In den Wetterberichten liest man gelegentlich etwas von "gewittrigen Schauern", "Gewitter", "Wärmegewitter" oder "gewittriger Starkregen".
Physikalisch gesehen gibt es keinen Unterschied. Ein Gewitter ist ein Gewitter, egal ob es nur einen Blitz oder viele Blitze erzeugt, ob es sich nur um Erdblitze oder nur um Wolkenblitze handelt.
GEWITTRIGE SCHAUER
Wenn Meteorologen von "gewittrigen Schauern" reden, ist dies in der Regel eine abgeschwächte Formulierung, d.h., das Gewitter ist eher schwach, bringt kurz etwas Starkregen, ein paar Erdblitze, aber meist keine Unwettererscheinungen (Hagel, Sturm, Starkregen mit Sturzflutgefahr).
Typischerweise treten "gewittrige Schauer" hinter einer Kaltfront auf, wenn Höhenkaltluft für "Aprilwetter" sorgt, also ein Wechselspiel aus kurzen sonnigen Phasen und größeren Quellwolken, ab und zu mal ein Regenguss, der eben auch mit Blitz und Donner einhergehen kann. Im Winterhalbjahr sind da durchaus auch Sturmböen mit von der Partie, wobei inneralpine Gewitter extrem selten sind.
Um es zu betonen: auch gewittrige Schauer können für den Bergsteiger gefährlich sein, da besonders bei diesen überwiegend Erdblitze auftreten und bei exponierter Lage entsprechend erhöhte Blitzschlaggefahr besteht.
Vorsicht ist auch geboten, wenn sich die Meteorologen irren und die Gewittergefahr verharmlosen. So sind trotz angekündigter gewittriger Schauer durchaus heftige Gewitter möglich, gerade bei schwülwarmer Luft oder hochsommerlichen Temperaturen. Ich bringe dazu ggf. Beispiele aus Wetterberichten.
WÄRMEGEWITTER
Sie treten meist dann auf, wenn die starke Tageserwärmung zu Überentwicklungen (wie es beim Flugwetter heißt) und isolierten Gewitterbildungen führt. Sie sind meist nur von kurzer Dauer (30-60min), jedoch oft ortsfest und daher anfällig für lokale Sturzfluten und kleinen Hagel.
Sie entstehen meist bei Hochdrucklagen, wenn es allgemein sonnig ist und Gewitterbildungen sonst die Ausnahme bleiben. Alpenweit bekannt für Wärmegewitter ist etwa die Region zwischen Fischbacher Alpen und Wechsel, aber auch Südtirol. Außerhalb der Alpen ist es mäßig-steiles Hügelland wie zwischen Böhmerwald, Mühl- und Waldviertel.
GEWITTRIGER STARKREGEN
Ein Paradebeispiel hierfür ist der 8.August 2011 in Kärnten. Typisch hierfür: über der Poebene und Friaul-Venezien entstehen bei Südwestwind in der Höhe teils heftige Gewitter, oft verbunden mit sintflutartigem Regen, großen Hagel und schweren Sturmböen, nicht selten auch mit (teils starken) Tornados. Das Feuchteangebot liefert die (warme) Adria, die Aufwärtsbewegungen werden durch die Südalpen verstärkt. Während Hagel und Sturm auf die italienische Seite beschränkt sind, bekommt Kärnten den Ambossregen ab. Wenn die Gewittertätigkeit über Italien immer wieder angefacht wird, hält der schauerartig verstärkte Regen in Kärnten an. Gelegentlich blitzt es aus dem Amboss. Das ist typischer, gewittriger Starkregen. Hauptunterschied zu anderen Gewittern: Es handelt sich um flächigen Regen, der zwar gebietsweise schwächer ausfallen kann, aber nicht gänzlich aufhört, und sonst keine Begleiterscheinungen wie Hagel/Sturm hervorruft.
Selbiges passiert, wenn ein großes Gewittersystem vom Tessin, Lombardei und Graubünden ostwärts zieht, und der Ambossregen Nordtirol erfasst. Auch Wien erfasste am 7. August, nachmittags, gewittrigen Starkregen, während es im südlichen Steinfeld bis zum Nordburgenland kräftige Gewitter waren, die zusätzlich kleinen Hagel und Sturmböen verursachten.
GEWITTER
Steht sonst nichts dabei, so sind meist Gewitter unter Front- bzw. großräumigen Hebungseinfluss gemeint. Hier gibt es einige Varianten, wobei im Wetterbericht für den Normalverbraucher die Ursachen selten erwähnt werden, z.B. nahezu ortsfeste Kaltfronten, rasch ziehende Kaltfronten, verwellende (teils rückläufige) Kaltfronten, Höhentroge, etc...
Die meisten Gewitter entstehen nicht an der Kaltfront selbst, sondern davor, wo es warm und vor allem feucht genug ist. Wenn dies passiert, bedeutet das Gewitter also nicht, dass die Front schon durch ist. Es können sich neuerlich Gewitter entwickeln, und zwar so lange, bis die Front den absoluten Feuchtegehalt senkt.
Auch das passierte am 7. August: die Kaltfront befand sich über dem Alpenvorland und über der nördlichen Steiermark schoss eine Gewitterzelle nach der anderen hoch, die nordostwärts zog. Das ging erstmal so weiter, bis die erste Staffel der Kaltfront ankam.
Gewitter direkt an der Kaltfront sind selten, und treten häufiger im Winterhalbjahr auf. Auch kann sich vorlaufend zur Kaltfront in der günstigen Luftmasse eine Gewitterlinie bilden, die die Rolle der Kaltfront übernimmt (die Kaltfront selbst bringt dann gar nichts oder nur etwas Regen).
***
linienhaft
Wenn von linienhaften oder linienförmigen Gewittern die Rede ist, besteht die Hauptgefahr im Wind. Die Gewitter ziehen dann in hohem Tempo durch, bringen nur kurzzeitig Starkregen oder kleinen Hagel, dafür Sturmböen oder sogar Orkanböen. Oft handelt es sich dann um einen Verbund mehrerer Gewitter, die eine größere Fläche abdecken.
kräftig und heftig
Eine subjektive Steigerung. In den Auswirkungen meist auf Starkregen und Hagel bezogen. Heftig heißt dann großer Hagel (> 2 cm), Sintflut und evtl. Orkanböen. Bestenfalls steht das dabei.
vereinzelt, einzelne, ein paar, einige , verbreitet
In dieser Reihenfolge eine Steigerung, was die Häufigkeit von Gewittern betrifft. Wobei gewittrige Schauer selten alleine sind, vereinzelt liest man eher im Zusammenhang mit Wärmegewittern.
FAZIT
Im Gebirge ist die Blitzschlaggefahr immer am höchsten, dann gilt es im Falle eines Gewitters ein paar Verhaltensregeln zu beachten, darunter...
...metallene Gegenstände/Stöcke weit vom Körper entfernt liegen lassen
...sich flach am Boden zusammenkauern (Schrittspannung!!!!)
...exponierte Orte verlassen, nicht unter isoliert stehenden Bäumen/Baumgruppen Schutz suchen
...sich von Bergseen/Wasserflächen fernhalten (Leitfähigkeit)
...lange genug warten, bis das Gewitter durch ist (Blitze schlagen sowohl weit vor dem Gewitter als auch dahinter ein: Ambossblitze, oft positiv geladen und sehr energiereich, im Extremfall bis zu 20 km vom Niederschlagsbereich entfernt)
****
Nach dem Blitzschlag folgt der Regen (Überflutungen, Murenabgänge, trockengelegte Bachbette, die plötzlich gefüllt sind, Hangrutsche, Steinschlag,...) sowie der Sturm (etwa auf ausgesetzten Wegen, Graten, Gipfel). Hagel macht erst Aua, wenn er eine bestimmte Größe erreicht.
Man hat alles richtig gemacht, wenn man vor dem Gewitter entweder gar nicht raufgeht, oder schon wieder unten ist.
Gruß,Felix
Physikalisch gesehen gibt es keinen Unterschied. Ein Gewitter ist ein Gewitter, egal ob es nur einen Blitz oder viele Blitze erzeugt, ob es sich nur um Erdblitze oder nur um Wolkenblitze handelt.
GEWITTRIGE SCHAUER
Wenn Meteorologen von "gewittrigen Schauern" reden, ist dies in der Regel eine abgeschwächte Formulierung, d.h., das Gewitter ist eher schwach, bringt kurz etwas Starkregen, ein paar Erdblitze, aber meist keine Unwettererscheinungen (Hagel, Sturm, Starkregen mit Sturzflutgefahr).
Typischerweise treten "gewittrige Schauer" hinter einer Kaltfront auf, wenn Höhenkaltluft für "Aprilwetter" sorgt, also ein Wechselspiel aus kurzen sonnigen Phasen und größeren Quellwolken, ab und zu mal ein Regenguss, der eben auch mit Blitz und Donner einhergehen kann. Im Winterhalbjahr sind da durchaus auch Sturmböen mit von der Partie, wobei inneralpine Gewitter extrem selten sind.
Um es zu betonen: auch gewittrige Schauer können für den Bergsteiger gefährlich sein, da besonders bei diesen überwiegend Erdblitze auftreten und bei exponierter Lage entsprechend erhöhte Blitzschlaggefahr besteht.
Vorsicht ist auch geboten, wenn sich die Meteorologen irren und die Gewittergefahr verharmlosen. So sind trotz angekündigter gewittriger Schauer durchaus heftige Gewitter möglich, gerade bei schwülwarmer Luft oder hochsommerlichen Temperaturen. Ich bringe dazu ggf. Beispiele aus Wetterberichten.
WÄRMEGEWITTER
Sie treten meist dann auf, wenn die starke Tageserwärmung zu Überentwicklungen (wie es beim Flugwetter heißt) und isolierten Gewitterbildungen führt. Sie sind meist nur von kurzer Dauer (30-60min), jedoch oft ortsfest und daher anfällig für lokale Sturzfluten und kleinen Hagel.
Sie entstehen meist bei Hochdrucklagen, wenn es allgemein sonnig ist und Gewitterbildungen sonst die Ausnahme bleiben. Alpenweit bekannt für Wärmegewitter ist etwa die Region zwischen Fischbacher Alpen und Wechsel, aber auch Südtirol. Außerhalb der Alpen ist es mäßig-steiles Hügelland wie zwischen Böhmerwald, Mühl- und Waldviertel.
GEWITTRIGER STARKREGEN
Ein Paradebeispiel hierfür ist der 8.August 2011 in Kärnten. Typisch hierfür: über der Poebene und Friaul-Venezien entstehen bei Südwestwind in der Höhe teils heftige Gewitter, oft verbunden mit sintflutartigem Regen, großen Hagel und schweren Sturmböen, nicht selten auch mit (teils starken) Tornados. Das Feuchteangebot liefert die (warme) Adria, die Aufwärtsbewegungen werden durch die Südalpen verstärkt. Während Hagel und Sturm auf die italienische Seite beschränkt sind, bekommt Kärnten den Ambossregen ab. Wenn die Gewittertätigkeit über Italien immer wieder angefacht wird, hält der schauerartig verstärkte Regen in Kärnten an. Gelegentlich blitzt es aus dem Amboss. Das ist typischer, gewittriger Starkregen. Hauptunterschied zu anderen Gewittern: Es handelt sich um flächigen Regen, der zwar gebietsweise schwächer ausfallen kann, aber nicht gänzlich aufhört, und sonst keine Begleiterscheinungen wie Hagel/Sturm hervorruft.
Selbiges passiert, wenn ein großes Gewittersystem vom Tessin, Lombardei und Graubünden ostwärts zieht, und der Ambossregen Nordtirol erfasst. Auch Wien erfasste am 7. August, nachmittags, gewittrigen Starkregen, während es im südlichen Steinfeld bis zum Nordburgenland kräftige Gewitter waren, die zusätzlich kleinen Hagel und Sturmböen verursachten.
GEWITTER
Steht sonst nichts dabei, so sind meist Gewitter unter Front- bzw. großräumigen Hebungseinfluss gemeint. Hier gibt es einige Varianten, wobei im Wetterbericht für den Normalverbraucher die Ursachen selten erwähnt werden, z.B. nahezu ortsfeste Kaltfronten, rasch ziehende Kaltfronten, verwellende (teils rückläufige) Kaltfronten, Höhentroge, etc...
Die meisten Gewitter entstehen nicht an der Kaltfront selbst, sondern davor, wo es warm und vor allem feucht genug ist. Wenn dies passiert, bedeutet das Gewitter also nicht, dass die Front schon durch ist. Es können sich neuerlich Gewitter entwickeln, und zwar so lange, bis die Front den absoluten Feuchtegehalt senkt.
Auch das passierte am 7. August: die Kaltfront befand sich über dem Alpenvorland und über der nördlichen Steiermark schoss eine Gewitterzelle nach der anderen hoch, die nordostwärts zog. Das ging erstmal so weiter, bis die erste Staffel der Kaltfront ankam.
Gewitter direkt an der Kaltfront sind selten, und treten häufiger im Winterhalbjahr auf. Auch kann sich vorlaufend zur Kaltfront in der günstigen Luftmasse eine Gewitterlinie bilden, die die Rolle der Kaltfront übernimmt (die Kaltfront selbst bringt dann gar nichts oder nur etwas Regen).
***
linienhaft
Wenn von linienhaften oder linienförmigen Gewittern die Rede ist, besteht die Hauptgefahr im Wind. Die Gewitter ziehen dann in hohem Tempo durch, bringen nur kurzzeitig Starkregen oder kleinen Hagel, dafür Sturmböen oder sogar Orkanböen. Oft handelt es sich dann um einen Verbund mehrerer Gewitter, die eine größere Fläche abdecken.
kräftig und heftig
Eine subjektive Steigerung. In den Auswirkungen meist auf Starkregen und Hagel bezogen. Heftig heißt dann großer Hagel (> 2 cm), Sintflut und evtl. Orkanböen. Bestenfalls steht das dabei.
vereinzelt, einzelne, ein paar, einige , verbreitet
In dieser Reihenfolge eine Steigerung, was die Häufigkeit von Gewittern betrifft. Wobei gewittrige Schauer selten alleine sind, vereinzelt liest man eher im Zusammenhang mit Wärmegewittern.
FAZIT
Im Gebirge ist die Blitzschlaggefahr immer am höchsten, dann gilt es im Falle eines Gewitters ein paar Verhaltensregeln zu beachten, darunter...
...metallene Gegenstände/Stöcke weit vom Körper entfernt liegen lassen
...sich flach am Boden zusammenkauern (Schrittspannung!!!!)
...exponierte Orte verlassen, nicht unter isoliert stehenden Bäumen/Baumgruppen Schutz suchen
...sich von Bergseen/Wasserflächen fernhalten (Leitfähigkeit)
...lange genug warten, bis das Gewitter durch ist (Blitze schlagen sowohl weit vor dem Gewitter als auch dahinter ein: Ambossblitze, oft positiv geladen und sehr energiereich, im Extremfall bis zu 20 km vom Niederschlagsbereich entfernt)
****
Nach dem Blitzschlag folgt der Regen (Überflutungen, Murenabgänge, trockengelegte Bachbette, die plötzlich gefüllt sind, Hangrutsche, Steinschlag,...) sowie der Sturm (etwa auf ausgesetzten Wegen, Graten, Gipfel). Hagel macht erst Aua, wenn er eine bestimmte Größe erreicht.
Man hat alles richtig gemacht, wenn man vor dem Gewitter entweder gar nicht raufgeht, oder schon wieder unten ist.
Gruß,Felix
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