hier gut erklärt:
http://bazonline.ch/wissen/natur/War...story/27050116
5. Kann die Asche das Klima (= langfristig) beeinflussen?
Das hängt von vielen Faktoren ab, weswegen man da auch keine genauen Aussagen treffen kann, je weiter es in die Zukunft geht, nämlich davon...
a) wie lange der Ausbruch anhält
b) wie intensiv die Eruptionen sind
c) ob gleichzeitig Niederschlag den Auswurf auswäscht/ausdünnt
d) wie hoch die Tropopause liegt
e) die Zusammensetzung der Aschewolke
f) wo die großräumige Höhenströmung verläuft.
Denn Letzteres bestimmt, ob die Asche rasch um den Globus getragen wird, wie beim Pinatubo-Ausbruch (Juni 1991), oder längere Zeit an einem Ort verweilt.
Ein Vulkan in tropischen Breitenkreisen ist außerdem klimawirksamer, siehe http://blogs.ethz.ch/klimablog/2010/...-beeinflussen/
6. Warum ist die Asche für den Flugverkehr so gefährlich?
"Im schlimmsten Fall kann das Triebwerk ausfallen, denn sie brauchen zur Verbrennung von Kerosin Sauerstoff - und der ist in einer Wolke aus Vulkanasche knapp. Die Folge können Störungen des Antriebs sein."
"So kämen zwar Partikel in den Antrieb. Ein Triebwerk könne das aber verkraften,"
"Die aufgewirbelten Partikel haben außerdem einen ähnlichen Effekt wie ein Sandstrahler: Sie können die Fenster von Flugzeugen zerkratzen und dadurch die Sicht beeinträchtigen. Außerdem können die Sensoren der Messgeräte für Höhe und Geschwindigkeit ausfallen."
Quelle: http://www.tagesschau.de/inland/vulkanasche100.html
Wie mir ein Mitarbeiter der Deutschen Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen (die auch ein Forschungsflugzeug hochschickten, um die Aschekonzentration/zusammensetzung zu untersuchen) kürzlich erläuterte,
ist Asche deswegen so tückisch, weil sie schon bei 1200°C schmilzt und im Triebwerk Temperaturen um 1400°C herrschen. Saharastaub besteht hingegen aus Quarzsand, der erst bei 1600°C schmilzt. Daher beeinträchtigt Saharastaub vorwiegend die Sicht, aber weniger die Triebwerke.
Das kann passieren, wenn man durch eine Aschewolke fliegt, ist nicht zu empfehlen:
http://de.wikipedia.org/wiki/British-Airways-Flug_9
In meinen Augen war die Totalsperre völlig gerechtfertigt, lieber Millionenverluste als hunderte Tote. Das war ein Präzedenzfall, jetzt kann man die Gefahren besser einschätzen und auch frühzeitig Messflugzeuge hochschicken.
Fazit:
Eyjafjallajökull hat gehörig Wirbel ins Flugwettergeschehen über Europa gebracht. Plötzlich sind Meteorologen wieder in aller Munde, denn es hängt naturgemäß von der Strömung ab, ob die Asche zu uns kommt oder nicht, so wie damals bei Tschernobyl auch.
Am aktuellen Sauwetter im Mai trägt der Vulkanausbruch allerdings keine Schuld. Und ehe der Klimawandel bzw. die -erkältung bemüht wird: ähnlich kalt bzw. noch kälter war es Anfang Mai auch (u.a.) in den Jahren 2002,1985,1979,1974,1957,1913. Ohne Eyjafjallajökull.
Gruß,Felix
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